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Kitanos Regenschirme - Filmforen.de - Seite 11

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Kitanos Regenschirme


503 Antworten in diesem Thema

#301 Bastro

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Geschrieben 25. Oktober 2008, 09:48

Hellboy 2 - Die goldene Armee Guillermo del Toro, D/USA 2008

Auch ohne Teil 1 zu kennen findet man sich in diesem Universum schnell zurecht. Denn viele der anderen Koordinaten sind wohlbekannt aus Kunst und Kultur der letzten Jahrzehnte. Was da alles zitiert wird, ist schon eine Pracht. Und das mit einer spielerischen Leichtigkeit und einer tollen Rhythmisierung, daß zwei Stunden wie im Flug vergehen. Und eine der Leistungen dabei ist: der Film scheint mir immer ein del Toro-Film zu bleiben, denn das Pastiche der Bildzitate entpersönlicht nicht die Handschrift des Autors. Ich bin überzeugt, man kann das auch an technischen Fertigkeiten nachweisen (wenn man das drauf hat). Und mit etwas Abstand wird mir auch klar, weshalb der Film für mich so gut funktioniert: weil er eben keine Aneinanderreihung stupider, ornamental-barocker Schlachtensensationen ist, sondern ein gut durchstrukturiertes Menü, das auch den Nebengängen Raum bietet sich zu enfalten und den kleinen Geschmacksnuancen Luft zum Atmen. Die menschliche Dimension, das menschliche Drama um Freundschaft und Liebe, Vaterschaft und gesellschaftliches Ansehen machen aus diesem opulenten Fantasyfilm ein Charakterdrama Gesellschaftsdrama, am schönsten gefaßt im Tode, in der Ermordung des Walddämons, wo wir ganz bei del Toro (und Tolkien) sind, der die simplifizierten Dichotomien gut-böse auszuhebeln weiß. Das ist großes Blockbusterkino.

Bearbeitet von Bastro, 25. Oktober 2008, 14:35.


#302 Bastro

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Geschrieben 25. Oktober 2008, 16:42

Kokaku kidotai / Ghost in the Shell Mamoru Oshii, Japan 1995

Äußerst komplexer, weil vielschichtiger Animeklassiker. Selbst mehrfache Sichtungen bringen nur partiell Übersicht. Das Problem scheint mir zu sein, daß einen jedesmal die Bilder wegreißen, sobald die Handlung zu komplex wird. Gerne läßt man das zu in der Hoffnung, plotmäßig wieder einsteigen zu können. Das mißlang mir bisher jedesmal. Und nie habe ich das als Defizit empfunden. Schön auch, wie kompakt der Film trotzdem wirkt. Nach gut 80 min. ist alles vorbei und man könnte direkt von vorn beginnen. Die Komplexität der Bilder ist schier unglaublich, auch die Kamerawinkel atemberaubend. Wenn man Lust hat, kann man die eine Fluchtsequenz durch die sich auftürmenden, architektonisch stark geschachtelten Gebäude des Armenviertels mal mit der verfallenen Stadt aus RE-CYCLE vergleichen. Das haben die Pangs 1:1 abgekupfert zitiert.
Immer wieder toll.

#303 Bastro

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Geschrieben 25. Oktober 2008, 22:17

Dark Horse / Voksne Mennesker Dagur Kári, Dämemark/Island 2005

Romantisch depressive Loser-Ballade um einen sympathischen Tagedieb, der sich seinen bescheidenen Lebensunterhalt mit Street Art verdient: er schreibt Liebeserklärungen mit Kunstwerken an die Wand, die verliebte Jungs ihren Mädels zukommen lassen möchten. Das Problem dabei ist natürlich, daß es illegal ist, und so nur ein Frage der Zeit, bis er geschnappt wird. Nummer 2 ist sein Freund "Opa", ein dicker Geselle, der gerne Fußballschiri werden möchte und außerdem in die hübsche Bäckersfrau (3) verliebt ist. Die allerdings fährt auf den Sprayer ab...
Gedreht fast ausschließlich in schwarz/weiß gibt es dann doch ein Erweckungserlebnis, das man so richtig gut finden kann. Der zweite Erzählstrang mit dem Richter als komplementäres Gegenstück läßt den Film etwas ausufern, schaftt aber den Raum für das Glück der Liebenden. Gefällig ist der Film ja, aber trotzdem liebenswert.

#304 Bastro

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Geschrieben 26. Oktober 2008, 11:47

Das Haus an der Friedhofsmauer Lucio Fulci, Italien 1981

Die Erwartung an eine stringente Erzählung sollte man zuhause lassen, wenn man dieses gothisch angehauchte Spukhaus betritt. Was hier zählt, ist meines Erachtens die Atmosphäre, die sich sowohl aus den tollen Settings, als auch dem famosen Sounddesign zusammensetzt (ein wenig erinnert es mich an das Gepoltere in BIS DAS BLUT GEFRIERT). Gut auch einmal diese rasante Montage der Blicke zwischen dem Ehepaar und der Babysitterin - direkt denkt man, da läuft was zwischen den beiden, und das wie nebenbei und ohne Worte inszeniert. Trinkt man gerade Cola, verpaßt man die Stelle. Ansonsten: Keller, Blut, Gekröse, Wissenschaftler, Friedhof, Kinder. Ja, Kinder, vor allem sehr gruslig dieser überhübsche häßliche Zwerg mit dem großen Mund. Brrr. Und natürlich das Mädchen im Fenster auf der Photographie. Freudstein sieht leider ein wenig wie ein Schokomuffin aus. Die Frauen im Film allerdings sind erste Sahne. Guter, wenn auch nicht überragender, atmosphärischer Horrorfilm.

Bearbeitet von Bastro, 26. Oktober 2008, 11:48.


#305 Bastro

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Geschrieben 26. Oktober 2008, 16:07

Brutale Stadt / Città violenta Sergio Sollima, Italien 1970

Profikiller Jeff (Charles Bronson) nimmt es mit einem ganzen Syndikat auf. Seine Geliebte Vanessa mit den blonden langen Haaren wechselt die Seite und macht mit Gangsterboss Telly Savalas rum, als er im Knast sitzt. Jeff ist ein Einzelgänger, und auch die Versuche ihn mit kompromittierenden Photos zu erpressen, schlägt fehl. Doch da hat ihn Vanessa schon wieder an der Angel.

Die Eröffnungssequenz der rasanten Autoverfolgungsjagd ist sehr stark und zeigt an, wo es hier lang geht. Gute Action, tolle Autos, überall Halunken, und inmitten eine schöne Blondine. Leider kann der Film auf der Inhaltebene mit dieser Rasanz nicht mithalten: die Handlung schlingert etwas ziellos und holprig herum, so manche Wendung wirkt willkürlich. Spannend ist der Film aber auch deswegen, da man in Jeff nicht nur den knallharten Einzelgänger erkennt, sondern mit zunehmender Laufzeit eine gebrochene Figur; so sind es nicht nur die sexuellen Reize Vanessas, die ihn immer wieder von seinem geradlinigen Weg abkommen lassen, sondern Gefühle echter Zuneigung. Das macht ihn schließlich zum tragischen Helden und aus dem Film eine bittere Tragödie. Sehr sehenswert.

Bearbeitet von Bastro, 26. Oktober 2008, 16:08.


#306 Bastro

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Geschrieben 26. Oktober 2008, 20:04

Il Triangolo della paura / Der Commander Antonio Margheriti, Italien 1988

In Bankok findet sich eine Söldnertruppe zusammen, die im 'Goldenen Dreieck' die Bastion eines Drogenbarons in die Luft jagen soll. Außerdem soll eine "Floppy Disk" - die tatsächlich eine CD ist - sichergestellt werden, die zur Entlarvung eines Drogenrings samt hochrangigen Politikern dienen soll. Wie erwartet gibt es größere Probleme, als angenommen.

Dieser Film bietet Söldner, Waffen und Explosionen, Dschungelkämpfe, Donald Pleasence und Lee van Cleef, Thomas Danneberg und Manfred Lehmann. Reicht das nicht für kuriose Unterhaltung? Sollte man meinen, denn auch das Ohr bekommt einiges geboten: tolldreiste, absurde Dialoge nämlich. Auch die Kampfszenen sind streckenweise so absurd inszeniert, da bleibt einem fast das Lachen im Halse stecken. Nun denn. Alles in allem ist der Film mit etwas goodwill erträglich, mit viel Bier und entspannten Freunden mit Hang zu primitiver Söldneraction jedoch sicherlich ein spaßig Unterfangen.

#307 Bastro

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Geschrieben 28. Oktober 2008, 21:59

Sartana - Noch warm und schon Sand drauf Giuliano Carnimeo, Italien/Spanien 1970

Man möge mir das freche Mundwerk verzeihen, aber ich behaupte mal: das hier ist (zu Teilen) die Vorlage zu DEADWOOD. Die Mine, die Frau als Verwalterin, die sich dann als ganz schön gerissen herausstellt, die grausamen Chinesen, das Gold, die Huren, die Kartenspieler, der Alkohol usw. Positiv fällt jedenfalls auf, daß in diesem SARTANA die Handlung nicht ganz so episodisch und erratisch geraten ist, sondern sich eher in eine Erzählung findet als im ein Jahr jüngeren TÖTEN WAR SEIN TÄGLICH BROT. Auch Gianni Garko sieht etwas verbrannter und älter aus, was zu seinem Haudegenimage sehr gut paßt. Und da muß man natürlich auf die deutsche Rainer Brandt-Synchro eingehen, die in diesem Film das ultimative Spaßprogramm bietet. Da kommt mit zunehmender Laufzeit ein Spruch nach dem anderen, gerne auch mal in Kölsch oder Bairisch. Man faßt es nicht. Was durchaus befremdlich wirken kann zum ansonsten eher ernsten Film. Da merkt man mal, daß die Synchronisation eine ernstzunehmende Kunstform ist, die großen Einfluß auf den Film hat und diesen sehr zu modifizieren vermag. Ein sehenswerter und auch sehr lustiger Film.

Bearbeitet von Bastro, 28. Oktober 2008, 22:00.


#308 Bastro

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Geschrieben 30. Oktober 2008, 20:10

Bo sau – Vengeance / Kuan der unerbittliche Rächer Chang Cheh, Hongkong 1970

Ein düsteres Rachedrama präsentiert hier Chang Cheh mit den beiden Ikonen David Chiang und Ti Lung. Die Handlung ist relativ übersichtlich, die Kämpfe fulminant und sehr deftig, der Totenzähler rattert ohne Unterlaß. Toll die Parallelmontagen zur Pekingoper, später die zwischen den finalen Kämpfen der Brüder. Verstärkt durch abstrakte Sounduntermalung und Zeitlupensterben. Die letztlich tödlichen Wunden erleiden die beiden Brüder übrigens an denselben Körperstellen.
Blutig und brutal, dabei abgeklärt und in sich gekehrt: David Chiang steht einmal da wie 30 Jahre später Tony Leung in IN THE MOOD FOR LOVE: rauchend, grüblend, im Halbschatten vor einer Wand. Auch diese Frau, die ihm nahe kommt, ist die eines anderen: die seines toten Bruders. Das Leben gibt es nur als falsches.

Bearbeitet von Bastro, 30. Oktober 2008, 20:13.


#309 Bastro

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Geschrieben 02. November 2008, 01:00

Die Vögel Alfred Hitchcock, USA 1963

Dieser Film ist ja sehr offen was Interpretationsansätze angeht; bzw. fordert er diese geradezu heraus, da die Ereignisse so abstrus daherkommen. Denn gerade Vögel "würden so etwas niemals tun" (also Menschen angreifen), so die Ornithologin in der Kneipe. Nun tun sie es aber doch, was den Schrecken erst so richtig befeuert.
Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, und das nicht nur bei der Darstellung der kauzig-durchschnittlichen Kleinstädter, sondern auch in filmhistorisch wichtigen Szenen, wie in einer der schönsten der Kinogeschichte überhaupt: als Melanie Daniels die kurvige Küstenstraße nach Bodega Bay entlangheizt, hat sie auf dem Beifahrersitz zwei Papageien im Käfig sitzen, welche sich beide zugleich ob des rasanten Fahrstils und der wirkenden Fliehkräfte zur Seite neigen und sich dann wieder aufrichten. Erst nach links, dann nach rechts. Herrlich!

#310 Bastro

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Geschrieben 02. November 2008, 11:00

Nightmare Detective Shinya Tsukamoto, Japan 2006

Eines macht dieser etwas kommerziellere Film Tsukamotos sicher nicht: Gefangene. Teilweise unglaublich brutal, schnellst geschnitten und ein ohrenbetäubend heftiges Sounddesign bündeln sich zu einer Reise ins Unterbewußte und in die Träume junger Großstädter, die den Willen zu Leben verloren haben. Zu sehen gibt es düstere Räume, schlecht beleuchtete Gänge, dreckige Flure, Keller, Neonlicht, Großstadtansichten, Metall, Beton, Autobahnen, Züge. Einmal kurz gewährt die Erinnerung einen Ausflug in die Kindheit, da erscheint plötzlich eine grüne Wiese, Sonne, Wolken, die lächelnde Familie; und das ist schlicht schockierend.

#311 Bastro

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Geschrieben 02. November 2008, 23:36

Kalter Hauch / The Mechanic Michael Winner, USA 1972

Charles Bronson gibt hier den eiskalten, berechnenden Killer, einen Architekten des Todes. Seine Aufträge erfüllt er mit äußerster Präzision und sorgfältigster Planung - er nutzt die Schwächen der Opfer aus, um möglichst "natürliche" Tode herbeizuführen. Großartig ist der Anfang, der etwa 15 Minuten Vorbereitung und Durchführung eines Auftrags dokumentiert. Wer das Opfer ist, interessiert nicht. Die Organisation ist der Auftraggeber, und Arthur Bishop tut das, was er am besten kann.
Als er einen Schüler in die Künste seines Metiers einweist, ganz so wie der Karatelehrer, ein japanischer Sensei, ihn in der Kampfkunst unterrichtet, kommt er einer Verschwörung auf die Schliche, bei dem sich ein Duell zwischen Lehrer und Schüler abzeichnet. Doch Bishop ist alt geworden, zeigt Schwächen: wird Mensch. Ob er dieses Duell gewinnen kann, ist fraglich.
Die zweite beeindruckende Szene zeigt eine Freundin des Schülers, die um Liebe oder irgendeine Reaktion zu erpressen, sich vor den Augen der beiden Killern die Pulsadern aufschneidet. Der Schüler beweist sich vor dem Lehrer durch äußerste Gefühlskälte. Was für ein finsterer Film!
Das Ende kulminiert in einer furiosen Actionsequenz, die den Fokus allerdings von den Figuren wegführt, und somit -obwohl sehr spannend und herb in der Darstellung- etwas von der menschlichen Kälte ablenkt. Dennoch: ein wahrlich grausam beeindruckender Film. Toll.

#312 Bastro

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Geschrieben 05. November 2008, 18:18

Bodigâdo Kiba: Hissatsu sankaku tobi Ryuichi Takamori, Japan 1973

Ein Film aus den Siebzigern mit den entsprechenden Klamotten, Sonnenbrillen und Autos. Der Film hat zwar so etwas wie eine Handlung - Sonny Chiba stellt sich als Leibwächter derer zur Verfügung, die bereit sind, gegen die Gangsterbosse eines Drogenkartells auszusagen, nur um von der Frau, die er beschützt, hintergangen zu werden, da sie ihren eigenen Drogendeal durchzieht - sich aber eigentlich von toller Actionszene zur nächsten Klopperei laviert.
Dabei kommt die Gewalt nicht zu kurz, wenn er etwa einem nichtsnutzigen Schergen den Arm über die Schulter dreht, bis diesem der Knochen aus dem Ellenbogengelenk springt und in die Kamera ragt. Nein, er ist auch absolut hilariously lustig, wenn Chiba dann den abgetrennten Arm, nachdem er die Frau damit erschreckt hat, im Wohnzimmer herumsteht, nicht weiß was er damit jetzt anfangen soll, und ihn in eine Ecke wirft. Oder wenn sich die Gangster in der Wohnung versteckt hatten und sich des Nachts mit ihren langen Messern aus der Wohnzimmercouch herausschneiden müssen. Das ist natürlich völlig ironiefrei inszeniert, trocken und lakonisch, und gerade deswegen enorm lustig.
Toller Film, der nicht zu den besten Chibas gehören soll, mir aber sehr getaugt hat.

Bearbeitet von Bastro, 05. November 2008, 18:19.


#313 Bastro

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Geschrieben 06. November 2008, 22:09

Burn after Reading Coen Brothers, Fr/GB/USA 2008

Nach dem gewichtigen und sehr düsteren NO COUNTRY FOR OLD MEN schwenken die beiden um und präsentieren eine leichtfüßige Komödie. Das Gute: bis in die kleinste Nebenrolle ist der Film fantastisch gecastet, die Schauspieler sind absolut großartig (auch in ihrem Overacting!). Außerdem hat er ein ganz gutes Tempo und eine passable Länge.
Alles andere scheint mir jedoch weniger gelungen zu sein, angefangen beim unzwingenden Drehbuch, den kaum einprägsamen Bildern, dem thematischen Mischmasch und der Versandung des Humors in Kleinstdetails. So scheinen mir gerade die Kleinigkeiten gelungen, das "große Ganze" aber ohne Strahlkraft und ohne Emotionalität. Wenn alles vorbei ist fragt man sich, warum eigentlich dieser Film?, oder auch: was hab' ich jetzt davon (-und fragt sich, ob dieses 'Unzwingende', 'Konsequenzlose' nicht generell ein Problem der Coen-Filme ist)?! Da bleibt am Ende etwas Enttäuschung, auch wenn man die gar nicht so haben will.

#314 Bastro

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Geschrieben 08. November 2008, 12:02

Onna hissatsu ken / Sister Street Fighter Kazuhiko Yamaguchi, Japan 1974

Zum filmgeschichtlichen Aspekt verweise ich mal auf Schischas Eintrag, der das alles sehr schön erläutert. Ansonsten bin ich eher konträrer Meinung. Ganz im Gegensatz zum eben gesehenen KIBA - THE BODYGUARD wird hier mächtig an der Trash-Schraube gedreht, und heraus kommt ein wirrer Plot, ein katastrophales Acting, enorm schlechte Kampfszenen und eine langweilige Kamera. Du halt mal die Kamera schräg, das sieht scharf aus!

Man kann nun natürlich sagen, egal, das ist trotzdem toll - und ja, das ist es auch. Der Film macht Spaß, hat eine hübsche Hauptdarstellerin und immer wieder ist man wie vor den Kopf gestoßen, was den Menschen alles so sackdummes einfällt. Der Film ist aber vor allem dermaßen episodisch geraten -ohne Konzept allerdings, daß man zwischendurch auch mal Abwaschen gehen kann, und wenn man irgendwas vergessen hat, ist es auch egal. Da fällt dann auch der Weg in die Ästhetik schwer. Wenn dann noch die Amazon-Seven, eine lustig berockte thailändische Kampfsportgruppe, daherkommt, die wirklich überhaupt nix können, da wähnt man sich fast in einem Helge Schneider-Film. Da sieht jeder Fußtritt kümmerlich aus. Hätte man doch vorher die Oberschenkelrückseite gedehnt, dann wär der Fuß auch höher gekommen, der Kick hätte wenigstens mit gestrecktem Bein Präzision vortäuschen können! Das sind also so die Killer-Spezialisten von asiatischen Drogenkartellen... Doch wenn sich die Tür öffnet, und Sonny Chiba mal kurz vorbeischaut, dann sieht man direkt, wie das aussehen muß.

Ich vergaß den Schlußkampf: der entschädigt allerdings für alles vorherige in Punkto action und Gewalt. Der bislang eher zahme Filme schöpft hier aus den vollen. Die 120 Yen, die man für Spezialeffekte hatte, sind wohl ganz in diese Szenen geflossen. Nun denn: nicht so gelungen, aber mit Liebe für's Genre sicher ziemlich kuckbar.

Bearbeitet von Bastro, 08. November 2008, 12:04.


#315 Bastro

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Geschrieben 10. November 2008, 13:45

Die Ballade von Narayama/Narayama bushiko Shohei Imamura, Japan 1983

In einem kleinen Bergdorf gilt die grausame Tradition, daß jeder, der das 70. Lebensjahr erreicht, sich zum Sterben auf den Berg Nara zurückziehen muß. Das sichert unter Anderem das Überleben der Familie, da diese Menschen in erbärmlichster Armut ihr Dasein fristen und sich autark von selbstgeführter Landwirtschaft ernähren müssen. Das bißchen Grünzeug wird der rauhen Natur abgetrotzt, denn es ist kalt dort oben, der erste Schnee fällt früh. Orin (Sumiko Sakamoto) hat ihr siebzigstes Lebensjahr erreicht, nun ist sie an der Reihe. Ihre Familie sperrt sich gegen die Tradition da sie noch bei bester Gesundheit ist, insbesondere der älteste Sohn Tatsuhei (Ken Ogata) kommt mit dem Abschied nicht zurecht. In einer schrecklichen Szene schlägt sie sich selbst die Vorderzähne an einem Mühlstein aus, um zunehmende Gebrechen vorzutäuschen. Denn sie weiß, das beste was sie für ihre Kinder tun kann, ist sterben.

Ein spröder Film von Imamura, einmal mehr. Schöne Landschaftsaufnahmen bar jeder Romantik werden mit der harten Realität der Bauern verknüpft, mit einem Portrait, einem Ausschnitt aus dem Leben der Dorfgemeinschaft. Da geht es vor allem um das Essen, was Überleben meint, um Diebstahl, Sexualität, Gewalt und Vergewaltigung, Tradition und Individualität. Und wie immer bei Imamura: um das große Ganze irgendwie. In allegorischen Bildern werden Ausschnitte aus dem Lebenskreislauf gezeigt: Die Ratten fressen die Schlange, die Schlange die Maus, der Häher die Schlange, die Menschen den Hasen, der Rabe den toten Menschen, usw usf. Da kommt einem der Kurzfilm Imamuras aus der 9/11- Zusammenstellung (Eleven Minutes, Nine Seconds, One Image: September 11) in den Sinn. Von der Ästhetik ist das sehr ähnlich in diesen Szenen. Fraglich aber, ob das dem Film gut tut, ihn metaphorisch noch weiter aufzuladen, als er es sowieso schon ist. Denn Themen werden hier so einige verhandelt. Richtig gut ist allerdings der Schluß. Da stellt sich ein Moment der Erhabenheit ein, bei dem der Film dann tatsächlich über sich selbst hinausstrahlt.

Bearbeitet von Bastro, 10. November 2008, 16:58.


#316 Bastro

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Geschrieben 10. November 2008, 17:14

Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies/Zombi 2 Lucio Fulci, Italien 1979

Ein bißchen liebe ich diesen Film. Vielleicht wegen den ganzen Kontrasten, die dann doch so harmonisch zusammengehen. Etwa die Skyline New Yorks zu Beginn und dann die deprimierende Düsternis am Ende, das Verrutschen der Dienstmütze des Polizisten bei der Inspektion des herrenlosen Bootes in der Hudson Bay, die weißen Segel der Boote, der helle Sandstrand, der sauber gepflegte Parkplatz vor dem Wohnhaus des Dr. Menard, der Bart des Seemanns, das helle Badehöschen der Wassernixe, der noch nette Sleazefaktor, die unschuldige Krankenschwester. Und dagegen diese üblen Zombies, die Nacht, die Flammen, die üble Augenszene, das ganze trockene, erdige, morsch und brüchig Wirkende der Untoten. Die Leblosigkeit vielleicht, die in den Monstren steckt. Die ganze Langsamkeit, die Lethargie, die man heute so gar nicht mehr gewohnt ist. Heute ist das Böse schnell. Vielleicht ist der Film deshalb, wieder - erneut, so verstörend, offenbart neues Potenzial.

#317 Bastro

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Geschrieben 11. November 2008, 20:34

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Blind Beast / Môjû
Yasuzo Masumura, Japan 1969

Ein blinder Bildhauer (Eiji Funakoshi) ertastet in den Räumen einer Photographieausstellung die Skulptur einer ‚perfekten Frau’, die er im Folgenden selbst als Kunstwerk gestalten möchte. In seinem Nebenberuf als Masseur ertastet er die Gesuchte (Mako Midori) mit seinen feinfühligen Händen, als sie nach einem Photoshooting Entspannung sucht. Er entführt sie mit Hilfe seiner Mutter (Noriko Sengoku) in sein Atlier, ein Fabrikgebäude am Rande der Stadt, wobei er die ehemalige Lagerhalle in ein riesiges Kunstwerk verwandelt hat: in der Mitte liegen zwei riesige Menschenkörper, Mann und Frau, in die Wänden sind Nachbildungen von weiblichen Gliedmaßen, Augen, Ohren und Brüsten eingearbeitet- eine Mischung aus Raumkunstwerk und Geisterbahn. Dort hält er die Schöne gefangen, bis sie einwilligt, Modell zu stehen. Die Gefangene versucht zu entkommen, und als dies mißlingt, beginnt sie zunächst als Täuschungsmanöver eine erotische Beziehung zum Künstler, um so einen Keil zwischen ihn und die eifersüchtige Mutter zu treiben. Dies gelingt ihr auch, doch als die Situation außer Kontrolle gerät, schlägt die zunächst nur vorgetäuschte Leidenschaft in ein sado-masochistisch sexuelles Begehren um.

Die Ablehnung und der Ekel wandelt sich zur Passion, dieser zur Obsession, in diesem theaterhaften Drei-Personen-Stück. Die Gestaltung des künstlich-künstlerischen Objekts wandelt sich gegen Ende in eine reale Deformierung des lebendigen Körpers, zunächst durch Bisse und Verwundungen, dann durch das gegenseitige Trinken des Blutes, schließlich durch die letztmögliche Steigerung der erlebbaren Ekstase in der Amputation der Körperteile. Die Abtrennung der Gliedmaßen wird parallel montiert mit dem Abfallen der Arme und Beine vom Rumpf der nachgestalteten Skulptur –jedoch ohne äußere Einwirkung. Die Auflösung des realen Raumes wurde zuvor durch eine wellenartige Verfremdung des Filmbildes eingeleitet, die jedoch keinen drogeninduzierten subjektiven Blick eines Protagonisten wiedergibt, sondern den einer übergeordneten Erzählinstanz. Die Welt „gerät aus den Fugen.“ Und so zerschmilzt auch die häufig postulierte Grenze zwischen Kunst und Leben, wird obsolet durch die Art, wie sich der Kunstwille des Schaffenden realisiert: nicht als Spinnerei, sonderrn als Gestaltungsprinzip eines destruktiven, performativen Aktes. Im Moment der gegenseitigen Tötung geschieht die letzte mögliche, große Vereinigung, die Verschmelzung der Leiber, und der Zusammenschluß von Kunst und Leben.

Nicht umsonst spielt sich der letzte Akt auf dem gigantomanisch gestalteten Frauenkörper ab, den der Künstler zuvor in seiner isolierten Einsamkeit schuf, ein Altar und zwischen weiblicher Brust und Schoß ein Zeugnis für Fruchtbarkeit, Neugeburt und schlicht: des Wahns des Künstlers zugleich (die übergroße Frau korrespondiert mit seiner Mutter, der Über-Mutter, der einzigen Frau, die tatsächlich bisher als emotionales Wesen in seinem Leben einen Platz inne hatte) – umgeben von den Nachbildungen der Körperteile all der bewunderten (fernen) Frauen, die aus den Wänden ragen und so wie auf einer Guckkastenbühne den Rahmen für den Betrachter bilden. Das Leben, wie es als Bild in der Kunst erstarrt. Und überdauert, in der Erinnerung des Zuschauers, der dieses Bild durch die Rezeption von neuem belebt und –es ist zu hoffen- weitergibt, tradiert (Edogawa Rampo – Blind Beast – Martyrs).

#318 Bastro

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Geschrieben 13. November 2008, 12:28

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Hanzo the Razor: The Snare/Goyôkiba: Kamisori Hanzô jigoku zeme
Yasuzo Masumura, Japan 1973


Hanzos zweite Mission führt den aufrechten Gendarmen wieder tief in den Sumpf von Korruption, Gewalt, Frauenhandel und Obrigkeitsdünkel hinein. Wieder einmal schafft er es durch seine ungewöhnlichen Verhörmethoden, dessen überzeugendstes Mittel sein gewaltiger Penis ist, die nötigen Informationen zu beschaffen.

Wie schon im ersten Teil geht es nicht gerade moralisch zu: die gefolterten Frauen lassen die Gegenwehr spätestens dann fahren, wenn sie auf kreative Weise von Hanzo (Shintaro Katsu) vergewaltigt werden, denn ihre anfänglichen unbeschreiblichen Qualen des Mißbrauchs schlagen um in eine erregte Begeisterung ob der Techniken und Fähigkeiten des Peniskünstlers.
Hanzo prophezeit das immer schon vorher, denn diese Methode hat sich bereits mehrfach in der Vergangenheit bewährt. Nur glauben wollen sie's nicht. Wenn wundert es da bei solcher Art Plotentwicklung, daß sie von diesem Mann nicht mehr lassen wollen. Und Hanzo bricht ihnen das Herz, wenn er sie später zurückweist. Passiert ja alles ganz dienstlich.

Auch der zweite Teil der Trilogie zeichnet sich durch Episodenhaftigkeit aus: zuerst werden die Machenschaften in einem Tempel aufgedeckt, in der die Äbtissin die Nonnen an foltergeile Beamte verkauft, im zweiten deckt er eine damit lose zusammenhängende Korruptionsaffäre in einer Münzprägerei auf. Auch dort überzeugt Hanzo die Hausvorsteherin mit seinen körperlichen Argumenten. Auch diese Frau schmilzt dahin.

Begleitet wir das bunte Treiben, die eruptierenden Blutfontänen, die Körperverstümmelungen und Folterungen mit einem grenzgenialen Score von Isao Tomita (der auch für den Score von Yoji Yamadas TWILIGHT SAMURAI, THE HIDDEN BLADE und den zuletzt erschienenen KABEI: OUR MOTHER verantwortlich ist), der in diesem Film entweder funky oder fast experimentelle Töne anschlägt, und so immer auch sehr fein zum ästhetischen Genuß beizutragen weiß.

Die Leistung Masumuras bei diesem Unterhaltungsfilm ist tadellos: er fügt sich hervorragend in den Stil und die Vorgaben der Serie ein, läßt Katsu, der neben der Hauptrolle auch produziert hat, allen Raum und liefert eine sehr solide Arbeit ab, die aber, vermutlich aufgrund der kontextuellen Einbettung in die Serie, recht wenig die eigeständige Handschrift des Regisseur erkennen läßt. Masumura hatte es immer hervorragend geschafft, sich in die Verhältnisse einzufügen und dennoch den Filmen seinen Stempel aufzudrücken. Im zweiten HANZO hat er sich wohl etwas zurückgenommen. Dennoch ein sehenswertes Teil, tatsächlich.

Bearbeitet von Bastro, 13. November 2008, 12:31.


#319 Bastro

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Geschrieben 14. November 2008, 09:18

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Fazit



Fast ein wenig schade, mit diesem etwas unpersönlichen Film von Masumura Abschied von der Filmreihe zu nehmen. Der zweite HANZO ist kein schlechter Film, aber eben sicher auch keiner, der von der Autorschaft des Regisseurs zeugt - sofern ich überhaupt in der Lage bin, das zu beurteilen. Die angedeutete Gesellschaftkritik versickert doch stark im Sumpf des Sleazes, und Hanzos Aufrichtigkeit gegenüber Ordnung und Gesetz scheint eher von vornherein der Anlage der Figur inhärent zu sein, weniger aufklärerisches Mittel des moralischen Regisseurs. Auch das immer wiederkehrende Thema der Darstellung des individuellen Leidendrucks seiner Protagonisten und Protagonistinnen unter einem wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Repressionsmechanismus, was letztlich zu einem unauflösbaren Konflikt führt, der entweder mit einem Befreiungsschlag der Figur endet (MANJI - ALL MIXED UP) oder mit deren Untergang (BLACK TEST CAR), steht im zweiten HANZO nicht zur Debatte, wird höchstens am Rande in einem Seitenerzählstrang evoziert (z. B. in der Figur der Vorsteherin der Prägerei, die das kriminelle System für sich selbst zu nutzen weiß, nachdem sie ihre eigene Machtlosigkeit gegenüber der höherstehenden korrumpierten Autorität erfahren hat), modifiziert als Plotvehikel.

So ist jetzt Zeit für eine Schlußbemerkung, am Ende der kleinen Filmreihe:

Ich bin von mir selbst enttäuscht, so lange gebraucht zu haben, um gerade mal 10 Filme Masumuras zu sichten. Da wäre viel mehr Disziplin notwendig gewesen (auch was meine Gedächtnisleistung angeht). Vielleicht war auch der selbstgestellte Anspruch zu hoch, nun endlich mal etwas tiefer in das Medium Film einzutauchen und so etwas wie Strukturen zu erkennen. Sicher, teilweise mag mir das gelungen sein, aber eben nur in Ansätzen. Eine einmalige Sichtung ist einfach viel zu wenig, um Strukturmerkmale zu analysieren, Kohärenzen und Brüche zu entdecken, einen ‚persönlichen Stil’ herauszufiltern und diese Erkenntnisse dann tatsächlich gewinnbringend anzuwenden. Und alle Filme, das sei nochmals gesagt, waren für mich Erstsichtungen. Ich war also in mehr als einer Hinsicht überfordert.
Zum Anderen sehe ich die Wahl des Regisseurs etwas problematischer mittlerweile: der Reiz, sich jemanden vorzunehmen, über den es sehr wenig Geschriebenes gibt, selbst im Netz - und auch da meist nur die üblichen paar Zeilen zu RED ANGEL und IREZUMI - von Leuten, die alle voneinander abschreiben, nouvelle vague, blablub, und keiner mal irgendwo sagt, an was man das festmachen kann außer in abstrakten Behauptungen, etwa daß sich die Jungen gegen die Alten wenden (was es bei Ozu z. B. auch zuhauf gibt), in der Darstellung der Jugend, der Sexualität (der 1. Leinwandkuß) und in der erhöhten Schnittfrequenz (was erstmal bewiesen sein will), war es ein schönes Experiment, so ziemlich auf sich allein gestellt zu sein. Hin und wieder hätte ich das gerne aber mehr durch Lektüre unterstützt, unterfüttert. Auch was man so in Gesamtdarstellungen liest, etwa im Richie-Buch, ist mehr als unzureichend. Ein paar Kontinuitäten habe ich -glaube ich- dennoch ausmachen können, und vielleicht hat der eine oder andere, der meine Sachen mitverfolgt hat, da etwas mit anfangen können. Das wäre schon mehr, als ich mir erwartet hatte.
Und zuletzt: es bleibt das Wissen um die Unzulänglichkeit des Projekts 'Masumura', denn mehr als einen Einblick in dessen Schaffen konnte ich mit der kümmerlichen Editionslage an Filmen nicht gewinnen. Wenn man gerade mal ein gutes Zehntel aller Filme des Regisseurs gesehen hat (10 von 65 (oder 73, je nach Zählung)), dann muß man leider sagen: gut, besser als nix ist das ja, aber es ist auch weit davon entfernt, einen Regisseur zu kennen (was immer auch das genau ist). Somit komme ich zur

Schlußbemerkung der Schlußbemerkung:

Lust habe ich jedenfalls trotzdem schon wieder, die nächste Reihe zu planen. Diesmal aber mit mehr Zug dahinter, mit besserer und ausführlicherer Vorbereitung, eben halt alles besser, aufwändiger, schöner und doller. Weitermachen ist die Devise, und vielleicht gibt es dann auch mehr Rückmeldungen der Lesenden oder Anlässe zur Diskussion, mehr Mut oder auch nur Lust zum Risiko vielleicht auch mal einen Scheiß zu verzapfen, so wie der, der sich hier aus dem Fenster lehnt. Also: werft faule Eier und Blumen! Ich würde mich freuen.



Eine Empfehlung für die Interessierten möchte ich doch noch loswerden: besonders gut gefallen hat mir sein Erstling KISSES (1957), der ein wenig an AUSSER ATEM erinnert, und der nicht nur eine mitreißende Liebesgeschichte erzählt, sondern auch formal (Bildgestaltung) eine Delikatesse ist, ebenso der hysterische und zugleich tragische GIANTS AND TOYS (1958), sein film noir-Wirtschaftsthriller BLACK TEST CAR von 62, sowie naürlich den überragenden BLIND BEAST (1969). Ein Film, der so gut wie überhaupt nirgendwo eine Erwähnung findet ist die herrlich burleske Komödie A LUSTFUL MAN von 1961, was mir vollkommen schleierhaft ist. Ein toller Film, herrlich ausgestattet, zutiefst menschlich, und: mit Raizo Ichikawa. Die anderen Filme Masumuras sind allerdings auch nicht schlecht, aber das ist wohl klar, gell!

Bearbeitet von Bastro, 14. November 2008, 09:26.


#320 Bastro

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Geschrieben 15. November 2008, 10:57

Das Geheimnis der fünf Gräber / Backlash John Sturges, USA 1956

An den verkohlten Überresten eines niedergebrannten Farmhauses treffen sich zufällig die schöne Karyl Orton (Donna Reed) und der freiheitsliebende Pistolenschütze Jim Slater (Richard Widmark). Zudem befinden sich dort 5 Gräber, derer zwei nicht identifiziert werden konnten. Ein weiterer Mann, der unbekannte Sechste, soll sich noch vor dem Angriff der Indianer abgesetzt und die Kameraden im Stich gelassen haben - womöglich mit dem Gold. Den beiden Protagonisten verlangt es nach Aufklärung.

Der Film ist eigentlich eine Kriminalgeschichte: wie kam es zu dem Kampf und den Toten, wer liegt überhaupt in den Gräbern, wer ist der Mörder, wohin ist das Gold verschwunden, und vor allem: wer ist der ominöse sechste Mann. Die zwei Helden verfolgen dabei unterschiedliche, aber sich überschneidende Fährten: sie ist auf der Jagd nach dem Gold, er sucht den sechsten Mann, um die Wahrheit hinter dem Tod seines Vaters herauszubekommen - dabei könnte dieser sechste Mann natürlich sowohl der verschwundene Ehemann Karyls sein, als auch Jims Vater höchstpersönlich.
Eine Vielzahl an Themen wurde in diesen Film gepackt - zur sich abzeichnenden Liebesgeschichte addiert sich noch ein Vater-Sohn-Konflikt - und es ist wohl Sturges' Souveränität anzurechnen, daß der Film nicht unter ihnen zusammenbricht. Sogar ganz im Gegenteil: der kaum 90minütige Film wirkt straff und kompakt, man verliert nie die Übersicht, er bleibt spannend bis zum finalen Kampf. In seiner leisen Ironie durchaus mit Anspielungen auf das Genre gespickt, bleibt er trotzdem innerhalb der Grenzen des klassischen Western. Ein souveräner Film, der mich aber nicht begeistern konnte.

Bearbeitet von Bastro, 15. November 2008, 10:59.


#321 Bastro

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Geschrieben 16. November 2008, 00:14

Time / Shi gan Kim Ki-duk, Südkorea 2006

Kim präsentiert uns eine kalte und aseptische koreanische Welt, in der Menschen in Designerwohnungen leben, immer gut gekleidet sind, an Notebooks arbeiten, viel die Wohnung putzen und SUVs fahren. Da kann man schon mal das Verhältnis zur Natürlichkeit verlieren, so Seh-hee (Park Ji-yeon), die, eifersüchtig auf alle gut aussehende Frauen, ihren Freund Ji-woo (Ha Jung-woo) davonlaufen wähnt, die Gefühle erkalten sieht und sich nicht anders zu helfen weiß – in einer klassischen Kimschen Radikalhandlung – als sich das Gesicht per Schönheitoperation vollkommen umgestalten zu lassen. Nachdem sie also ein halbes Jahr rekonvalesziert hat, ihren Freund dazu völlig unvermittelt und ohne Erklärung hat sitzen lassen, knüpft sie wieder an die Beziehung an, und bedenkt nicht, daß ihr eigener Gefühlshaushalt mit der neuen Situation nicht zurecht kommen wird. In mehreren tragischen Wendungen gerät der Film in eine Gewaltspirale hinein, aus der die beiden Protagonisten kaum wieder herausgelangen können.

Kim ist kein Freund der subtilen Andeutungen oder feiner Metaphern. Da tritt der künstliche Mensch mitten in der Betonstadt schon mal vor Verzweiflung gegen einen alten Baum, und das darf der Zschauer dann interpretieren. Oder das Beziehungsphoto, das später gerahmt auf dem Schreibtisch seinen Platz findet, wird in einem Skulpturenpark am Meer geschossen, auf welchem sich die beiden in eine Skulptur zweier offener Hände setzen, die zu einer Treppe in die Unendlichkeit gestaltet ist. Wer da nicht kotzt, kennt Kim Ki-duk (und liebt ihn vielleicht ein bißchen). Überhaupt ist dieser Film sehr unnahbar, da einem die Charaktere nur bedingt nahe kommen und kaum sympathisch sind. Zu fremd ist das, zu symbolisch, zu stilisiert. Hätte der Mann nur nicht immer so tolle Schauspieler, man könnte auch mal einen Film abbrechen!

So bleibt man erlösungssüchtig bei der Stange und wartet auf Magengrubenbilder, die sich in diesem Film leider kaum finden lassen – allzuoft erstarrt der Kunstwille in anspielungsreichem Abstraktionskitsch. Ein schwacher Film von Kim ki-duk, allerdings wird hier endlich mal wieder gesprochen, wenn auch oft durch's Mobiltelefon.

Bearbeitet von Bastro, 16. November 2008, 01:02.


#322 Bastro

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Geschrieben 16. November 2008, 14:18

Death Note 2: The last name Shusuke Kaneko, Japan 2006

Fortsetzung des Fantasy-Selbstjustiz-Popcornfilmchens, das in seiner schieren Länge von beinah 2 ½ Stunden wenn nicht ermüdend, so doch sehr gedehnt wirkt und mit deutlich zuviel Plotschleifen auffährt. Schon die Entscheidung, das simple Konzept das Death Note-Notizbuch um etliche Regeln zu erweitern, nur um aus dem zweiten Teil ein Katz-und Maus-Spiel machen zu können, ist mißlungen. Das lenkt alles ab von der zwar skurrilen aber reizvollen Grundidee. Aber damit nicht genug – auch das Potenzial der Einführung eines zweiten Todesgottes wird verschenkt, einmal sogar unfreiwillig komisch. Schade.

Ansonsten bleibt positiv festzuhalten, daß wieder einmal einige Realien aus dem japanischen Alltag in ihrer Absurdität konterkariert werden, ohne den moralischen Prügel rauszuholen (abgesehen vom Selbstjustiz-Thema, natürlich): so etwa die ganzen Handlungsstränge um die Fernsehgesellschaft und den Wota-Fanatismus, das Fanboytum. Auch positiv ist die Fokussierung auf „L“s Charakter, der dem Film doch einiges an Spannung zutragen kann. Auch was die schauspielerische Leistung angeht ist Kenichi Masuyama (L) seinem Konterpart Light Yagami (Tatsuya Fujiawara) haushoch überlegen. Fast ein wenig ärgerlich ist es, daß Fujiawara seiner Figur so wenig Profil zu geben vermag. Auch schade, daß das Actionkonzept mit seiner ganzen kinetischen Energie und superben Tonspur des ersten Teils hier im zweiten zugunsten eines taktikbasierten Thrillerplots aufgegeben wurde. So ein Film muß doch knallen! Aber jetzt esse ich erstmal eine Tafel Schokolade!

#323 Bastro

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Geschrieben 16. November 2008, 17:59

The Host / Gwoemul Bong Joon-ho, Südkorea 2006

Wie ein kleiner Diamant hat sich in diesem Monsterfilm das Melodrama versteckt, genauer: ein Familienmelodram. Denn die Tochter gilt es zu retten, die vom Formaldehyd-Monster des Han-Flusses verschleppt wurde. Die im Oberstübchen nicht ganz helle Familie kompensiert ihre Unfähigkeit mit Liebe und erreicht so doch viel mehr, als man zunächst vermuten würde. Auch eine Hirnoperation kann da kaum mehr was kaputtmachen. Manchmal vergißt man fast bei all der Rasanz, mit was für großartigen Schauspielern man es hier zu tun hat: Song Kang-ho kann wieder auf vollster Linie überzeugen, und wenn die Angehörigen wegen des Verlustes der Tochter verzweifelt anfangen zu weinen, dann sind das wunderbar großartige Kinomomente. Klar, paar Sekunden später kippt das ins selbstironische Overacting - anders wäre das aber auch nicht zu ertragen. Komischerweise gelingt es Bong (MEMORIES OF MURDER-Genius) diese Elemente harmonisch zu verbinden, massenkompatibel zu gestalten und doch gleichzeitig einen erschütternden und dabei unterhaltenden Film zu machen. Toll.

#324 Bastro

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Geschrieben 18. November 2008, 18:21

Two-Lane Blacktop Monte Hellman, USA 1971

Ein Film über Menschen in Bewegung - the driver, the mechanic. Das nächste Ziel ist immer das nächste illegale Rennen, bei dem man gerade soviel Asche macht, daß es wieder weitergeht auf der Straße. Asphaltrennen. Der Mittelstreifen. Kein Zuhause, Ortlosigkeit. Das Leben im Transitzustand. Da stellt sich die Frage, was passiert, wenn man die Ziele wegnimmt, bzw. dermaßen vergrößert, das sie aus der Wahrnehmung verschwinden: Ein Rennen quer durch Amerika nach Washington, über Tage und Nächte hinweg, vielleicht Wochen. Das Rennen hebt sich in diesen Dimensionen selbst auf. Man wechselt die Wagen, wartet, der Druck ist weg. Folglich wird der Film von da ab erstmal ganz ruhig. Da wird nicht gehetzt, sondern plötzlich erzählt der Film Geschichten. Kleinigkeiten vom Straßenrand. Der Komkurrent wagt einen Ausblick mit der Angebeteten: Miami, ein Haus, die Kurve kriegen. Zehn Minuten später ist sie weg mit einem Motorradfahrer, und ihren Schlafsack läßt sie zurück. Dann wieder: die Ruhe in der Weite, die Bewegung als Selbstzweck. Ein Roadmovie zumindest für diese Momente, bevor man zu nahe an ein Ziel kommt. Da geht die Bewegung tatsächlich in Freiheit auf.

Bei einem weiteren dazwischengeschobenen Rennen verglüht der Film, bevor er das Ergebnis zeigt. Das Gewinnen ist nur ein Etappenziel, letztlich ganz unwichtig; es ist einer höheren Wahrheit gewichen. Und diese - die Freiheit - ist Fiktion.

Bearbeitet von Bastro, 18. November 2008, 19:28.


#325 Bastro

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Geschrieben 19. November 2008, 17:40

Ein Zombie hing am Glockenseil / Paura nella Città dei Morti viventi Lucio Fulci, Italien 1980

Offenkundig geht es in diesem Film nicht darum, eine logische oder gar kohärente Geschichte zu erzählen - aber die Frage stellt sich natürlich, ob das noch die korrekten Kategorien sind, wenn sich erstmal die Tore zur Hölle geöffnet haben. Die Atmosphäre ist zeitweise bombastisch, etwa in den Nebelbildern, durch die der Irre streicht. Der tolle Score trägt da sehr zu bei. Insgesamt ist der Film aber nicht zufriedenstellend, da er konzeptlos wirkt.

#326 Bastro

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Geschrieben 20. November 2008, 18:18

Mildred Pierce Michael Curtiz, USA 1945

Mildred lebt ganz für ihre Tochter, eine unerträglich verzogene Göre namens Veda, und bringt ihre Mutter damit fast um den Verstand. Insbesondere in Zeiten, die schwer sind für alleinerziehende Mütter - Mildred hat nämlich auch das Talent, sich mit arbeitsfaulen Weicheiern oder mit Hobby-Dandys abzugeben, die beim Worte 'Arbeit' nur milde lächeln. Aber Mildred kämpft sich durch, und wenn am Ende ein Mord steht und höchste Verzweiflung, so führt der gerechte Gott, also die Polizei, den wahren Übeltäter der Gerichtsbarkeit zu.
Joan Crawford dominiert diesen Film, daß es eine helle Freude ist. Aber auch die Herren Carson und Scott können vollstens überzeugen, und so ist dieser Film zunächst mal ein bestens unterhaltendes Melodrama, das innerhalb des Krimiplots stark einer Film noir-Ästhetik verpflichtet ist. Klar, am Ende ist alles Moral, und sehr erwartbar, aber das war ja auch zu...erwarten. Richtig ärgerlich ist allerdings der Beginn, der einen kurzen Szenenausschnitt des Mords präsentiert, und dann die Fährte in eine ganz eindeutige Richtung legt. Am Ende des Films wiederholt man diese Szene, und bindet sie in einen größeren Kontext ein, der nun in eine vollkommen andere Richtung weist. Das sind so Momente in denen mir die Galle hochkommt, in der ich mich vom Regisseur so richtig verarscht fühle. Erst wird uns nur die halbe Wahrheit präsentiert, um sie dann am Ende zu desavouieren. Das hat mir den Film mächtig versaut.

#327 Bastro

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Geschrieben 21. November 2008, 21:33

Shooter Antoine Fuqua, USA 2007

Guter, sehr spannender Sniper-/Actionfilm mit einem überzeugenden Mark Wahlberg. Schnell wird klar, daß es in diesem Film nur eines gibt, das verläßlich ist: das, was man sieht: die Bilder. Das Ziel durch das Fernrohr beobachtet, das Opfer im Fadenkreuz, der prüfende Blick des erfahrenen 'Sehers', der erfahrene Blick des prüfenden Killers. Die Erscheinungsform des Zieles gerät dabei aus dem Fokus, wird irrelevant: ob das eine Dose ist, eine Melone, der Kopf des Präsidenten. Was der erfolgreiche Schuß bedeutet, wird später von irgendwelchen Machtmenschen festgelegt. Der Getötete ist vielleicht der Kollateralschaden einer geheimen Operation, oder aber eine internationale Krise auslösende Persönlichkeit. Die Bedeutungsfestlegung geschieht von außen.

Da allein das Ergebnis zählt sind nur zwei Dinge wichtig: eine präzise, dabei unauffällige meisterliche Ausführung der Tat, als auch die Austauschbarkeit der Person; es ist egal, wer etwas tut, wichtig ist, daß es gut getan wird. So ist in diesem Film jeder ersetzbar, nur Rad in einer Maschine, und nur solange wichtig, wie er funktioniert. Danach wird er ausgewechselt.

Dem konkreten Blick, dem definitiven Bild steht dessen variable Auslegung entgegen. Inhaltlich verhandelt der Film das Thema der Unsicherheit, denn hier ist alles Operation, Lüge, Verrat und Hintergehen. Irgendwer, ganz oben weit weg, weiß, was er tut, und schiebt Marionetten hin und her. Das sind die Menschen, die in diesem Film als Leichen enden. Und da ist es dann egal, ob das äthiopische Terroristen oder amerikanische Elitesoldaten sind. Was zählt ist die Mission. Wie die aber eigentlich aussieht, weiß keiner so genau. Alle sind nur Figuren in einem tödlichen Spiel.

Bearbeitet von Bastro, 21. November 2008, 23:10.


#328 Bastro

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Geschrieben 22. November 2008, 19:07

Gate of Flesh / Nakito - Profis der Liebe Seijun Suzuki, Japan 1964

Im ausgebrannten Tokyo der Nachkriegszeit verbrüdern sich fünf Prostituierte, beziehen Domizil in einem ausgebombten Haus und machen ihren Strich klar. Es herrscht ein hartes Regime - aber man ist selbstbewußt, weiß sich durchzusetzen. Als ein Gauner (Jo Shishido) bei ihnen untertaucht, übernimmt er die Rolle des Zuhälters. Alle Mädchen verlieben sich in ihn, doch diejenigen, die etwas mit ihm anfangen, verstoßen gegen den Codex der Gruppe: kein Sex ohne Geld, kein Sex mit Gefühl. Zwei der Mädels werden aber erwischt, gebunden und gefoltert, ausgepeitscht von ihren Freundinnen.

Suzuki ist ein Meister der Farben - dabei scheißt er gerne auf Realismus und setzt bewußt auf Künstlichkeit, was sich auch in der Montage bemerkbar macht. Hilarious das alles, durchgeknallt, quicklebendig und pulsierend. Aber auch weit weg, abstrakt, Kunstkino mit Exploitation und Sleaze. Spannend und respektlos, einzigartig und ungemütlich.

#329 Bastro

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Geschrieben 23. November 2008, 12:06

The Teacher Howard Avedis, USA 1974

Ein Sexploitation-Streifen, der sich nicht zu schade dafür ist, noch einen irren pockennarbigen Psychopathen (-plot) dazuzupacken. Auch wenn diese Szenen allesamt so demaßen spannungsfrei und unfreiwillig komisch (die Boot-Szene!) gestaltet sind. Lieblos auch, langweilig. Die Sexhandlung weiß allerdings mit prickelnden Männerphantasien zu unterhalten, denn die nicht unansehliche 28jährige, stets knapp bekleidete Lehrerin, verführt den nur 18jährigen Sohn ihrer Freundin. Das macht sie souverän und nicht ohne schauspielerisches Talent, und man wünscht sich, selbst der lockenköpfige Jüngling zu sein. Ein bißchen am Van rumschrauben, kappe Sporthosen tragen die immer gut die Schwanzbeule zeigen, und sich anschließend bei nachmittäglichem Sex von dieser leicht dominanten Schönen eine Lektion abholen. Danach dann erstmal in den Pool und Bierchen. Schön!

Bearbeitet von Bastro, 23. November 2008, 12:08.


#330 Bastro

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Geschrieben 25. November 2008, 18:30

Hana Yori mo naho Hirokazu Kore-eda, Japan 2006

In einem Slumviertel Edos leben die Nachbarn gar nicht mal so schlecht im Elend zusammen, denn sie unterstützen sich, lieben sich, hassen sich, aber vor allem: unterstützen einander. Auch ehemalige Samurai hat es dorthin verschlagen, Männer, die nicht mal mehr Ronin sind. Oder doch? Sie planen, ihren Herren, der zum Harakiri gezwungen wude zu rächen. Alle, bis auf einen.

Kore-eda beleuchtet den 47 Ronin-Mythos mal von einer anderen Seite - denn Soza hat recht bald gemerkt, daß in Friedenszeiten mit dem Schwert kein Überleben möglich ist. Er ist Lehrer geworden, und unterrichtet die Nachbarskinder im Lesen und Schreiben. Außerdem interessiert er sich, heimlich natürlich, denn er ist schüchtern, für die nette Witwe von nebenan. Mit ihrem Sohn aus erster Ehe kommt Soza außerdem sehr gut zurecht.

Kore-eda dreht eine Komödie, einen wunderbaren leisen und leichten Film, der ernstere Untertöne nicht scheut. Auch Parallelen zu aktuellen politischen Geschehen können durchaus entdeckt werden, wie ein kritischer Umgang mit der japanischen Gesellschaft. Wer einen Vergleich für die Stimmung des Films haben möchte, der denke etwa an KIKUJIROS SOMMER. Ausgezeichneter Film.





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