GEGEN DIE WAND (BRD/TR 2004/R: Fatih Akin/Kino: WOKI Bonn/13.03.04)
Purer Rock'n Roll...
...so bezeichnete die Jury-Vorsitzende der diesjährigen Berlinale, Frances McDormand, Fatih Akins neuen Film, als ihm dafür der "Goldene Bär" überreicht wurde, der erste seit 18 Jahren überhaupt für einen deutschen Film.
Und das ist wohl eine ziemlich treffende Beschreibung für diese mitreißende Liebesgeschichte zwischen Hamburg und Istanbul, die ebenso roh und kompromißlos brutal wie feinfühlig und sensibel sein kann, ebenso hoffnungslos tieftraurig wie romantisch und liebevoll.
Alle Facetten zwischen diesen Extremen beherrschen auch die beiden fantastischen Haupdartsteller, Birol Ünel und Sibel Kekilli, die mit Sicherheit gut 70% der Klasse dieses Films ausmachen.
Sie spielen Cahit und Sibel, zwei Deutschtürken die sich als Gestrandete in der Notaufnahme einer psychiatrischen Anstalt erstmals begegnen, beide nach einem Versuch, sich das Leben zu nehmen. Er, der Alkoholiker, weil er glaubt, das Leben bereits hinter sich zu haben und nichts mehr zu erwarten hat nach dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren. Und sie, weil ihr von ihrer Familie nicht die Möglichkeit gegeben wird, überhaupt erst ein Leben zu leben und sie gefangen ist in den Traditionen und den Erwartungen, die man an sie hat.
In Cahit sieht Sibel ihre Chance, aus diesem lähmenden Zustand zu entkommen. Sie bittet ihn, sie zu heiraten, um damit zumindest ihrer familiären Enge zu entkommen und damit die Freiheit zu erlangen, die es ihr ermöglicht, ihr Leben so zu leben, wie sie es sich vorstellt.
Cahit willigt nach einigem Zögern schließlich ein, ohne zu ahnen, dass aus dieser Verbindung bald schon mehr werden soll, als ein reines Zweckbündnis...
Das faszinierende an diesem Film ist vor allem die geradezu urwüchsige Energie, die er in sich hat, man könnte fast sagen, die Bilder atmen auf eine gewisse Weise vor lauter Leben, das in ihnen steckt. Akin versteht es darüber hinaus auch, diese Geschichte frei von jeglichem Kitsch und sogar weitgehend ohne die gängigen Klischees zu erzählen und wenn er dann doch mal eines bemüht, dieses gleich im Anschluß mit einem sympathischen und augenzwinkerndem Humor aufzulösen.
" 'Gegen die Wand' ist eine Komödie, die traurig, eine Tragödie, die witzig, und ein Melodram, das überhaupt nicht melodramatisch ist." (Frank Olbert; KStA)
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ende der Durchsage.