Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#991
Geschrieben 25. Februar 2009, 18:07
Ranger Dogen streift in Lederkluft und zusammengeschraubtem Vehikel durchs Wüstenland und beschwört schwer den Geist von Mad Max II herauf, was aber nur leidlich gelingt. Ihm in die Hände fällt dann mal eine blonde Husche, deren Vater just von Baal, dem Mutanten-Sohn des Dimensionenherrschers Jared-Syn, ermordet wurde. Baal und Jared-Syn, der, so erfährt man, den Weltraumfrieden gerade gebrochen hat, geraten damit ins Visier von Dogen. Außerdem gibt es noch einen roten Kristall, der die Lebensenergie der durch ihn dahingerafften Menschen speichert und der große Macht bedeutet. Als nächstes muss aber erst noch das Land der Zyklopen durchquert und eine Kristallstadt besucht werden, die aber eher aussieht wie ein Zeltdorf. Eine Kristallmaske taucht auch noch auf, was es jedoch mit der noch auf sich hat, weiß ich schon nicht mehr. Für den weiteren Ablauf spielt sie auch keine Geige mehr. Am Ende fliegen Dogen und Jared-Syn, der auch einfach Z genannt wird, um die Wette. Jared-Syn wird von Mike Preston gespielt, den man als Pappagallo aus MAD MAX II kennt. Hier hat er ein tolles Muskelkostüm an und verschwindet am Ende damit in einen Zeittunnel aus farbigen Dreiecken. Die sahen zumindest auf der Leinwand in 3D ziemlich spannend aus – überhaupt kann METALSTORM nur wegen seiner räumlichen Effekte punkten. Ein Autorennen mit Seifenkisten wie aus dem großen Vorbild, wo hat es das außer in METALSTORM schon mal in 3D gegeben? Auch der Teleskoparm, mit dem Baal grüne Säureglitsche in Richtung Sesselreihe ejakuliert, verfehlte seine Wirkung nicht. In der Flachvariante dagegen sieht der Film in der Tat ziemlich flach aus. Nahezu güllig gar. Das ist man von der Band-Familie so nicht wirklich gewohnt, konnte der zuvor gelieferte 3D-Knaller PARASITE doch zumindest noch mittelschwer begeistern und lässt sich selbst heute noch ganz ordentlich verdauen. Von den „normalen“ Filmen „vom Band“ gar nicht erst zu reden. Knaller an Knaller, so reiht es sich ja da. Im Fall von METALSTORM, der neben MAD MAX II auch noch um zwei Ecken aus dem Star-Wars-Universum mitnimmt, was zu kriegen ist, ist der größte Schwachpunkt ohnehin der, das einfach alle zwei Minuten immer unendlich viel neues Zeugs aufgefahren wird oder zumindest die Rede davon ist (Zyklopenstadt, Mörderkristalle, Lasermann, Straßenrennen), da noch den Überblick zu behalten und durchzusteigen – alles reine Glückssache. Ich gebe zu, dass mir das nicht mehr gelungen ist, obwohl es meine mittlerweile wohl vierte Begegnung mit dem Streifen war. Das alles kann aber auch damit zusammenhängen, das, wenn ich mich recht entsinne, Band METALSTORM als Trilogie geplant hat. Da fehlt es dann einfach an zwei Filmen, die alle notwendigen Erklärungen noch liefern müssen. Oder es ist einfach so, dass man in einem bestimmten Alter über Handlungs- und Logiklücken – egal welcher Größe – leichtfertig hinwegsieht und sich im Kopf ganz leicht und wie von selbst irgendwelche wirren Szenen zu einem halbwegs brauchbaren Ganzen zusammensetzt. Erwachsen ist man wohl dann, wenn so etwas nicht mehr als unterbewusster Automatismus funktionieren will. An den Schnitten, die der Film in der deutschen Version verpasst bekommen hat (warum auch immer) kann es allein jedenfalls nicht liegen. Das größte Kopfschütteln bereitet mir allerdings mittlerweile, dass ich für METALSTORM anno '84 extra blau gemacht habe und knappe 45 Kilometer zu einem Kino gefahren bin, dass diesen wohl schlechtesten 3D-Film der farbigen Generation für eine halbe Woche zu höchst merkwürdigen Zeiten laufen hatte. Und die blöde METALSTORM-3D-Brille suche ich auch schon seit Jahren vergeblich in den Kartons, die hatte nämlich tolle rote Rallye-Streifen. Dass ich die wirklich mal weggeschmissen habe, kann und will ich gar nicht glauben.
#992
Geschrieben 04. März 2009, 10:56
(Frankreich/Großbritannien/Italien/Tschechische Republik 2005 – Roman Polanski)
Der Film muss sich den Vergleich mit einer Vielzahl anderer Verfilmungen antun, darüber hinaus hat er sich am Buch zu messen. Bei den Verfilmungen gibt es unendlichen Müll, der von Animation bis Disney-Real reicht, dagegen anzustinken hat es Polanski nicht sonderlich schwer. Der dickste Brocken ist die Verfilmung von David Lean aus dem Jahre 1948. Ein Wohlfühlfilm, der seine Zuschauer meisterlich in die Geschichte einzulullen versteht. Und das von Beginn an. Polanski hingegen braucht so seine Zeit, bis der Film endlich mal den Hintern hoch kriegt. Vor allem die erste Stunde ist schon ziemlich zäh, die hinlänglich bekannten Figuren werden grob umrissen, manchmal etwas zu schnell durchgehechelt und danach schleunigst abgehakt. Und toll ausgestattete Bilder transportieren nicht automatisch Atmosphäre. In der zweiten Hälfte bessert sich der Film dann allerdings dramatisch. Damit hatte ich dann schon nicht mehr gerechnet. Kingsley als Fagin – sehr gern genommen. Abzüge gibt es für die stellenweise entsetzlich zuckrige Musik.
EISKALT
(Italien/Frankreich 2006 – Michele Soavi)
Den Bestseller habe ich immer noch nicht gelesen, vielleicht sollte ich das mal nachholen, denn Soavis Film, der mit weitem Abstand das Beste ist, was seit langem aus dem italienischen Kino in Konservenform zu uns schwappte, hält alles, was man sich von einem intelligenten Thriller, der gleichwohl eine höchst interessante Charakterstudie bietet, verspricht. So gut der Film ist, die deutsche Synchro ist es nicht zwingend. Und wer sich das ausgedacht hat, so einen tollen Film in ein so selten scheußliches Cover zu stecken und mit einem derart nichtssagenden Titel zu verhunzen, der gehört zweifelsohne an die Wand gestellt, wenigstens aber fristlos entlassen.
#993
Geschrieben 05. März 2009, 13:40
(USA 1971 – Philip S. Gilbert)
Ein irrer Hammermörder bringt die Mutter der jungen Ellie um. Ellie, die den Killer nach ersten Ermittlungen als einzige gesehen hat, muss ins Waisenhaus, wo die giftige Mrs. Deere und ihr Handyman Tom mit eiserner Fuchtel herrschen. Spaß gibt’s für die ausnahmslos jugendlichen Bewohner nämlich keinen, der Tag wird von Arbeit, Hieben, Folter und Psychotorturen bestimmt. Wer abhauen will, kriegt es mit Tom und seinem Werkzeugkoffer, dem Tiefkühlverschlag im Keller und den Fesselwerkzeugen auf dem Dachboden zu tun – sofern die Kinder ihren Fluchtversuch überhaupt überleben. In dieser Hölle hat es Ellie nicht leicht, zumal ihre Mutter, eine stadtbekannte Prostituierte, Mrs. Deeres Ehemann zu ihrem Kundenkreis zählte. Außerdem ist da ja noch die Sache mit dem Hammermörder, einem gruselgesichtigen Männlein, das ganz am Ende noch einen schaurigen Auftritt hat. Der Film endet mit einer hübschen Überraschung, bei der zwar noch einmal deutlich wird, wie arg der ganze Streifen zusammenkonstruiert ist, aber das nimmt BLOOD AND LACE keinesfalls den Charme. Im Gegenteil. Der Film ist eine pralle Büchse absurder Ideen und einer der ersten Teenie-Horrorfilme der 70er Jahre, die dieses „Prädikat“ rechtmäßig tragen. Und im Gegensatz zu anderen Filmen dieses Schlages ist BLOOD AND LACE sogar heute noch ausgesprochen stimmungsvoll. Die ersten fünf Minuten des Films lassen einen bereits auf der Sofakante verbringen, danach wird’s ohnehin immer doller (und auch noch blutiger). Der Umstand, dass Gilberst Schocker dereinst in den USA als jugendfrei eingestuft wurde – eine ganz schön mutige Entscheidung! In BLOOD AND LACE wird nämlich nicht nur einfach eine Slasher- und Gruselgeschichte abgewickelt, die sogar einmal ganz kurz davor ist, zu einem knallharten Reanimationsreißer umzuschlagen, sondern auch noch zahlreiche andere Dinge zum Thema hat: Prostitution, kämpfende Schlüpfermädchen, sexuelle Abhängigkeit, alle halbe Stunde wird wenigstens einmal ziemlich laut und mit der Billigung von Gewalt über die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger und Schutzbefohlener nachgedacht und am Ende steht sogar ein möglicher Inzest im Raum! Holla, die Waldfee! Wie gut der Streifen ist, das hatte ich so nicht mehr in Erinnerung. Da ärgert es mal wieder besonders, dass ausgerechnet zu so einem Klopfer keine offizielle DVD zur Verfügung steht. Das Bild der holländischen Kassette von RCV ist nämlich leider gerade in den Nachtszenen so dunkel, dass man mal wieder gar nichts erkennen kann. Sehr schade.
#994
Geschrieben 06. März 2009, 12:01
(USA 1978 – Curtis Harrington)
Der Zufall will es, dass der spießigen US-Durchschnittsfamilie anlässlich den zehnten Geburtstags der Tochter ein neues Hündchen ins Haus kommt. Die alte Töle wurde nämlich jüngst überfahren, weshalb es mit dem Haussegen gerade nicht zum Besten steht. Die Freude ist also riesengroß. Das ändert sich allerdings recht bald, ist der Schäferhund doch Nachkomme einer Hündin, der bei einer schwarzen Messe der Deibel in den Leib gefahren ist. Deshalb verrecken in munterer Folge Nachbarn, die spanische Haushälterin, die sich immer bekreuzt, wenn der Köter sie schief anguckt, warnende Freunde und natürlich auch andere Köter in der Nachbarschaft, die alamierend bellen. Toll an dem Film ist, dass nicht so sehr auf reinen Tierhorror geschielt wird, sondern sich die Besessenheit auf die Familienmitglieder ausweitet, womit Platz genug für Verhaltensauffälligkeiten aller Art geschaffen ist. Dass man sich hier und da noch beim schon ausreichend durchgekauten DER EXORZIST bedient hat, darüber kann man mit dem gebotenen zeitlichen Abstand hinwegsehen. Für einen Fernsehfilm ist DER HÖLLENHUND alles andere als schlecht. Im Gegenteil: er ist sogar ganz passabel und spannend, zudem ziemlich gut besetzt. Für die Zeit, in der er entstanden ist, bleibt er allerdings in Sachen Radikalität ganz klar hinter den Erwartungen zurück. Die Effektszenen sind richtig mies getrickst und tun schon fast in den Augen weh. Noch schlimmer allerdings fand ich die gnadenlos öde Teufelsaustreibung am Ende.
#995
Geschrieben 11. März 2009, 11:10
Ehemals Soldaten, jetzt Rocker. So kommen fünf harte Burschen nach Vietnam zurück. In geheimer Mission sollen sie einen CIA-Mann aus Kambodscha rausholen. Das entpuppt sich klarerweise als Himmelfahrtskommando. Zunächst wird sich aber noch abfällig über die japanischen Geländemaschinen geäußert, abfällig über Armee und Vietnamesen geredet und nicht minder abfällig mit dem Feind umgegangen. Und zwar ziemlich genau in dieser Reihenfolge. Die Prioritäten sind hier sehr klar gesetzt. Zwischendrin darf man als Zuschauer noch durch so manche mit Menscheleien und also Liebesgezwitscher vollgestellte Durststrecken hindurch, die sich vor allem beim Wiederholungsdurchlauf des Films als vielleicht größte Schwachstellen des Films entpuppen. Schlecht ist THE LOSERS nämlich nicht, sondern eigentlich ungemein kurzweilig, erfrischend blutig und mit einigen Synchron-Großtaten gesegnet. Dummerweise verzettelt sich Starrett aber im Verlauf sehr in Nebensächlichkeiten wie den alten Fick- und Vögelbekanntschaften der Rocker, die ihnen nun im Busch noch einmal nachlaufen. Das Ende entschädigt fürs Ungemach allerdings mit lustigen Panzer-Bikes, jede Menge explosiver Waffeneinsatz und vornehmlich blöd aus der Wäsche schauenden, überrumpelten Feinden. Und wenn man mal ehrlich ist: Obwohl die Durchhänger des Streifens schon etwas nerven, sind sie zumindest noch so lustig und bisweilen übertrieben zusammengezimmert, dass man dann und wann auch dabei noch lachend auf seine Kosten kommt. THE LOSERS ist eine runde Sache, vor allem, wenn man ihn noch nie vorher gesehen hat. Beim Wiedersehen allerdings hat man durchaus öfter mal das Gefühl, dass das Thema an sich sicherlich noch einen ganzen Zacken mehr hergegeben hätte.
HELLS ANGELS '69
(USA 1969 – Lee Madden)
Keine Meinungsänderung zu diesem Spitzenfilm, der glücklicherweise mittlerweile auch bei uns eine DVD-Veröffentlichung erfahren hat. Dass Jeremy Slate und Tom Stern nicht wirklich toll spielen können, kriegt die brandtgefährdete Synchronfassung, die zu den Besten gehört, die man je in einem Rockerfilm gehört hat, hübsch kaschiert. Im Gegensatz zum jüngst durchstandenen und ebenfalls meisterbrandtveredelten Synchroninferno von DJANGO NUDO, strengen die Künstler aus Berlin hier auch nicht über Gebühr das Nervenkostüm an. Was aus dem Lautsprecher tönt ist recht flüssig vorgetragen, passend und lustig und dient auch tatsächlich dem Fortkommen im Film. Zur Scheibe gibt es noch zu sagen, dass der Ton recht sauber angelegt wurde, jedoch an einer Stelle leider kurz mal recht dumpf wird. Trotzdem wunderbar und bei weitem besser als die deutsche Veröffentlichung von THE LOSERS, bei dem man Tonlöcher einfach mit Wort- und Satzwiederholungen gestopft hat, was zwar nicht häufig vorkommt, beim Durchlauf dennoch ziemlich auffällt.
#996
Geschrieben 11. März 2009, 15:42
(Australien 1984 – Russell Mulcahy)
Der deutsche Untertitel ist schon mal erstklassig. Dass es sich beim Kampfkoloss der Hölle um ein Wildschwein mit außergewöhnlichen Körpermaßen und Bock auf Randale handelt, ist zwar nicht einwandfrei erkennbar, aber scheiß doch der Hund drauf. Wichtiger ist, dass neben dem Untier auch jede Menge höchst merkwürdiger Menschen den Film bevölkern, nachdem erst einmal klar gemacht wurde, dass die US-Gardemaß-Heroine, auf der zunächst alle Hoffnungen ruhten, schon nach einer Viertelstunde das Licht ausgeblasen bekommt. Stattdessen schweinigeln Tierfutterproduzenten im tiefsten Outback herum, ein alter Mann will Gerechtigkeit, wurde er doch fälschlicherweise des Mordes an seinem Enkel bezichtigt (natürlich war's die Wildsau), und die Wüstenbewohner jenseits der großen Stadt werden in einem Licht gezeichnet, dass sie nach allem anderen aber nicht nach denkenden Menschen aussehen lässt. Mulcahys Film ist dazu noch eine wahre Fundgrube für gleichwohl eindrucksvolle wie einprägsame Bilder, die im ersten Moment nicht immer so ganz in einen Monsterfilm, und das ist RAZORBACK schließlich, passen wollen, ihm aber eine ganz eigene Note verleihen. So etwas kriegt man im Kessel mit den Riesenviechern in der Tat nicht alle Tage geboten. Noch viel weniger, und das darf man gerne wiederholen, eine so merkwürdige Anhäufung von Geisteskrüppeln aller Art. Und wenn man sich das Aussie-Kino der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts einmal Revue passieren lässt, ist RAZORBACK dabei noch nicht einmal ein Einzelfall, vielleicht aber eines der herausragendsten Beispiele. PATRICK, MAD MAX, HARLEKIN, DIE KETTENREAKTION, MIKE – IN 3,8 AUF 100... An jeder Ecke höchst merkwürdiges Kino mit zuweilen richtiggehend verstörenden Charakteren. Das hat schon was. Dass RAZOBACK nicht nur deswegen ein ganz großer Film ist, darüber muss man auch nicht noch lange palavern. Sehr schön überdies, dass der Streifen damals auch in Deutschland im Kino zu sehen war, wenn auch nur verknappt und begradigt – blöderweise habe ich ihn verpasst. Angesichts der mitunter atemberaubenden Schauwerte und aller anderen Qualitäten des Films eine Sache, der ich nach dem Wiedersehen schon arg nachtrauere, wenngleich ich sagen muss, dass mir wohl derlei damals nicht so wahnsinnig viel gegeben hätte. Heute dafür umso mehr.
#997
Geschrieben 13. März 2009, 08:53
(USA 2008 – Zack Snyder)
Habe ich nicht verstanden. Den Reaktionen des Publikums nach war ich da aber nicht allein. Halte fest: Dr. Manhattan rettet die Welt unbeabsichtigt, nachdem er sich hat unbewusst instrumentalisieren lassen. Ansonsten leuchtet er blau und lässt lang hängen, was die Leute um mich herum mindestens ebenso amüsiert hat wie die lange Nase des US-Präsidenten. Eine Bande anderer Superhelden mischt auch noch mit, darunter ein knurriger Irrer mit Sack übern Kopf. Gar nicht schlecht ja an sich der Ansatz, die selbstgemachten Superhelden nicht in eine imaginäre Welt zu verfrachten, sondern zwischen WWII, Vietnam und die Mitte der 1980er Jahre herumwuseln zu lassen. Der Rest war dann doch eher überlang und im Grunde mehr als bescheiden. Wer den Comic nicht kennt, hat doch schon ziemlich verloren. Mehr als ein nerdiges Krempoli, in erster Linie adressiert an pickligen Bilderbuchfans, habe ich jedenfalls nicht ausgemacht. Der Vorführer meinte es mal wieder besonders gut und drehte den Ton bis zum Anschlag auf. Ein Grund mehr, den Saal sofort beim ersten Bild des Abspanns fluchtartig zu verlassen. Der Trailer zu WATCHMEN sah sehr interessant aus, vom Film selbst kann ich das nicht zwingend sagen. Nach dem gleichwohl öden wie blöden 300 ein weiterer Rohrkrepierer von Snyder, der mir mindestens so gestunken hat wie die Käsechips vom Sitznachbarn oder der Pickelboy hinter mir, der seiner trulligen Freundin, die ebenfalls die Comics nicht kannte, alle naselang den Erklärbär machte. Ein Abendprogramm wie es niemand braucht. Schrecklich.
DAS WANDELNDE SCHLOSS
(Japan 2004 – Hayao Miyazaki)
Aus gegebenen Anlass noch einmal gesehen. Der Film gewinnt, je größer der zeitliche Abstand zur Lektüre der Vorlage ist. Dennoch bleibt das verständnislose Kopfschütteln darüber, dass wichtige Elemente des Buches fallen gelassen wurden und also Platz für allerlei groben Unfug haben machen dürfen, der nun wirklich nicht nötig gewesen wäre. Auch beim dritten Mal macht der in der Luft liegende Krieg zwischen den Völkern immer noch keinen Sinn, zumal das Thema in den letzten Minuten – wie so manches andere auch – fallengelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Auffällig dafür aber immerhin, wie schön doch die Musik zu den Bildern passt.
#998
Geschrieben 17. März 2009, 15:50
(Spanien 2007 – Jaume Balagueró, Paco Plaza)
Obwohl der Clou des Films nun schon bekannt, funktioniert er auch bei der erneuten Sichtung noch immer ganz famos. Ähnlich wie bei Ajas HAUTE TENSION ist [REC] ein Film, der vor allem durch seine Spannung besticht. Dazu kann man sich von dem Fernseh-Mock ebenfalls gut mitnehmen lassen. Jedenfalls weitaus besser als in anderen Werken, die sich um einen authentischen Anstrich mühen. Diesmal gab es [REC] in größerer Runde. Resultat: Ein Mitgucker ist zehn Minuten vor Schluss gegangen, weil er das Kamerageruckel in der späten Nacht nicht mehr verknusen konnte, ein anderer war hellauf begeistert, die Damen in der Runde waren angepisst, weil zu brutal und zu nervenaufreibend. Dabei hatte ich doch extra vorher noch passend zum Werk spanische Weine zur Beruhigung verabreicht. Das also hat man davon, wenn man den Leuten mal was Gutes tun will – man darf sich ob der Wahl des Programms wieder einmal ein wenig schuldig fühlen, weil der Streifen trotz vollmundiger Ankündigung den Geschmack doch nicht durchgehend getroffen hat. Trotzdem ist [REC] für mich nach wie vor eines der Glanzstücke des vergangenen Jahres. Spielt hier sicher noch öfter – dann aber wieder nur für mich allein.
#999
Geschrieben 19. März 2009, 05:30
(USA 2008 – Louis Leterrier)
Hulk ist untergetaucht, macht aber das US-Militär durch einen dummen Fehler auf sich aufmerksam. Dann geht es darum, zum einen ein Mittel gegen die Wut-Verwandlung zu finden, zum anderen die Tochter des bösen Generals als Liebschaft nachhaltig zu sichern und vom Guten im grünen Mann zu überzeugen. Der General schickt jedoch einen modifizierten Supersoldaten ins Rennen, weshalb es alle Augenblicke derart knallt, dass einem das blöde Gefühl ereilt, der Streifen ist für Kinder gemacht, die allzu viel Nebensächlichkeiten in einem Hulk-Film nicht gebrauchen können und deren unruhiges Gerutsche auf dem Kinositz dadurch Einhalt erfährt, dass alle paar Minuten im Streifen das bedient wird, wonach es den Sprösslingen freigiebig Kinogeld rausrückender Eltern tatsächlich gelüstet. Zumindest nach der Denke der Macher. Das ist durchaus legitim, macht mich allerdings nicht satt. Einen Vergleich zum HULK von Ang Lee braucht man gar nicht erst anzustellen, da beide Filme in völlig unterschiedlichen Ligen spielen. Viel eher gleicht dieser HULK einem Godzilla-Film aus seligen Jugendvorstellungs-Tagen, völlig frei allerdings von Charme und inhaltlicher Sorgfaltspflicht. Das ist so, als würde die Toho alle Monsterkämpfe hintereinander schneiden und durch die Kinos spülen. Und wer will so etwas schon sehen? Ich fand’s, gelinde gesagt, schon beinahe unerträglich.
#1000
Geschrieben 19. März 2009, 05:34
SECRETARY ROPE DISCIPLINE
(Japan 1981 – Hidehiro Ito)
Sayo arbeitet für ein erfolgreiches Modeunternehmen, hat sich aber mit Herrn Kitayama von der Konkurrenz eingelassen (der vögelt nämlich so gut) und wird, ehe sie sich versieht, der Werkspionage angeklagt. Der Vorstandsvorsitzende der Firma lässt es sich nicht nehmen, sie in seinem Folterkeller durch Werken und Wirken seiner Bediensteten wieder auf Spur zu bringen. Derweil träumt die junge Natsuko, die schon immer scharf auf Sayos Stellung in der Firma war, von einer Blitzkarriere. Am Ende zeigt Sayo aber mal allen, was für ein lernwilliges Luder sie tatsächlich ist und das ihre Geilheit durchaus ansteckend sein kann. Alle sind ganz baff und sagen „Oh“. Außerdem war der einst Sayo gemachte Vorwurf nur ein dummes Gerücht. Ach so.
Alles kann man nicht haben. So bleibt bei dieser Geschichte aus der Feder von Oniroku Dan doch mancherlei im Trüben. Warum beispielsweise Sayo eine Abhängigkeit zum einstigen Peiniger aufbaut und sich ihren Körper von ihm über und über mit – in der Tat recht eindrucksvollen – Tatoos verzieren lässt, ihn dazu gar ermahnt, seine Arbeit mit der Nadel nur nicht ruhen zu lassen, man kriegt es nicht so wirklich heraus, obwohl es gerade für das Ende des Films nicht gerade unwichtig ist. Das ist vielleicht der größte Knackpunkt bei dieser Geschichte, bei der auch ein wenig die Abwesenheit von Naomi Tani schmerzt, die in den vorangegangenen Nikkatsu-Dan-Filmen über solche obligatorischen Holpereien im Ablauf leichter hat wegsehen lassen. Man muss zugestehen, dass bei knappen 70 Minuten Länge wohl auch nicht immer genug Platz für eine allzu ausschweifende Handlung gegeben ist, immerhin müssen regelmäßig Nacktfleischbilder im Streifen auftauchen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man sich zuweilen wünscht, bei der Story hätte man sich ähnlich viel Mühe gegeben wie bei der Ausbreitung der Discipline-Abschnitte und erklärt, warum Sayo am Ende den Schritt von der Quäl-Liesel zum, wenn man so will, nach höchstem Genuss strebenden Vollweib vollzogen hat. Kein einfacher Film und sicher nicht der beste Nikkatsu, aber immerhin solide gemacht und rasend schnell vorbei.
#1001
Geschrieben 24. März 2009, 14:45
Nach über 40 Jahren wird Coffin Joe aus dem Gefängnis entlassen, was etwas verwundert, soll er doch im Bau massenweise Mithäftlinge abgeschlachtet haben. Mit seinem Helfer Bruno, der ihm ja schon in ESTA NOITE ENCARNAREI TEU CÁDAVER helfend zu Seite stand, sowie einer Bande ihm bis in den Tod folgender Verblendeter, richtet Coffin Joe sofort allerlei Unheil in São Paulo an. Nach wie vor treibt ihn die Suche nach einer geeigneten Frau, mit der er den perfekten Sohn zu zeugen gedenkt. Der Wunsch nach Unsterblichkeit, die Rede von Sünde, Tod und Teufel ist wie gehabt auch immer mal wieder Gegenstand in diesem Streifen, der sich in seiner Rücksichtslosigkeit ziemlich nahtlos in die bereits bestehende Riege Coffin-Joe-Filme reiht. In den Weg des Totengräbers stellen sich mit den Pontes-Brüdern - der eine von der Polizei, der andere vom Militär - zwei hochrangige Gegner. Ergänzt werden sie von einem sich mit Elektroschocks kasteienden Padre, der die schwarze Seele von Coffin Joe in die Hölle zu bringen gedenkt. Bevor es dazu kommt, werden vom Totengräber bergeweise Leichen produziert. Dabei gibt so manche Szene an der man schwerer zu schlucken hat. Und wie auch in den seligen Zeiten von ESTA NOITE... ist wieder ein kurzer Ausflug in die Hölle mit im Film, den Marins diesmal nicht für die Zensoren zu entschärfen brauchte und der entsprechend übel ausfällt. Wenn der Film tatsächlich im Mai in Deutschland erscheint, darf man mal gespannt sein, was davon noch übrig bleibt.
Dass EMBODIMENT OF EVIL ungleich sauberer produziert ist als die alten Filme, versteht sich von selbst. Manchmal wünscht man sich jedoch durchaus etwas die Unprofessionalität der alten Filme zurück, hatten die doch einen ganz eigenen, weltentrückten Charme. Mit dem Gebotenen kann man trotzdem mehr als zufrieden sein. Marins schont sich trotz der Tatsache, dass er die 70 Lenze auch schon längst überschritten hat, kein bisschen, grölt und zürnt wie in besten Zeiten und gibt sich gewohnt bissig. Mit etwas Selbstironie wurde auch nicht gespart, was dem Ganzen durchaus gut bekommt. Ein Stück weit setzt der Film voraus, dass man Marins Frühwerke rund um den irren Bestatter kennt. Zwingend erforderlich ist das meistens zwar nicht, werden doch entsprechende Einspielungen an entscheidender Stelle gereicht, zum tieferen Verständnis dessen, worum es in dem Streifen geht und mit welcher sich ausnahmslos in brachialer Gewalt entladender Verzweifelung Coffin Joe hier einmal mehr zu Werke geht, ist es trotzdem vorteilhaft. Hut ab für einen alten Mann, der mit über 70 noch so einen tollen und aus der Masse durchaus herauslugenden Film auf die Beine gestellt bekommt.
#1002
Geschrieben 24. März 2009, 15:16
(Frankreich/Italien/Spanien 1972 – Antonio Isasi-Isasmendi)
Chris Mitchum, der Sohn vom „Jäger“, will Rache für den einst vom Killerpack ermordeten Papa. Einen nach dem anderen knipst er die Lampe aus. Karl Malden muss hinterher und ihn stoppen, denn immerhin hat Mitchum irgendwann im Film Olivia Hussey entführt und hält sie auf einem Hausboot fest, ist sie doch die Tochter seines schwierigsten Ziels. Zwischendrin ist nicht nur genug Platz für Liebeleien (natürlich mögen sich Mitchum und Hussey und finden auf beschwerlichem Weg zueinander), sondern auch noch für ein paar atemberaubende Stunts, denen man ansieht, dass sie ohne viel Rücksicht auf Verluste entstanden sind. Und eine tolle Musik gibt es ebenso selbstverständlich wie eine etwas unausgegorene Handlung, der man nicht immer ganz folgen kann. Maldens Rolle im Film ist eher überflüssig, bietet er doch die meiste Zeit über Maulaffen feil oder steht herum wie bestellt und nicht abgeholt. Aber jeder Film braucht wohl einen, der durch und durch gut ist – manchmal gar zu gut für diese Welt, wie der Schluss des Streifens offenbart.
Am meisten habe ich mich bei dem Film, der durchaus in der Mitte so seine kleinen Durchhänger hat, über den kurzen Auftritt von Gesichtsbaracke Victor Israel gefreut. Einmal kurz als Autoschrauber in die Kamera gelinst und trotzdem an dritter Stelle im Abspann. Alle Achtung, das schafft nicht jeder!
(Neuseeland 1982 – Harley Cokliss)
Wie auch schon in MAD MAX 2 geht’s hier ums Öl – und nebenbei auch noch ums Überleben in einer sehr lebensfeindlich gewordenen Welt, in der ausschließlich die Hand des Stärkeren das Sagen hat. Auch das nicht wirklich neu im Weltuntergangskino jener Tage. Dafür findet man in DER KAMPFKOLOSS auch noch ein wenig Hippie-, Aussteiger- und Weltverbesserer-Romantik, die man so in den Vergleichsfilmen eher vergeblich sucht. Bevor dieses Beiwerk aber zu nerven beginnt, ist Col. Straker schon mit seinem Panzer-Brummi zur Stelle. Sodann wird sich kräftig unter den Nagel gerissen, was nur irgend geht: Nahrung, Diesel, Frauen. Die Tochter von Straker macht die Biege, ist der Gewalt überdrüssig geworden, die ihr Alter mit spürbaren Genuss auszuleben versteht. Michael Beck muss helfen, verzieht aber die meiste Zeit über nur das Gesicht. Vielleicht hatte der einfach keine Lust auf Endzeit. Geschraubt und Gelötet wird auch noch mindestens so toll wie in MAD MAX 2, jedoch nicht mit so eindrucksvollem Resultat.
DER KAMPFKOLOSS ist in jeder Szene nur der kleine Bruder von Mäxchen 2, aber doch nicht weniger sympathisch, das ist ja mal klar. Hierin muss ich mein einst abgegebenes Urteil etwas revidieren. Den schwer futuristisch angehauchten Soundtrack des Films hätte ich gerne auf CD. Dass DER KAMPFKOLOSS über ziemlich tolle Bilder verfügt, merkt man erst im Kino so richtig. Auf Video fehlt eindeutig die Größe, um Strakers Vehikel zu einem richtig bedrohlichen Filmmonster zu machen. Jetzt weiß ich endlich wieder, was mich vor über 25 Jahren an dem Streifen wirklich so alles fasziniert hat.
#1003
Geschrieben 25. März 2009, 11:18
(Italien 1976 – Michele Massimo Tarantini)
Major Altieri ist bei seinen Vorgesetzten wegen seinem Gerechtigkeitssinn in Ungnade gefallen und muss fortan in einem staubigen Ministeriumsbüro Schreibtischdienste verrichten. Das passt ihm nicht – noch weniger allerdings, was er in den Straßen der Stadt sehen und erleben muss. Raub, Mord und Kidnapping sind an der Tagesordnung. Zudem durchgeführt, und das erkennt der Soldat im Silva natürlich sofort, mit einer brandneuen Waffe, mit der nur die Einheit, zu der Altieri gehörte, ausgestattet ist. Zusammen mit dem tolldreisten Inspektor Tosi klemmt sich Altieri fortan nicht mehr hinter die Aktenordner, sondern an die Sohlen der Spitzbuben auf der Straße. Henry Silva spielt Pablo Altieri so, wie man es von ihm gewohnt ist. Zwei Gesichtsausdrücke reichen, um alle Facetten des Charakters wiederzugeben. Zur Seite gestellt kriegt er noch eine hübsche Maid, gespielt von Silvia Dionisio, die ja ohnehin schon in vielen italienischen Polizei- und Kriminalfilmen zu Hause war und mit dem wunderbaren HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS auch mal kräftig unterwegs. Antonio Sabato verblasst in diesem Film etwas hinter Henry Silva, obwohl man ihm tolle Szenen gegeben hat. Mal darf er Schurken mit einer eigentlich ihm zugedachten Autobombe wegsprengen, dann tobt er seine Männlichkeit bei Schnellfahrten mit dem getunten BMW auf der Rennstrecke aus und düst auf einem Motorrad gar waghalsig durch den innerstädtischen Verkehr. Trotzdem will’s nicht so recht funken. Silva braucht sich hingegen nur ins Bild zu stellen und schon ist alles klar. Und dass er selbst beim hingebungsvollen Sex mit seiner Liebsten lediglich seine versteinerte Standardvisage zeigt, setzt ihn in ein nur noch härteres Licht. Der Film endet tragisch, was sich so auch gehört, denn schließlich sind die Bösen immer in der Überzahl. Die Spannungsschraube zieht Tarantini in BLUTIGER SCHWEISS in kleinen Schritten immer weiter an, zwischendrin gibt’s Stunts, Rambazamba und ordentliche Aktionen mit dem Schießeisen, es wird einem also rein gar nicht langweilig. Und die Musik von den Gebrüdern Zwiebel ist natürlich auch wieder ganz besonders fein.
#1004
Geschrieben 27. März 2009, 08:53
(Spanien/Deutschland/Großbritannien/Litauen 2008 – Brad Anderson)
Fängt gut an: Blödes Pärchen, die für eine merkwürdige US-Kirche arbeiten, wollen von China mit der transsibirischen Eisenbahn zurück gen Westen. Tolle Landschaften, tolle Kerle in den Abteilen, die sich mit Wodka und Stimmungsmusik die Zeit vertreiben – so könnte es in diesem Film einfach bleiben. Tut es natürlich nicht, denn es tauchen Herr und Frau Spanier auf, die tüchtig Dreck am Stecken haben und tief in Drogengeschäfte verwickelt sind. Nachfolgend gibt es Verwicklungen aller Art, die meist Unschön ausgehen. Ben Kingsley turnt als knallharter Russen-Bulle durch die Gegen und spielt seinen Part als einziger wirklich überzeugend. Im Gewand eines Thrillers getarnt gibt es viel über die empfindliche Frauenseelen zu lernen. Wer soll und will sich das nur antun? Der Zug als solches spielt eine völlig untergeordnete Rolle, wodurch sehr viel Potential des Films flöten geht. Mal stampft er von rechts, mal von links durch die weißgepuderte Tristesse sibirischer Kärglichkeit. Dazu wird mal an der Geige gezupft oder eine Saite auf dem Klavier angeschlagen, als sicheres Zeichen von wohlgemeinter Bedeutungsschwere. Herausgekommen ist allerdings lediglich ein selten flaches und dadurch im höchsten Maße langweiliges Spektakel, dessen Kniffe man entweder schon mal anderswo gesehen hat, zumindest aber spielend leicht erraten kann. Am Ende gibt sich der Film vorzeitig auf, verplempert Zeit und Nerven in sinnlosen Szenenfolgen vor allem damit, darzulegen, dass auch ein bewegtes Frauenleben in geordnete Bahnen Einfahrt erhalten kann. Die Zugfahrt mit all seinen Abenteuern und Gefahren als Wegweiser in eine schöne Zukunft mit Kindern und Haus am See. Man kann gar nicht so viel fressen wie man kotzen möchte.
#1005
Geschrieben 28. März 2009, 06:49
(Großbritannien/USA 2008 – Marc Forster)
Schließt irgendwie irgendwo na CASINO ROYALE an, was natürlich voraussetzt, dass man den Film noch halbwegs frisch in Erinnerung hat. Wer hatte das schon, als TROST im Kino anlief? Oder beim Betrachten der Scheibe? Mir jedenfalls war von CASINO nichts mehr in Erinnerung, ausgenommen vielleicht die wirklich eindrucksvolle Szene mit dem zusammenkrachenden Haus. Hier hat es Bond nun mit einem finsteren Mann zu tun, der den Menschen das Wasser klaut. Gleichzeitig legt er sich noch mit dem eigenen Geheimdienst, CIA und einen Haufen Killer an. Welche Funktion hier wer erfüllt und warum – man kriegt es nicht wirklich immer klar heraus. Der Rest ist so schnell, dass man selbst bei den Actionszenen, die ganz klar sehr beeindruckend sind, nicht mehr mitkommt, so verworren wie nur möglich und mit einem solchen Ernst dargeboten, als gehe es hier alle Sekunde um die Wurst. Die leise Selbstironie der alten Filme – abgehakt und verschwunden. Ich bin alles andere als ein Bond-Fan, gern schaue ich mir aber Filme an, die einen Anfang und ein Ende haben. EIN QUANTUM TROST hat gar nichts und ging mir daher nach spätestens einer Stunde nur noch auf die Nerven.
#1006
Geschrieben 01. April 2009, 13:37
(Italien/(BR) Deutschland 1972 – Aldo Lado)
DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL
(Italien/(BR) Deutschland 1972 – Massimo Dallamano)
Ein quietschgelbes Doppelprogramm wie aus einem Guss und beide Male mit wirklich faszinierender Musik von Morricone, die bei beiden Filmen fast schon die halbe Miete ist. Im direkten Vergleich ist auffällig, wie sich Lado um Stimmung und Spannung bemüht, seine merkwürdige, schwarzgekleidete Kindermörderin immer wieder höchst effektiv in den Szenen auftauchen lässt, während das diesige Venedig der ganzen Geschichte einen ungemein trostlosen Rahmen gibt. Die STECKNADEL weiß dagegen vor allem mit einem sich um Kopf und Kragen spielenden Fabio Testi zu begeistern, dem man allerdings einen ziemlich blassen Joachim Fuchsberger an die Seite gegeben hat, der in seinen Szenen vor allem hektisch an der für einen „echten“ Wallazen-Kommissar unabdingbaren Pfeife nuckelt, ganz so, als könne er es nicht erwarten, dass seine den Film ohnehin nicht wirklich voranbringenden Szenen endlich vorbei sind. Dass sowohl in CHILD als auch STECKNADEL als Auflösung mit Pfiff nur blanker Unsinn gereicht wird, ist verzeihlich, die Entschädigung des Zuschauers erfolgt schon vorher durch einen konsequenten Spannungsaufbau und zumindest die Demaskierungen wissen durchaus zu gefallen. Gerade bei CHILD ist das Ende mit dem die katholische Kirche auf dem letzten Filmmeter noch in Schutz nehmenden Reporter schon ganz gewaltig unter aller Kanone, trotzdem zählt der Film für mich nach wie vor zu den besten Vertretern seiner Zunft. Bei Dallamano weiß sein Schulmädchen-Hauptwerk DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER alle Fleißpunkte einzusammeln, doch auch STECKNADEL macht immer noch großen Spaß. Allerdings nerven in der deutschen Fassung nicht nur die Schnitte, sondern auch der Wallazen-Vorspann, bei dem wie Dünnemals der Titel mit der Maschinenpistole ins Bild geschossen wird. Für die STECKNADEL eine echte Herabstufung. Der Film ist ohne Wallazen-Ballast ungleich genießbarer.
#1007
Geschrieben 01. April 2009, 13:41
(USA 2008 – Carter Smith)
Mathias, ein Deutscher, nimmt vier Amerikaner mit zu einer alten Maya-Pyramide im mexikanischen Dschungel, weil ein wenig versunkene Kultur nicht schadet und zudem der ohnehin schon überfällige Bruder des Deutschen (der natürlich Heinrich heißt) dort weilt. Dort angekommen tauchen augenblicklich wütende und mordende Dschungelbewohner auf und das alte Maya-Gemäuer ist auch nicht ohne. Mit dem Einsatz seiner Pflanzenmonster hält sich der Film leider etwas arg zurück, wenn es aber dahingehende Aktionen zu bestaunen gibt, sind die in der Regel auch gut. Weniger schön ist die unlängst hinreichend erschöpfte Mär vom reiselustigen und fickfreudigen amerikanischen Jung-Erwachsenen. Hier gibt es nichts, was es nicht schon mal gegeben hätte und RUINEN fügt demzufolge auch nichts Neues mehr hinzu, sonder gefällt sich darin, in den bereits ausgelatschten Pfaden noch ein weiteres Mal tüchtig herumzutrampeln. Braucht man nicht. Nach der etwas fade geratenen ersten Hälfte, in der vor allem die Zeit damit vertrödelt wird, ein blödes Telefon zu suchen, was ich als Zuschauer nun vor allem anstrengend empfand, geht es in der zweiten Hälfte deutlich flotter zur Sache. Das Gekröse in der Unrated-Fassung des Films ist zuweilen sehr deftig, glücklicherweise aber nicht sonderlich spielbestimmend. Ganz so durchgehend gelungen und spannend wie beispielsweise TURISTAS ist RUINEN leider nicht geworden, aber auch DAY OF THE TRIFFIDS auf dem Thron des Pflanzenhorrors ist nicht in Gefahr. Trotzdem gibt es bei Pflanzenviechern schon mal einen Extrapunkt, der auch erst dann wieder zum Abzug kommt, wenn eine obligatorische und einmal mehr besonders doofe Rocknummer zum Abspann aufzuspielen beginnt.
#1008
Geschrieben 08. April 2009, 05:16
(USA 2006 - Mark Neveldine/Brian Taylor)
Hier rächt es sich, wenn man über halbwegs aktuelle Filme nicht gut informiert ist. Hätte ich geahnt, was mich in CRANK erwartet, ich hätte es nicht mal ansatzweise in Betracht gezogen, den Streifen anzusehen. Schlimm, unerträglich, peinlich, ein Zeitverschwender sowieso, aber ein richtig grausamer. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Der Film hat mir übelste Kopfschmerzen gemacht, so etwas verzeihe ich nicht so schnell.
CLOVERFIELD
(USA 2008 – Matt Reeves)
Zunächst mal große Party und nicht minder große Ratlosigkeit, dann eine massive Monsterattacke auf New York, die sich gewaschen hat. In der Wucht der Wackelbilder geht zwar völlig unter, wieso und weshalb und warum Seemonster (?) die Stadt angreifen, aber wenigstens gibt es Monsterkino, das man den Amerikanern, die ihren letzten Kredit mit Emmerichs selten blöden Godzilla schon vor Jahren verspielt hatten, so nicht mehr zugetraut hatte. CLOVERFIELD ist ein Fanboy-Film bis zum letzten Meter, was man ihm überall ansieht und auch anhört. Selbst die Musik zum Abspann, die einzige, die im Film zu hören ist, ist kein nichtiges Rockgegrummel, sondern als eindeutige Verbeugung vor Akira Ifukube zu verstehen. Dummerweise liefert die Story leider nur einen mäßigen Grund für das Mitlaufen einer Videokamera, zwischendrin wird’s dann mal überflüssig und langweilig und auch etwas doof, aber in der Summe stimmt der Vernichtungsfaktor. Und wegen dem sieht man sich CLOVERFIELD schließlich an. Als Wackelvideo keine ernsthafte Konkurrenz also für den wesentlich bescheideneren, ungleich effektiveren und damit stimmigeren [REC], aber trotzdem gern genommen. Allerdings hat sich die kurze Wackelkamera-Mode sowohl mit CLOVERFIELD als auch [REC] schon wieder hinreichend abgenutzt. Vermelde jedenfalls nachhaltige Sättigung dahingehend.
CULT OF THE COBRA
(USA 1955 – Francis D. Lyon)
Ein paar G.I.s stolpern in Asien über einen geheimen Tiermenschen-Kult und haben schnell einen Fluch am Hals, der sie bis in die USA verfolgt. Dort nämlich dringt ins Alltagsleben der Soldaten eine geheimnisvolle Frau, die nicht nur für Begehr und Eifersucht sorgt, sondern auch allerlei Kobragift verspritzt. Die Geschichte orientiert sich merklich an Tourneurs KATZENMENSCHEN, jedoch gelingt es Lyon nicht, mit seinen eher an der Oberfläche der Geschichte herumkratzenden Allerweltsbildern Grusel und Grauen zu erzeugen. Dass man als Zuschauer stets bestens informiert ist und gar nicht erst über die Figur der seltsamen Frau im Unklaren gelassen wird, nimmt dem Streifen zusätzlich Spannung. Zudem ist Faith Domergue auch nicht Simone Simon, obwohl sie mehr als einmal im Film ähnlich undurchsichtig in die Kamera guckt. Allerdings geht CULT OF THE COBRA wirklich flott von der Bühne, hat sogar einen tollen Autostunt zu bieten und macht trotz allenfalls verhaltener Spannungsszenen ziemlich großen Spaß. Den Ausdruckstanz im Tiertempel ziemlich zu Beginn des Films fand ich so unterhaltend und beeindruckend, dass ich mir die Szene schon mehr als einmal angesehen habe. Toll.
#1009
Geschrieben 23. April 2009, 13:52
(USA 1987 – Jack Sholder)
Ein böses Alien krabbelt von Menschenschlund zu Menschenschlund und richtet mit den so übernommenen Körpern allerlei Unsinn an. Mit Kyle MacLachlan ist dem Untier ein als FBI-Agent getarnter Außerirdischer auf den Fersen, was dem Streifen durchaus eine besondere Note verleiht, offenbart sich die wahre Identität des Häschers doch überaus geschickt und nicht als Knalleffekt. Sholder, der mit NIGHTMARE 2 – DIE RACHE vielleicht eine der größten Filmgurken der 1980er Jahre verbockt hat, zeigt mit THE HIDDEN einmal mehr, was er alles auf die Beine gestellt bekommt. Trotz allerlei Aktionsszenen und schwarzhumoriger Untertöne ist THE HIDDEN ein wunderbarer SF-Film klassischen Musters mit nicht zu verachtendem Monsterfaktor geworden, der leider zu seiner Entstehungszeit nicht unbedingt die Beachtung gefunden hat, die er verdient hätte. Schon gar nicht bei uns, wo der Streifen erst einmal gute zwei Jahre im Schrank herumlag, bevor die Blödis von der Fox ihn doch noch durchs Kino schickten, dabei aber leider nicht versäumten, dem Film auch noch einen möglichst dämlichen Untertitel zu verpassen. Mehr als ein „unsagbar böser“ Film ist THE HIDDEN ist ein tolles, ungeheuer kurzweiliges und rundum gelungenes Spiel um Schein und Sein, ein großartiger Spaßmacher überdies und einer besseren Genrebeiträge der späten 80er, dessen wirklicher Wert sich ohnehin erst mit einigem zeitlichen Abstand so wirklich fassen lässt.
GELIEBTE JANE
(Großbritannien/USA 2007 – Julian Jarrold)
Das Leben der Autorin Jane Austen in einem Film, wobei die Fakten dann mitunter auch so verdreht werden, dass am Ende ein Streifen entsteht, der aussieht wie die typische Verfilmung eines fiktiven Austen-Romans. Deshalb langweilt man sich nicht gerade schlecht mit diesem Film, zumal, wenn man mit Austen-Verfilmungen und allem sich daraus erschöpfendem Drumherum sowieso nicht viel am Hut hat. Immerhin: Zwei halbherzige Klopp- und Kampfszenen bietet der Streifen, was jedoch auch nicht ernsthaft darüber hinwegtäuscht, dass die gezeigten Männer alle weibisch und im Grunde ihres Benehmens ausnahmslos schwul und zudem auch noch irrsinnig unattraktiv bis abstoßend wirken. Gesehen und abgehakt. Und es schreit auch nicht zwingend nach Wiederholung.
SSSSNAKE KOBRA
(USA 1973 – Bernard L. Kowalski)
Mit Dirk Benedict assoziiere ich vor allem KAMPFSTERN GALACTICA und meinetwegen noch WAHNSINN – „W“, wo ihm aber ganz klar Twiggy die Schau stielt. Auch in SSSSNAKE KOBRA spielt Benedict nur die zweite Geige, obwohl er sich am Ende mittels selbst für 1973 ziemlich schlechter Tricks in eine Schlange verwandelt. Aus dem braven Bübchen, und für eine solche Rolle ist Benedict eigentlich der ideale Kandidat, wird ein Monster, dem einzig nach Mord der Sinn steht. Der Hauptakteur in dem Ganzen ist jedoch Strother Martin, dem man den Mad Scientist zu jeder Sekunde bereitwillig abkauft. Über weite Strecken sieht SSSSNAKE KOBRA wie durchschnittliche Fernsehkost aus, was aber auch an der Wahl des Regisseurs gelegen haben mag. Trotzdem ist der Film eine ganz schöne Bombe und in seiner Breite mindestens ein echtes 50er-Jahre-Juwel, dass leider erst in den 70ern entstanden ist. Die deutsche Kinosynchronfassung macht ganz ordentlich Spaß, hat man Strother Martin gar allzu drollige und stets passgenaue Dialoge ins Buch geschrieben, die hier schon die halbe Miete sind. Doof, dass es diese herrliche Synchro einmal mehr nicht auf die DVD von Koch geschafft hat, wartet dort lediglich die für das Video und die TV-Ausstrahlung nachgefertigte, zweitklassige Eindeutschung aus der lustlosen CIC-Bude, der es schwer an der Fahrt fehlt, die so ein Streifen aber einfach zum Funktionieren und Begeistern braucht.
KRONOS
(USA 1957 – Kurt Neumann)
Der angebliche Komet, der im Gold von Mexiko in den Fluten versinkt, ist natürlich keiner, sondern eine bereits für den Zuschauer von der ersten Minute an klar zu erkennende fliegende Untertasse, die sich in einen höchst eindrucksvollen Riesenroboter verwandelt. Dieser trampelt über das Land, zermalmt Busch, Baum und auch einige Mexikaner unter seinen Stampffüßen, dies jedoch wohl eher unbeabsichtigt. Auf der Suche ist die Schreckensmaschine vor allem nach Energiereserven aller Art, die sie sich sofort zum Wohle und Weiterbestand einverleibt. Wenn der Mensch nicht Stromleitung und Atomkraft unter seine alleinige Kontrolle bekommt, sieht es für den Fortbestand der modernen Zivilisation also düster aus. Dem Robo wird der Kampf angesagt, wobei der Film den leidlich ausgetretenen Pfad mit der Angst vor Unterminierung und Invasion vor allem in der zweiten Hälfte des Spektakels ganz ordentlich überwunden bekommt, obwohl gleich zu Beginn mit unausbleiblichen Besessenheitsszenen zunächst eine dementsprechende Marschrichtung eingeschlagen wurde. Kurt Neumanns Film ist mindestens so wertvoll wie sein Klassiker DIE FLIEGE. Ganz schnell verlässt der Film zu einem guten Stück bekannte und bereits hinlänglich beackerte Inhaltsstoffe und trumpft statt mit intelligenten Weltenherrschern und sonstigen einzig von Spaß an kriegerischen Aktionen beherrschten Wesen „from beyond space“ mit einem eher tumb durch die Gegend watschelnden Energiestaubsauger auf, was man so nun wirklich noch gar nicht gesehen hat. Mal davon ganz abgesehen weicht KRONOS zwar nicht ernsthaft vom Kurs ab, ist Jeff Morrow einmal mehr der standhafte Gockel und die Lösung für das Übel der Menschheit eher erschreckend konventionell gewählt, aber bei dieser Art Film kommt es darauf eh nicht ernsthaft an. Die Spannung und die eindrucksvoll getricksten Robo-Szenen wissen für ganz viel zu entschädigen, der Unterhaltungswert ist immens und mit seinen Scope-Bildern wirkt er auch alles andere als billig.
THE END OF MAN
(Brasilien 1971 – José Mojica Marins)
Zum Finis Hominis wird Marins vor allem durch den verwunderten Ausspruch eines Geistlichen, jedoch haftet ihm vom ersten Augenblick die Aura des Übernatürlichen an. Er heilt eine gehbehinderte Frau, weiß über sämtliche Verfehlungen der Menschen Bescheid, deckt Intrigen und Mordkampagnen auf sowie allerlei gegen das Proletariat gerichtete Ungerechtigkeiten. Die Hippies sehen ihn als Prophet des Friedens, politisch und wirtschaftlich motivierte Menschen als Maskottchen, mit dem man sich gerne schmückt, der Straßenprediger gar als Wiedergeburt des Messias. THE END OF MAN spielt mit den Kernfragen religiösem Gewuchers und allzu leicht aufflammender Verblendung, entzieht sich aber allein schon durch seine ruppige Machart, die irgendwo zwischen Herschell Gordon Lewis und Jodorowsky einen bescheidenen, jedoch nicht uneffektiven Mittelweg gefunden hat, einer klaren Stellungnahme. Das Heil liegt nach Meinung von Finis Hominis ohnehin in jedem selbst. Am Ende entschwindet Marins als Titelfigur daher auch in Regionen, in die ihm „kein Mensch folgen kann“. Das letzte Bild des Films offenbart dabei ähnlich wie in MONTANA SACRA den Irrweg, auf dem man sich auch als Zuschauer die meiste Zeit des Films über befunden hat. Ohne Humor geht es nicht, und schlecht ist es sowieso nicht, wenn man vor allem über sich selbst lachen kann. Erklärungen (vor allem für den sehr bildstarken Anfang des Films) liefert Marins keine, aber man wird immer wieder sehr charmant dazu angehalten, sich selbst eine möglichst kritische Meinung zu bilden. Und das ist schon wesentlich mehr, als man von einem mit enorm bescheidenen Mitteln hergestellten Film gemeinhin erwarten kann.
#1010
Geschrieben 24. April 2009, 10:55
(USA 1980 – Robert Butler)
Sean Boyds war mal Bulle, ist jetzt aber Fernfahrer, weil er einen aufrechten Gang pflegt und sich also unentwegt mit den korrupten Kollegen anlegte. Seine Tochter ist ein Pim-Pam-Pummelchen mit unschöner Latzhose, wird jedoch von einem irren Subjekt mit der Tochter eines Immobilienkönigs verwechselt und auf offener Straße entführt. Boyd sieht da natürlich rot, läuft in New York regelrecht Amok und demoliert bei seiner Verfolgung jede Menge Autos und Visagen. Das Ende ist bei dieser Art Film vorprogrammiert, was der guten Stimmung aber nicht Abbruch tut. Da ist dann eher die deutsche Synchronfassung problematischer, wird sich da leider mehr als einmal aus dem Off ganz schön einer zusammengelabert und der eigentlich recht ruppig angelegte Film (Videowerbung: "Ein Mann wird zum Zerfetzer") mit allerlei schmalen und schalen Scherzen gewürzt, die nicht zwangsläufig und ausnahmslos zu begeistern wissen. DIE RATTE ist trotzdem alles andere als schlecht, sondern vor allem ein ziemlich rasanter Großstadt-Actionfilm ohne viel unnötigen Ballast für den Kopf. Der Umstand, dass sich Boyd im Verlauf der Hatz auch mit seinen ehemaligen Kollegen immer wieder anlegt und diese dann in Folge mitunter böse ausrasten, gibt dem Streifen noch zusätzlichen Pfeffer. James Brolin sieht noch genauso aus, wie man ihn in dem just zuvor abgedrehten AMITYVILLE HORROR in Erinnerung behalten hat. Es scheint gar, als hätte er sich nicht einmal vorher umgezogen. Auch sonst ist der Film überdurchschnittlich gut besetzt, behandelt auch immer mal wieder zeittypische Rassenproblematik im Nebenher (und gar als Triebfeder für den Kidnapper) und gibt zu jeder Zeit ganz, ganz schwer Vollgas. Die rund 100 Minuten, die der Film in Anspruch nimmt, kann man weitaus schlechter verbringen. Und das dieses Kleinod von Anfang bis Ende noch ganz schwer von dem Geist der 70er Jahre durchweht wird, schlägt ohnehin als zusätzlicher Bonus zu Buche.
Bearbeitet von molotto, 24. April 2009, 11:05.
#1011
Geschrieben 01. September 2009, 10:10
Der Berliner Apotheker Robinson Schmidt (!) hat das Gejammer und Gezeter seiner Alten satt und träumt sich auf eine einsame Insel, und zwar vor allem dann, wenn er nicht gerade Tollpatschigkeiten aller Art vorführt, die schier grauenhaft anzusehen sind. Manchmal labert er auch nur eimerweise Scheiße – dafür hat die Industrie für moderne Videogeräte den Vorspulknopf erfunden. Auf dem Eiland warten jedenfalls lauter mal mehr, mal weniger knackige Weiber mit zuweilen dicken Ärschen einzig darauf, sich die Schmidt’sche Palme wohin pflanzen zu lassen – und das, obwohl der Franco-Robinson selbst bei allergrößtem Wohlwollen so schrecklich aussieht, dass man auf gar keinen Fall Zeuge davon sein möchte, wie dieser Mensch Sex hat. Gar nicht fehlen darf zudem ein ulkiger Affe und ein ständig kalauernde Papagei, dem man durch die Bank Witze in den Schnabel gelegt hat, die auch 1971 schon peinlich waren. Bei der Betrachtung des Films schämt man sich also gehörig, wenn auch nie so wirklich klar zu definieren ist, woran das nun eigentlich festzumachen ist. Fakt ist, dass der Film durchweg wie grob zusammengezimmertes Stückwerk aussieht, bei dem keiner mehr wusste, wo vorne und hinten ist. Fakt ist auch, dass ROBINSON sieben oder acht Jahre im Keller lag und auf eine Kinoauswertung wartete. Fakt ist zudem, dass ich den Film trotz allem irgendwie immer noch gut finde.
BLACKER THAN THE NIGHT
(Mexiko 1975 – Carlos Enrique Toboada)
Ein junges Mädel erbt von ihrer Tante ein prächtiges Anwesen und zieht dort mit ihrem Rudel Freundinnen ein. Im Haus gibt es eine höchst merkwürdig aussehende Haushälterin und die schwarze Katze Bécquer. Die Haushälterin hat zumindest optisch so einiges mit der Gruselhausdame aus D’Amatos SADO gemein, die Katze mit dem gleichnamigen spanischen Romantiker dafür umso weniger. Deshalb mögen die Mädchen die Katze auch nicht und sorgen nach einem unschönen Zwischenfall gar dafür, dass sie auf bestialische Weise umkommt. Natürlich allen Mahnungen und Warnungen der Haushälterin in den Wind schlagend, sich ja stets um das Katzentier bestens zu kümmern, war es doch der einzige Freund der Tante. Die bittere Rechnung folgt prompt: Der Geist der alten Frau spukt fortan derart herum, dass die Mädels nacheinander vor Schreck und Schock umkommen. Das Ende ist für einen Geisterfilm überaus gut gelungen – wie überhaupt der ganze Film, der wunderbar altmodisch mit Gewitter und wehender Gardine, dezenter Musik und langen Szenen angerichtet wurde. Atmosphärisch wird hier wirklich einiges aufgefahren, aber auch ein paar deftige Schocks fehlen nicht. Ein rundum toller und sehr sehenswerter Film, dem man gerne wünscht, dass ihm später Ruhm auf breiterer Front irgendwie noch zuteil wird.
#1012
Geschrieben 02. September 2009, 14:22
(USA 2009 – Fred Olen Ray)
Ist der wirklich von Fred Olen Ray? Für einen Ray sieht SILENT VENOM nämlich ziemlich gut aus, wenn auch der Inhalt nicht durchweg überzeugt. Nach SNAKES ON A PLANE und TRAIN geht es nun auf ein US-U-Boot, denn die von einer Insel in der Nähe von China evakuierten Wissenschaftler bringen verbotenerweise kistenweise Experimentierschlangen mit an Bord, mit denen sich Käpt’n Luke Perry herumschlagen muss. Weit gesunken ist auch Tom Berenger, den es ebenfalls in dieses Schundstück verschlagen hat und der beängstigend alt geworden ist. Weil die Schlangen allein nicht reichen, um den Film über 90 Minuten zu tragen, ist auch noch ein Zwischenfall mit der chinesischen Flotte eingestrickt, wobei die Amis ganz tüchtig und natürlich gegen alle Regeln mit Wasserbomben beschmissen werden. Spannung an allen Fronten also, trotzdem sieht man das Gebotene mit größtmöglicher Gelassenheit, denn überzeugend ist SILENT VENOM so irgendwie gar nicht, dafür aber wenigstens sauber runtergekurbelt und über die weitesten Strecken als kantenfreies Ballaballa-Kino angenehm in der Goutierung. Außerdem wieder ein Film mehr mit Horrorschlangen gesehen. Das ist gut für die Statistik.
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