"If it bleeds, we can kill it!"
#421
Geschrieben 07. Oktober 2008, 11:39
(Rocky IV) / USA 1985 / DVD
Habe ich mir des Nachts aus Studiengründen angesehen. Eine Sichtung mit einem klaren Ziel vor Augen: Dem Herausfiltern der dem Film innewohnenden SciFi-Elemente zwecks Aufbereitung derer in einem Kurzessay von sagenhaften zwei Seiten Umfang. Diese Seiten sind nun gefüllt und strotzen vor gähnender Langeweile, mit der ich den geneigten Leser dieses Filmtagebuchs nicht belästigen möchte.
Wesentlich beeindruckter hat mich ohnehin die Gesamtinszenierung der beiden Kontrahenten Rocky und Ivan als Vertreter ihrer Nation, ihres Systems, ihrer Philosophie - oder wie man es auch immer ausdrücken möchte - zurückgelassen. Diese Inszenierung (insbesondere diese riesenhafte Drago-Flagge in der Moskauer Sporthalle oder die letzte Trainingsmontage vor dem Endkampf) hatte ich bisher als ein für eine Exposition der Charaktere innerhalb eines Sportfilms selbstverständliches Phänomen wahrgenommen. Dass es hier um viel mehr geht als eine schnöde vollzogene Rache im Boxermilieu, habe ich eigentlich erst bei dieser vierten Sichtung so richtig bemerkt. Das kommt nunmal davon, wenn ein Film bisher immer ausschließlich als Bierfilm wahrgenommen wird. Das bleibt ROCKY IV zwar auch weiterhin, doch hat er einfach wesentlich mehr zu bieten. Das beweist eigentlich schon die fantastische Eingangssequenz, die die beiden Systeme schonmal vorsorglich in Form von gigantischen Boxhandschuhen aufeinanderprallen lässt. Es wird wieder Zeit für eine Gesamtretrospektive der ROCKY-Reihe.
#422
Geschrieben 07. Oktober 2008, 22:17
(Lo chiamavano Trinità) / Italien 1970 / DVD
Dieser frühe SpencerHill war mir im Gegensatz zu einigen anderen von mir dieses Jahr (neu) gesehenen Filmen des Duos gänzlich unbekannt. Keinerlei Erinnerungsfetzen konnten sich während der Sichtung den Weg in meinen Kopf bahnen. Nicht nur deshalb ein höchst erfrischendes Erlebnis, dieses Filmchen.
Natürlich befinden sich die beiden hier noch in der kargen und dreckigen Welt des Westerns und deshalb regiert zuweilen noch der gezielte Revolverschuss über den schnöden Faustschlag, der später an exotischeren Schauplätzen und außerhalb des Westerngenres den Weg zum Sieg markieren sollte. In diesem Zusammenhang ist die Symbolkraft der ersten Prügelei in DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS, an der beide Hauptdarsteller teilnehmen, kaum überzubewerten. Fast schon rituell werden die Waffen abgelegt, um sich dem Glanz des choreographierten Faustgewitters hingeben zu können, das die Folgefilme der beiden so unverwechselbar machen wird. Die rituelle Ablösung der Schusswaffe durch die Faust kann dank der waffenfeindlichen Haltung der Mormomen, die von den Joes beschützt werden, bis zum Ende des Films durchgehalten werden. Die Vorbereitung der Siedler auf die bevorstehende Schlacht (das Attribut 'Schlägerei' greift hier längst nicht weit genug) macht den Zuschauer mit manchem späteren Signature Move Hills und Spencers vertraut. Dies gelingt aber auch dem denkwürdigen Kampf selbst.
Alles ist wie später. Doppelbackpfeifen, Kopfnüsse, wankende Gestalten, Brummen, Bohnen.
#423
Geschrieben 09. Oktober 2008, 17:58
(Black Sheep) / Neuseeland 2007 / DVD
Die Sichtung dieses Films verlief weitgehend eindrucksfrei. Die Übertragung der bewährten Schemata des Tier-/Monsterhorrors in das von Schafen beherrschte Neuseeland gelingt zwar zufriedenstellend, doch verhilft dies BLACK SHEEP auch nicht zum erfolgreichen Abschluss des Vorhabens, den Film von der Aura des Egalen zu befreien. Die Verwebung des Stoffes mit Motiven des Zombiefilms erlaubt den Machern zwar das Einstreuen einiger überraschend deftiger Splattereinlagen, doch wirken diese Scharmützel auf Dauer ebenso ermüdend wie die überraschungsarme Handlung. Nicht vollkommen unsehenswert (da Neuseeland zum Glück des Films ein hübscher Flecken Erde ist), aber insgesamt belanglos.
#424
Geschrieben 09. Oktober 2008, 18:06
(Once) / Irland 2006 / DVD
Herzliche Mär über das Verhältnis von Sprache, Musik und Gesang. Dramaturgisch für Freunde des gemeinen Liebesfilms sicherlich wenig befriedigend ("Die kriegen sich am Ende ja gar nicht!"), doch sollten auch diese am Rest des Films größtes Gefallen finden. Wunderschön eingefangen die Unfähigkeit des namenlosen Gitarrenspielers, außerhalb seiner Lieder vernünftig kommunizieren zu können. Dies hat mich im ersten Moment an STROSZEK erinnert, dann aber schnell doch nicht mehr.
Viel mehr habe ich zu ONCE eigentlich kaum zu sagen. Toller Film aber. Der Filmkritiker im Sat1-Frühstücksfernsehen hat den seinerzeit schließlich auch gemocht!
#425
Geschrieben 09. Oktober 2008, 18:25
(De grønne slagtere) / Dänemark 2003 / DVD
Die erste halbe Stunde der Filmlaufzeit habe ich darüber nachgedacht, ob ich den Darsteller des Bjarne bereits in Christoffer Boes RECONSTRUCTION kennengelernt habe (in der Tat, er ist's!). Grund genug, sich letzteren Film bei Gelegenheit wieder anzuschauen, zumal er dem heute gesehenen so hoffnungslos überlegen ist. Doch genug der insgesamt recht zusammenhanglosen Referenzensuche und zurück zu DÄNISCHE DELIKATESSEN: Reiht sich nahtlos in die Tradition des zu Nahrung verarbeiteten Menschen ein, die mit dem fieses Atreus begonnen und sich über Shakespeare, Peter Greenaway (und viele, viele weitere Stationen) und schließlich den letztjährigen SWEENEY TODD bis weit in die Moderne vorgekämpft hat.
Eindruck geschunden hat Jensens Film bei mir aber hauptsächlich durch die Grenzauslotungen in seiner Inszenierung. Schon die absurde Grundkonstellation (zwei Metzgerfreunde schlachten Menschen, um ihr Fleisch zu verkaufen) rückt DÄNISCHE DELIKATESSEN in die Nähe einer Komödie, die wohl mit Leichtigkeit und einer gehörigen Portion Klamauks und schwarzen Humors hätte runtergedreht werden können. Doch nähert sich der Film nur in wenigen Szenen und mit wenigen etwas offenkundiger lustigen Sprüchen dem komischen Film. Es überwiegt stattdessen das menschliche Drama um den ungeliebten Svend und den traumatisierten Bjarne, deren Handeln insbesondere seitens Svend angesichts ihres erbärmlichen Erdendaseins von solcher Selbstverständlichkeit geprägt zu sein scheint, dass mir das Lachen manches Mal im Halse stecken blieb.
Bearbeitet von emme, 09. Oktober 2008, 18:28.
#426
Geschrieben 13. Oktober 2008, 15:15
(Più forte, ragazzi!) / Italien 1972 / DVD
Terence Hill und Bud Spencer auf unaufhaltsamen Weg aus der Welt des Westerns hinein in den Zivilisationsfilm. Zwischenstopp diesmal: Der kolumbianische Dschungel und Umgebung.
Niemand wird umhin kommen zu erkennen, dass es bei den Himmelhunden noch ein ganzes Stück ernster zugeht als dies in den fortgeschrittenen 70ern und frühen 80ern, spätestens wohl ab ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL, der Fall ist.
Da geht doch der Hill in einer Szene bewusstlos zu Boden! Ich meine, klar, in Bedrängnis war der auch später immer wieder mal, aber bewusstlos? Nee! Ich hatte ja schon balde Angst, dass sich noch eine Geiselsituation anschließt, in der Spencer als Mittelsmann fungieren müsste! Doch zum Glück (?) geschah dies nicht und Ansätze der späteren Nahezu-Unbesiegbarkeit der beiden Figuren übernahmen schnell das Ruder.
Bei fast jedem SpencerHill lohnt bekanntlich ein Blick (oder ein Hinhören) auf die Synchronisation. Diese kommt dem Gestus des Films entsprechend augenscheinlich recht zahm daher, neigt aber dennoch zum subtilen Brüller. Allein der Dialog zwischen Graf Zeppelin und der Flughafenleitung während des regnerischen Nachtflugs --> Meisterwerk. So haben "coole Dialoge" beschaffen zu sein und nicht wie das von Fans gern herbeizitierte Gesabbel der frühen Tarantinos oder Smiths (CLERKS mal ausgenommen (Wehleidigkeitsbonus meinerseits)).
Konzeptuell hätte die Schlusskeilerei zwischen Spencer und Hill (vergesst Freddy und Jason) meines Erachtens besser in ein späteres Werk der beiden gepasst, vielleicht als eine Art Abschluss der gemeinsamen Arbeit. Aber was soll's: Eine schöne Scope-Aufnahme samt Flugzeug im Sonnenuntergang, davor zwei Helden wankelringend um den vollkommenen Triumph. Ohne Worte.
Erst jetzt bemerke ich, dass ich mit dem eingangs erwähnten Begriff des Zivilisationsfilms vielleicht noch weit weniger verkehrt liege als gedacht, illustriert der Film in mancher Episode doch eindrucksvoll den Kontrast zwischen Wildnis und Zivilisation. Und dies nicht nur im vielleicht wehmütigsten Moment innerhalb der vielen gemeinsamen (und mir bekannten) Filme Spencers und Hills, dem Tode Mattos.
Für gewöhnlich halte ich mich mit Technikgenerde eher zurück, da mich die mangelnde Qualität eines Ton- und Bildträgers selten stört (Hauptsache man kann was erkennen/hören), aber ich hoffe sehr, dass auch ZWEI HIMMELHUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE ganz weit oben auf der Restaurierungsliste von e-m-s steht. Das musste mal gesagt sein.
#427
Geschrieben 16. Oktober 2008, 17:23
(Porgi l'altra guancia) / Frankreich, Italien 1974 / TV-Aufzeichnung
Ich bin wohl etwas übersättigt durch meine vielen Sichtungen der verschiedensten SpencerHill-Filme in der letzten Zeit, denn eigentlich bin ich davon überzeugt, dass ZWEI MISSIONARE das gewohnte Programm ebenso gut oder schlecht abspult, wie es andere zur selben Zeit erschienene Filme des Duos tun.
Dennoch überzeugten mich die faustgewordenen Gebetsbücher und Narkosenhammer nur stellenweise, vielmehr stellten sich bei mir Ermüdung und Langeweile ein. Zumindest die Sprüche aber lassen den gewohnten Witz nicht vermissen und die Keilereien sind angenehm rabiat ausgefallen.
Eine neue Chance. Irgendwann. Nach einer nötigen Pause von den beiden Helden.
#428
Geschrieben 25. Oktober 2008, 19:34
(Horror of Dracula) / Großbritannien 1958 / DVD
Eigentlich ist jetzt ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um DRACULA eines Filmtagebucheintrags zu würdigen. Heute, direkt nach dem Aufwachen, setzte ich die gestern nach ca. 15 Minuten wegen akuter Müdigkeit abgebrochene Sichtung des Films fort und war im Anschluss nur wenig angetan von dem, was sich da in den etwa 75 vorherigen Minuten auf meinem Fernsehschirm abgespielt hat. Zu ruppig, zu roh, zu plump, zeitweise gar laienhaft (insbesondere in seiner Dramaturgie) präsentierte sich mir Fishers Werk, als dass ich Gefallen daran hätte finden können. Kein Vergleich (falls sich dieser überhaupt gebietet) zu dem zwar auch immer wieder stolpernden, aber dennoch wesentlich charmanteren, Universal-DRACULA von 1931, der vielleicht gerade durch seine technischen Limitierungen punkten kann, was Atmosphäre und Sehfreude angeht. Fishers Film dagegen machte auf mich den bewährten Eindruck von "gewollt, aber nicht gekonnt".
Nicht umsonst herrscht im ersten Absatz dieses Textes das Präteritum vor, denn der Ersteindruck, ich sag' es euch, er schwindet. (Zum Glück.) Was heute morgen noch ruppig war, wird in meinem Kopf zur nötigen Härte eines Thrillers, das Rohe zum ungewohnten Gruselkonzept, das Laienhafte macht sich zu Gunsten eines Anscheins von Komik (ob freiwillig oder unfreiwillig) aus dem Staub. Einzig die Plotplumpheit, sie will nicht weichen. Wenn Dr. Xaver Zufall erst Mina (oder war es Lucy?) zum passenden Totengräber lockt und dem - verglichen mit THE ABOMINABLE SNOW MAN - angenehm deutlich sprechenden Cushing just auch noch verrät, dass er den Keller des Anwesens aufzusuchen hat, freilich zwei Sekunden, bevor auch Graf Lee sich auf den Weg in die Gruft macht, dann ist mir das doch schnell zu viel des Guten.
Dieser Moment stellt deshalb einen an sich schlechten Zeitpunkt zum Niederschreiben der Eindrücke dar, weil diese noch im Festigen begriffen sind, ein Urteil ist noch nicht gefällt. Christopher Lee und Peter Cushing spielen Ping Pong in meinem Kopf. Ohnehin nehme ich den Film, glaube ich, viel zu ernst.
Wenn ich kurz in der Mottenkiste wühlen darf:
Zitat
Mein zweiter Ausflug in die Welt des Hammer-Horrors. Auch dieser ist als geglückt anzusehen, wenn mir auch das kürzlich gesehene Frankenstein-Intermezzo besser gefallen hat.
Dennoch ist der Film richtig geil: Hier werden Leichen ausgebuddelt, ein Haus niedergebrannt, mysteriöse Kulte zelebriert und Frauen geschlagen. Dazu noch skeptische, Fremdlinge verachtende Hinterwäldler und die ein oder andere Person, die (genau wie der Zuschauer) vorher schon alles am besten gewusst hat - fertig ist ein herrlich altmodisches Filmvergnügen, das Freude macht.
Im Wesentlichen bietet auch DRACULA all die Dinge, die mir an THE REPTILE so gut gefallen haben, wenn auch den Hinterwäldlern ein noch hinterwäldlerischer Gestus bestens zu Gesicht gestanden hätte. Egal. Dafür entschädigen der schrullige Zollbeamte und der schon deutlich zu lang in seinem Beruf tätige Totengräber/Leichenbestatter.
Selbst Frauen werden geschlagen und zumindest dachte ich kurz, dass Schloss Dracula niederbrennen wird.
Nein, nein, nein. Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an DRACULA rangegangen und sollte mir nichts vormachen: Der Film rockt alles weg. Schon wie er sich die Vorzüge des Farbfilms zu Nutze macht, ist aller Ehren wert. Das Blut. Meine Güte.
Zudem: Cushing. Der Vorhang. Der Sprung. Lee verreckt.
Staub.
#429
Geschrieben 13. November 2008, 13:44
(Goldeneye) / Großbritannien, USA 1995 / TV-Aufzeichnung von anno dazumal
Endlich mal wieder einen Film gesehen. Aber war GOLDENEYE auch die passende Wahl für das Beenden der mehrwöchigen Durststrecke? Na klar!
Als Nahezunullkenner der Filme um James Bond - nachdem ich kürzlich in mich gegangen war, kam ich zu dem Schluss, dass ich in ihrer Ganzheit nur GOLDFINGER, GOLDENEYE und DIE ANOTHER DAY kenne - habe ich GOLDENEYE in der Vergangenheit in erster Linie als ganz brauchbaren Actionfilm gesehen und weniger als gelungenen Bond-Film (obwohl ich ihn aus irgendwelchen Gründen in einem FTB-Eintrag von vor fünf Jahren als einen solchen bezeichnet habe). Da sich meine Kenntnis der Reihe zwischen der Sichtung gestern Abend und jetzt freilich nicht erweitert hat, muss ich mich weiterhin zwangsläufig mit einer einordnenden Bewertung des Films schwertun. Allerdings lege ich darauf ohnehin keinen Wert, da mich die Filme im Wesentlichen kaum interessieren, was vielleicht an einem möglicher Weise verzerrten Bondbild als menschenverachtendem Chauvinistenholzkopfshowoff liegen könnte, das sich mir im gelegentlichen Aufschnappen verschiedener Filmfetzen beim seligen Durchschalten, wobei ich meistens auf Filme der Moore-Ära traf, ergab. Vielleicht wird mich die Zukunft ja noch erretten.
Aber zurück zu GOLDENEYE. Dem Film ist natürlich anzusehen, dass es sich um den damals ersten Titel mit einem damals neuen Bondarsteller handelt. Nur etappenweise bekommt der Zuschauer in der Einführung die Gesichtszüge Brosnans zu sehen, bevor sich das Gesamtkunstwerk einem fiesen Sowjet hinter einer Zeitung offenbart. Vielleicht ein Verweis auf das mediale Gewese, das um die Neubesetzung der Bondfigur seinerzeit gemacht wurde, an das ich mich durchaus zu erinnern glaube?
Nach der sehenswerten Einführung kündigt sich - ob gewollt oder ungewollt - das eine große Manko, dessen sich GOLDENEYE sicher sein kann, nämlich seine Überraschungsarmut, an. Klar, wenn allerlei lustiges Spielzeug für den geneigten MI6-Agenten vorgestellt wird, so möchte der nach Spektakel geifernde Zuschauer dieses natürlich gern auch im Filmeinsatz sehen, aber wenn in der Einführung Alec scheinbar sein Leben lässt und dann Sean Bean als zweiter oder dritter Name in den Opening Credits auftaucht, so dürfte sich auch für den Erstseher die spätere Überraschung auf dem Friedhof in überschaubaren Grenzen halten.
Da das obige zwar seltsam ist, es aber sicher nicht den Filmgenuss zerstört, bleibt GOLDENEYE in der Folge recht ansehnlich und bietet einen fröhlichen Reigen, der seinen over the top-Status - mannigfaltig verkörpert im Charakter Xenias und der großartigen kubanischen Satelitenanlage - nur selten verlässt. So etwa in den nicht wenigen Momenten, in denen Bonds Handeln von Alec und Natalya völlig zu Recht hinterfragt wird. Schade nur, dass die Fragen jeweils mit Schuss und Kuss beantwortet werden und Bonds Charakter somit irgendeine Form von Tiefe abseits intuitiven Logikdenkens nahezu völlig abgeht. Aber vielleicht gehört das ja zu den Filmen dazu, doch, wie gesagt, ich kenne zu wenige, als dass ich mir über so etwas ein abschließendes Urteil erlauben würde.
Zur harmlosen Berieselung mit konsequent durchgezogener Schwarzweißmalerei, der durch den Charakter Alecs aber auch das nötige Graue nicht fehlt, allemals geeignet. Aber eigentlich möchte ich doch lieber wieder etwas Anderes sehen. Vielleicht mehr Dracula, um zumindest in Großbritannien zu bleiben?
#430
Geschrieben 27. Januar 2009, 08:32
(Piedone lo sbirro) / Italien 1973 / DVD
Wunderschön: Ich muss diesmal nicht mit Lupe und Doppelmonokel nach Indizien für Spencers (und auch Hills, aber der ist ja hier nicht dabei) Abkehr vom Schusswaffeneinsatz zugunsten der ordentlichen Keilerei suchen, verhandelt Rizzo zu Beginn des Films dieses Thema doch seinerseits ausführlich genug mit seinem Vorgesetzten. Und nimmt Rizzo später doch noch eine Knarre in die Hände, dann nur, um sie seinem Gefährten zu überreichen, der damit notfalls in den Fußboden oder die Decke schießen soll. Alles paletti also in dieser Hinsicht.
Was bleibt? Nun, zum einen komme ich natürlich nicht umhin festzustellen, dass die mir vorliegende Fassung des Films kaum verbergen kann, an vielen Stellen um so manche Prügelszene erleichtert worden zu sein. Diese schlampige Arbeit wirkt an mancher Stelle vielleicht unbeabsichtigt, aber gelungen, elliptisch, aber meistens eben schlampig, wodurch Spencers erster Plattfußfilm zuweilen einen sonderbaren Rhythmus anschlägt. Da dies aber freilich an der hierzulande erhältlichen Fassung des Werks liegt und nicht an seinen Ur-Machern, will ich darüber hinwegsehen.
Nochmal: Was bleibt? Der übliche Spencer-Krams halt. Hier sicherlich in einem seiner besten Einzelwerke. Und: Ein uriger Auftakt der Eröffnungscredits samt wabernder Titeleinblendung und einem Spencer-Konterfeit, wie es auch wunderbar an den ein oder anderen Musik Express auf der Kirmes gepappt passen würde.
#431
Geschrieben 13. Februar 2009, 20:06
(Sunshine) / Großbritannien 2007 / DVD
Viele Aufnahmen der Icarus II und ihres Schwesterschiffs sowie des sie umgebenden Raums samt des Suchtpunkts Sonne lassen das Verpassen des seinerzeit geplanten Kinobesuchs mehr und mehr der Verdammung anheim fallen. Die Fesseln des heimischen Fernsehschirms vermögen die Kraft der Bilder kaum zu bändigen, sieht sich der Zuschauer zuweilen doch selbst in einem von Licht und Musik gefluteten Raum dahinschweben.
In seiner Struktur nahezu samt und sonders aus bunt gemischten Versatzstücken aus der Geschichte des Science Fiction Films bestehend, bietet SUNSHINE für sich allein stehend dennoch den passenden Kommentar zur damals aktuellen Klimakatastrophe, welche mittlerweile dank der höheren Wichtigkeit der Finanzkrise offiziell abgewendet zu sein scheint:
Der Mensch an der Schwelle zur Bedeutungslosigkeit. Um die Wurst geht es. Meta macht Physik. Manch einer schon verpufft zu Sternenstaub und vergessen bei dem Versuch Gott zu schauen. Mag er ihn gesehen haben? Das Geheimnis nimmt er mit in die Unendlichkeit.
#432
Geschrieben 21. Februar 2009, 12:36
(Alien) / Großbritannien, USA 1979 / DVD
Bis zur kürzlichen Sichtung ist mir als Freund des schnöden SciFi-Reißers der sexuelle Subtext, den ALIEN beherbergt (oder vielmehr offen vor sich her trägt!), kaum aufgefallen. Für viele Kenner des Films sicherlich kalter Kaffee, freue ich mich dennoch über die für mich neuen Entdeckungen. Dies fängt zuvorderst bei der Gestaltung des fremden Raumschiffs an, zieht sich über die Erscheinung des Facehuggers (mir fällt keine angemessene vulgärsprachliche Symbiose der Wörter 'Penis' und 'Vagina' ein, weshalb ich mich einer Beschreibung dieses Gebildes entziehen werde) bis hin zur Befruchtung Kanes. Höhepunkt dieser Reise stellt für mich aber der Tod Lamberts dar, der die Andeutung sexuellen Missbrauchs nicht verbirgt. Der ekelhaft am Bein der Frau entlang tastende Schwanz des Alien sorgt hier für mehr Gänsehaut als jeder andere Alien-Schreckeffekt innerhalb des Werks.
#433
Geschrieben 21. Februar 2009, 13:00
(Aliens) / Großbritannien, USA 1986 / DVD
Genau wie den Vorgänger hatte ich ALIENS schon seit ein paar Jahren nicht gesehen, obgleich mir das Filmtagebuchregister verrät, dass in meinem Filmtagebuch bereits zwei Einträge zu Camerons Film zu finden sind. Die lese ich jetzt aber absichtlich nicht nochmal, sondern vergleiche erst im Anschluss an die Textproduktion mit den älteren Einträgen. Sicherlich wird auch ein Eintrag aus einer Zeit vor meinem Studium stammen. Damals war ja grundsätzlich alles nur "Krass.", "Geil." und "Der beste Film aller Zeiten.". Ich bin gespannt.
Doch zurück zum Film und weg vom über ihn Geschriebenen. Diesmal gab es ALIENS in der Langfassung zu sehen, die ich als junger Mensch sehr geliebt habe. Spannender und aufregender als während der Kämpfe zwischen Aliens und Selbstschussanlagen konnte es einfach nicht mehr gehen. Diese Szenen bleiben auch weiterhin gelungen, doch ist sich der Director's Cut auch nicht zu schade, so manches Enigma der doch wesentlich kürzeren Kinofassung zu zerstören. Sämtliche Szenen, die sich auf der Kolonie vor dem Eintreffen der Marines abspielen, fügen sich zwar einigermaßen geschmeidig in die Handlung ein, doch funktionieren die späteren Szenen auch genau so gut ohne eine explizite Vorgeschichte.
Die Szene, in der Ripley vom Tod ihrer Tochter unterrichtet wird, mag den Mutterschaftsdiskurs des Films (durch den das Sexuelle Moment des ersten teils ersetzt zu sein scheint) und dem Rest der Reihe unterstreichen, doch auch durch das bloße Auftauchen Newts (auch hier: Minus Vorgeschichte um den Tod ihrer Familie) gelingt die Umperspektivierung Ripleys, für die die Kreatur spätestens ab dem Ende von ALIEN zum zentralen und einzigen Bezugspunkt wird.
Von Filmtagebuchkurzeintrag zu Fassungskurzvergleich mit klarem Sieger Kinofassung. Damit kann ich leben.
#434
Geschrieben 21. Februar 2009, 13:45
(Alien³) / USA 1992 / DVD
Von den vier Filmen der Alienreihe habe ich diesen dritten im Laufe meines Lebens sicherlich am häufigsten gesehen. Die Erklärung dafür ist denkbar einfach: Anlässlich des Kinostarts von ALIEN - DIE WIEDERGEBURT erschien anno 1997 eine VHS-Box der bisherigen Teile, welche ich unter Ausreizung und Streckung sämtlicher Taschengeldrechtlicher Drittmittel schließlich in meinen Besitz bringen konnte und sich auch jetzt in diesem Moment noch in Sichtweite, einen Raum mit geöffneter Tür weiter, befindet. Ob ich die einzelnen Teile jemals wieder in dieser Form ansehen werde, bleibt angesichts der inflationären DVD-Veröffentlichungen der Reihe natürlich fraglich, doch wird die Box in jedem Falle ein wichtiges nostalgisches Relikt aus einer längst vergessenen Zeit bleiben, wenn auch das erste Fazit nach Durchsehen der Filme damals eher verhalten ausfiel. Alle drei kannte ich schon durch Videotheksentleihungen und ich musste festellen, dass mir als Affektmensch der erste Teil mittlerweile zu langweilig geworden war. Da passiert ja gar nichts. Der zweite zwar das genaue Gegenteil davon, doch fehlten dem wiederum die schönen Szenen aus dem Director's Cut, welchen ich schon kannte. Vor allem das Fehlen der Selbstschussanlagen (s.o.) war unverzeilich.
Blieb letztlich also nur noch der dritte Teil als fauler Kompromiss zwischen dem Horror von ALIEN und der Action von ALIENS, welchen ich in den nächsten Monaten dann auch relativ häufig ansah. Meistens sonntagmorgens. Was man hatte, musste man ja auch benutzen bzw. ansehen. Damals konnte ich nichtmal entfernt Gefahr laufen, in irgendeine Form dekadenter Wahllosigkeit zu verfallen, die heute leider zur Folge hat, unheimlich viele Filme ungesehen, Alben ungehört und Bücher ungelesen im Regal stehen zu haben.
Nun aber vielleicht doch noch kurz zum eigentlichen Film, den fröhlichen Dreizehnjährigen mit stets ungewaschenen Haaren dabei aber keinesfalls aus den Augen verlierend. Eine meiner Lieblingsszenen war früher die aufrüttelnde Rede Dillons, der die anderen Gefängnisinsassen zum Kampf anstacheln möchte. Verstohlene Tränen kamen gar manchmal zu Besuch. Heute lädt das hier ausgeschüttete Pathos eher zur Belächelung ein, aber immer und jederzeit gepaart mit Scham ob der früheren Rezeption der Szene. Da habe ich mir vor über einer Dekade wahrlich Schlimmes angetan.
Einen großen Triumph jedoch stellt das damals von mir als weitgehend belanglos eingestufte Ende Ripleys dar. Da kamen nämlich 2009 die Tränen. Und was hab ich mich erschreckt.
#435
Geschrieben 28. Februar 2009, 10:02
(28 Weeks Later) / Großbritannien, Spanien 2007 / DVD
Während sich das Titelthema im Vorgänger erst gegen Ende des Films behutsam anschleicht, um dann in aller Kürze, doch dafür mit aller Kraft, zu explodieren, wird in WEEKS nahezu jede Szene zum Höhepunkt auserkoren. Eine Vorgabe, die der Film kaum halten kann. Zudem ergeben sich mir die gleichen Schwierigkeiten, die ich seinerzeit mit der Erstsichtung von DAY OF THE DEAD hatte, wirkt der Splatter hier zuweilen doch maßlos überzogen, sogar lächerlich manches Mal. Vielleicht mag es daran liegen, dass sowohl DAYS als auch WEEKS zu fortgeschrittener Zeit die Gefilde des eigentlichen Zombie/Splatterfilms verlassen und eine ganz andere Geschichte erzählen. Da mag vielleicht ein Rückfall in die Urzeiten des Splatters arg deplaziert wirken. Ich mag mich hier in der zeitlichen Verortung der insbesondere aufstoßenden Augeneindrück- und ähnlicher Szenen aber auch vertun.
#436
Geschrieben 28. Februar 2009, 12:07
(The Texas Chainsaw Massacre) / USA 1974 / DVD
Aufgrund eines ganz banalen Mangels habe ich dem Film im Rahmen der ersten Sichtungen vor fünf Jahren nicht immer folgen können: Meine Ausgabe des Films verfügt weder über eine deutsche Ton- noch über eine englische Untertitelspur, weshalb ich das dahingenuschelte Redneckenglisch häufig schlicht und ergreifend nicht habe verstehen können. Vielleicht ein Grund dafür, weshalb ich mich bei früheren Betrachtungen primär auf die rein visuelle Ebene und die Toneffekte des Films gestürzt habe und hierbei wiederum in erster Linie den Tönen den Vorzug gegenüber den Bildern einräumte, da das Gehörte wesentlich stärker als Gesehene von mir Besitz zu ergreifen imstande war.
Daran hat sich auch heute noch nicht viel geändert. Die Unentscheidbarkeit der Toneffekte, mit denen Hooper den Zuschauer überhäuft, bleibt für mich weiterhin beispiellos. Da wird das verspielte Lachen und Rumblödeln der Reisenden durch eine Zimmerdecke gedämmt zum Todesschrei, das Motorengeräusch eines herannahenden Wagens kurzzeitig zum durchdringenden Kreischen der Kettensäge. Selbst Sallys Schreie auf der Pickupladefläche nach gelungener Flucht können ihre Nähe zum Gelächter kaum verbergen.
Doch aus eben dieser Faszination, die Hoopers Tonspiele auf mich ausüben, geht das Problem hervor, das auch diese neue Sichtung von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE für mich zu einem ambivalenten Zeitvertreib werden lässt. Hat mich doch auch diesmal - vielleicht aus alter Gewohnheit - der Ton vollkommen für sich eingenommen, Bilder und Gespräche - wenn auch jetzt besser verstanden - blieben weitgehend auf der Strecke. Als einzigen wirklichen Triumph, der aus der Verbesserung meiner Englischkenntnisse innerhalb der letzten Halbdekade resultiert, kann ich verzeichnen, die Parallelisierung der Teenager mit schnödem Schlachtvieh nun vollständig erfasst zu haben, wodurch sowohl der Vorschlaghammer eines Leatherface als auch der gern benutzte Fleischerhaken im Keller gleich noch sinniger daherkommen.
#437
Geschrieben 28. Februar 2009, 13:02
(Manhunter) / USA 1986 / DVD
Ein Blick zurück lohnt immer. Nur so konnte ich festellen, dass es sich bei MANHUNTER ja eigentlich nur um den "Film mit dem anderen Hannibal Lecter" handelt. Zum Glück habe ich seit Niederschrift dieser im Sommer sechs Jahre alten und naiv-dämlichen Großfeststellung und -aburteilung mitbekommen, dass möglicher Weise mehr hinter diesem Film stecken könnte, als das Verfilmen eines Romans mit dem falschen Personal. Ich liebe die gelegentliche, wenn auch in letzter Zeit gehäuft bei mir vorkommende, Abrechnungen mit alten Filmtagebucheinträgen, deren Existenz besser gestern als heute geleugnet werden sollte. Zu schade, dass ich zwischen Mitte 2004 und Ende 2007 und dann wieder bis Mitte 2008 nur sehr unregelmäßig geschrieben habe. Wer weiß, welche Schätze ich zwischen 2010 und 2013 noch hätte heben können!
Manhunter. Frei übersetzt 'Menschenjäger'. Gejagt wird hier auf beiden Seiten. Zum einen Graham den Dollarhyde, zum anderen Dollarhyde seine Opfer. Mittendrin freilich noch der bereits gefangene Lecktor, der den einen Jagenden mithilfe des anderen Jagenden selbst zum Gejagten und schlussendlich Gefangenen machen will. Jeder jagt und jeder fängt. Selbst die Gefangenen. Denn das sind sie alle. Gefangen in der einengenden Zelle eines Gefängnisses, zu dem auch gern der eigene Geist werden kann. Gefangen und allein mit den schrecklichen Bildern, den unbezähmbaren Trieben, dem Sinnen nach Vergeltung und der trüben Hoffnung, dies alles irgendwann hinter sich lassen zu können. Ein Filmtitel als nicht zuzuordnendes Programm des ultimativen Katz-und-Maus-Spiels. Und damit ist erst der Filmtitel und die grundlegende Figurenkonstellation abgesteckt. Ich bin gespannt, was sich in weiteren Sichtungen dieses Werks, welches ich vor Jahren wohl kaum schlimmer hätte verkennen können, noch verbergen mag. Riesenfilm!
#438
Geschrieben 03. März 2009, 11:14
(The Final Conflict) / USA 1981 / DVD
Schon so manche Fortsetzung hat ihren Vorgängern die Chance gegeben, im direkten Vergleich wesentlich glanzvoller daherzukommen als bei einer isolierten Sichtung. So nun also geschehen mit THE FINAL CONFLICT, der dem von mir vor ein paar Tagen für langweilig befundenen THE OMEN zu neuen Ehren verhilft.
So oder ähnlich hätte ich im Vorfeld gern das Fazit zum dritten Teil der OMEN-Reihe ausfallen lassen, ging ich doch bereits vor der Sichtung des Films davon aus, dass dieser die vom ersten Teil noch nicht einmal besonders hoch angelegte und vom zweiten mit traumwandlerischer Leichtigkeit unterschlüpfte Messlatte noch einen Tacken weiter unten anbringen würde. Wie gut also, dass meiner Voreingenommenheit ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht wart.
Sicherlich, THE OMEN wird sich in Ewigkeit als gelungenster Teil der Reihe erweisen, doch gelingt es THE FINAL CONFLICT zumindest das Ärgernis DAMIEN: OMEN II hinter sich zu lassen. Sehe ich über Mängel wie die fast schon fahrlässig vorhersehbare Story und die weitgehend einfallslose Inszenierung hinweg, so bleiben dennoch einige Momente übrig, die dem Film einen gewissen Reiz verleihen, wie etwa das erste Kruzifix-Gespräch Damiens, dessen Vorspann ein gelungenes Spiel mit Licht und Dunkelheit bietet. Ebenso erinnernswert wird das Zweifrontenduell zwischen dem Antichristen und seinen Verfolgern auf der Brücke während der Fuchsjagd sowie das Bedienen am Ende des biblischen Plagenkatalogs bleiben. Als alter Freund des ersten Blutes konnte ich ein Lächeln während der doppelten Initiation Peters samt ungewollter Satansrekrutierung kaum verbergen.
THE FINAL CONFLICT wird wohl als ein Werk in Erinnerung bleiben, das in erster Linie durch gelungene Einzelmomente zu punkten in der Lage ist. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich während der Sichtung von OMEN II, jedoch sollte es dort bei einem einzigen Moment – Damien verzweifelt am See – bleiben.
Fazit: Dritter recht angenehm anzusehen, Erster gerettet, Zweiter noch tiefer in den Abgrund gestürzt.
#439
Geschrieben 04. März 2009, 18:42
(Zombi 2) / Italien 1979 / DVD
Die dritte Sichtung insgesamt, die erste seit Herbst 2004. Ich kann mich daran erinnern, den Film nach der Erstsichtung begeistert aufgenommen zu haben. Zumindest ist er im Geiste so stark gewachsen, dass es schnell zu einer zweiten Betrachtung kam. Danach geriet ZOMBI 2 bei mir weitestgehend in Vergessenheit, lediglich Erinnerungsfetzen an schön eklig bewürmte Zombiegestalten, die Annäherungsversuche zwischen Holzsplitter und Augapfel sowie die Rahmung des Geschehens durch Richtung Manhattan wankende Gestalten (zu Beginn ein Boot, am Ende eine Meute) blieben im Gedächtnis. Und die Musik! Das unheilverheißend sphärische Titelthema sollte meinen Kopf niemals so richtig verlassen.
Die erinnerten Dinge seien hiermit also aufgezählt. Nach dem gestrigen Anschauen machte sich allerdings das zu gleichen Teilen wohle wie unwohle Gefühl in mir breit, den Film mit diesen wenigen Erinnerungen bereits in seiner Gänze erfasst zu haben. Es wollte sich nicht so recht ein filmischer Mehwert, sprich neuer Erkenntnisgewinn in irgendeiner Form, einstellen.
Das bedeutet mitnichten, dass mir ZOMBI 2 nicht mehr gefallen hat, es war gar ein großer Spaß! Doch die Enttäuschung darüber, dass mir der Film abgesehen von seinen Schau- und Hörwerten nahezu gar nichts bieten konnte, kann ich kaum verbergen.
#440
Geschrieben 05. März 2009, 08:44
(The Texas Chainsaw Massacre) / USA 2003 / DVD
Wird mit jeder neuen Sichtung, insbesondere im Rahmen von Parallelsichtungen mit Hoopers Original, bedetungsloser. In einem früheren Eintrag habe ich mich über die Diskrepanz zwischen Erins Äußerungen und ihrem von Jessica Biel geborgten Äußerem beschwert. Ein ähnliches Problem hatte ich gestern natürlich auch, denn ich kann da drehen und wenden und soviel Wasser auf die Bielschen Brüste plätschern lassen (bitte niemals damit aufhören!) wie ich will, die Gute kommt einfach rein von der äußerlichen Gestalt samt Kleidung her nicht so lammfromm daher, wie ihre pädagogischen Antidrogenmaßnahmen es vermuten lassen würden. Egal. Bevor ich mich noch gegen den Vorwurf verteidigen muss, ich hätte behauptet, alle hübschen Weiber würden und müssten zwangsläufig Haschisch rauchen um ihre Street Crecibility zu wahren, höre ich lieber auf damit. Wenn ich den Drogenexkurs schlicht als Verwebung des Terrorfilms mit den klischeegesetzen des gemeinen Slashers (in dem die ganzen Drogenkinder ja immer als erstes zu sterben haben) werte, kann ich damit vorerst ganz gut leben.
Der Film verfolgt zudem eine recht aggressive Vermenschlichungsstrategie: Aus dem widerlichen, aber ausreichend geheimnisvollen Leatherface des Originals wird hier der kleine Thomas mit Hautkrankheit, der zudem wesentlich stärker in der Familienhierarchie verankert zu sein scheint, als dies im Original der Fall ist. Dieser Eindruck dürfte allerdings dadurch begünstigt sein, dass sich der Film über seine Laufzeit verteilt relativ viel Zeit nimmt, die verschiedenen Mitglieder der Familie Hewitt vorzustellen. Das ganze ist zwar recht effektiv, aber kann ich mir nicht helfen und muss darauf bestehen, dass die Familie in Nispels Version trotz der detaillierteren Exposition einen wesentlich entrückteren und schablonenhafteren Eindruck macht als dies in Hoopers Film der Fall ist. Dort hat schon allein die Tatsache, dass Leatherface nicht autonom handelt, sondern in irgendeiner Weise in einen Familienalltag eingebunden ist (und sich zudem auch noch recht menschlich mit der Kettensäge ins Bein sägt und verletzt), ausgereicht, um dem Erzählten den Authentizitätsanspruch abzunehmen. Tiefere Einsichten in die Familie sind dort gar nicht nötig, um Leatherface und seine Familie zu Menschen zu machen.
Sicher, dieses ewige Vergleichen zwischen Original und Remake neigt stets dazu, im Sande zu verlaufen, da dem Remake häufig keine Alleinstellung eingeräumt wird. Eine echte Emanzipierung vom älteren Vorbild gelingt mir viel zu selten. Dieses TEXAS CHAINSAW MASSACRE aus der Zeit von gestern mit den Mitteln von heute hat natürlich viele eigene Ideen und Konstellationen zu bieten, doch setzt sich letzten Endes (ganz im Gegensatz zum kurze Zeit später Veröffentlichten DAWN OF THE DEAD) der Eindruck durch, dass alles irgendwo schonmal besser gesehen zu haben (wenn ich mich hier einmal aus dem Gedächtnis selbst zitieren darf).
#441
Geschrieben 06. März 2009, 18:41
(Watchmen) / Großbritannien, USA 2009 / Kino
Snyder hätte es sich ganz einfach machen können. Man sehe sich etwa das Eingangskapitel der Vorlage an. Was auf mich ohnehin schon seit dem ersten Lesen den Anschein eines Storyboards machte, hätte nur noch abgefilmt werden müssen: Schnittreiche, zwischen Comedian-Mord und Tatortinspizierung der Polizei alternierende Parallelmontage und fertig. Der Film verschließt sich stattdessen aber dieser eben sehr filmischen Stelle des Comics und bietet stattdessen eine in aller Ruhe abgefilmte Schlägerei zwischen einem nostalgisch verklärt dreinblickenden Blake und seinem Mörder, um im Anschluss ein gutes Drittel der Comichandlung (namentlich die Vorgeschichte) in einer mehrminütigen Titelsequenz abzuarbeiten. In den allgemeinen Lobchor, der dieser Sequenz bisher entgegenbrüllt, stimme ich gerne ein.
Im weiteren Verlauf des Films gelingt es den Machern dann in der Tat, sich die Rosinen aus der Vorlage herauszupicken und ansprechend auf die Leinwand zu zaubern. Dass dies mit Reduktionen in Handlung und Charakterzeichnung einhergehen muss, sollte sich von selbst verstehen. Die wesentliche Watchmen-Essenz bleibt aber in jedem Fall erhalten, wenn man als Freund der Vorlage über die einschneidendesten Änderungen hinwegsehen kann, wie etwa dem leicht abgewandelten Plan Veidts, der in der Vorlage aber so genuin comicartig überzogen daherkommt, dass er vollkommen zu Recht im entsprechenden Genre geblieben ist. Der Übermensch/Gottesdiskussion um Dr. Manhattan, welcher hier noch stärker zur Schlüsselfigur des menschlichen Schicksals wird, kommt dies nur zugute. Das Comichafte gewinnt die Verfilmung durch andere Elemente, wie die überzogene Gewaltdarstellung und das gelegentlich übertriebene Schauspiel. Keine Probleme also in dieser Richtung.
Gelegentlich hatte ich während der Sichtung den Eindruck, dass Snyder zur musikalischen Untermalung der verschiedenen Szenen einfach zur nächstbesten, sich in Griffweite befindlichen Platte gegriffen hat. Die Motivation bleibt zuweilen unklar. Wenn aber beim ersten Quasi-Rendezvous zwischen Laurie und Dan von 99 Luftballons gepredigt und der im zweiten Anlauf gelungene Geschlechtsakt von Leonard Cohen bejubelt wird sowie Dr. Manhattan auf dem Rücken reitender Walküren den Vietnamkrieg gewinnt, geht mein gemeines Kitschherz dann aber doch auf. Das mag manchmal platt wirken, gelegentlich unnötig, dafür aber immer passend und es führt im erstgenannten Fall zu einer der für mich herzerfrischendsten Sequenzen der jüngeren Kinogeschichte.
Aus allen Zusammenhängen gerissen möchte ich noch die Szene erwähnen und loben, in welcher Laurie das Innenleben Archies erkundet. Statt hier aus irgendwelchen Suchtgefühlen heraus den Flammenwerfer zu betätigen (rauchen darf in diesem Film schließlich nur der Comedian), ist das kleine Feuer in Dans Werkstatt/Labor/Eulenhöhle hier vielmehr das Ergebnis kindlichen Erkundungstriebs. Wunderschön.
#442
Geschrieben 15. März 2009, 02:02
(Cinemania) / Deutschland, USA 2002 / TV-Aufzeichnung
In akzeptablem Französisch versichert uns einer der durch New Yorks Kinowelt von der Kamera Verfolgten, er liebe das Kino. Eine sonderbare Liebe, die sich im Laufe der rund 100 Minuten langen Dokumentation - zumindest von dem ausgehend, was der Film tatsächlich zeigt - als Zwangshandlung entpuppt, die wesentlich stärker von einem Vollständigkeits- und Organisationswahn abhängig zu sein scheint als von einer tatsächlichen Liebe zum (Kino)film. Tiefergehende Kommentare zu dem Verhalten der einzelnen Personen verbieten sich mir schon allein aufgrund meiner psychologischen Unbewandertheit.
Faszinierend dennoch die Konsequenz, mit der alle Beteiligten ihren Lebensweg zu gehen scheinen. Oft fragte ich mich während der Sichtung, wo die Konzentrationsfähigkeit und Hingabe herkommt, die es möglich macht, 3-5 Filme pro Tag im Kino zumindest einigermaßen konzentriert anzusehen. Doch warum das Wundern? Wundere ich mich auch darüber, dass ich oder jeder andere (ernsthafte) Student den lieben langen Tag einen Text nach dem anderen zerlegt? Der Börsianer stundenlang Aktienkurse beobachtet, ständig in der Angst, seine Kohlen zu verlieren? Oder dass der Mürker auch nach Stunden immernoch mit der gleichen Konzentration Stein an Stein zusammenfügt? Nein. Das heißt: Ja. Aber eigentlich nicht. Oder doch?
#443
Geschrieben 15. März 2009, 02:21
(Le Marginal) / Frankreich 1983 / DVD
Ein Marginal, so der Originaltitel, kann im deutschen nicht nur der hier titelgebende AUSSENSEITER bedeuten, sondern auch der Verweigerer, der Aussteiger, wie eine Kurzrecherche ergeben hat. Ob's wirklich stimmt? Wer weiß. Das Internet lügt manchmal. Ein Verweigerer, ein Aussteiger ist Philippe Jordan trotz seines ja eigentlich recht bodenständigen Berufs - Komissar bei der Polizei - allemal. Ein Verweigerer der geltenden Regeln, die er durch seine eigenen ersetzt. Beide Augen bei kleineren Verbrechen zudrückend (bei dem Täter handelt es sich um einen alten Bekannten) und vorrübergehend gemeinsame Sache mit bereits Inhaftierten machend (haben diese zuweilen doch heiße Tipps auf Lager, die bei einem Fall helfen könnten, dessen offizielle Zuständigkeit längst in anderen als Jordans Händen liegt) zeichnet er sich als moralischer Aussteiger aus einem System, mit dem er durch seine Profession dennoch fest verwurzelt bleibt. Die Synchro, für die sich, so vermute ich zumindest ohne es nachgeprüft zu haben, Rainer Brandt verantwortlich zeichnen dürfte, bringt die Selbsteinschätzung Jordans - und auch den Film an sich! - auf den Punkt: "Ich bin der größte, ich kann alles." - Sogar während der ersten Verfolgungsjagd des Films in den Gegenverkehr rennen, dabei noch dezidierter gegen den Strom schwimmend (um mal ein bisschen in die vermottete Kiste der Bildhaftigkeit zu greifen). Die überzentralisierte Stellung Belmondos/Jordans nimmt sogar noch Einfluss auf den Abspann, wenn sich die Credits geradezu erfurchtsvoll neben und um das Gesicht Belmondos herum anordnen, um diesem Außenseiter nur nicht zu nahe zu kommen.
#444
Geschrieben 19. März 2009, 11:44
(Praxis Dr. Hasenbein!) / Deutschland 1997 / DVD
Mal wieder zurückgeblättert:
emme sagte am 30.04.2004, 16:04:
#445
Geschrieben 20. März 2009, 10:39
(Io sto con gli ippopotami) / Italien 1979 / DVD
Schrecksekunde! Spencer besiegt und im Knast. Das darf doch nicht wahr sein! Denkt sich Hill auch und rettet den Kumpanen mit Hilfe einer Planierraupe. Puh!
Vor einigen Monaten hatte ich die Sichtung einer TV-Aufnahme abgebrochen. Zu tranig wurde mir hier durch die Savanne geeiert, als dass mich das für gut 100 Minuten vor den Bildschirm hätte fesseln können. Nun, der erfolgreiche Genuss eines SpencerHill kann zuweilen recht stimmungsabhängig sein. Diesmal herrschte offensichtlich eine bessere und somit habe ich den Film doch tatsächlich zu Ende geschafft. Längen und Hänger hat DAS KROKODIL UND SEIN NILPFERD zwar dennoch, aber für den ZWEI AUSSER RAND UND BAND-Verwöhnten und -ehrenden, dem wahrscheinlich schlagkräftigsten Film des Gespanns, können die meisten Erstkomplettsichtungen vieler anderer Filme der beiden oft nur enttäuschen. Wobei 'enttäuschen' natürlich auch nicht der richtige Ausdruck ist. Verschwendet ist die Zeit, die mit einem SpencerHill verbracht wird, grundsätzlich nie.
Schön hier natürlich wieder das Verhältnis der Akteure zu Schusswaffen. Sonst, wenn nicht zum Schießen, als Wurfgeschoss oder stumpfe Hiebwaffe verwendet, dürfen die gepflegten Westernrevolver diesmal als Tauschmittel herhalten. Und dass die Triumphwaffe des Krokodils während des Showdowns nicht geladen ist, versteht sich natürlich von selbst. Alles klar also an dieser Front.
Auch toll die Synchronisation, die sich für meinen Geschmack an ein paar Stellen zu viel die Freiheit nimmt, die Lippenbewegungen der Schauspieler unbeachtet zu lassen. Höhepunkt ist hier sicherlich des Nilpferds Freude nach der Befreiung der Tiere vom Schiff. Theoretisch könnte man das dem mit unbeweglichen Lippen grinsend dastehenden Spencer in den Mund Gelegte als Gedankengang der Figur interpretieren, doch hätte eine Kennzeichnung des Gesagten als bloßer Gedanke (z.B. durch eine hallende oder leisere Stimme oder sonstwas) den Effekt verbessert und der Synchronisation würde somit nicht so häufig der Charakter des unmotivierten Dazwischenquakens anhaften. Doch was soll das Gemecker? Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie langweilig die verschiedenen Schoten von Spencer, Hill und beiden zusammen ausfallen würden, müssten sie ohne die meist famose Synchronisation auskommen. Ein Wechseln der Tonspur zur Probe lässt hier auch in der Tat schlimmes ahnen, so kommt Spencers Irren über den Marktplatz zu Beginn ohne jedes Grummeln oder giftigen Kommentar aus. Und das kann es ja nun auch nicht sein!
#446
Geschrieben 24. März 2009, 12:38
(Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem) / Deutschland 1993 / DVD
Braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Wobei In-Fahrt-Kommen hier weniger bedeutet, dass der Film seine Handlung vorantreibt, sondern dass der Zuschauer sich mit dem vorgeschlagenen, absurden Programm von TEXAS abfindet. Die wirre Montage des Films ist es dann auch, die mich mein Heil in der Sprache Schneiders suchen lässt, insbesondere was das grandiose Ruhrpottdeutsch des aufgebrachten Mobs angeht. An nur wenigen anderen Stellen der Filmgeschichte kommen Stilblüten wie "alberne Sau" oder ein bewährtes "Arschloch" derart geschmeidig daher.
Zum Ende hin dann metafiktionales Welttheater. Ich glaube, der Film braucht noch ein wenig länger.
#447
Geschrieben 24. März 2009, 16:39
(00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter) / Deutschland 1994 / DVD
Das dramaturgische Gegenstück zu TEXAS. Legt jener erst nach weit fortgeschrittener Laufzeit einen Ansatz von Kohärenz an den Tag, beginnt 00 SCHNEIDER ja fast schon unspektakulär gewöhnlich, um dann erst später zum wilden Bilderrausch zu verkommen. Der kodderschnäuzige Spracheinsatz befindet sich hier sicherlich auf Augenhöhe mit TEXAS, nicht zuletzt dank des schrulligen Aufretens Helmut Körschgens, dem heimlichen Star dieses Films.
Mehr will sich meinen Fingern zum heutigen Schneider-Doppelschlag nicht entlocken lassen. Schön, diese Filme endlich mal gesehen zu haben. Und sie sind auch weit davon entfernt, schlecht oder gar unbemerkenswert zu sein, doch gefällt mir PRAXIS DR. HASENBEIN in nahezu allen Belangen besser als die beiden Vorgängerfilme.
#448
Geschrieben 25. März 2009, 07:45
(Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm) / Deutschland 2004 / DVD
Die letzten Sequenzen des Films erinnern stark an LOUIS UND SEINE AUSSERIRDISCHEN KOHLKÖPFE. Ganz ähnlich wie im französischen Kohlsuppenfurzdrama finden die von der Gesellschaft aussortierten Jazzer ihr Heil in der Flucht in extraterrestrische Gefilde. Was für die Umgebung der Musiker nur Düdelü oder Didelidi, ist für Teddy Schu und seine Band der Odem, das Verständigungsmittel, der/das den Ausbruch aus dem verödenden und zuweilen erniedrigenden Alltag möglich und ihre Leben lebenswert macht.
Inszenatorisch erinnert JAZZCLUB gelegentlich (ich denke hierbei vor allem an triste Aufnahmen irgendwelcher Straßenecken bei Nacht) an frühe Filme von Jim Jarmusch, was thematisch gesehen zumindest nicht völlig abwegig ist. Kurz dachte ich auch, der gute STROSZEK schaute einmal um die Ecke. Ich hab ihn aber wieder weggeschickt. Der Jarmusch-Zug blieb sicherer in der Spur.
Ein unfassbar deprimierender Film, der seinen depressiven Duktus hinter den vielen gelungenen Scherzen ("Pass auf, ich bin Zirkusboxer!") nur selten zu verstecken imstande ist.
#449
Geschrieben 27. März 2009, 08:51
(Per un pugno di dollari) / Italien u.a. 1964 / DVD
Lehrstück über die Moral des (Italo)westernhelden. Die erste Sequenz nach dem urigen Vorspann bringt den Film auf den Punkt: Der Fremde ohne Namen reitet mit seinem Pferd auf den Zwischenraum zwischen zwei Häusern zu. Ein flüchtiger Blick auf das Bild lässt den Reiter bereits zwischen diesen beiden Häusern erscheinen, ungefähr in der Mitte. Scheinbar ohne jede Zugehörigkeit zu einem der Häuser hat Joe/Gringo/Americano doch einen festen Platz gefunden. Dazwischen, in der Mitte, bei sich selbst. Ein nahezu unangreifbarer Standpunkt. Lediglich die ein oder andere Gerechtigkeitsgefälligkeit (Rettung der Kleinfamilie und des Unterschlupfbietenden am Schluss) verhindert, dass die Figur völlig zum berechnenden Sack verkommt, der sich an den blutigen Streitigkeiten zwischen zwei Sippen finanziell bereichert.
Interessant: Das schnippisch spitzbübische Klangmotiv (von einer Panflöte produziert?), das immer mal wieder die Taten des Fremden umspielt, erinnert mich an das Motiv des Papageno aus Mozarts Zauberflöte. Allerdings rückwärts gespielt. Ein weiterer Verweis auf die Antiheldenhaftigkeit der Figur? Oder eine Vorschau auf die Opernhaftigkeit der späteren Filme Leones?
#450
Geschrieben 27. März 2009, 19:25
(Per qualche dollaro in più) / Italien u.a. 1965 / DVD
Hier weiß eigentlich jeder alles vorher. Keine Überraschungen. Die Rollen sind stets klar verteilt, unumstößlich, niemand lässt sich oder kann anderen etwas vormachen. Kopfgeldjäger durchschaut Dieb durchschaut Kopfgeldjäger. Für dieses umfassende Verständnis untereinander ist noch nicht einmal die zum Schluss offenbarte Verbindung zwischen Mortimer und Indio von Nöten. Sie erklärt höchstens die Duellaufstellung. Zu gut kennen die Charaktere diejenigen, die sie jagen und von denen sie gejagt werden, scheinen sich der Stereotypie ihrer Figuren vollkommen bewusst. Einzig Monco bleibt kurzzeitig auf der Strecke. Doch was soll's. Er ist ja noch jung und seine Weiterentwicklung darf in ZWEI GLORREICHE HALUNKEN wieder ordentlich auf die Kacke hauen.
Zudem auffällig: Die erste Begegnung Indios mit einer Waffe während seiner Befreiung rückt in die Nähe zum Fetisch. Eine Beziehung zwischen Gegenstand und Mensch, die in der Welt von FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR, wie sie in der Texttafel nach Ende des Vorspanns knapp umrissen ist, durchaus angebracht scheint.
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