Cinéma Quebécois
#241
Geschrieben 13. Juni 2009, 15:36
Argentinien | 2004 | Enrique Piñeyro
Der zur Melancholie neigende T ist aus Leidenschaft Pilot und fliegt für eine der größten Billigfluggesellschaften Argentiniens. Mehr und mehr sollen jedoch Sicherheitsmängel und Vorschriften ignoriert werden, wer sich dagegen wehrt, wird kurzfristig beurlaubt. Fortan kämpft der Idealist gegen die Zustände in seiner Firma und warnt ausdrücklich vor einer Katastrophe. Diese nimmt schließlich ihren Lauf.
WHISKY ROMEO ZULU basiert auf dem realen Flugzeugunglück von 1999 in Buenos Aires, bei dem der Flieger nach dem Start Feuer fing und verunglückte. Zahlreiche Menschen starben dabei. Besonders interessant und authentizitätsfördernd ist die Tatsache, dass der Regisseur und Hauptdarsteller – Enrique Piñeyro – seine eigene Geschichte verfilmt hat. Von 1988 bis 1999 war er Flugkapitän bei eben jener Flugesellschaft, die letztendlich das Unglück zu verantworten hat. Piñeyro spielt und inszeniert sich als whistleblower quasi selbst und berührt damit eine über den Film hinausgehende Rexflexionsebene.
Der Film selbst ist ein spannender, mit leisen Untertönen operierender Thriller, der die Komplexität der Ereignisse und Zusammenhänge durch die achronologische Erzählweise und die exquisiten Bilder einzufangen versteht. Dabei zeichnet er ein Bild einer rücksichtslosen, nur an Kosten interessierten Firma, in der Loyalität ihr gegenüber wesentlich mehr wert ist, als Flugsicherheit und internationale Vorschriften. Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass zwar einzelne Menschen dafür die Verantwortung tragen, aber das etablierte System der Konkurrenz, Korruption und der Maximierung von Gewinnen das eigentliche Problem ist.
Ein wirklich feiner Film, der im Genre-Gewand Gesellschafts- und Systemkritik übt, dabei jedoch ausgezeichnet unterhält und zudem den Sinnen schmeichelt. Was will man mehr?
#242
Geschrieben 13. Juni 2009, 23:10
USA | 1968 | Mel Brooks
Teils amüsante, teils alberne Musical-Groteske mit einigen wirklich zündenden Gags und mit einem Schauspielensemble, das Spielfreude und Vitalität versprüht. Einzig das Überdrehte und Laute der Figuren strapaziert gelegentlich die Nerven.
#243
Geschrieben 16. Juni 2009, 10:46
Brasilien | 2007 | João Moreira Salles
João Moreira Salles' Essayfilm handelt auf erster Ebene von Santiago, dem ehemaligen Butler der wohlhabenden Familie Salles und auf zweiter Ebene über den im ersten Anlauf nicht fertig gestellten Versuch der Dokumentation des Lebens des seltsamen Kauzes. Aus dem damaligen Filmmaterial und neu aufgenommenen Passagen montiert Salles eine Reflexion über seine Arbeit als Filmemacher, über das Medium Film generell und nicht zuletzt sein Verhältnis zu Santiago, das auch später durch eine tradierte (Klassen)Hierarchie bestimmt sein wird. Die atemberaubenden Schwarz-Weiß-Bilder (Kamera: Walter Carvalho!) und die klassische Musik entführen den Zuschauer auf eine poetisch-melancholische Reise in die Vergangenheit aristokratischer Familien und ihren oftmals unsichtbaren Angestellten. Ein schwebender, traurig-schöner Film.
#244
Geschrieben 19. Juni 2009, 12:38
Deutschland | 2004 | Wenzel Storch
Ich werde gleich mit euch Schlitten fahren. Satz heiße Ohren gefällig? Gut zielen Alter, auf die Omme. Ich komme. Gleich holt ein Walfisch tief Luft. Und was ist mit dem Wagen? Freundchen, das hat Konsequenzen. Der hat ja gar keinen Arsch in der Hose. Ab in den Lustgarten. Ich ess' heut' mal Salat. Alter, von der Kacke kriegste Dünnschiss. A la bonheur, fromage royal. Haben Sie heute Abend schon was vor? Altes Eisen. Sind Sie noch frei? Evchen? Ich bin's Knuffi. Der hat ja ganz fettige Haare. Man geht mir die Düse. Himmlisch, diese Ruhe. Alter, den hat's erwischt. Ich glaub', ich kotz' gleich in Wald. Wie bitte? Unser Schlafzimmer soll die Welt retten? Es kann sich nur noch um Minuten handeln. Na du Steppke. Ich bin du, wir sind die selben.
#245
Geschrieben 29. Juni 2009, 17:51
Frankreich/Schweiz/Bundesrepuplik Deutschland | 1969 | Marcel Ophüls
Marcel Ophuls 4 ½ stündiger Dokumentarfilm erforscht die komplexen Zusammenhänge und strengen Widersprüche der Okkupation Frankreichs während des II. Weltkrieges anhand der Kleinstadt Clermont-Ferrand in der Auvergne. Durch die Montage von zeitgenössischen Interviews, Wochenschauen und sonstigem Archivmaterial entsteht nach und nach ein Bild der politischen und sozialen Lage, das sich deutlich von der offiziellen französischen Geschichtsschreibung jener Zeit distanziert. ZORN UND MITLEID lässt neben Kämpfern der Restistance, britischen Spionen und deutschen Wehrmachtsangehörigen eben auch die französischen Kollaborateure, die Kriegsgewinner und Profiteure, zu Wort kommen.
Der vielschichtige und intelligent montierte Film ist Dank seinem Materialreichtum und der offenen Herangehensweise hinsichtlich seines Themas sicher einzigartig. Eine filmische Geschichtslektion: inhaltlich heterogen und widersprüchlich, formal distanziert und zurückgenommen.
Bearbeitet von Praxisphilosoph, 29. Juni 2009, 17:52.
#246
Geschrieben 01. Juli 2009, 16:25
#247
Geschrieben 19. Juli 2009, 09:55
The International
USA/Deutschland/Großbritannien | 2009 | Tom Tykwer
„Eleganter“ und spannender, sich am Politthriller der 1970er Jahren orientierender Film, der sich überraschend unprätentiös und weitestgehend klischeefrei präsentiert. Der erste Tykwer-Film, mit dem ich mich auf Dauer anfreunden könnte.
Tôkyô sonata/Tokyo Sonata
Japan/Niederlande/Hongkong | 2008 | Kiyoshi Kurosawa
Ruhiges und behutsam inszeniertes Drama, in dem Kurosawa seinen obligatorischen „metaphysischen Schrecken“ diesmal in das Innere der Figuren verlagert. Verlangt definitiv nach einer Zweitsichtung.
#248
Geschrieben 08. August 2009, 05:53
Aguirre, der Zorn Gottes
Bundesrepublik Deutschland | 1972 | Werner Herzog
Wohltuend zurückgenommene Inszenierung einer wahnhaften Odyssee durch den peruanischen Dschungel, bzw. den Amazonas, die Geld, Macht und Ruhm ebenso thematisiert wie eine brutale Christianisierung. Über allem thront aber das größenwahnsinnige Unterfangen, das unbändige Festhalten an Visionen, selbst im Augenblick des größten Scheiterns. Einmal mehr findet Herzog ikonengleiche Bilder (wie z.B. die Exposition), wunderbar unterlegt mit der schwebenden Musik von Popol Vuh.
Fitzcarraldo
Peru/Bundesrepublik Deitschland | 1982 | Werner Herzog
Der elegante Bruder von AGUIRRE, mit ähnlicher Thematik und zudem eine putzige Hommage an die Oper. Obssession und Widerstände münden hier erstaunlicherweise in einem hoffnungsvollen, optimistischen Ende.
#249
Geschrieben 08. August 2009, 05:55
Bundesrepublik Deutschland | 1981 | Wolfgang Petersen
Spannender, mit virtuosen Kamerafahrten von Jos Vacano ausgestatteter Abenteuerfilm, der völlig unkritisch seine Geschichte erzählt und dabei ein frühes Beispiel für entpolitisierendes und enthistorisierendes Kino aus Deutschland ist. Bei aller formaler Brillanz (Inszenierung von klaustrophobischer Enge, Sounddesign) reduziert der Film seine Thematik auf urmenschliche Konflikte (Angst, Hoffnung, Verzweiflung), verweigert sich einer Einordnung in politisch-soziale Zusammenhänge und nährt zudem den Mythos der „sauberen Wehrmacht“. Gegen Ende, mit dem Aufkommen von Pathos und Überhöhung, evoziert DAS BOOT Mitleid und Mitgefühl für die Wehrmachtsangehörige und schrammt damit haarscharf an der Grenze zur Propaganda vorbei.
#250
Geschrieben 08. August 2009, 05:58
Schweden | 1989 | Jon Lindström
Ein maulfauler Wissenschaftler gerät unter Verdacht, seine jüngste Affäre im Affekt getötet und den Laborratten zum Fraß vorgeworfen zu haben.
Ein langatmiger, sich an der Grenze zur Lächerlichkeit bewegender Film, der mit seiner völlig abstrusen, hyperkonstruierten Story und einer guten Portion esoterischem Hokuspokus dem Rezensenten während der Sichtung tiefe Furchen ins Gesicht zauberte.
#251
Geschrieben 09. August 2009, 05:56
Frankreich/Mexiko/Großbritannien | 2004 | Jan Kounen
Esoterischer, pathetisch überhöhter Mumpitz, der seine abstruse Story mit sämtlichen Stereotypen von indigenen Symbolen und Ikonen aufplustert und dabei zum Teil dramaturgisch völlig deplatzierte Humorszenen einfügt. Auch die technisch durchaus gelungenen Tripsequenzen verlieren in ihrer Redundanz und Ähnlichkeit schnell ihren Reiz. Ein wirrer, sich zumindest nicht um Dramaturgiekonventionen kümmernder, ekklektizistischer Quatsch.
Zusje/Schwesterchen
Niederlande | 1995 | Robert Jan Westdijk
Als Fake-Doku inszeniertes Drama - in dem der POV des Protagonisten und Kamerablick verschmelzen – über vermeintlichen Inzucht zwischen zwei Geschwister. Das experimentelle Konzept funktioniert nur bedingt, zu schnell nutzt sich der Effekt ab und verliert sich in Wiederholungen. Formal daher schnell uninteressant – inhaltlich gelegentlich unglaubwürdig und überzogen.
#252
Geschrieben 09. August 2009, 17:07
Frankreich/Schweiz | 1989 | Jean-Luc Godard
Der typische Godardsche Kosmos: eine sperrige, assoziative Flut von Bildern, Tönen und Worten – collagenhaft montiert.
Late Show
Deutschland | 1999 | Helmut Dietl
Ein gut aufgelegtes Schauspielensemble in einer zahnlosen TV-Satire ohne Tiefgang und wenig Reflexionsniveau.
Secretary
USA | 2002 | Steven Shainberg
Leichte Komödie über (sexuelle) Selbstbestimmung und individuelle Freiheit, formal ohne echte Überraschungen.
#253
Geschrieben 09. August 2009, 17:13
USA | 1953 | George Stevens
Der ehemalige Revolverheld Shane strandet bei einer Farmersfamilie und freundet sich mit dem jüngsten Sohn an. Das Idyll ist jedoch erheblich bedroht – in Person eines Großgrundbesitzers und seiner Bunch.
Sympathischer und menschelnder Western mit einer guten Portion Humanismus und Solidarität, aber auch mit langweiliger Gut/Böse-Dichtomie und einer Naivität an der Grenze des Akzeptablen. Eindrucksvoll ist die Kameraführung – die Musik wirkt eher aufdringlich.
Rio Bravo
USA | 1959 | Howard Hawks
Gemächlicher und dialoglastiger Western-Klassiker in satten Technicolor-Farben, der seine eher rudimentäre, mit Subplots aufgefüllte Geschichte mit Humor und Zeit erzählt – auffällig ist John Waynes kaum vorhandenes Mimikrepertoire.
#254
Geschrieben 09. August 2009, 17:16
Deutschland | 1994 | Fred Kelemen
Fred Kelemen und Béla Tarr verbindet eine langjährige künstlerische Verbundenheit. So fotografierte Kelemen zum Beispiel THE MAN FROM LONDON (2007) und Tarr agierte in VERHÄNGNIS in einer Nebenrolle vor der Kamera. Die Kollaboration lässt sich ebenfalls in Themen und Form der beiden Filmautoren wiederfinden. So erscheint Kelemen als rauer, ungefilterter Bruder Tarrs.
Gemeinsam ist beiden die Vorliebe für schwere Stoffe, für Figuren am Rand des Daseins, ihren Wünschen, Träumen und Hoffnungen, die meist jäh begraben werden müssen. Darin entdecken beide eine alles umhüllende Melancholie, die dem Hässlichen das Schöne abringt und damit poetische Qualität erschafft.
Auch formal gibt es Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Während beide ihre minimalistsichen Geschichten in Plansequenzen erzählen, verzichtet Kelemen weitestgehend auf durchkomponierte Kamerafahrten und nähert sich dem inszenierten Geschehen mit Handkamera und grokörnigen, kontrastreichen Bildern an, die vieles im Dunklen lassen. Nur akzentuiert eingesetzte Lichtinseln erhellen die zerfurchten Gesichter, die Leiber der Tristesse.
Auch VERHÄNGNIS entwirft in langen Episoden ein Plot um Einsamkeit, Eifersucht und Suff und interessiert sich ausschließlich für die Ästhetik des Augenblicks, einer unmittelbaren Schönheit – eben gesehen und erlebt und schon vergangen. Darüber legt sich die tragende Akkordeonmusik wie ein bleierner Schleier, der den Blick verzerrt, einfärbt und formt.
Abendland
Deutschland/Portugal | 1999 | Fred Kelemen
In ABENDLAND entwirft Kelemen erneut eine Stadt als Moloch, als Hort der Armut, Gewalt und Auswegslosigkeit. Hinzu kommt eine metaphysische Komponente, das Warten auf die Erlösung. Die zutiefst passiven, förmlich erstarrten Figuren könnten auch aus einem Roy-Andersson-Film entsprungen sein. Während Andersson der Kommunikationsverarmung mit groteskem Humor begegnet, treiben Kelemens Protagonisten wie ein Stück verdorrtes Holz durchs Leben.
Die Handkamera tritt hier in den Hintergrund und lange Kamerafahrten werden dominanter. Auffallend ist auch die Mischung von Film- und Videomaterial.
Sicher erfordern Fred Kelemens (wie auch Béla Tarrs) Filme uneingeschränkte Aufmerksamkeit und konzentrierte Geduld, belohnen aber im gleichen Atemzug mit einer traurig-schönen Atmosphäre und einigen anrührenden Szenen (bsp. der weiße Schwan im Kohlenkeller oder der Fund des missbrauchten, toten Mädchens)
#255
Geschrieben 15. August 2009, 17:11
Österreich/Bundesrepublik Deutschland | 1984 | Michael Haneke
Ein junger Student der Kunstwissenschaft lernt den ominösen Edgar Allan kennen und sieht sich fortan in rätselhafte Vorkommnisse verstrickt.
Stimmungsvolles und atmosphärisches Kriminaldrama nach dem gleichnahmigen Roman von Peter Rosei über Sein und Schein, das ähnlich Roegs DON'T LOOK NOW die Kulisse Venedigs mit seinen dunklen Gassen, dem spärlichen Licht und den unwirklichen Hall der Schritte als Vexierspiel der Identitäten nutzt. Haneke verblüfft darüber hinaus mit ungewöhnlichen visuellen Auflösungen von Szenen, beispielsweise durch Texteinblendungen und einem Illusionsbruch, wenn der Protagonist – umgeben von Requisiten des Films – direkt in die Kamera spricht. Außergewöhnlich.
Die Rebellion
Österreich | 1993 | Michael Haneke
Wie der Film zuvor ist auch DIE REBELLION eine Literaturverfilmung, die durch überlegt eingesetzte Schwarzblenden als Kapiteleinteilungen und dem literarischen Erzählduktus im Offkommentar eine intelligente Verknüpfung der beiden Medien darstellt.
Der Film wie der Roman von Joseph Roth erzählt von Andreas Pum, der als Invalide aus dem I. Weltkrieg nach Wien zurückkehrt und trotz Anhänger von verbreiteten pro-monarchischen und nationalen, antibolschewistischen Einstellungen lediglich als Krüppel wahrgenommen wird. Sein Leben ist geprägt von Hunger, Gefängnis und Krankheit. Während die bolschewistischen Kriegsversehrten gegen die Gesellschaftsformation rebellieren, flüchtet sich der Protagonist in die innere Rebellion – Zweifel und halbherzige Abkehr von Gott peinigen ihn im nahen Tode.
Auch Dank der eindrucksvoll gespielten Hauptfigur gelingt Haneke ein vielschichtiger, formal anspruchsvoller Film ohne moralischen Zeigefinger.
Das Schloß
Deutschland /Österreich | 1997 | Michael Haneke
Der Landvermesser K. soll seinen Dienst an einem Schloss antreten, stößt allerdings auf eine Mauer der Bürokratie, in der sich die Bewohner des Dorfes mit Aufträgen, Titeln, Erlassungen und Regeln völlig verlieren.
Intelligente Adaption des Prosafragments von Franz Kafka, in der ähnlich wie in DIE REBELLION der literarische Audiokommentar eine Distanz zum Geschehen schafft. Behutsam entfaltet der Film ein Ort der existenziellen Krise und versteht es eindrucksvoll, die allumfassende Ohnmacht angesichts einer gesichtslosen Herrschaft erfahrbar zu machen.
Die drei hier gesichteten Beispiele zeigen deutlich, dass Haneke immer dann beeindruckende und wirkungsmächtige Filme inszenieren kann, wenn er auf den moralischen Zeigefinger und Besserwisserei verzichtet und seine Kritik polysem und ambivalent formuliert. Sein pessimistisches Menschenbild vermag er mir allerdings nicht näher zu bringen.
#256
Geschrieben 18. August 2009, 10:34
Kanada | 1995 | Jean-Marc Vallée
Eine Prostituierte und ihr Anwalt filmen heimlich die Kunden der Frau – alles hohe Tiere der Montréaler Justizbehörde, darunter Richter, Staatsanwälte und Justizbeamte. Als der Anwalt ermordet wird, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel.
Kurzweiliger und spannender Politthriller über Korruption und Kriminalität einer sich unverwundbar gebierenden Elite, der vor allem durch die effektvolle Beleuchtung zu gefallen weiß. Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis, dass auch die Aufklärung des Falls in keiner Weise zu einer Veränderung des System beitragen wird.
#257
Geschrieben 18. August 2009, 10:46
Großbritannien/USA | 2007 | Dario Piana
Unglaubwürdiger Mysteryfilm, dessen Story selbst dann nicht zu funktionieren scheint, wenn man den angelegten Prämissen folgt. Ansonsten gibts durchschnittliche Genreunterhaltung, aus den vorhandenen und etablierten filmischen Zutaten gebraut.
State of Play
USA/Großbritannien/Frankreich | 2009 | Kevin McDonald
Spannender Politthriller mit einigen raffinierten Plottwists und geschmackvollen Bilder. Inhaltlich dreht sich die Geschichte über die (möglichen) Auswirkungen der Privatisierung von Militäraufgaben.
#259
Geschrieben 27. August 2009, 10:22
Großbritannien/USA | 1980 | Stanley Kubrick
Ein alter Bekannter zu Besuch. Auch knapp 30 Jahren nach dem Entstehungsprozess des Films funktioniert SHINING nach wie vor und bietet Außergewöhnliches: sei es sie Erforschung des filmischen Raumes mittels Steadycam oder die virtuose Verflechtung von Realitäts- und Wahrnehmungsebenen. Auffallend ist darüber hinaus, wie viele stilprägende, heute zum Genre-Repertoire gehörende Motive des Horrorfilms sich hier wiederfinden lassen.
Nur das Konzept der passiven, an der Grenze zur „Hysterie" agierenden Figur der Mutter und Ehefrau verursachte ein leichtes Gereizt-sein. Klar ist das selbst auch ein prägendes Motiv, mich nerven jedoch diese handlungsunfähigen, hyperemotionalen, eindimensionalen Entwürfe von Frauen.
Inglourious Basterds
USA/Deutschland/Frankreich | 2009 | Quentin Tarantino
Mitreißender, witziger, streckenweise jedoch auch überaus ernster Partyfilm, dem man die zwar naive, dennoch hoffnungsvolle Prämisse der alternativen Geschichtsschreibung gerne abnimmt. Beeindruckend sind neben dem superben Schauspiel einige brilliant inszenierte Szenen, die einen stimmigen Rhythmus und eine pointierte Dramaturgie aufweisen.
#260
Geschrieben 30. August 2009, 17:03
Großbritannien | 2006 | Shane Meadows
Um Authentizität bemühter und auch in kleinen Details äußerst stimmiger Film über die Skin-(Sub)Kultur, deren Entwicklung mit politischen Faktoren der frühen 1980er Jahren in Großbritannien (Falkland-Krieg, Chauvinismus, Arbeitslosigkeit) rückgekoppelt werden. Mit seiner antirassistischen und antinationalistischen Botschaft versucht sich der Film an einer Differenzierung der Skinhead-Bewegung und betont mit dem Hinweis auf die schwarzen Wurzeln der Musik den ursprünglichen, nicht rassistischen Charakter. Der Rechtsruck ein Teil der Jugendlichen wird dabei sowohl aus gesellschaftlichen Bedingungen, als auch aus individuellen, psychologischen Prämissen hergeleitet. Neben dem mitreißenden Schauspiel (Stephen Graham erinnert nicht selten an Tim Roths Interpretation des aggressiven, frustrierten Skins in MADE IN ENGLAND) sind es vor allem die ruhigen, poetischen Momente des Innehaltens, die zur Reflexion einladen.
V for Vendetta
USA/Großbritannien/Deutschland | 2005 | James McTeigue
Klebriger Bombast-Kitsch, dessen vermeintliche politische Implikationen sich als heiße Luft entpuppen und über eine schnarchige, politische Gut-Böse-Dichotomie nicht hinauskommt.
#261
Geschrieben 08. September 2009, 16:11
USA | 1999 | Spike Lee
Spike Lees Film nutzt als Vorlage die Mordserie von David Berkowitz um ein Zeit- und Stadtbild des Jahres 1977 in New York zu entwerfen und inszeniert die Hysterie und Denunziation der meist weißen Mittelklasse als rassistisches Grundmuster. Der Mörder muss der Fremde sein, der Andere, der vermeintlich Unnormale. Hier trifft es innerhalb eines Freundeskreis einen bisexuellen Punk, der Opfer der Selbstjustiz einer selbsternannten Bürgerwehr wird. Nebenbei erzählt der Film virtuos von Freundschaft und Vertrauensbruch und von popkulturellen Hintergründen jener Zeit (sowohl das Studio 54 und das CBGB und ihre jeweilige Musik spielen eine Rolle).
Stroh zu Gold
Deutschland | 1997 | Barbara Teufel
Der Dokumentarfilm begleitet die sich in Ausbildung befindenden RegisseurInnen Ann-Katrin Schaffner, Stephan Wagner und Amir Fathi bei den Dreharbeiten zu drei Kurzfilmen, die mit blinden LaienschauspielerInnen gedreht werden. STROH ZU GOLD entfaltet dabei das Thema der Behinderung, das Ängste, Vorurteile, aber auch Neugier evoziert und zeigt zudem den beschwerlichen künstlerischen und technischen Weg des Filme-machens. Formal eher durchwachsen bietet der Film jedoch einige interessante Einblicke und macht Lust auf die Kurzfilme, die sich allesamt durch einen besonderen Stilwillen auszeichnen.
#262
Geschrieben 12. Oktober 2009, 14:18
Ich danke allen LeserInnen und vor allem denen, die ab und zu einen Kommentar hinterließen.
A bientôt!
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