The Room-Files
#91
Geschrieben 28. Mai 2003, 21:49
Regie: Terry Gilliam
Liebes Tagebuch...
Dies ist ein Film, bei dem ich froh bin, ihn nicht im Kino gesehen zu haben. Wer weiß was mir dort passiert wäre. Hätte ich mich übergeben, wäre es noch das Harmloseste gewesen. „Fear and loathing in Las Vegas“ macht mir Angst. Je öfter ich ihn sehe, um so mehr. Und das war heute erst das vierte oder fünfte Mal. Wenn ich daran denke, was man mit Alkohol schon alles erleben kann... But what lies beneath?
Terry Gilliam stellte einen höllischen Film auf die Beine - mehr als nur ungewöhlich. „Fear and loathing in Las Vegas“: Alptraum, Faszination, Schrecken, Neugierde, Aufgabe, Versuchung, - das alles balanciert auf der Spitze einer Stecknadel.
28.05.2003/19:10 - 21:00 Uhr
#92
Geschrieben 30. Mai 2003, 09:05
Regie: James Cameron
Liebes Tagebuch...
Es ist Feiertag, ich habe ausgeschlafen, viel Zeit und Lust auf was episches. Da kommt "The Abyss" gerade recht: 163 Minuten Unterwassersuspense. Das Tauchgangsgeplätscher war dann doch entspannender, will heißen ermüdender, als ich es in Erinnerung hatte. Nach 90 Minuten mußte ich eine Pause einlegen, zwei Stunden schlafen, den anschließenden Besuch meines Bruders samt seiner 100 Kinder verkraften und konnte erst am Abend weiter in den Abgrund schauen...
"The Abyss" ist eine leicht (hö, hö sehr leicht) hanebüchene Geschichte, die die unterschiedlichsten Ideen vermischt und verschiedene Ziele verfolgt. Kein Wunder, daß die Story an den Haaren herbeigezogen wirkt und fast ein wenig an Roland Emmerich erinnert, der zu oft keinerlei Grenzen kennt und alles verwurstet was irgendwann, irgendwo schon mal toll war und den Blockbuster-Stempel trägt. So aufdringlich wird Cameron aber nicht. War also das Buch so akzeptiert wie es ist, also einfach geschehen läßt, wird Zeuge eines mystischen und spannenden Unterwasserabenteuers, daß heute noch durch seine großartigen Computeranimationen voll überzeugen kann.
Zum Schluß gibt's dann noch eine mehr oder weniger lehrreiche Message, einen Aufruf zum Frieden zwischen den Völkern. Das macht zwar die Welt nicht besser, läßt den Regisseur meinen, etwas wirklich wichtiges gesagt zu haben und gibt dem Film nochdazu ein runderes Ende.
29.05.2003/13:30 - 15:00 & 20:15 - 21:30 Uhr
#93
Geschrieben 31. Mai 2003, 10:41
Ein Film von Michele Soavi
Liebes Tagebuch...
Michele Soavi schaut seinem Mentor Dario Argento über die Schulter. Und das über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Des Weiteren werden die ersten 15 Jahre der Karriere Argento’s im Genre Horror durchleuchtet. Recht vielsagend ist der Film trotzdem nicht geworden. Argento hält sich in seinen Aussagen und Kommentaren sehr zurück. So bleibt dem Film meist nichts anders übrig als Unmengen an Schock- und Splatterszenen durchzukauen, welche dann aber immerhin, anhand von interessatem Hintergrundmaterial, tricktechnisch zerlegt und erläutert werden. Die gebotenen Blutkollagen sind nett und vor allem ungewöhnlich gemischt, aber wirken in ihrer Länge ermüdend und sind am Ende nichts außer ergebnislose heiße Luft.
Soavi ist also nicht so sehr auf Information bedacht, er liefert nur Schauwerte. Meine Neugierde wurde so nur bedingt gestillt. Außerdem springt der Film ziemlich orientierungslos im Schaffen von Argento umher. Eine klare Linie ist nicht zu erkennen. Das war wohl auch nicht die Absicht von Michele Soavi, der einfach nur einen Querschnitt oder einen Einblick gewähren wollte und diesen Film als weitere Fingerübung in Sache Regie betrachtete.
Für Fans, und somit auch für mich, ist der Film trotzdem interessant auch wenn er nicht sorgfältig durchdacht und gemacht ist.
30.05.2003/16:00 - 17:10 Uhr
#94
Geschrieben 31. Mai 2003, 10:42
Regie: Edward Norton
Liebes Tagebuch...
„Trifft der Rabbi einen Priester...“. Das mag in den Vereinigten Staaten ein witziger Beginn eines witzigen Witzes sein - hierzulande ist diese Konstellation für andere Berufs- und Personengruppen reserviert. Daß man trotzdem eine witzich’ Kömodie geboten bekommen kann, beweist Edward Norton.
Eines reche ich dem Jungregisseur aber noch höher an: Normalerweiser platzt mir vor Wut der Kragen, wenn ich einen religiösen Film vorgesetzt bekomme. Ich hätte eingentlich einen Brechreiz verspüren müssen, wenn sämtliche Klischees der katholischen Religon zelebriert werden, denn ich habe die ersten 50 % Prozent meines Glaubens wegen des Relgionsunterrichts und all dessen, was dieser mit sich brachte, verärgert verloren. Bei „Keeping the Faith - Glauben ist alles“ beschränkte sich die sakrale Abneigung auf ein zünftiges Zwicken im Bauch. Den Spaß an dieser Komödie konnten diese störenden Details kaum abschwächen.
Dieser Film weist überaus viel Charme und frechen Witz auf, gepaart mit allen Eigenschaften, die eine typische Big-Appel-Komödie aufweisen muß. Außerdem entpuppt sich Edward Norton als mutiger Regiesseur, der keinerlei Scheu zeigt, seine Geschichte mit etwas unkonservativen Mitteln zu erzählen, auch wenn Rabbi und Priester als Stand-up-comedians machmal zu cool vor ihrer Gemeinde stehen.
Der religiöse Mief hält sich gering, die Pointen sitzen perfekt und die Darstellerriege kann überzeugen (inclusive Milos Forman). Edward Norton hält sich jedoch ziemlich zurück. Sicherlich wollte er in seinem eigenen Film nicht allzusehr auffallen.
30.05.2003/20:20 - 22:25 Uhr
#95
Geschrieben 01. Juni 2003, 23:10
Regie: John Lasseter
Liebes Tagebuch...
Ich soll mal ‘ne halbe Stunde auf meinen erkrankten siebenjährigen Neffen aufpassen. Da ich aber keine Lust auf Kinderspiele („Sechs nimmt“ ) habe, gibt’s ne VCD von seinem Vater: „Toy Story II“. Jetzt ist es hier also wie schon früher bei „Krieg der Sterne“ oder „Indiana Jones“. Ich sehe immer erst ein Sequel, bevor ich den (vermeintlich) ersten Teil zu Gesicht bekomme...
„Toy Story II“ ist noch arg gezeichnet von der für Disney typischen Warmherzigkeit, die keine Grenzen der Aufdringlichkeit kennt. Ein Loblied auf Familie, Freunde und den richtigen Umgang zwischen uns allen. Das ganze ist noch schlimmer als das Fernsehprogramm von Seaheaven. Eine allzu pädagogische Moralpredit also - verlogen und falsch. Die wirklich komischen Ansätze sind ziemlich rar gesäät. Gelacht habe ich im Viertelstundentakt.
Etwas gelungener ist hier aber die Charakterzeichnung des Bösewichtes. Denn den gibt es eigentlich gar nicht - kein kinderfressendes Monster oder hinterhältig düsteres Raubtier also. Dafür gibt es diverse unsympathische Figuren, die ein bißchen differenzierter handeln, als es das Klischee verlängt hätte.
„Toy Story II“ wirkt bieder - keine Frage, aber zeigt auch richtig gutes Entertainment auf tricktechnisch hohem Niveau und immerhin im Ansatz schon lockerer und selbstzerstörerischer als andere Disney-Filme. Pappsüß ist er trotzdem (es wird sogar noch zweimal gesungen, bzw. gejammert) und verfolgt seine positiven Ziele mit den falschen Mitteln, bzw. mit dem Erwecken von falschen Gefühlen.
Ach ja! Ob ich mich mein Neffe jetzt auch mit Windpocken angesteckt hat, wird sich in ca. 10 Tagen zeigen...
31.05.2003/14:00 - 15:25 Uhr
#96
Geschrieben 02. Juni 2003, 22:32
Regie: Kátia Lund, Fernando Meirelles
Liebes Tagebuch...
Im Vorfeld gab es schon viel Wirbel um diesen Film - in Form einer kräftig gerührten Werbetrommel. Also muß ja was dahinter stecken. Nur was?
Ich bin mal wieder blind ins Kino gestolpert. Nachdem ich Saal 17 endlich gefunden hatte, wußte ich aber noch immer nicht so recht, was mich erwarten sollte. Ah ja, die Stadt Gottes - ein Ghetto... eine Rückblende… die Geschichte hat einen Erzähler... alle haben Pistolen... es wird geraubt, gemordet und gestorben... Oh, der Erzähler beginnt zu sortieren... die Geschichte wird aufgeteilt... schöne Grüße von Quentin Tarantino... Drogen kommen ins Spiel... Al Pacino verkauft übrigens nebenan seine Rauschmittel... Der Anfang vom Ende beginnt... Oje, Xavier Naidoo hat den Hauptdarsteller synchronisiert. Immerhin kann er besser sprechen als singen...
„City of God“ ist ein gelungener Mix, der nach mehr strebt und sich mit einer Präsentation im Programmkino nicht zufrieden gibt. Gestylte Ästhetik soll die Geschichte schmackhaft machen. Das man schnell an die Grenzen des Neuen stößt ist klar. Eine zünftige Drogenkarriere sieht man ja immer wieder auf der Leinwand. Die Spielereien mit der Erzählstruktur und das Zeitlupensterben sind für mich als Zuschauer auch alte Bekannte, die immernoch fürchterlich „in“ sind. Auch wenn nicht viel Neues drinsteckt, „City of God“ funktioniert reibungslos. Spannung, Action, Tragik und ein gewisser Grad an Härte gehen eine optimale Verbindung ein. Ein gelungenes, wenn auch nicht berauschendes Stück Kino.
31.05.2003/17:35 - 19:50 Uhr
#97
Geschrieben 02. Juni 2003, 22:34
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Nachdem ich das Bonusmaterial nun komplett gesichtet hatte, wanderte die DVD ins Regal. Kaum stand sie dort, verspürte ich aber die immense Lust, den Film noch mal zu sehen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die lauthals trommelnde Krawalloper ist ein Meisterwerk. Die Story, die voller Löcher ist, die manchmal holprige Inszenierung von Argento und eine optische Brillanz, die alles überdeckt konnte Argento nie besser unter einen Hut bringen.
Was für eine Szene, wenn die Mädels in der Turnhalle übernachten müssen, und wohl jeder Zuschauer, der den Film schon mal gesehen hat, wartet darauf, daß endlich das Licht ausgeht und aus dem Nichts dieses wahnsinnige Rot erleuchtet - das macht so wenig Sinn, ist aber sooooo schön.
„Suspira“ ist ein Kunstwerk, das sich keiner entgehen lassen sollte.
01.06.2003/13:30 - 15:05 Uhr
#98
Geschrieben 04. Juni 2003, 18:01
Regie: Thomas Bohn
Liebes Tagebuch...
Ein Frauenmörder entflieht aus seiner Haft. Bald sind zwei Prostituierte tot und kurz darauf der flüchtige Verdächtige auch. Ein harter Fall für Kommissar Cassdorf (Robert Atzorn), der eigentlich unter dem Tod seiner Mutter leidet und außerdem erfahren hat, daß sein Sohn, der ihm bei einem früheren Fall richtig tricky geholfen hat, gar nicht sein leiblicher Sohn ist. Cassdorf’s Exfrau, gespielt von der Urmutter aller Kuckucksnester: Nina Petri, tut dieser Fauxpas (gesprochen Faukspass) übrigens mittlerweile schrecklich leid...
Thomas Bohn ist ein alter Tatort-Hase, auch wenn er noch recht jung ist. Sein Name versprach immer etwas bessere Unterhaltung als sonst. Auch in dem Falle von „Tatort - Harte Hunde“ war es so. Die eigentlich relativ unspektakuläre Handlung sprüht vor Intenzität. Da fällt es kaum auf, das verhältnismäßig oft die unbedeutenden Nebenhandlungen dominieren, bzw. den Film weiterhin interessant halten.
Zum Schluß stellt sich heraus, daß der vermeintlich rückfällige Täter dem Komplott eines Kinderhändlerringes zum Opfer gefallen ist. Ein desillusionierendes und tragisches Finale bahnt sich an. Etwas abgeschwächt durch die letzte Szene. Hier treten alle Figuren der Nebenhandlungen bei Kommissar Cassdorf zum Renovieren an. Ein fast schön übermütig schönes Schlußbild. Berufliches und privates müssen halt getrennt bleiben...
Nebenbei sollte noch kurz erwähnt werden, daß in einer Textzeile eine vorangegangene Episode erwähnt wurde („Tatort - Der Passagier“). Dort gehörte Cassdorf’s Sohn zu den Geiseln einer Flugzeugentführung. Besagter Umstand wurde durch den Satz „Mich wundert es, daß Du überhaupt noch fliegst“ angesprochen. Für einen „Tatort“ ungewöhnlich, da die einzelnen Fälle eigentlich immer eigenständig sind/waren/sein sollten.
01.06.2003/20:15 - 21:45 Uhr
#99
Geschrieben 04. Juni 2003, 18:06
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Was tun bei extrem schlechter Laune? Ich, für meinen Teil, habe mir, vollig aus dem Zusammenhang gerissen, "Episode II" gegönnt. Und siehe da: Es half.
George Lucas' Sternensaga ist einfach zu schön, um griesgrämig das bunte Treiben zu betrachten. Ich begann mich darüber zu freuen, wie sich die Handlungfäden aus Vergangenheit und Zukunft miteinander verwarben, wie ich verzweifelt versuchte, die Intrigen zwischen Republik und Föderation zu durchschauen und wie es mir bei den bedrohlich epischen Szenen die Gänsehaut den Rücken herunterjagte. Liebe macht blind und dieser Film so schööön...
Diese Saga ist was Großes und ich darf sie sehen. Immer und immer wieder!
02.06.2003/20:15 - 22:35 Uhr
#100
Geschrieben 06. Juni 2003, 18:39
Regie: Ken Russell
Liebes Tagebuch...
Rudolph Valentino ist tot. Der größte Schauspieler seiner Zeit. Um seinen Sarg versammeln sich Weggefährten, Liebschaften und die gierige Presse. Jeder hat eine eigene Geschichte zu erzählen und die Reporter spitzen gehörig die Ohren. Im Verlauf des Films scheinen die offenbar wahllos „aus dem Leben“ gegriffenen Geschichten auf eine einheitliche Handlungsabfolge zuzusteuern.
Dies ist ein weiterer explosiver Bildermix aus dem Talentkästchen von Ken Russell, wo eine Nervenheilanstalt schlicht und einfach als Irrenhaus betitelt werden müsste und gepflegte Romantik einer orgiastischen Ausuferung zu weichen hat. Impulsartig bricht auch in „Valentino“ die Energie dem Zuschauer entgegen, die es von Ken Russell erwartet - wie eine nicht verhinderbare Erektion. Wem das zusagt, der kann sich den Obsessionen hingeben, der Rest wird dem Film eine gewisse Gestörtheit nicht absprechen können. Schauspielerisch besonders hervorstechend ist ohne Frage Leslie Caron, die, perfekt geführt von Ken Russell, ein divianisches Mimenspiel aufsetzt, welches das von Gloria Swanson in „Sunset Bouleveard“ noch um ein Vielfaches übertrifft. Rudolf Nureyev hält sich auch ganz wacker in seiner ziemlich anstrengenden Hauptrolle.
Was der Film nicht schafft: Die anfangs noch verschiedenen Erzählerinnen, verdeutlichen die Geschichte zwar aus ihrer Sicht, deren Verlauf beeinflussen sie aber nicht. Wäre sicherlich interessant gewesen, wenn man die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven gesehen hätte. Unterschiedliche Interpretationen der einzelnen Personen wären dann möglich gewesen.
Was mich des Weiteren noch überraschte. Valentino schleppt nur weibliche Betthaserln an. Ich hätte der Hauptfigur eine gewisse Bisexualität voll zugetraut. Vielleicht lag das aber auch an der Besetzung der Hauptrolle. Außerdem hätte dann die Gefängnisszene nicht diese schockierende Wirkung hinterlassen, wie es sie dann doch tat. Hier wird der Saubermann Valentino durch die Hölle geschickt und Ken Russell trommelt auf der Höllenorgel.
Ein wenig fehlerhaft erschien mir dann noch die Darstellung des „Films im Film“. Das ist alles ganz nett gemacht, versprüht aber noch keinen echten Stummfilmflair. Auch das Ende war arg schnell und relativ nichtsagend. „Valentino“ ist halt doch keine Biographie, sondern eine genüßliche Geschichte.
Und jetzt noch zu Anton Diffring, der sich mittlerweile als Running Gag durch mein Tagebuch schleicht. Diesmal platzte er, auch wieder ganz überraschend, in die Szenerie und präsentierte ganz nebenbei sein deutsch gesprochenes „Schaiße“, das mir noch aus „Faceless“ und der dazugehörigen Operation in den Ohren klingt...
03.06.2003/19:00 - 21:00 Uhr
#101
Geschrieben 08. Juni 2003, 19:30
Regie: Victor Stuck
Liebes Gesangsbuch (1. Teil)...
Wann ma heit’ koa Reif net kam’,
Über maine Zwetschgnbamm,
Über mai’ Kolra-a-bi,
Denn hoamgehn’ is net ???.
Sog’ i zu meina Frau,
Geh, fuadast ma Du heit die Sau,
Gehst ma Du heit auf’d ???,
Zum hoamgeh’n is’ no z’boi.
Heiliger Sebastian,
Beschütz’ mir maine Zwetschgnbamm,
Und a mai’ Kolra-a-bi,
Mi’m hoamgehn’ is’ net ???.
Dieser musikalische Tiefschlag ist nur einer von vielen kleinen Höhepunkten dieses Sexklamauks, der in keinster Weise mit der Hoffmann’schen Spessart-Trilogie in Verbindung steht. Und das Schönste: „Das Lustschloß im Spessart“ nimmt sich zu keiner Minute ernst. Unsinn, wohin man nur sieht. Dazu kommt das richtige Maß an Trash und witzige Untalentiertheit der beteiligten Menschen vor und hinter der Kamera.
Das nette Schlösschen Geiersberg ist wahrhaft ein echtes Lustschloß. Es tummeln sich dort allerlei Päärchen. Und jedes erlebt seine eigene, neckische Geschichte. Man kann also sagen, daß sich der Regisseur Stuck, der auch als Autor fungierte, sich immerhin Mühe gab, um die Geschehnisse einigermaßen interessant erscheinen zu lassen. Daß das Endprodukt dann doch ziemlich sprunghaft erzählt ist, kann man verschmerzen. Immerhin sind die Charaktere ganz nett ausgearbeitet.
„Das Lustschloß im Spessart“ ist höchst anspruchloser Klamauk, der aber nie wirklich langweilig wird, oder zu nerven beginnt (Jedenfalls mich hat es nicht genervt). Ich war amüsiert über die billigen Methoden jetzt unbedingt erotisch wirken zu müssen oder mit welchem „Einfallsreichtum“ die Geister die Schlossgäste bedrängen. Ja, dieser Film macht Spaß!
Ach ja. Fall sich jemand im Klaren über die im Liedtext fehlenden Wörter ist, möge sich er doch bitte bei mir melden.
04.06.2003/20:00 - 21:20 Uhr
#102
Geschrieben 08. Juni 2003, 22:50
Regie: Franz Marischka
Liebes Gesangsbuch (2. Teil)...
Ja ja, die oiden Rittersleit’,
Die ham’ fei’ gstoß’n wie ihr heit’.
Drum diese Burg, das ist bekannt,
Wird hier zuland’ Stoßburg genannt. Schau, Schau!
Mih juckts, juckts, juckts in der Holldrijo.
Ja, was mach’ma doh? I hob’ die Rüstung oh.
Mih juckts, juckts, juckts, juckt es immer mehr.
Ja man hat’s halt schwer, wanns’ Pfeiferl druckd. Oje!
Ja, der gute alte Peter Steiner, der obiges Lied zum Besten gibt, ist halt noch ein Vollblutschauspieler. Hier ist er Raubritter Archibald, dem in den Sinn kommt, mal wieder einen Kreuzzug veranstalten zu können. Daß er es aber nur bis zu den leichten Mädchen der Nachbarburg schafft, stört ihn dabei wenig. Aber auch Frau und Kind zu Haus nützen die Gelegenheit, denn ihr Keuschheitsgürtel ist ja nicht für die Ewigkeit.
Bei der mir vorliegenden Fassung müßte es sich um die leicht entschärfte deutsche Fassung handeln, in der direkte Aufnahmen von Geschlechtsteilen nicht zu sehen sind. Trotzdem hat eine mehr oder weniger bekannte Bundestagsabgeordnete in diesem Film eine doch recht eindeutige Szene. Wenn man aber im Internet nach einer Verbindung dieser Dame mit diesem Film sucht, wird man nicht (mehr) fündig. Ich alter Verschwörungstheoretiker möchte nicht wissen, wie es dazu kam. Schließlich sorgte es doch Anfang der 90’er für einen netten Skandal.
Der Film selbst ist relativ zwiespältig. Auf der einen Seite stehen wirklich witzige Ideen, auf der anderen Seite macht sich doch gerne gähnende Langweile breit. Etwa dann, wenn irgendwelche Herren mal schnell zum Stich kommen wollen. Dies geschieht in meist vollkommen uninteressanter Weise. Das alte Rein-und-Raus-Spiel mutiert zum Seniorenschach. Die etwas delikateren Sexszenen, die sich vollkommen von den eben Erwähnten unterscheiden, haben da schon mehr zu bieten. Auch weil sie für die damaligen Verhältnisse schon etwas das bekannte Terrain verließen.
Wirklich überrascht war ich von den Kameraspielereien, die zu sehen sind. Mir wird jetzt noch schwindelig, wenn ich an den Mann denke, der verkehrt auf einem Esel reitet, während der Film rückwärts läuft. Diese und andere kleine Spielereien heben das Erscheinungsbild der „Stoßburg“ dann doch etwas ins Helle. Des Weiteren gibt Peter Steiner noch ein paar Kalauer zum Besten, die mir ebenfalls mehr als nur ein Schmunzeln entlocken konnten.
„Herr. Haufen, große Haufen sind vor Eurer Tür!"
„Was? Wer wagt es vor meine Burg zu scheißen?“
Gegen Ende läuft der Film aber sehr ins Leere. Selbst ein auftauchender Geist, in Gestalt eines schwarzen Ritters kann kaum noch echte Freude aufkommen lassen. „Die Stoßburg“ ist mit Sicherheit ein unterhaltsamer Film für Freunde des schlechten Geschmacks, aber auch die werden zwischendurch die eine oder andere Tasse Kaffee benötigen.
Ach ja: Die Reihe mit kleinen erotischen Filmen, deren Schauplätze eine Burg oder ein Schloß sind, ist hiermit beendet.
05.06.2003/19:10 - 20:40 Uhr
#103
Geschrieben 09. Juni 2003, 10:04
Regie: Jörg Wagner, Steffen Prehn
Liebes Tagebuch...
Heute stand also der Videoabend mit den nicht filmversierten Bekannten auf dem Terminkalender. Anfangs konnten Sie mit diesem Kurzfilm nicht viel anfangen. Bald aber wurde er zum Liebling des Abends und wurde zu späterer Stunde gleich noch mal angesehen.
Was mich persönlich etwas verstörte. Der Bekannte, bei dem der Videoabend abgehalten wurde, hat seinen Fernseher noch immer nicht richtig eingestellt (siehe aller erster Tagebucheintrag).
07.06.2003/19:05 - 19:15 Uhr & 22:50 - 23:00 Uhr
#104
Geschrieben 09. Juni 2003, 10:05
Regie: Jay Roach
Liebes Tagebuch...
„Austin Powers in Goldständer“ entpuppte sich als großer Hit des Videoabends, auch wenn der Auftritt von Tom Cruise anfangs arge Verwirrung stiftete.
("Spielt den nicht mehr der Ding ?")
Wenn 10 Leute diesen Film schauen bleibt kein Auge trocken. Das macht wirklich Spaß. Die Ungereimtheiten, die mir bei früheren Sichtungen auffielen, sind kaum mehr sichtbar.
07.06.2003/19:20 - 20:50 Uhr
#105
Geschrieben 09. Juni 2003, 10:06
Regie: Guillermo del Toro
Liebes Tagebuch...
Schon ein Popcornfilm wie „Blade II“ verlangt zu viel von dem vorhandenen Publikum. So meinten einige, sich lieber unterhalten zu müssen, während sie die Bar leerten. Echte Spannung kam nicht auf, aber die spektakulär coolen Actionsequenzen sorgten für Ruhe im Raum.
Ich hab den Film damals im Kino gesehen und ihm eine Bescheinigung über absolute Unterhaltungsfähigkeit ausgestellt. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Aber heute war das Publikum damit schon überfordert.
07.06.2003/21:00 - 22:50 Uhr
#106
Geschrieben 09. Juni 2003, 10:07
Regie: Barry Sonnenfeld
Liebes Tagebuch...
Nachdem „Zoolander” aufgrund großer Gegenwehr gestoppt werden mußte, landete „Men in Black II“ im Player. Einer jener Filme, die mir bisher noch nicht unter die Augen gekommen waren. Sicher war ich schon relativ müde und die zwei dunklen Weltenburger hatten ihr Bestes getan, aber ich konnte immer noch sehen, daß Barry Sonnenfeld’s Fantasy-Getöse nix für mich ist. Die (wirklich schlechten) Special-Effects überlagerten das komplette Geschehen. Zudem ist der Film vollkommen witzlos und ich sehe keinen Grund, warum den so viele im Kino sehen wollten - gleiches gilt übrigens auf für den ersten, ebenso kurzatmigen, Teil.
Ich denke, ich werde mir „Men in Black II“ noch mal in etwas munterer Verfassung ansehen müssen, und ich hoffe, meine schlechte Meinung über den Film wird dann bestätigt.
Danach stand dann übrigens noch „Scary Movie II“ auf dem Progamm. Der wurde aber glücklicherweise abgebrochen, weil’s zu spät geworden wäre. Aber ich seh’ schon - den muß ich zu einem passenden Zeitpunkt auch noch mal in der Luft zerreißen!
07.06.2003/23:15 - 00:45 Uhr
#107
Geschrieben 09. Juni 2003, 21:21
Regie: Simon Wells
Liebes Tagebuch...
Simon Wells verfilmte eine Geschichte seines Urgroßvaters. Das wäre nicht weiter ungewöhnlich, wäre nicht H. G. Wells jener Urgroßvater. Da wird man schon hellhörig, denn es ist sicherlich ein netter Umstand, daß hier ein Urenkel die Ideen eines Vorfahren umsetzte, aber sicher lastete auf ihm auch ein enormer Erfolgsdruck.
Im Vorfeld wurde ich vor diesem Film gewarnt und erwartete eine nervende CGI-Orgie a’ la „Lost in Space“. Erstaunt durfte ich feststellen, daß dem so nicht war. „The Time Machine“ ist ein gediegenes Fantasy-Abenteuer, welches kurzweilige Unterhaltung garantiert - mehr aber auch nicht.
Es mag gut möglich sein, daß die Vorlage nur schwer als Film umsetzbar ist - in diesem Falle sieht das alles zu episodenhaft aus. Die ganze Vorgeschichte steht in keinem Verhältnis zu dem Hauptteil in der weit entfernten Zukunft, der nur ein weiteres Kapitel in der dahinplätschernden Geschichte ist und nicht das Ausmaß erlangt, welches ihm zustehen würde. 92 Minuten sind also zu kurz für H. G. Wells’ Geschichte - beziehungsweise: Die Kompetenzen sind falsch gelagert.
Vorhin habe ich im Inside-Forum einen Thread entdeckt, in dem jemand nach der logischen Auflösung des Films fragte. Genauer, warum die Morlocks am Ende sterben und in wie weit der Hauptdarsteller darauf Einfluß nehmen konnte. Ehrlich gesagt, daß waren genau die Geschehnisse, bei denen sich auch bei mir die Fragen aufwarfen. Antworten konnte ich nicht finden. Ich meine, so ein Film sollte es schon schaffen, mich als einigermaßen wachen Menschen, nicht im Unklaren zu lassen. Schließlich ist es ja nicht „Mulholland Drive“. Vielleicht habe ich aber auch nur nicht aufgepaßt. Wer weiß?
Auch wenn der Film an einigen Stellen unausgegoren wirkt. Er kann auch ein paar schöne Schauwerte vorweisen. Das Stilmittel der Computeranimation wird gelungen genutzt und schafft es, dem Stichwort „Zeitreisen“ noch ein paar überraschende Aspekte, vor allem aber bestaunenswerte Bilder, abzugewinnen. Auch die nur teilweise animierten Morlocks sehen überraschend gut aus, in dieser monsterüberlasteten Filmwelt. So bietet „The Time Machine“ nette, wenn nicht sogar gelungene Unterhaltung, die optisch auf alle Fälle überzeugen kann, aber mit etwas mehr Feingefühl, noch viel ausladender hätte werden können.
08.06.2003/21:15 - 22:45 Uhr
#108
Geschrieben 10. Juni 2003, 21:03
Ein Film von Volker Anding
Liebes Tagebuch...
Dieser Film handelt von dem wohl am besten dokumentierten Spukfall der Geschichte. Das erzählt jedenfalls der Filmemacher Volker Anding. Er reist mit seinem Filmteam nach Stans in die Schweiz, wo ein Haus steht, in dem Melchior Joller von 140 Jahren sein Spuktagebuch schrieb (bzw. schreiben musste), welches teilweise auch als Buch veröffentlicht wurde. Das Ziel des Filmemachers ist es, dem Spuk auf den Zahn zu fühlen, Licht ins Dunkel zu bringen, vielleicht sogar etwas Wahrheit in Form von Gewissheit zu finden. Sechs Tage hat er Zeit. Damit die Crew in dieser Zeit nicht sinnlos Däumchen dreht und nicht jedes Knarzen einem Poltergeist zuspricht, hat sich der Filmemacher sechs Gäste eingeladen, die sich so ihre Gedanken zu dem Fall machen sollen - jeder Tag ein anderer Gast. Unter Anderem kommen zu Wort: Ein Bauingenieur, ein (Para-) Psychologe, ein Pater, ein Zauberkünstler und ein Medium. Dazu serviert der Filmemacher Lesungen aus dem Tagebuch, während er die Schauplätze untersucht sowie verwackelte Momentaufnahmen präsentiert, die er dem „Blair Witch Project“ entliehen hat.
Vor allem die sechs Gäste tun ihr Bestes um den neugierigen Zuschauer bei Laune zu halten. Die Heransgehensweise des Filmteams ist auch nicht falsch. Immerhin konnte ja keiner wissen, was, und ob überhaupt was kommt. Nun ja, viel kam nicht. Es ist wohl mehr als Legendenbildung zu beschreiben, wenn überraschenderweise Türen ungeplant vor laufender Kamera zufallen oder urplötzlich verschlossen sind. Der Rest des Spuks ist vom Team inszeniert, um zu zeigen, wie es gewesen sein könnte, damals, in der Nacht, wo niemand ihre Schreie hören konnte, niemand hatte ihnen helfen können, als es dunkel war, in der Nacht... Uuups, jetzt bin ich doch glatt bei „Bis das Blut gefriert“gelandet...
Jedenfalls stellt sich schnell heraus, daß die Lösung, der Schlüssel, die Erklärung in den Familienarchiven der Nachkommen von Melchior Koller zu finden ist. Nach den sechs Tagen in Stans, fliegt das Team nach Rom um Einblick in das Archiv zu kommen. Da der Film fast von Anfang an auf die Öffung der Akten hinsteuert, ist man als Zuschauer umso enttäuschter, als es dann doch nicht passiert. Es heißt, in zwei Monaten wird es soweit sein. Die Familie müsse es noch prüfen, da Koller verfügte, das dies intern bleiben solle. Ob die Akten nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden steht in den Sternen. Der Film selbst scheint sich nicht mehr drum geschert zu haben. Fast möchte man meinen, daß wohl kein Interesse mehr vorhanden war, die besagten zwei Monate abzuwarten. Selbst wenn dann nix an die Öffentlichkeit gelangen hätte sollen, wäre es ein besserer Abschluß für den Film gewesen...
Was Melchior Kollers Haare übernacht schneeweiß machte und seine Familie zerbrechen ließ, das bleibt verborgen. Die Legende dieses Spukhauses bleibt also ein Mysterium. Was wäre auch anderes zu erwarten gewesen. Als Koller aus seinen Haus vertrieben wurde, soll er gesagt haben: „Jetzt habe ich verstanden“. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Und das ist jetzt keine trotzige Aussage, weil es der Film sowieso nicht verraten hat.
09.06.2003/13:10 - 14:40 Uhr
#109
Geschrieben 10. Juni 2003, 21:27
Regie: Kaspar Heidelbach
Liebes Tagebuch...
Scheinbar hat Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) vor Jahren mal den falschen Mann verhaftet. Denn die Serie von Tankstellenüberfällen will und will einfach nicht abreißen. Derweil plant der Unschuldig im Knast Sitzende (Roman Knizka) seinen Ausbruch - und dabei ist im jedes Mittel recht. Indessen wird der wahre Tankstellenräuber gefasst (schon wieder Roman Knizka), weil er irrtümlich für den unschuldigen Flüchtigen gehalten worden ist. Dieser ist mittlerweile alles andere als unschuldig. Denn seiner Flucht folgte eine brutale Konfrontation mit den Gesetzeshütern nach der anderen.
Es war schnell absehbar, daß diese seltsam verzwickte Geschichte so nicht hinhauen will. Sie ist zwar gut dargestellt und die tragische Verzweiflung des unschuldig Einsitzenden ist spürbar - die brutale Flucht eher weniger. Die Auseinandersetzungen mit der Polizei wirken zu gehäuft. Außerdem ermittelt die Polizei mehr als hinterhältig. Der Lebensgefährtin des Flüchtigen stellt sie zwei äußerst miese Fallen. Eine hätte gelangt, bzw. ist ein übliches Mittel in Kriminalfilmen. Aber als die Madame dann zum zweiten Male in die Pfanne gehauen wird, rückt das die sympathischen Kommissare schon sehr in den Schatten.
Fazit: Der Tatort war ja nett gemeint, spannend gemacht und schafft es endlich mal wieder Benny und Klausi Beimer gemeinsam in einen Film vor die Kamera zu zerren, ist aber trotzdem nicht besonders glaubwürdig geraten.
09.06.2003/20:15 - 21:45 Uhr
#110
Geschrieben 10. Juni 2003, 21:41
Regie: Andy Wachovsky, Larry Wachovsky
Liebes Tagebuch...
Es war kein Orakel, sondern mein Lieblingsarbeitskollege, der mir heute prophezeite, daß ich „Matrix“ heute zum letzen Male so sehen werde, wie ich ihn bisher kannte. Morgen wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Und es soll nicht besser werden. Angesichts der ernormen Meinungsäußerungen, die über „Matrix Reloadad“ kundgetan wurden, ist es für mich äußerst schwer, morgen unbelastet ins Kino zu gehen.
Also, was sah ich heute zum, uuuhuhuhuuh, vermeintlich letzten Male? Ein augen- und ohrenbetäubendes Actionspektakel, das mir die Gänsehaut den Rücken herunter jagte, dessen Eleganz und Dynamik mich aus Neue überraschen konnte. Ob diese Euphorie nun gut oder schlecht, in Bezug auf den vor der Tür stehenden Kinobesuch, ist, ist schwer zu beurteilen. Ich als alter Pessimist, bekomme etwas kalte Füße, weil ich mich nur ungern entäuschen lassen möchte. Und nun?
Ich sollte wohl mal die Knochen befragen...
10.06.2003/18:55 - 21:05 Uhr
#111
Geschrieben 17. Juni 2003, 21:41
Regie: Andy Wachovsky, Larry Wachovsky
Liebes Tagebuch...
Der Kinobesuch liegt nun genau sechs Tage zurück. In dieser Zeit habe ich einen Bogen zwischen Erlangener Bergkirchweih und der Bundeshauptstadt gespannt. Sollte ich mich tatsächlich noch etwas erinnern, was davor geschah? Aber hallo! Es ist noch alles da. Nur zwischen Minute 35 und Minute 60 sieht etwas schwummrig aus. Dort habe ich hart mit dem Schlaf gekämpft - ohne Machete und nicht in Bullet-Time. Gewonnen habe ich trotzdem.
Bis dato bin ich jeder Diskussion zu diesem heiß erwarteten Nachfolger von „Matrix“ aus dem Weg gegangen. Unüberhörbar waren aber die lauten Proteste der Fans, die ich aus dem unterschiedlichsten Reihen hörte. Und ihr Protest ist gerechtfertigt. Die Gebrüder Wachovsky tun wirklich alles, um ihren Fans in der ersten Stunde durchweg ans Bein zu pinkeln. Sie zeigen alles das, was keiner sehen wollte und noch dazu mit den „Matrix“-Sehgewohnheiten bricht. Es beginnt mit einer Traumsequenz. Mittlerweile dürfte aber bekannt sein, daß man Filme nicht mehr mit Traumsequenzen starten lassen sollte. Dann könnte man ja gleich mit dem Film-im-Film-Clou beginnen (bei „Austin Powers in Goldmember“ ausnahmsweise gut). Und dann kommt die Reise nach Zion. Die dortigen Szenen sind so matrix-untypisch, wie ein lichtschwertschwingender Darth Vader bei „Sissi“. Hier wird rein gar nichts geboten, was dem Matrix-Fan gefallen könnte, sogar die Sexszene war falsch am Platze (in einem anderen Film sicherlich besser aufgehoben). Morpheus’ Aura platzt während der peinlichen George-Bush-Ansprache wie eine verhungerte Seifenblase und die Undergroundbewegung feiert dazu eine Love-Parade.
Währendessen herrschte eisige und angestrengte Ruhe im größten Saal des Kinos. Die Leute waren also nicht zum Spaß hier. Die Erwartungen waren so groß, daß die Stimmung eines stressigen Arbeitstages in der Luft lag. Dieses Gefühl wich den ganzen Film durchweg nicht, obgleich aber die Qualität des Films kontinuierlich anzusteigen schien, während ich noch mit dem Schlaf kämpfte und mich nur noch vage an eine unnütz herumknutschende Monica Bellucci erinnerte. Danach lichtet sich der Nebel. Die Wachovsky-Brüder begannen nun, trotzig, ja fast wie die berühmte nicht verhinderbare Erektion, ihre Specialeffectorgien zu zelebrieren. Da wird man doch gerne wieder wach. Kaum setzt jemand zum rennen an, beginnt sich impulsartig die Kamera zu drehen - ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist ja fast wie bei Brian de Palma. Ganz klar, die Highway-Sequenz setzt neue Maßstäbe und zeigt mal wieder Niegesehenes. Hier wird „The Matrix Reloaded“ so stark, daß der Film doch glatt ins rechte Licht gerückt wird. Keine Frage, dieser Film hat verteufelnswert fürchterliche Szenen, der Gesamteindruck sieht aber mehr als gut aus. Ich persönlich habe auch nix gegen die mathematisierte, vielleicht vorläufige, Auflösung, auch wenn ich nicht allzu viel verstanden habe. Lag wohl daran, daß ich meinen Taschenrechner nicht dabei hatte.
Was ich noch bemängeln möchte, sind die fürchterlichen Dialoge. Meine Güte, hätten die Leute doch einfach mal die Fresse gehalten. Wenn da plötzlich eine schwarzhaarige Frau in Gefahr ist, die wie Carrie-Ann Moss aussieht, brauch ich keinen Babysitter der mir lauthals „TRINITY“ ins Gesicht brüllt. Ebenfalls etwas unschön waren die „Wird forgesetzt“-Elemente. Das ist unstylisch und bricht die Regeln einer Trilogie. Es sei denn, im ersten Teil wäre es auch schon so gewesen.
Im Großen und Ganzen gelungenes Actionkino, daß nach der ersten verschenkten Stunde, gelungen und aufschlußreich auf dem ersten Teil aufbaut, die Ideen interessant weiterführt und auf einen filmisch guten Abschluß hoffen lässt. Und es ist nicht so, daß nichts mehr so ist wie es einmal war (Ausnahme Morpheus - so ein Eierkopf!). Dieser Film ist nicht perfekt, aber er führt ein paar Gedanken des ersten Teils ordentlich weiter.
Noch was. Das Agent Smith Neo diesmal palettenweise angreift, nahm ihm einiges an Schrecken und Macht. Hey, ihr seit doch keine Anfänger mehr???
11.06.2003/20:35 - 22:50 Uhr
#112
Geschrieben 19. Juni 2003, 19:38
Regie: Michael Rymer
Liebes Tagebuch...
Meine Erwartungen waren ganz anders. Ich erwartete eine hektische Trash-Granate, die mit schlechten CGI-Effekten zugepflastert ist (a’la „13 Geister“). Was kam? Das genaue Gegenteil. Dieser Film konnte mich mit all seinen Ungereimtheiten voll überzeugen. Es störte mich nicht im Geringsten, das urplötzlich der Erzähler wechselte. Es störte mich ebenso wenig, daß Vampir Lestat jetzt Rockstar werden will. Das alles machte es nur noch interessanter. Der Film bricht Regeln und verfolgt nur seine eigenen Ziele. Daß die Logik auf der Strecke bleibt, ist nicht wichtig.
„Die Königin der Verdammten“ ist Film, der sich die Zeit nimmt, in wunderschön ruhigen, fast hypnotisch anmutenden Bildern zu schwelgen. Daß dies teils auch mit Neo-Metal-Musik zu erreichen ist, freute mich persönlich mehr als manch anderen. Schließlich stehe ich diesem Musikstil momentan äußert offen gegenüber. Popsternchen Aaliyah macht nicht den Fehler und beginnt zu singen (Freue mich schon auf „Glitter“, der steht demnächst an), sondern überzeugt, öhm ja, rein körperlich als Heavy-Chica und erstklassige Bösewichtin.
„Die Königin der Verdammten“ ist elegent, verdammt elegant, überraschend anders und überaus beachtenswert. Das weiß ich jetzt.
15.06.2003/21:50 - 23:30 Uhr
#113
Geschrieben 19. Juni 2003, 19:40
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Nachdem Lucio Fulci seinen Geburtstag ja nicht mehr selber feiern kann, muß es so Leute wie mich geben, die das dann erledigen. Ich gedachte dem „Godfather of Gore“ (was für ein blöder Titel), indem ich bei „Ein Zombie hing am Glockenseil“, wie immer, einschlief. Nicht, weil dieser Film so schlecht ist, sondern weil er eine so relaxte Horrorpizza ist, wie sie nur von Fulci hätte kommen können. Wobei sich „der Meister“ relativ bedeckt hält und erst nach 26 Minuten mit dem Rummatschen beginnt, dann aber wieder mit dieser charmanten Selbstzweckhaftigkeit, die er so gerne bot. Dazwischen hausten geisterhafte Zombies und die herrlich hysterische Janet Agren. Ich schlummerte kurz weg, dann war der Hauptdarsteller verschwunden und Fulci selbst inszenierte noch immer mit sichtbarer Freude diesen herrlichen Mummenschanz.
Happy Birthday!
17.06.2003/20:45 - 22:15 Uhr
#114
Geschrieben 21. Juni 2003, 11:51
Regie: Frank Capra
Liebes Tagebuch...
Diesen Film sah ich zum ersten Male an einem Silvesterabend im Ersten mitte der 80'er. Lange mußte ich auf ein Wiedersehen warten - bis Ende der 90'er und als ich jetzt beim Zappen durch meine drei Programme, wieder auf die Kellerbestattungskomödie stieß, war es nicht schwer, hängen zu bleiben. Zwar habe ich die ersten zwanzig Minuten verpaßt, aber daß konnte den Spaß nur geringfügig trüben.
"Arsen und Spitzenhäubchen" ist ungewöhlich düsterer Film. Das der Haus der beiden Netten Tanten Brewster hätte dem Hill-House alle Ehre gemacht, wäre es da schon auf Zelluloid gebannt gewesen. Obwohl das Haus recht düster ist, geschehen dort Dinge über die man lauthals lachen kann. Noch heute sprüht die Komödie mit einer Art von Wortwitz, wie man ihn selten findet. Das Tempo beeindruckt und die kuriosen Einfälle, getränkt in schwärzestem Humor, auch. Selten konnte ein Film so viel Slapstick und Hochspannung auf einmal bieten als dieser hier.
Dieser Film ist ein Klassiker, der zwar technisch schon etwas in die Jahre gekommen ist, aber noch heute beste, und ich meine wirklich BESTE Unterhaltung bieten kann...
Nein, ich bin nicht betrunken, aber vielleicht ist es eine gute Idee!
19.06.2003/14:10 - 16:00 Uhr
#115
Geschrieben 21. Juni 2003, 14:17
Regie: Woody Allen
Liebes Tagebuch...
Ich bin positiv erschüttert. Das wußte ich ja gar nicht mehr! Woody Allen betreibt konsquenten Logikbuch, läßt Schnee kochen und Sand in Form eines Eierkuchens auftreten. Außerdem fährt er Kalauer auf, die jenseits jeglicher Tiefe sind. Das ist ja ein waschechter Klamauk, der sich trotzdem immer wieder mit tiefschürfenden Diskussionen paart (so tiefschürfend, daß sich diese schon wieder selbst karikieren). Dazu gesellt sich böse Sozialkritik um Krieg und Frieden und Liebe und Tod .
Ich bin mit Woody Allen im Augenblick nicht mehr so vertraut, da ich schon seit Jahren keinen seiner Filme mehr gesehen habe, aber "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" scheint mir ein Meilenstein in seiner Karriere zu sein. Dieser Film trifft es auf den Punkt und sticht den Stachel mitten ins Herz. Ein trauriger Abgesang, wäre er nicht so lustig.
Intelligentestes von der besten Sorte, ja auch hier war es von der BESTEN...
19.06.2003/21:15 - 22:35 Uhr
#116
Geschrieben 22. Juni 2003, 21:42
Regie: Terry Jones
Liebes Tagebuch...
Seit 1995 habe ich diesen Film nicht mehr gesehen. Jetzt, wo ich mir die DVD gekauft habe, war ich sehr gespannt, wie "Monty Python's Das Leben des Brian" mir entgegen tritt, und ob die englische Originalversion mich zu überzeugen weiß. Zu meiner Beruhigung, sie konnte mich überzeugen.
Der Film ist intelligent, witzig und hält dem Christentum einen Spiegel vor die Nase, der klarer nicht sein könnte. Der Handlungsverlauf ist diesmal viel flüssiger als bei dem arg episodenhaften „Die Ritter der Kokusnuß“ und der Humor ist noch um einige Zacken schärfer.
Ein Meisterleistung, vor der ich meinen Hut ziehe.
20.06.2003/15:30 - 17:00 Uhr
#117
Geschrieben 27. Juni 2003, 19:21
Ein Film von Michael Moore
Lieber Charlton Heston...
Na ja, das erspare ich mir jetzt...
Dennoch kommen mir (mindestens) zwei Dinge seltsam vor an „Bowling for Columbine“:
1. Wie konnte es der Film schaffen, den Oscar für den besten Dokumentarfilm abzuräumen? So prominent (oder wichtig) die Academy auch sein mag - soviel Mut hätte ich denen wirklich nicht zugetraut.
2. Wieso lässt Charlton Heston, kurz nachdem er sich bei „Bowling for Columbine“ ein wenig in der Wortwahl vergriffen hatte, verlauten, daß er an Alzheimer erkrankt ist? Kann das ein Zufall sein, oder gar die hilflose Ausrede eines tapferen Soldaten?
Der Film selbst hat mich schwer getroffen (nicht nur mich - es war ja ein Videoabend zu dritt). Ich persönlich hätte nicht im Traum daran gedacht, mit welchen schockierenden Doku-Aufnahmen Michael Moore seine Zuschauer konfrontiert. Dazu treibt er kluge Spielchen, geht auf herrlich naive Wahrheitsjagd und entblößt schonungslos die Krankheit einer ganzen Nation - nie war ich den Vereinigten Staaten ferner, als an diesem Abend.
Die Antworten die Michael Moore gibt, gehen über ein Vielfaches über das hinaus, was ich (ja, ich schon wieder) erwartet hätte - die Analyse wird zur Fulltime-Aufklärungsarbeit. Die Boshaftigkeit, die Raffinesse, der Mix der realen Bilder, die äußerst ausführliche Recherche-Arbeit und das ausladende Informationsergebnis rechtfertigen den Oscar vollkommen, was aber für die Academy noch lange kein Grund sein müßte, den Oscar tatsächlich an Michael Moore zu geben. Irgendwie versteh’ ich die USA dann doch nicht...
Übrigens,
ich erschrak vor mir selbst, als in der Mitte des Filmes sich ein kleiner Hänger bemerkbar machte. Natürlich war dies gar kein Hänger, sondern nur eine Phase des Filmes, in der man nicht permanent mit realen Todesschüssen, panischen Ton- und Bildmitschnitten bestimmter Amokläufe und fast schon ein wenig bemitleidenswert dummen Kommentaren irgendwelcher Gesichter belagert wurde. Ich fragte mich: „Was willst Du eigentlich sehen?“
Meine größte Sorge:
Die Verrohung/Verstumpfung/Verblödung unserer Medien nach US-Vorbild. Wenn ich heute in die Kist’n reinschaue und sehe, was für Scheiße man mir vorstetzt (vorsetzen will), beginne ich mir massiv Sorgen zu machen. Und dabei habe ich doch nur die ersten drei Programme...
21.06.2003/21:45 - 23:45 Uhr
#118
Geschrieben 27. Juni 2003, 19:24
Ein Film von Iain Johnstone
Liebes Tagebuch...
Dies ist eine Doku der BBC, die am Set von „Monty Python’s Das Leben des Brian“ gedreht wurde. Zu sehen gibt es schöne Momentaufnahmen von den privaten Python’s als versammelter Haufen, ein paar nette Kommentare und Interviews sowie diverse Rückblenden auf das bereits geschaffene Werk der Truppe.
Die großen Überraschungen bleiben aus und es plätschert erschreckend gemächlich dahin. Meine eh’ schon im Keller sitzende Laune konnte von diesem Film nicht gehoben werden. Sie wurde eher noch mehr betrübt. Denn was gibt es schlimmeres als lustige und intelligente Komiker, die nicht lustig sind und keine intelligenten Sachen zu erzählen haben? Genau. Lustige und intelligente Komiker, die nicht lustig sind und keine intelligenten Sachen zu erzählen haben, und somit ihre Fans langweilen...
22.06.2003/13:40 - 14:30 Uhr
#119
Geschrieben 27. Juni 2003, 19:26
Regie: Til Schweiger, Granz Henman
Liebes Tagebuch...
Ich liebe diesen Film und deshalb hatte er heute eine schwere Mission zu erfüllen: Mr. Room’s Laune heben! Das ging gut - aber nur 85 Minuten.
Wie schon gesagt, ich liebe diesen Film. Er ist wunderbar gemütlich, freundlich, schön und vor allem überaus positiv stimmend in seiner Erscheinungsweise. Egal, ob die ganze Gangster-Geschichte in verschiedenen Zeitebenen spielend nun von Tarantino geklaut ist oder nicht: Die Paarung der Thrillerelemente mir urdeutscher Gemütlichkeit geht voll auf. So ranzig eine Eckkneipe auch sein kann, so gemütlich erscheint sie in diesem Film. Und da war es schon zum dritten Mal - diese Wort: gemütlich!
Wenn ich mein Microsoft-Word-Programm nach Synonymen für „gemütlich“ befrage, spuckt es all diese schönen Wörter aus, die dieser Film verdeutlicht: behaglich, innig, angenehm, vertraut, anheimelnd, intim, bequem, beschaulich;
Umso schöner ist die Idee, den Film nicht eindeutig einer Stadt zuordnen zu können. Die Nummernschilder verweisen auf Berlin, Köln, München, Essen und Dortmund, wenn ich mich nicht irre. Kleine Botschaft des Films: Überall kann es so gemütlich sein...
Was ich aber nicht verstehe? Warum bitte, mußte der Film so aufgesetzt tragisch und theatralisch enden? Warum wollte man unbedingt irgendetwas gerecht werden? In ziemlich kitschiger Weise will der Film genau so gelungen enden, wie einst „Knockin' on heaven’s door“ und scheitet dabei richtig böse.
Und trotzdem: Ein schöner Film. Schön, schön, schön.
Mmh, mild. Sanfter Geschmack...
22.06.2003/15:00 - 16:25 Uhr
#120
Geschrieben 29. Juni 2003, 16:15
Regie: Peter Sämann
Liebes Tagebuch...
„Tatorte“ aus Österreich versprechen eigentlich immer eine gewisse Schrulligkeit. Da wird schon mal der Hauptdarsteller eines Passionsspiels ans Kreuz genagelt. In diesem Falle fehlten aber die beigeisternswerten Elemente, bzw. sie werden falsch eingesetzt.
Um den Tod seiner Mutter zu rächen, tötet der Täter die Personen, die dem damaligen Mörder ein Alibi gegeben haben. Besagter Mörder führt mit seinem Bruder unter Aufsicht der strengen Mutter ein nobles Alpenhotel. Nebenbei trietzt das Familientrio den Bürgermeister, der dadurch kurz vor dem Amoklauf steht, während die Gäste des Hotels (alle für das Alibi verantwortlich) tot vom Himmel fallen.
Das ist alles ein bißchen viel und arg konstruiert. Harald Krassnitzer’s Suche nach dem Täter ist zwar interessant, der Film selbst relativ langweilig. Überzeugen konnte nur das Opening, das, wirklich gut getrickst, einen möllemannschen Fallschirmsprung präsentierte. Der Rest ist schnell vergessen, weil harmlos, auch wenn es vor einer großartigen Kulisse passierte.
22.06.2003/20:15 - 21:45 Uhr
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