Oskars Filmtagebuch
#121
Geschrieben 31. Januar 2004, 01:22
Ein großer Chaplin-Fan war ich nie... ich kann mich nicht an eine Zeit zurückerinnern, wo ich keine Probleme mit Stummfilmen gehabt hätte. Um die Barriere zwischen mir und dem tonlosen Film zu überwinden, schien mir der frühe, hochgelobte Chaplin am geeignetsten, also habe ich mir gleich vier seiner Frühwerke in einer schicken Box zugelegt. Den Anfang machte heute deshalb City Lights, weil Stanley Kubrick ihn mal in seiner Top 10 aufgeführt hat und ich solche Lieblingslisten meiner Vorbilder schnell speichere. Nicht, dass dies ein besonders kluger Grund gewesen wäre, schließlich kann ich mit Kubricks Lieblingsfilmen und -regisseuren sonderbarerweise sehr wenig anfangen - aber Modern Times kenne ich schon, und von den anderen beiden (The Kid + The Circus) habe ich noch nicht so viel gehört, während City Lights häufig als Chaplings größer bezeichnet wird.
Die anfangs erwähnten Probleme konnte der Film zwar nicht aus der Welt schaffen... aber ein angenehmes Filmerlebniss war es heute abend allemal. City Lights changiert gekonnt zwischen Komik und Tragik, zwischen episodenhaftem Slapstick und herzerweichender Liebesmüh'. Und trotz einiger völlig selbstzweckhafter und äußerst überdrehter Blödeleien schafft es Chaplin, die 82 Minuten zusammenzuhalten, ein Ganzes zu schaffen, so dass das Ende (selbst) mich zum Weinen brachte.
#122
Geschrieben 31. Januar 2004, 01:28
Eine Prise Vertigo, ein Löffel Psycho, und dann noch Rear Window d'rüberschütten - fertig ist der sehenswerte DePalma!
#123
Geschrieben 31. Januar 2004, 01:44
Eine schmerzhafte Lektion für mich: Ich sollte seltener apodiktische Urteile fällen, sonst werde ich mich selbst als Miike-Fan nicht mehr ernst nehmen können. Andererseits kann ich mir nicht wirklich etwas vorwerfen. Vor einem Jahr die erste Sichtung -> zu Tode gelangweilt, innerhalb der nächsten 7 Monate drei weitere Sichtungen, jedes Mal den Film für immer schlechter befunden. Jetzt, nach fast einem ganzen Jahr und fünf Sichtungen, lerne ich die Qualitäten des Filmes zu schätzen und empfinde ihn als Offenbarung. Das, was den Première-Zuschauer an dem Film stören könnte, ist seine komplexe Handlung und die vielen Charaktere, die die Konzentration des Zuschauers für sich beanspruchen und ihm nicht wirklich etwas zurückgeben, da er, dadurch abgelenkt, Gefahr läuft, den wahnsinnig feligranen Humor zu übersehen (Ok, ich spreche an dieser Stelle für mich). Und manche Einwürfe sind von einer unglaublich delikaten Schönheit... obwohl auch die Gewaltexzesse nicht wirklich exzessiv, sondern irgendwie "angenehm, schön" wirken - Miike hat mit Ichi the Killer das Kunststück vollbracht, den Exzess minimalistisch darzustellen.
Und der Soundtrack muss auch gelobt werden, gehört sicherlich zu den originellsten der letzten Jahre.
#124
Geschrieben 31. Januar 2004, 02:03
Mein Filmwissen ist äußerst gering, deshalb nehme ich nur widerwillig solche großen Worte in den Mund - aber bei HOTEL hatte ich das Gefühl, einem revolutionären Filmen beizuwohnen. Auch wenn mir VISITOR Q als DV-Film lieber ist - hier wird wirklich geklotzt, nicht gekleckert...
#125
Geschrieben 10. Februar 2004, 00:20
Die Selbsterschaffung der genialischen Frau.
#126
Geschrieben 14. Februar 2004, 00:07
Den alten Zeiten ("damals war alles noch viel besser") trauere ich nur selten nach. Warum? Nun, zunächst wären da die Nachteile des Schwarzweißfilms: Ein langweilig fotografierter Farbfilm ist immer noch interessanter als ein langweilig fotografierter Schwarzweißfilm. Und Hustons Sierra Madre ist nun wirklich kein Vorzeigefilm, wenn es um hochästhetische Bilder geht. Darüberhinaus wartet er, wie alle Abenteuerfilme, die in den alten guten Zeiten geschaffen wurden, mit äußerst offensichtlich künstlichen Sets auf, die einfach kein realistisches "Abenteuergefühl" aufkommen lassen, die nun mal für Filme dieser Art von immenser Wichtigkeit sind. Ich nehme Huson einfach in keinem einzigen Moment ab, dass sen Film in irgendwelchen Bergen in Mexiko spielen soll. Andauernd habe ich das Gefühl, mich in einem Studio bei Warner Bros. zu befinden, in dem ein paar hundert Meter womöglich John Ford seinen 38. Western dreht.
Abgesehen davon bietet der Film grundsolide Unterhaltung, leider mit wirklich grauenhafter Musik gepaart. Überrascht hat mich Humphrey Bogart, den ich zum ersten Mal als Schauspieler erlebt habe. Kein Spur vom charismatischen Gentleman, bei dessen Anblick die Frauenherzen reihenweise dahinschmelzen. Klein, hässlich und unsympatisch wirkt er in diesem Film; und offensichtlich nicht unabsichtlich, denn allein mit dem Entscheid, den bad guy zu mimen, hat er seine Fangemeinde wohl kaum erfreuen können. Der Schatz der Sierra Madre ist wohl einer dieser Filme, dessen angebliche Qualitäten man nur als filmgeschichtlich gebildeter Mensch oder - wahrscheinlich die passendere Voraussetzung - als Regisseur erfassen kann.
#127
Geschrieben 14. Februar 2004, 00:26
Mir nun zum zweiten Mal Argentos Inferno gegeben, und das nach nur 6 Monaten Abstand von diesem, so ich damals wortwörtlich, "okkulten Schwachsinns". Wie Suspiria und Tenebre ist in der Zwischenzeit auch dieser Argento in meiner Vorstellung gewachsen, so dass ich mit einer erneuten Anschaffung des Filmes nichts falsch zu machen glaubte. Teilweise hatte ich dabei sogar recht. Aber zu einer kohärenten Einheit ist der Film für mich immer noch nicht zusammengewachsen. Ich meine dies keinesfalls in Bezug auf die Handlung, die ja bewusst episodenartig, fragmentiert und zerstückelt angelegt ist, sondern in Bezug auf den Film als EIN Kunstwerk. Schließlich kann ich über Inferno nicht als Ansammlung von wunderschön gefilmten und hochinteressanten Episoden urteilen, sondern muss ihn als EIN Film empfinden. Und das klappt leider noch nicht. Zwar habe ich ihn auf einer emotionalen Ebene teilweise "decodieren" können, aber für eine vollkommene Zustimmung hat es noch nicht gereicht. Maybe next time.
#128
Geschrieben 14. Februar 2004, 00:36
Kein Film, den man sich im schläfrigen Zustand anschauen sollte. Dennoch einer meiner Lieblingsfilme...
#129
Geschrieben 14. Februar 2004, 00:49
Mein Krieg mit dem HK-Kino geht weiter. Diesmal attackierte mich ein strunzdämlicher Film, der sich als Anti-Kriegsfilm UND Drama ausgibt und dabei nicht viel mehr als hirnlose, vollkommen unmotivierte Ballerorgien bietet. In der ersten Hälfte schießen die drei Protagonisten noch vollkommen unbekümmert die gesichtlosen Feinde ab, doch als sie sich in einer Situation befinden, wo sie (unschuldige? oder was) Amerikaner erschießen sollen, um die eigene Haut zu retten, brechen sie vor lauter moralischen Zweifeln in die unsäglichsten Weinkrämpfe aus. Mensch, habe ich gelacht bei dieser Szene. Am Schluss wird sogar die übelste Schwarzweiß-Malerei betrieben, um das grausame Verhalten des good guy zu rechtfertigen. Mir ist die genaue Definition dieses Genres nicht bekannt, aber m.E. ist Bullet in the Head Exploitation-Kino at its best. Zumindest habe ich mich nach der Sichtung benutzt und missbraucht gefühlt. Und ehrlich gesagt war ich zum ersten Mal in meinem Leben nahe am Urteil "menschenverachtender Film". Was für ein Bockmist, ich kann's einfach nicht fassen.
#130
Geschrieben 14. Februar 2004, 01:03
Als Dick-Verfilmung ist der Film eine einzige Katastrophe, als Action-Film ein annehmbares Stück seelenloser Massenware, einfach prächtig unterhaltend. Und danke, Florian, dass Du diesmal nicht so lauthals gelacht hast wie bei unserem TCM-Kinobesuch.
#131
Geschrieben 23. Februar 2004, 00:12
The Eye (sehr schlecht)
For a handful of dollars (gut)
For a few dollars more (gut)
Die Reise ins Labyrinth (schlecht)
Beautiful Prey (sehr schlecht, Dorkheimer!)
Bullit (sehr schlecht)
Brazil (geht so)
Im Jahr des Drachen (gut)
Seom - Die Insel (gut)
Man bites dog (gut)
Woyczek (schlecht)
Snake eyes (gut)
Drei Farben: Weiß (hervorragend)
Drei Farben: Rot (geht so)
Dekalog 6 (hervorragend)
Der Sinn des Lebens (geht so)
Das Leben des Brian (sehr gut)
The Wicker Man (gut)
Deliverance (gut)
The Night of the Hunter (geht so)
Bell, book and candle (geht so)
Anatomy of a murder (gut)
Black Rain (schlecht)
Evil Dead (schlecht)
Gonin 2 (sehr gut)
Coffy (sehr gut)
Ravenous (sehr gut)
An American Werewolf in London (gut)
Fight Club (schlecht)
Reservoir Dogs (gut)
The Lady from Shanghai (sehr gut)
The Tenant (sehr gut)
Tenebre (hervorragend)
Dario Argento's Opera (sehr gut)
Sisters (sehr gut)
Obsession (schlecht)
#132
Geschrieben 27. Februar 2004, 10:17
Zum ersten Mal bin ich diesem Film vor etwa einem Jahr begegnet. Ich hatte mir auf digitalem Wege Kurosawas Seven Samurai, Rashomon und Yojimbo besorgt, die mich alle mehr oder weniger begeistert hatten. Nun sollte ich THE HIDDEN FORTRESS als meinen vierten Kurosawa-Film sichten. Verschiedenen Reviews zufolge erwartete mich ein sehr unterhaltsamer, aber eher leichtfüßiger und somit weniger bewundernswerter Film als die drei vorhergenannten. Nun ist es sonderbarerweise so, dass ich mich meistens in weniger beachtete und unterschätzte Filme großer Regisseure verliebe und THE HIDDEN FORTRESS macht da keine Ausnahme. Dennoch stand ich einer zweiten Sichtung des Filmes skeptisch gegenüber. So großartig mir der Film auch zu sein schien, ich hatte Angst, dass er beim zweiten Mal neben seiner ausgeklügelten Handlung - die ja nun aufgrund meiner Kenntnis derselbigen nicht mehr beanspruchen konnte, spannend zu sein - nichts zu bieten hätte. Dennoch bestellte ich den Film neulich, um mich hoffentlich eines Besseren belehren zu lassen. Zu meiner Erstaunung musste ich feststellen, dass der DVD-Rip, den ich mir letztes Jahr aus dem Netz gezogen hatte, bildtechnisch der Criterion-DVD in nichts nachstand, aber wenn man seine Lieblingsfilme unbedingt auf Konserve besitzen will, fällt man auch schon mal irrationale Entscheidungen.
Wie sich herausstellte, waren auch meine Befürchtungen vollkommen irrational. Beim zweiten Mal hat mir THE HIDDEN FORTRESS noch besser gefallen, er hat sogar das Potential, in meine Lieblingsfilmliste aufgenommen zu werden. Woran ich das merke? Daran, dass mir jede einzelne Szene besonders und vertraut erscheint - das macht in der Regel einen wirklichen Lieblingsfilm für mich aus. Und wie gut der Film in bildkompositorischer Hinsicht ist, ist mir erst jetzt aufgefallen - was doch so ein ganzes Jahr Filmegucken ausrichten kann! In meiner Situation kann ich natürlich nicht beurteilen, ob die anderen drei Kurosawas in dieser Hinsicht THE HIDDEN FORTRESSnachstehen. Ich kann bloß noch einmal betonen, dass ich die Bilder schlicht und ergreifend überwältigend fand. Mit recht einfachen Mitteln schafft Kurosawa starke und aussagekräftige Bilder. In der Regel drei bis vier Ansichten einer ganzen Umgebung benötigt er, um eine nachvollziehbare Raumtopographie zu erschaffen. Dieser Umstand ist wohl dafür verantwortlich, dass ich mich in diesem Film "heimisch" fühle. Die Handlung hat mich interessanterweise erneut fesseln können - was ich keinesfalls auf die hervorragende visuelle Umsetzung zurückführe, sondern der Geschichte schlicht und ergreifend Konsistenz bescheinigen muss. Wie sympatisch doch die Charaktere, mit denen wir uns auf eine lange Reise begeben, sind! Die Prinzessin mag zwar teilweise wie eine peitschenschwingende Domina wirken (ihr permanentes Gekreische verstärkt diesen Eindruck noch), aber die Tragik ihrer jungfräulichen Berührung mit der "Welt da draußen" hat mich berührt. Großartig der Moment, als sich die Truppe auf einem Fest gläubiger Hollzfäller wiederfindet und die Prinzessin bei einer gesanglichen Anrufung von Göttern im absoluten Glück schwelgt. Momente derartig subitler Freude sind in der Filmgeschichte rar.
Die erneute Sichtung hat sich also ausgezahlt und ich habe Lust, Kurosawas Gesamtwerk abzuarbeiten. Allerdings habe ich Angst vor Seven Samurai: Meine zweite Sichtung des bekanntesten Filmes von Kurosawa habe ich als sehr anstrengend in Erinnerung.
#133
Geschrieben 27. Februar 2004, 10:35
Einfach zu nichts zu gebrauchen, dieser Film. Selten hatte ich bei einer Filmsichtung den Eindruck, dass da ein vollkommen talentloser Regisseur am Werke war. Paganini Horror ist in dieser Hinsicht das beeindruckendste Beispiel. Selbt meine Liebste Daria Nicolodi ist hier einfach nur hässlich und nervig.
#134
Geschrieben 29. Februar 2004, 02:55
Nach der zweiten Sichtung wage ich, die Behauptung aufzustellen, dass Straw Dogs ein von jeglicher Abnutzungsgefahr freier Film ist. Zumindest das Finale (welches mit rund 40 Minuten auch nicht gerade das kürzeste ist) wirkte so, als ob ich es noch nie gesehen hätte. Bezüglich der Struktur drängt sich ein Vergleich mit Miikes AUDITION auf: Die erste Hälfte dient einer ausführlichen Charaktereinführung und Stabilisierung einer potenziell gefährlichen, aber dennoch halbwegs sicheren Atmosphäre, um dann in der zweiten Hälfte dem Zuschauer umso überraschender den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Randbemerkung: Dustin Hoffmann sieht mir in diesem Film sehr ähnlich.
#135
Geschrieben 01. März 2004, 12:30
Danke, Johny Knoxville & Co., ich habe Tränen gelacht! Und danke, dass ihr die Balance zwischen brachialer Urkomik und Ekel provozierendem Mut-proben gewahrt hat. Es hätte nämlich auch richtig unangenehm werden können, aber so was überlasst mal lieber Tom Green.
#136
Geschrieben 02. März 2004, 18:41
"Eisenstein seems to be all form and no content, Chaplin is all content and little form. Nobody could have shot a film in a more pedestrian way than Chaplin. Nobody could have paid less attention to story than Eisenstein." - Stanley Kubrick
Obwohl mir Eisenstein noch ein Fremder ist, kann ich vorraussagen, dass ich ihn gegenüber einem Chaplin bevorzugen würde.
#137
Geschrieben 04. März 2004, 09:35
Und der nächste Chinesen-Film im Programm ... und wieder bin ich restlos enttäuscht worden. Ich hätte schon nach dem ersten Mal, als ich völlig entnervt nach 17 Minuten abgebrochen habe, wissen müssen, dass das nichts wird, aber ich will ja meine Abneigung gegen so ein vermeintliches Meisterwerk begründen können. Zunächst ist mir aufgefallen, dass der Film mit offensichtlichster Absicht keine vernünftige Handlung präsentieren will. Die tollen Bilder, die nach Meinung zahlreicher Rezensenten dieses Manko kaschieren sollen, sind gar nicht so toll - zumindest ich habe diesbezüglich schon mehr als häufig besseres gesehen. Aber das Peinlichste an diesem Gepfusche sind die Zeitplupen-Sequenzen, die im Schnitt alle 7 Minuten auftreten und von einem derart ambitioniert klassizistischen Gedudele unterlegt sind, dass man am liebsten Kultur-Attaché werden möchte. Was können diese Sequenzen für eine Aufgabe haben, außer dem Zuschauer das Gefühl zu geben, gerade einen "anspruchsvollen" und "tiefgründigen" Film zu sehen? Spätestens damit hat sich Wong Kar-Wai elegant aus meiner kleinen Welt des Filmes herausmanövriert, so was verzeihe ich einfach nicht. Wenn ein Film den Preis für das manieristischste und zugleich nichtssagendste Werk verdient hätte, dann sicherlich In the Mood for Love.
#138
Geschrieben 04. März 2004, 10:01
Jeder Kriegsfilm ist Anti-Kriegsfilm und Pro-Kriegsfilm zugleich, so lautet meine These - deshalb lasse ich mich auf Diskussionen darüber, wie einseitig und nicht genug differenziert Black Hawk Down doch den Angriff der Amerikaner in Somalia darstelle, erst gar nicht ein. Was zählt, ist die geniale visuelle Umsetzung, die ich von einem Ridley Scott auch auf diesem konstant hohen Niveau gewohnt bin. Selten habe ich ein intensiveres Kriegserlebnis gehabt als bei Black Hawk Down; ein Saving Private Ryan sieht dagegen einfach nur blass aus. Und neben dem Schrecken und Grauen, den ein Krieg so mit sich bringt, zeigt Scott auch das Schöne daran - und wer nicht zugibt, dass Kriege auch ästhetisches Faszinosum sein können, ist einfach sich selbst gegenüber unehrlich. Jeder, der Apocalypse Now, Platoon oder Full Metal Jacket gut findet, ist bereits auf meiner Seite. Deshalb bringt es auch nichts, in seinen Film Grautöne einzufügen, wie es Spielberg getan hat. Jeder Regisseur, der aus einem Krieg eine dramaturgisch sinnvolle Geschichte macht, spricht einer Kriegsschlacht ästhetische Attribute zu.
#139
Geschrieben 04. März 2004, 10:12
Eines der künstlerisch radikalsten Statements aller Zeiten ... wer sonst würde sich trauen, seinen Film absichtlich den Bach runter gehen zu lassen? 'Pola X' ist ein Film für Auserwählte, und das ist alles andere elitär gemeint (!!!). Ich spiele darauf an, dass es eben nicht jedermanns Sache ist, von Kunst etwas anderes als bloße Befriedigung ästhetischer Bedürfnisse zu erwarten. Ich empfinde auch deren Unbefriedigung als spannend.
Schon gespannt auf Die Liebenden von Pont-Neuf.
#140
Geschrieben 04. März 2004, 10:19
Belanglos, aber keinesfalls unsympathisch. Gleich fühle ich mich heimisch und daran erinnert, wie ich mit ca. 13 Jahren versucht habe, über dieses Thema Witze zu reißen und dabei -wie Woody Allen- kläglich gescheitert bin. Aber eins muss ich ihm zugestehen ... die letzte Episode ist brillant.
'Radio Days' (Woody Allen)
Schöner kuscheliger Film, den ich aber keines zweite Mal sehen möchte.
#141
Geschrieben 05. März 2004, 00:51
Endlich ist es so weit - ich gehe in dem Film förmlich auf! Es gibt ein paar Kameraeinstellungen, die schlichtweg genial sind. Argentos Unvermögen, ein vernünftiges Drehbuch zu schreiben, hat einen netten Nebeneffekt: Anstatt eine harmonisch gestaltete Spannungskurve aufweisen zu wollen und damit äußerst geschmacksbedingten Reaktionen augesetzt zu sein, verweilt der Film dank seiner inkohärenten Handlung unbeweglich auf einem mehr oder weniger gleichbleibenden Spannungspunkt, was mir persönlich seit meiner Ichi-the-Killer-Läuterung sehr behagt.
Psycho-Zitat: Angriff der Fledermaus.
#142
Geschrieben 05. März 2004, 01:05
Hier sind wir uns noch nicht so einig, Herr Argento ... !?! Ich bin wieder einmal hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und totalem Unverständnis. Warum Herr Argento nach dem optisch überragenden SUSPIRIA einen Nachfolger dreht, der gerne so ähnlich aussehen würde wie sein Vorgänger aber schlicht und ergreifend nicht kann? Losgelöst vom Vergleich mit SUSPIRIA empfinde ich INFERNO als sehr gut - aber so überwiegt leider die Enttäuschung. Und dann auch noch Argentos unterordende Umgang mit der Handlungslinie: Diese traumähnliche Struktur stört mich ja nicht im geringsten, aber warum werden große Momente von kleinen, aber umso ärgerlicheren Patzern zunichte gemacht? Da wäre vor allem die unsäglich langweilige Szene, wo McCloskey in der Wohnung seiner Schwester den Boden aushöhlt. Was soll das? Und das auch noch kurz vor dem finalen Stretto ...
#143
Geschrieben 05. März 2004, 01:24
Cooles und (hoffentlich) wiederholbares Sehereignis.
(mein erster Bruce Lee)
#144
Geschrieben 05. März 2004, 09:25
Peinlicher geht's nimmer ... der Kult-Film für die Grundschüler unserer Welt.
#145
Geschrieben 09. März 2004, 23:06
Miike scheint in seinen Filmen nur ganz wenige Nahaufnahmen einzusetzen. Muss ich mal bei seinen anderen Filmen drauf achten.
'Way of the dragon' (Bruce Lee)
Die ersten 20 Minuten sind ganz fürchterlich - die vielen Schnittfehler sowie die vollkommen unstimmige Inszenierung, die voll auf Lees Kappe gehen, sind selbst mir aufgefallen. Was folgt, ist aber zeitlos.
'Coffy' (Jack Hill)
Eine sexy Pam Grier will sich bei den lokalen Drogendealern für die drogenbedingte Krankheit ihrer kleinen Schwester auf ihre Weise bedanken - was will man mehr? Ein Glück, dass Jack Hill hier auf widerliche Schwarzweißmalerei verzichtet - von Foxy Brwon habe ich mich nämlich noch immer nicht erholt.
'Reservoir Dogs' (Quentin Tarantino)
Fand ich jetzt beim dritten Mal doch recht ermüdend - die Dialoge nutzen sich schnell ab und die nichtlineare Erzählweise trimmt den Film recht künstlich auf besonders und anspruchsvoll. Pulp Fiction kann man zumindest gewisse Schauwerte nicht absprechen.
'Street Mobster' (Kinji Fukasaku)
Sichtlich spontane Kameraführung und ein Protagonist, mit dem man sich nur schwerlich identifizieren kann - wenn Fukasakus Yakuza-Dramen nicht so hervorragend wären, würde ich mich an dem immergleichen Inszenierungsstil schon stören.
'Happiness'
Ich bin begeistert. American Beauty sieht dagegen wie ein Unfall aus (was er ja auch ist).
#146
Geschrieben 11. März 2004, 09:09
Nachdem meine Mitbewohnerin meine Festplatte zerschossen hatte (-> Daten flutsch, gut, dass ich nicht mehr komponiere), war ich so traurig, dass ich mich von einem traurigen Film trösten lassen wollte. Schade, dass die Wahl auf Hana-Bi gefallen ist, den ich nach 45 Minuten entnervt ausgemacht habe.
'Battle Royale II' (Kenta Fukasaku)
Wirklich traurig, dass nach des Meisters Ableben ein Dillettant auf den Regiestuhl durfte. Ich wüsste gar nicht, wo ich mit der Kritik anfangen sollte - das Resultat sicht auf jeden Fall hochgradig peinlich aus.
'Dekalog 4' (Krzysztof Kieslowski)
Ich würd' so gerne alle zehne hamn.
#147
Geschrieben 11. März 2004, 22:36
Man merkt, dass es sich hierbei um die erste gemeinsame Arbeit von Kieslowski und Piesiewicz handelt. Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass der Film etwas träge ist und sich nicht sicher ist, in welche Richtung der Handlungverlauf entwickelt werden soll. Oder - ich bahaupte das jetzt einfach mal. Geistergeschichte, Melo- und Justizdrama in einem - das ist zuviel für mich.
------------
Hana-Bi zu Ende geschaut. Versuch, die bisher gesehenen Kitano-Filme in einer Liste unterzubringen:
1. Kikujiros Sommer
2. Getting Any?
3. Violent Cop
4. Sonatine
5. Kids Return
6. Brother
7. A Scene at the sea
8. Hana-Bi
#148
Geschrieben 16. März 2004, 15:22
In der spartanischen Inszenierung sind noch die Überreste des Dokumentarfilmers zu erkennen, was mich aber nicht im geringsten gestört hat. Interessant der Vergleich mit "Ein kurzer Film über das Töten", den ich direkt danach geschaut habe. Besticht letzerer durch eine außergewöhnliche Optik mit extrem starken Braun-, Gelb- und Grüntönen, so scheint das Bild von 'Camera Buff' geradezu ausgebleicht worden zu sein. Der Film handelt von einem Fabrikarbeiter, der sich eine Handkamera besorgt, um seine neugeborene Tochter zu filmen. Als er einen Film über das Julibäumsfest seiner Fabrik drehen soll, artet seine Filmbeschäftigung ins Obsessive aus. Sicherlich ein hochinteressanter Film für jeden Künstler (und für jeden, der sich als solcher wähnt), wobei ich den Film zu gerne einmal aus der Perspektive eines Regisseurs betrachten würde.
'Ein kurzer Film über das Töten' (Krzysztof Kieslowski)
Dies ist die längere (Kino-)Version des fünften Teils von Kieslowskis für das polnische Fernsehen produzierten Serie "Dekalog". Um ehrlich zu sein, sind mir keinerlei Ergänzungen aufgefallen - die längere Fassung scheint um ein paar wenig bedeutende Sequenzen erweitert worden zu sein, die allerdings an dem finalen Gesamtbild nicht zu rütteln vermögen. Meine negative Meinung ist jetzt nur noch Vergangenheit - die filmische Brillanz ist mir ja schon beim ersten Mal aufgefallen, nur der moralisierende Unterton missfiel mir. Gestern empfand ich das moralische Credo des Filmes nicht mehr so als offensichtlich, ich meine sogar, dass man Kieslowskis Mut, so unmissverständlich und zugleich kritisch dieses heikle Thema anzupacken, bewundern muss. Was ich auch hiermit tue.
#149
Geschrieben 18. März 2004, 00:18
THE SEARCHERS fand ich ja (beide Male) recht langweilig. Umso erfreuter bin ich, dass mir RIO BRAVO so gut gefallen hat. Hin und wieder störte ich mich an den recht spröde geratenen Sets - sollte der Film on location gedreht worden sein, dann erschießt mich bitte. Auch John Wayne ist als Schauspieler für mich immer ein störendes Element; sollte es mich wundern, dass so ein dröger Riese als der Western-Held schlechthin angesehen wird? Aber ansonsten überzeugt RIO BRAVO auf voller Linie. Die ruhige und gemächliche Inszenierung lässt die Shoot-outs umso spektakulärer und konstratierender ausschauen; um den Zuschauer die doch recht langen 136 Minuten ohne zu Gähnen überstehen zu lassen, wurden den Akteuren wirklich großartige Dialoge in den Mund gelegt. Üblicherweise achte ich auf das Drehbuch überhaupt nicht, doch als ich, von der simplen visuellen Umsetzung etwas enttäuscht, meine Aufmerksamkeit auf die Dialoge gelenkt habe, war ich überrascht, wie lebensnah und glaubwürdig die Charaktere wirken. THE SEARCHERS werde ich wohl erst in vielen Jahren eine dritte Chance geben - ich glaube einmal gelesen zu haben, dass man seinen Ford-Horizont erst um einige weniger bekannte Filme des Western-Meisters erweitern muss, um sein angebliches Meisterwerk verstehen zu können.
#150
Geschrieben 18. März 2004, 00:29
Eher maue Hommage an den berühmtesten Trash-Filmer aller Zeiten, auch wenn ich mich nicht wirklich gelangweilt habe - als ich nach Ende der Credits aufstand, fühlte ich mich jedoch etwas benommen (ist immer so, wenn mich ein Film nicht zu fesseln vermag). Sollte Ed Wood ein Film der guten Absichten sein, was ich ja nicht wissen kann, möchte ich Burton diese Absichten ausnahmsweise einmal nicht vorwerfen. Vor allem durch die Tatsache, dass der Film der Wahrheit entsprechen soll, hat er bei mir Interesse an einigen Werken dieses vielgescholtenen und zugleich vielgeliebten Regisseurs geweckt. Ich konnte zunächst gar nicht glauben, dass der Mann tatsächlich mit Bela Lugosi gearbeitet hat, glaubte, wieder einmal einem sensationsgeilen Regisseur in die Falle getappt zu sein. Dieser Eindruck wurde schließlich dadurch verstärkt, dass Lugosi sich als Drogenwrack entpuppte. Abschließend kann ich nur noch meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass Ed Woods im wahrsten Sinne des Wortes unglaubliches Leben nicht früher verfilmt wurde. Ach ja, und dass ich Martin Landau nicht erkannt habe, so verflucht gut spielt der Kerl.
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