"Now it's dark!"
#301
Geschrieben 27. Februar 2004, 17:48
Regie: Michael Powell & Emeric Pressburger
Ich weiß gar nicht wo ich mit meiner Lobpreisung für diesen grandiosen Film anfangen soll. Es fängt alleine schon mit dem Thema an. Eine etwaige Befürchtung das die Geschichte auf romantischen Kitsch hindeutet, verweigert der Film gänzlich. Das hätte vielleicht passieren können, aber dafür wird das Thema mit dem nötigen Ernst angegangen. Die junge Balletttänzerin Victoria Page (Moira Shearer) steigt zum neuen Star des Ensemble-Balletts des großen Boris Lermontov (Anton Walbrook) auf. Zusammen mit dem jungen Komponisten Julian Craster (Marius Goring) schaffen sie den großen Hit der Saison in Monte Carlo. Eine Aufführung der „Roten Schuhe“ nach dem Märchen von Hans Christian Andersen.
Der Film zeigt mit seinen drei komplexen und ambivalenten Hauptdarstellern eine im Grunde genommen simple Handlung auf, welche sich auf das private und berufliche Leben auf den Brettern, die die Welt bedeuten beschränkt. Nur in dieser Welt können diese Charaktere existieren und überleben. Ohne die Bühne wären sie nicht mehr lebensfähig. Eine andere Welt jenseits des Balletts, diesem Ort, der von unzähligen explodierenden Farben und unendlich tiefen Räumen durchzogen ist, scheint es nicht zu geben. Eine vollkommen abgekapselte Welt jenseits aller äußeren Einflüsse. Deshalb kommen die lebensverändernden Bedrohungen auch aus dem Inneren dieser Welt selbst.
Der große Mentor Lermontov will Victoria Page zur größten Balletttänzerin aller Zeiten machen. Doch dafür muß sie ihre Liebschaft mit dem Komponisten aufgeben. Und nur mit ihm wird sie weiter in der Lage sein überhaupt auf der Bühne zu stehen und solche Erfolge zu feiern, wie bei der ersten Aufführung der „Roten Schuhe“. Das wäre ja nicht weiter tragisch, wenn nicht an der Klimax dieses Balletts das Leben der Heldin ein jähes Ende findet. Die im Grunde banale Wahl über das Glück in der Liebe oder den Erfolg auf der Bühne, wird so dermaßen überhöht und brutal von Lermontov auf die zarten Schultern von Victoria Page gelegt, dass ihre Entscheidung, einen der besten Filmschlusspunkte setzt, die ich bis jetzt sehen konnte.
Ein vollkommenes Filmerlebnis!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#302
Geschrieben 01. März 2004, 20:11
Regie: Ken Russell
Von allen Ken-Russell-Filmen die ich bisher gesehen habe ist das die bisher überzeugenste Geschichte. Er flirtet hier weder mit einer berühmten Persönlichkeit aus der Vergangenheit wie z. B. Franz Liszt, Gustav Mahler, Peter Tschaikowsky noch richtet er seinen Blick auf eine krude Horrorgeschichte. Der Film hat genau wie ALTERED STATES zum Teil, die Familie im Blickpunkt und wie diese langsam aber sicher an einen Punkt kommt, an dem ein zusammen leben nicht mehr möglich ist. War es Edward Jessups fanatische Einstellung gegenüber seiner Arbeit als Wissenschaftler, so sind es hier zwischenmenschliche Beziehungen die für eine Veränderung sorgen.
Interessant finde ich ja den Status des Films als kontroverses Stück Filmgeschichte aus den 80er Jahren. Die Präsentation des Inhalts mag sicherlich überstilisiert erscheinen, aber sie macht im Hinblick auf die Geschichte richtig durchaus Sinn. Es geht auch nicht so sehr um das bloße Zeigen von nackter Haut oder erigierten männlichen Geschlechtsteilen, die all ihren Fantasien auf die Straßenhure China Blue (Kathleen Turner) projizieren. Da kommen die Bilder aus einem kamasutraähnlichen Buch gerade recht um so etwas darzustellen. Obwohl manche Zeichnungen von Männern mit einem übergroßen Penis schon wieder angsteinflössend sind. Auf jeden Fall bewahrt das meiner Meinung nach den Film in eine alberne Farce abzurutschen.
Wer alles seine Fantasien auf sie projiziert ist für mich schon der eigentliche Grund für eine Sichtung des Films. China Blue gibt für ihre Kunden die Miss Liberty, dann ein Vergewaltigungsopfer oder sie ist der Spielball eines High-Society-Pärchens. Da könnte man meinen das Russell und Drehbuchautor Sangler mit ganz normalen Klischees spielen, aber wenn dann dem gegenüber Szenen von einem Cop kommen, dem China Blue in einem wilden Ritt die Sporen gibt ist man(n) entweder belustigt, angeekelt oder angetörnt. Gerade so in was für einer Verfassung man sich gerade befindet. Und wenn dann noch ein fanatischer Priester, mit einer überbordenden Bravour von Anthony Perkins gegeben, sich als Seelenretter China Blues ausgibt, ist das „Chaos“ fast perfekt.
Ich weiß leider überhaupt nicht mehr, was ich vor gut zehn Jahren über den Film gedacht habe, als ich ihn das erste Mal im Fernsehen gesehen habe. Es waren sicherlich all die spektakulären Szenen die den meisten Eindruck auf mich gemacht haben, aber mit genügend Lebenserfahrung (behaupte ich jetzt mal ganz dreist) ziehe ich jetzt auch einiges aus den leider wenigen Szenen von Bobby Grady (John Laughlin), der sich in China Blue verliebt, und seiner Ehefrau Amy (Annie Potts). Dieser Teil ist leider mit Blick auf die Gesamtheit des Films bis auf zwei oder drei Szenen nicht ganz erschlossen worden, weil einige Szenenfolgen der Schere zum Opfer fielen. Aber trotzdem gibt der Film immer noch ein äußerst interessantes Bild von extremen zwischenmenschlichen Beziehungen jenseits der Norm ab.
Die Schlussbemerkung hat meiner Meinung nach Stanley Kubrick für seinen Filmen EYES WIDE SHUT wiederverwendet. Da wirkte es allerdings eher verstörend und nicht so sehr wie ein i-Tüpfelchen auf einer ohnehin schrägen Story.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#303
Geschrieben 02. März 2004, 00:25
Regie: Dario Argento
Puh, die zweite Sichtung nach immerhin gut Jahren führt ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Eindrücke über diesen Film von Argento zusammen. Wie der gute Dario ja immer von sich behauptet eine ganz normale Person zu sein, treiben mir seine Geschichten, die er in seinem Unterbewusstsein ausbrütet, regelmässig den nassen Angstschweiß auf die Stirn. Das war bei dem märchenhafte SUSPIRIA so, aber es ist um einiges intensiver bei dem viel wirklicheren TENEBRAE.
Anfangs war ich ja ganz angetan von der Idee, dass sich Joe Esterhaz diesen Film ganz offensichtlich als Vorbild für sein Drehbuch für BASIC INSTINCT genommen hat, aber wenn man einmal bedenkt wie wenig Esterhaz es verstanden hat einen Hintergrund für die Taten seiner Protagonistin zu entwickeln, ist die Vergangenheit des Killers in TENEBRAE derart surreal schön und umgesetzt, dass ich allein bei dem Gedanken an diese Rückblenden schon wieder unruhig. In diesen Szenen spiegelt sich zum einen die Unterwürfigkeit der Frauensperson wieder, die ihre sexuellen Reize einsetzt um von den jungen Kerlen begehrt zu werden. Einer jedoch geht zu weit und erhält dafür seine sofortige Bestrafung in Form von Tritten. Interessant ist allerdings, dass der Inspektor (Gemma) hier drin eine Entschuldigung für seine Taten zu sehen glaubt, obwohl man ganz eindeutig Zeuge von etwas anderem geworden ist. Ob ich dieser Äußerung nun eine größere Bedeutung hinsichtlich Frauenfeindlichkeit oder Fahrlässigkeit beimessen soll, kann ich nicht genau präzisieren.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#304
Geschrieben 02. März 2004, 18:25
Regie: George Dunning
Der gleichnamige Beatles-Song war die Inspirationsquelle für diesen wundervollen Zeichentrickfilm. Mit jedem Male mehr, gewinnt der Film für mich an Format und Klasse. Je älter er wird, desto besser scheint er zu werden. Mit einem geradezu überbordenden Einfallsreichtum wird um nicht nur um den Titelsong selbst, sondern auch um andere Songs ein für mich jedes Mal tolles Filmerlebnis geschaffen. Der ganz und gar eigene Stil der Zeichnungen ist mit nichts vergleichbar, was ich vorher oder nachher gesehen habe.
Die Farben, die irrwitzigen Zeichnungen, das Meer des Wissens, das Meer der Zeit, das Meer der Monster, das Meer der Löcher, Pepperland, die Blaumiesen.
Die tollsten Momente sind für mich die Kavallerie, die aus dem gelben U-Boot herausgeritten kommt und Ringo vom Rücken eines wildgewordenen Monsters befreit. Oder der riesige Vakuumschlucker, der nicht nur andere Monster aufsaugt, sondern auch nachher das ganze Bild und schließlich sich selbst wegsaugt.
Natürlich sind auch noch die tollen Songs dabei. Zum Glück wurde kein einziges Stück aus der Zeit vor dem „Revolver“-Album genommen. Diese waren zwar die Gassenhauer für die Fab Four, aber erst mit „Revolver“ wurden ihre Songs richtig erwachsen, bevor 1967 dann mit „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ ihr Lieblingsalbum von mir herauskam.
Einen besonderen Grund warum ich den Film heute wieder hervor gekramt habe gab es eigentlich nicht. Ich hatte am Nachmittag zuvor mich wieder einmal durch das ähnlich komplexe Psychedelic-Album „The Piper at the Gates of Dawn“ von Pink Floyd gehört und hatte danach einfach Lust auf Mehr. Zwar gibt es zum ersten Floyd-Album keinen dazugehörigen Film, aber auch deren Musik erzeugt Bilder in meinem Kopf. Das passiert auch bei einigen Genesis-Songs aus der Zeit mit Peter Gabriel. Ach, ich schweife zu sehr ab...
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#305
Geschrieben 03. März 2004, 18:16
Regie: Tony Kaye
Was für eine ekelhafte, selbstgerechte Grütze. Alle Beteiligten sollten sich gehörig in Grund und Boden schämen, bei diesem kleinen Ein-mal-Eins sozialer Befindlichkeitsbehauptungen mitgemacht zu haben.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#306
Geschrieben 04. März 2004, 15:30
Regie: Ang Lee
Ich hatte bisher nur bei den zwei populärsten Vertretern des jungen asiatischen Kinos das Vergnügen sie auch im Kino bewundern zu können. Im vergangenen Jahr war das HERO und zwei Jahre zuvor eben dieser Film. Vor allem dieses Werk hat bei mir in den vergangenen Jahren verschiedenste Höhen und Tiefen in meiner persönlichen Meinung hinterlassen. War ich im Kino ein ums andere Mal von den fünf Kämpfen erstaunt und mitgerissen, konnte mich später die Geschichte der beiden Frauen, die jede für sich eine persönliche Veränderung in ihrem Leben durchmachen mitreißen. Nach der Begegnung mit HERO konnte mich der Film überhaupt nicht mehr beeindrucken.
Mit genügend Abstand betrachtet möchte ich aber keinen der beiden Filme vermissen, sind sie zum einen in ihrer Erzählweise und in ihrer Intention doch so unterschiedlich.
Es wird einem ja immer weisgemacht, dass es hier nur um den Diebstahl und die anschließende Wiederbeschaffung des jadenen Himmelschwerts geht, welches der große Krieger Li Mu-Bai ablegt. Das wird auch in den ersten vierzig Minuten mehr als genug ausgeschlachtet, aber immer mehr kristallisiert die eigentliche Handlung heraus. Ein Porträt von zwei Frauen Jiao-Long und Xiu-Lan, die jede auf ihre eigene Weise mit der Liebe ihres Lebens zu „kämpfen“ habe. Bei Xiu-Lan und Li Mu-Bai sind es Blicke und die stummen Gesten, welche die ganze Vorgeschichte noch mehr intensivieren. Bei Jiao-Long und Dunkler Wolke ist es der lange Flashback, der von mir aus noch ewiglich hätte dauern können. Es ist doch recht selten, wenn man so lange Zeuge der Träumen von Filmfiguren ist.
Wie gerne würde ich mich jetzt auf das asiatische Kino stürzen und mir so viele Filme wie nur irgend möglich besorgen, aber die letzten beiden Jahre haben mir gezeigt, dass nicht alles Gold ist was so himmelhoch gelobt worden ist. Ist gibt sicherlich noch die eine oder andere Perle, aber da möchte ich jetzt ganz behutsam herangehen.
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#307
Geschrieben 05. März 2004, 13:00
Regie: David O. Russell
Der erste Golfkrieg ist gerade mit der Kapitulation Saddams zu Ende gegangen und die amerikanischen Truppen machen erst mal ordentlich einen drauf. Gemäß des Waffenstillstandsabkommen müssen die Amerikaner allerdings tatenlos zusehen, wie sich der Zorn Saddams ob der Niederlage gegen die Alliierten gegen die Bevölkerung des arabischen Wüstenlandes richtet. Das ist Maj. Archie Gates (George Clooney), Sgt. Troy Barlow (Mark Wahlberg), Chief Elgin (Ice Cube) und Conrad Vig (Spike Jonze) aber auch ziemlich egal, da sie hinter etwas ganz anderem her sind. Eine Karte, die sie aus dem Hintern eines gefangenen Soldaten gezogen haben, die Saddams Geheimbunker mit dem gestohlenen Gold aus Kuwait zeigt, lässt die vier von einer besseren Zeit nach dem Kriegseinsatz träumen. Doch anstatt sich ungeschoren auf das Gold stürzen zu können, geraten die vier Soldaten mitten in einen Konflikt zwischen den Truppen Saddams und der Bevölkerung eines kleinen Dorfes.
THREE KINGS war die erste filmische Auseinandersetzung eines großen Hollywood-Studios mit dem Golfkrieg von 1991. Der Film hinterlässt bei mir ein sehr zwiespältiges Gefühl. Die übergroße Freude mit der sich die Soldaten auf ihre Mission begeben hinterlässt manchmal den Eindruck eines großen Abenteuer. So wie kleine Kinder, die gerne Krieg spielen. Aber die Realität holt sie sehr schnell ein. Da fliegen ihnen dann nämlich die Geschosse um die Ohren und die sorgen für die Sepsis, die Archie Gates so anschaulich erklärt. Gerade auf der visuellen Ebene ist der Film ein außerordentliches Erlebnis. Der Weg der Geschosses durch das menschliche Fleisch, der Weg des Stroms mit dem Troy gefoltert wird. Die Kamera zeichnet diese Wege nach oder konfrontiert uns sofort mit dem Ergebnis. In der bitterbösen Michael-Jackson-Szene etwa, wenn der irakische Soldat erst von den USA im Allgemeinen und dann vom Bombardement seiner Familie im Besonderen erzählt und wie der Amerikaner es finden würde, wenn das mit ihm geschehen würde.
In gewisser Hinsicht muss man David O. Russell loben, da er hier ein Thema anspricht, dass erst vier Jahre später so richtig aktuell geworden ist. Wie gehen die Amerikaner mit der Tatsache um, dass sie die irakische Bevölkerung 1991 im Stich gelassen haben? Die Ernte fahren sie seit einigen Monaten nun schon ein. Ob sie daraus lernen ist eine andere Frage, da der Grund für diesen Krieg ein anderer war. Der ist anscheinend aber auch auf einem wackligen Fundament entstanden.
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#308
Geschrieben 05. März 2004, 18:37
Regie: Terry Jones
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#309
Geschrieben 05. März 2004, 22:26
Regie: Steven Spielberg
Und wieder schafft es Steven Spielberg ein durchaus interessantes Thema mit vielen kleinen, aber gerade wichtigen Einzelheiten so sehr zu verwässern, dass das gesamte Gerüst auf dem der Film aufgebaut ist, zusammenbricht. Ich möchte jetzt nicht von den privaten Gefühlen schreiben, die das Filmende beim Kinobesuch seinerzeit in mir hervor gerufen hat, aber wenn Spielberg den Aliens Sätze wie z. b. "die Genialität des Menschen" in den Mund legt, wage ich ernsthaft an seinen Verstand zu zweifeln.
Mal abgesehen von einigen Kameraeinstellungen, der Verwendung von einige Set-Designs und dem Rosenkavalier-Stück von Richard Strauss ist wohl kaum etwas von Stanley Kubricks Einfluss auf den Film übrig geblieben. Gewiss auf der visuellen Ebene ist der Film ein Paradebeispiel was den Einsatz von Computereffekten anbelangt. Aber Spielberg kann es einfach nicht unterlassen den Moralapostel zu spielen. Kubrick hat das zwar auch getan, aber wenigstens so subtil, dass man sich niemals überrannt davon gefühlt hat.
Und ich habe mal so große Stücke auf Steven Spielberg gehalten.
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#310
Geschrieben 06. März 2004, 12:06
Regie: Al Reinert
"We choose to go to the moon and do the other things. Not because they are easy but because they are hard."
Dieser Satz von US-Präsident John F. Kennedy bei einer Rede vor Studenten aufgezeichnet eröffnet dieses Bild- und Tondokument der amerikansichen Anstrengungen den Mond zu erreichen. Was zunächst den Eindruck als politische Propaganda erweckt, entpuppt sich als fast völlig "wertfreie" Ansicht der Männer, die mit den Apollo-Missionen den Mond erreichten und auf ihm landeten. In zahllosen Interviews, die nicht immer in Verbindung mit den gezeigten Bildern stehen, sprechen die Astronauten von ihren persönlichen Eindrücken, die sie während diesen Missionen erlebt haben. Ausgerüstet waren sie mit kleinen 16mm-Kameras, die wahrlich eindrucksvolle Bilder eingefangen haben. Die Astronauten haben einfach das gefilmt was sie gerade gesehen haben oder was sie als wertvoll angesehen haben. Die Ödnis der Mondoberfläche gibt gewiss nicht viel her, aber in Verbindung mit den Worten der Astronauten und der sphärischen Musik (u. a. von Brian Eno) ergibt sich ein faszinierendes Bild von dieser gefährlichen Unternehmung.
Bei den überwältigensten Bildern, wie z. B. einem Weltraumspaziergang eines Astronauten ist man durch die unmittelbare Nähe der kleinen Kamera mitten im Geschehen. Das können die oftmals sterilen Bilder der Space-Shuttle-Missionen, an die man sich in den letzten beiden Jahrzehnten schon satt gesehen hat, kaum wiedergeben.
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#311
Geschrieben 06. März 2004, 18:33
Regie: David Lean
Erinnert sich noch jemand an die ZDF-Sendung "Kino-Hitparade" mit der Moderatorin Sabine Sauer? Nun, da bin ich das erste Mal in Kontakt mit diesem Klassiker von David Lean in Berührung gekommen. Der Sendung hätte man aber auch regelmässig eine Spoilerwarnung vorschalten müssen, denn zur Wiederaufführung dieses Films kam seinerzeit ausgerechnet die Schlußszene als Filmausschnitt vor. Im Nachhinein ist das ganz schön ärgerlich.
Der Film ist ein Paradebeispiel für eine vergangene Kinoepoche. Episch und ausufernd, deswegen vor allem in der zweiten Hälfte streckenweise langweilig. In der ersten Hälfte steht ganz die Sturköpfigkeit Col. Nicholsons (Alec Guiness) gegenüber dem unnachgiebigen japanischen Lagerkommandanten Col. Saito (Sessue Hayakawa) im Mittelpunkt der Geschichte. Fernöstliches Ehrgefühl gegen westliche Soldateneinstellung. Das ist manchmal nicht gerade schmeichelhaft und vor allem ungerecht wiedergegeben, aber Leans Gespür für so manche Details machen hier den Reiz der Geschichte aus. Der Bau der Brücke über den Fluß Kwai gerät dabei ein ums andere Mal zur Nebensache.
In der zweiten Hälfte steht eine gänzliche andere Mission auf dem Programm. Mit weiblichen Trägerinnnen macht sich ein vier Mann starkes Kommando (u. a. William Holden, Jack Hawkins) daran die Brücke zu sprengen um so den Japanern die wichtige Truppen- und Nachschubverbindung in Thailand zu nehmen. Hier wird leider so manches Klischee vom Liebhaber exotischer Frauen ausgepackt. Zwar sind das nur Blicke, aber es lenkt doch sehr stark vom eigentlichen Kern ab.
Am Ende kriegt der Film aber noch mal richtig Fahrt, da man fassungslos zusieht wie Col. Nicholson den japanischen Kommandanten auf die Sprengladung an der gerade fertiggestellten Brücke aufmerksam macht.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#312
Geschrieben 06. März 2004, 21:55
Regie: Christopher Nolan
Nach dem Überraschungserfolg MEMENTO lässt sich Nolan tatsächlich vor den Karren eines Thriller-Remakes mit Stars spannen. Der Versuch mit drei Oscarpreisträgern Herr zu werden ehrt ihn, anscheinend tanzen ihm die drei aber gehörig auf der Nase herum. Al Pacino gibt einen alternden Cop, der in einem kleinen Nest in Alaska einen Mordfall aufdecken soll. Doch etwas geht schief. Aus Versehen erschießt er seinen Partner, der ihn an die Dienstaufsicht verraten wollte. Der Mörder (Robin Williams) treibt mit ihm ein Schuld-und-Sühne-Spiel und eine Nachwuchspolizisten (Hillary Swank) beherzigt die Ratschläge ihres Idols gewissenhaft. Dabei wird so viel herumgebrabbelt, dass mir nach sechzig Minuten der Schädel dröhnt und ich drauf und dran bin auszuschalten.
In dem Städtchen, das aufgrund seiner Nähe zum nördlichen Polarkreis, ständig im Tageslicht liegt, wird krampfhaft versucht Pacinos Schlaflosigkeit zu erklären. Es tut mir leid, aber mit seinen ohnehin naturgegebenen schweren Augenlidern und dem ständig offenstehenden Maul, aus dem ständig der Sabber zu laufen droht, ist Pacino auch ohne diese Rolle gestraft. Aber es ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz, dass man ein Remake mit Stars zukleistern muß um ein wenig Aufmerksamkeit an der Kinokasse zu erzeugen. Die Versuche Pacinos sein Hotelzimmer gegen Sonnenlicht abzuschirmen sind einfach nur peinlich.
Der Film schreit nach Aufmerksamkeit, hinterlässt bei mir aber größtenteils nur Langeweile. Zuviel Gerede, zuwenig Esprit in der Inszenierung.
Eigentlich müsste ich mich ohrfeigen, da ich das vor einigen Monaten vom ZDF ausgestrahlte norwegische Original mit Stellan Skarsgard, nicht aufgezeichnet habe.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#313
Geschrieben 07. März 2004, 12:42
Regie: Lucio Fulci
Nachdem gestern Abend der Besuch sich auf den Heimweg gemacht hatte und die Müdigkeit bei mir noch nicht ganz so stark war, habe ich kurzentschlossen diese DVD in den Player geworfen. Nach dem fulminanten Anfang auf dem treibenden Segelboot vor der Skyline Manhattans, musste ich mich durch viele dilletantischen Dialogszenen kämpfen. Fulci hat für so etwas wahrhaftig kein glückliches Händchen bei diesem Film und die beknackte Synchronisation der Amis macht das zu einer noch viel härteren Tortur. Aber wenigstens belohnt Fulci mich mit einigen wahrhaftig tollen Sequenzen. Als sich Tisa Farrow des nachts auf das Segelboot schleicht haben mir die Hafengeräusche und das spärliche Licht das in die Kajüte fällt, doch eine ordentliche Gänsehaut beschert. Für alle geilen Böcke unter den Horrorfans präsentiert Fulci noch zwei nackige Frauenkörper (Auretta Gray & Olga Kostalas).
Aber für mich sind die Weitwinkelaufnahme der Zombies die eigentlichen Sensation an dem Film. Mit der wummernden Synthiemusik und dem Gespür für Dramatik kommt da für mich der Horror in all seiner bluttriefenden Pracht und schlammigen Garstigkeit am besten an. Die beste Sequenz ist für mich das Ausruhen der vier auf dem spanischen Soldatenfriedhof.
Noch etwas zur Figur des Dr. Menard (Richard Johnson): es kommt mir so vor als ob die Schilderung seiner Geschichte über Anne Bowles Vater von ihm erfunden wurde und er nicht wirklich traurig über dessen Ableben ist. Denn sein Satz "The boat can leave now...tell the crew." ist genau derselbe wie am Anfang.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#314
Geschrieben 07. März 2004, 13:35
Regie: Adrian Lyne
Adrian Lyne macht all die Fehler in seiner Verfilmung des Romans Vladimir Nabukov, die Stanley Kubrick clever vermieden hat. Als Verteidigung kann man nun anführen, dass immerhin Nabukov bei der ersten Verfilmung noch als Drehbuchautor fungiert hat, aber wenn sich Lyne und sein Autor Stephen Schiff immer wieder in unwichtige Details verliert, kann man trotzdem nicht glücklich sein.
Zudem gibt es so wichtige Nebenplots, die in dieser Verfilmung nicht genügend ausgearbeitet werden. Ist der Anfang mit der Ankunft Humberts (Jeremy Irons) in Charlotte Haze’ (Melanie Griffith) Haus bis auf den Dialog als identisch zu bezeichnen, kann man von der Liebesbekundung der Witwe gegenüber dem Literaturprofessor nicht mehr überzeugt werden. Während sich Kubrick die eine oder andere Szene Zeit dafür nimmt James Mason von Shelley Winters anbaggern zu lassen, gibt es hier keine solche Szene.
War man bei Kubricks Verfilmung auch nie ganz sicher ob es nun zwischen Humbert und der kleinen Dolores zum Sex gekommen ist, so besteht hier keinerlei Zweifel. Erstens zeigt Adrian Lyne entsprechende Szene, zweitens spricht Lolita (Dominique Swain) ganz offen darüber.
Ein anderer wichtiger Punkt, der im Film niemals richtig angesprochen wird, ist die Eifersucht Humberts auf Lolitas Aktivitäten. Er wundert sich zwar, dass es einen Jungen im Mädchencamp gibt und er hat Bedenken die Kleine für ein Theaterstück anzumelden, was sie aber von ihm erpresst, aber ansonsten hat sich das in dieser Hinsicht. Die Beziehung zu Claire Quilty (Frank Langella) besteht hier mehr aus einer zufälligen Begegnung und ist nicht auf ein schon immer da gewesenes Verhältnis aufgebaut.
Die Darsteller spielen in ihren Möglichkeiten durchweg passabel bis herausragend, das Dekor ist hervorragend wiedergegeben (der Film spielt 1947) und die Musik von Ennio Morricone ist superb, aber der Film leidet zum einen an einem schlechten Drehbuch und an der Offenherzigkeit der Darstellung in einigen Szenen. Das Adrian Lyne zu besseren Filmen fähig ist, hat er in der Vergangenheit bewiesen. Mit LOLITA hat er sich allerdings ziemlich verhoben.
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#315
Geschrieben 07. März 2004, 17:27
Regie: Clive Barker
Das war heute die vierte oder fünfte Sitzung, aber jetzt hat der Film irgendwelche Knöpfe bei mir gedrückt, was mir vorher noch nie passiert ist. Blut, Schweiß, Tränen, Lust, Träume und ein Haufen Metall...ein sehr düstere Reise in eine Welt voller Schmerzen, in der sich so gut wie keine Hoffnung mehr befindet.
Mal von der sehr populären Horrorfigur Pinhead abgesehen, die ja inzwischen auch schon Teil der Horrorfilmgeschichte ist, sprachen mich vor allen Dingen die oben genannten Worte extrem unbehaglich an. Das Sexuelle mit dem Horror zu verbinden ist mir in der Vergangenheit schon öfter bei Vampirfilmen untergekommen, aber das mit sadomasochistischen Tendenzen zu vermischen, hat mich doch sehr verstört.
Der neugeborene Körper der durch das Blut seines Bruders Larry (Andrew Robinson) auf dem Dachboden wieder zu neuem Leben erweckt wird, dürstet nach mehr um wieder ein ganzer Mensch, ein ganzer Mann zu sein. Seine Geliebte Julia (Clare Higgins) ist angewidert und gleichzeitig von der Erinnerung an ihre Zusammenkünfte erregt und verfällt ganz in die Rolle der gehorsamen Geliebten. Das Blut fließt und Frank wird immer menschlicher.
Währenddessen ist Kirsty (Ashley Laurence) auf dem Wege zu einer jungen Frau heranzureifen. Gerade ist das College abgeschlossen, ein Job soll in Angriff genommen werden und eine Liebe zu einem jungen Mann ist auch in Aussicht.
Diese Themen und ihr jeweiliger Bezug innerhalb der Geschichte macht gerade für mich den Reiz des Films aus. Als Bonus nehme ich dann noch die Cenobites mit. Wesen aus einer Zwischenwelt, die als Wächter eines Würfels fungieren, der seinem Benutzer neuen Erfahrungen offenbart. Frank ist in dieser Hinsicht als Grenzgänger anzuschauen. Er hat alles ausprobiert und will sich neuen Erfahrungen stellen. Auch wenn es in seinen Körper und seine Seele kostet.
Ich bin mir jetzt nicht sicher ob man in dem Obdachlosen wirklich den Satan persönlich sehen kann. Für Frank mag er es sein, aber für mich ist er im Bezug auf Kirsty jemand, der sie auf die Begegnung mit den Cenobites und dem Würfel vorbereitet. Nach dem Motto: die Welt ist ein unsicherer Ort, der viele Abzweigungen hat, die zu verschiedenen Schicksalen führen.
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#316
Geschrieben 07. März 2004, 19:25
Regie: Philp Kaufman
Wieder mal eine Beziehungskiste, die ich mir heute angeschaut habe. Sie basiert auf den als unverfilmbar geltenden Roman von Milos Kundera und erzählt von dem jungen Arzt Tomas (Daniel Day Lewis), der eine Dreiecksbeziehung mit der Künstlerin Sabina (Lena Olin) und seiner jungen Frau Tereza (Juliette Binoche) führt. Als das spielt zur Zeit des Prager Frühlings im Jahr 1968. Bei solchen Filmen habe ich eigentlich immer die Angst, dass sie zu sehr in Kitsch abdriften, aber die Darsteller als auch das clevere Script sorgen dafür das jede Szene zu einem Ereignis gerät. Bei der breit ausgelegten Geschichte vergehen die episch anmutenden 172 Minuten wie im Flug und am Ende bin ich überzeugt einem außergewöhnlichen Film gesehen zu haben.
Der Frauenheld Tomas, der niemals eine feste Bindung eingeht und lieber jeden Rockzipfel sein Eigen nennen möchte, wird nicht nur sesshaft, sondern gibt für seine Ehefrau nicht nur sein Leben auf, sondern folgt ihr nach der Flucht aus Prag dorthin wieder zurück. Wohlwissend, dass es kaum ein Entkommen aus dem von den Sowjets besetzten Land geben kann.
Herausragend von allen Darstellern getragen hat der Film bei mir einen bleibenden Eindruck in der Darstellung von Sinnlichkeit entwickelt, die nicht vulgär oder aufgesetzt daherkommt und neben aller Melancholie und Sehnsucht auch noch immer einen Hang der Verspieltheit versprüht. Und die tschechoslowakische Version von „Hey Jude sollte hier auch noch erwähnt werden.
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#317
Geschrieben 08. März 2004, 14:13
Regie: Arthur Penn
Schon seit drei Jahren hatte ich mir nicht mehr das Vergnügen gestattet, Faye Dunaway als Bonnie Parker zu einem Rendezvous auszuführen. Aber heute vormittag konnte ich einfach nicht mehr widerstehen. Diese Spannung, die den Anfang des Films und ihre Bekanntschaft mit Clyde Barrow (Warren Beatty) so sehenswert macht, wird durchgängig aufrecht erhalten. C. W. Moss (Michael J. Pollard), Buck (Gene Hackman) und Blanche (Estelle Parsons), der Texas Ranger Frank Hamer, die wilden Ballereien, die aufgeregte Banjo-Musik, die holprige Autorasereien, die furiose Montage vieler Sequenzen.
Ich hätte mir gerne die Gesichter des "normalen" amerikanischen Kinogängers seinerzeit angeschaut auf den dieser Film losgelassen wurde. Die wussten ganz sicher nichts damit anzufangen. Und wenn ich heute davon lese bzw. höre wie der Film auf die Jugend gewirkt hat, kann ich mir nur vorstellen wie das Kino der 1960er ausgesehen hat. Klingt zwar jetzt oberlehrerhaft, wenn ich das hier so schreibe, aber besser hätte das "New Hollywood" nicht aus den Startlöchern kommen können.
Absolut fantastisch ist der konsternierte Blick Gene Wilders, wenn er das wahre Alter seiner Angebeteten erfährt.
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#318
Geschrieben 08. März 2004, 18:49
Regie: Tony Randel
Wie schon in der HALLOWEEN-Reihe schließt auch der zweite Film nahtlos an die Ereignisse der ersten Geschichte an. Hat man im ersten Teil einen kleinen Vorgeschmack auf dieses Universum von Clive Barker bekommen, führt er uns dieses Mal richtig tief hinein. Konnten die von Lust, Schmerz und Sinnlichkeit besessenen Figuren des ersten Teils die Mächte, die sie heraufbeschworen hatten überhaupt nicht kontrollieren, zeigt Barker nun die konsequente Weiterführung. Der Psychiater Dr. Channard (Kenneth Cranham) löst mit Hilfe der von ihm wieder erweckten Julia Cotton (Clare Higgins) das Rätsel des geheimnisvollen Würfels und schwingt sich zum perversen Herrscher dieser Parralelwelt auf. Seine Macht ist so riesig, dass er sogar die Cenobites vernichten kann. Das er am Ende doch fällt liegt an seinen Verfehlungen in der Vergangenheit.
Dieser Part ist der interessanteste, aber leider wird auf ihm erst im letzten Drittel richtig eingegangen. Vorher muß man sich damit arrangieren wie Kirsty Cotton (Ashley Laurence) verzweifelt versucht, die Seele ihres Vaters aus den Klauen der Cenobites zu entreissen. Wieso soll der eigentlich in der Hölle schmoren? Hilfe bekommt sie von dem Mädchen Tiffany, das eine ganz persönliche Rechnung mit Dr. Channard zu begleichen hat.
Warum hier größtenteils Wert auf eine Geschichte gelegt wird, die hier überhaupt nicht gelöst wird ist mir schleierhaft. Aber der Erfolg des Erstlings macht sich sehr stark auf den andersartigen Look des zweiten Films aus. Sehr viele optische Effekte, die in der Zwischenzeit ordentlich Patina angesetzt haben, kommen zum Einsatz. Auf gleich hohen, wenn nicht sogar höheren Niveau, bewegt sich die opernhaften Filmmusik von Christopher Young. Schade nur, dass das Unerklärliche dieser Parralelwelt größtenteils nur auf ein und denselben schummrigen Gang reduziert wird. Der erste Film war in dieser Hinsicht geschlossener, weil er sich nur einem Erzählstrang widmete und diesen konsequent zu Ende geführt hat.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#319
Geschrieben 08. März 2004, 22:10
Regie: Rob Reiner
Der Film hat einen ganz großen Fehler. Er ist ganz und gar perfekt. Er ist weder zu lang, noch zu kurz. Er hat die richtige Prise Suspence, Dramatik, sardonischen Humor und professionelle Machart, die schon fast an ein vom-Reißbrett-abdrehen erinnert. Dabei sagt der Inhalt an sich ja schon eine ganze Menge aus.
- - Unfall bei starkem Schneesturm: tja, die Filmfiguren haben doch dieselben Schwächen wie Otto-Normal-Bürger.
- bediene dein Publikum bzw. deine Leser immer mit dem selben Stoff. Dann lebst du erstens besser und vor allem länger.
- bei Liberace lässt sich am besten Edelkitsch zu Papier bringen.
Diese Szene ist für mich der größte Horror, den ich bis jetzt gesehen habe. Da kam bis jetzt noch keine andere verstörende Einstellung auch nur annähern heran. Übrigens fixiert Reiner und sein Kameramann Barry Sonnenfeld viel lieber das schmerzverzerrte Gesicht James Caans. Und das es wehtut glauben wir, denn bereits vorher wurde seine gebrochenen und angeschwollenen Beine gezeigt.
Eine Freude ist es auch Richard Farnsworth und Frances Sternhagen in ihren kleinen Rollen als Sheriffs-Ehepaar zu beobachten. Kann es eigentlich sein, daß Farnsworth hier das erste Mal Gelegenheit hatte eine Charakterrolle zu spielen, nachdem er sich jahrzehntelang als Stuntman in Hollywood durchgeschlagen hat?
Ein ganz, ganz toller Film.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#320
Geschrieben 09. März 2004, 21:55
Regie: Michael Anderson
Ein kleines SciFi-Juwel aus der Zeit bevor der Krieg der Sterne die Kinowelt erschüttern sollte. Ich war sichtlich überrascht als ich erfahren habe, daß der Film seinerzeit einen Oscar für die besten Spezialeffekte erhalten hat. Ein Jahr später sah es natürlich ganz anders auf diesem Sektor aus und der Film ist etwas in Vergessenheit geraten und im Bezug auf das Setdesign und die Kostüme ziemlich gealtert. Er fristet in Deutschland seither ein Mauerblümchendasein in den dritten Programmen. Aber der Film hat einen so wunderbar lebensbejahenden Inhalt, der viel mehr Interpretationsspielraum als alle STAR-WARS-Filme zusammen bietet.
Ob es in der Romanvorlage erklärt wird entzieht sich meiner Kenntnis, aber mir stellt sich die Frage wie diese eingeschlossene Stadt unter dem Dom überhaupt zustande gekommen ist. War es das Problem der Überbevölkerung, Atomkrieg oder eine die Menschheit dahinraffende Seuche? Interessant ist die Erkenntnis für mich, daß die Bewohner dieser Stadt überhaupt keine Überlieferungen aus der Vergangenheit besitzen. Weder wissen sie etwas über Tiere, über Städte oder Dinge, die für uns selbstverständlich sind.
Die Struktur innerhalb der Stadt selbst ist auch recht komisch. Mir scheint als ob die jugendlichen Bewohner sterilisiert sind und ihre Nachkommen von einer computergesteuerten Brutmaschine geklont werden. Anders kann man sich die Namen mit den Nummern dahinter (Logan 5, Francis 7, Jessica 6) und die sexuelle Freizügigkeit im "Love Shop" und im "Circuit" nicht erklären.
Der bizarre Kult der "Erneuerung" ist nichts anderes als eine Massnahme, welche die Überbevölkerung in der Domstadt nicht zulässt. Jeden Tag wird das "Karussell" besucht und man ist fröhlich für die Männer und Frauen, die in einem Feuerball vergehen.
Früher fand ich die Szene in der "Kathedrale" überflüssig, aber mittlerweile zeigt sie das sehr viele Brüche in dem ach so perfekten System sind. Nicht nur die "Läufer", die sich der "Erneuerung" entziehen wollen, gibt es hier, sondern auch die sogenannten "Cubs". Kinder bis zum Alter von 15 Jahren.
Wofür steht für mich der Begriff "Zuflucht" den Logan (Michael York) und Jessica (Jenny Agutter) finden wollen? Für mich ist es das Altwerden. Ein Entkommen vom Jugendwahn dieser künstlichen Umwelt in der alles einer strikten Kontrolle unterliegt. Die "Zuflucht" ist nicht sicher, aber sie hält das Recht der völligen Bewegungsfreiheit aufrecht. In diesem Zusammenhang kam mir auch immer die Szene mit dem Roboter Box suspekt vor, den ich aber heute als den letzten Wächter der Stadt ansehe.
Wundervoll ausgesucht sind die vier Hauptdarsteller des Films, obwohl Michael York und Richard Jordan (Francis 7) schon etwas zu alt für ihre Rollen sind. Um nicht in eine Schmärmerei für Jenny Agutter ( ) zu verfallen komme ich sofort zu Peter Ustinov als den "Alten Mann". Sein Auftritt im halb verfallenen Saal des Capitols ist ein Meisterstück der Komödie, der Neugierde auf die jugendlichen Bewohner und der Traurigkeit über das Altwerden.
Ein wunderbarer Film, der allerdings etwas zu schnell zum Ende kommt. Nach der Rückkehr zur Stadt dauert es keine acht Minuten und der langsame Aufbau der Geschichte verkommt etwas zu abrupt in einem Feuerball von Explosionen. Überzeugend im Inhalt und im Setdesign der Washington-Sequenz, sowie der fantasievollen Filmmusik von Jerry Goldsmith. Toll!
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#321
Geschrieben 10. März 2004, 12:21
Regie: Charles Laughton
Dieses Juwel wird auf der DVD-Hülle als amerikanischer Klassiker des Film Noir beworben, was aber überhaupt nicht stimmt. Nach der düsteren Vorspannmusik von Walter Schumann besteht kein Zweifel daran einen düsterem Märchen für Kinder beizuwohnen. Nur Kinder können die recht merkwürdig entrückte Art mancher Darstellerleistung in ihrem Gehirn verarbeiten und finden sich in dieser unheimlichen Welt zurecht ohne sich darüber zu beschweren.
Uns Erwachsene schenkt Laughton wunderbare Schwarz/Weiß-Bilder. Schlafzimmer, die ein Kirchendach als Decke haben. Ein Keller in dem sich die beiden Kinder John und Pearl vor ihrem bösen Stiefvater verstecken. Eine wunderschöne Wasserleiche, deren Haare von der Strömung des Flusses wie im Wind weht.
Als Kind würde der Film einen stärkeren Eindruck bei mir hinterlassen. Aber leider habe ich erst vor gut sieben Jahren das erste Mal gesehen. Daher fällt es mir schwer völlig in der Handlung aufzugehen.
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#322
Geschrieben 11. März 2004, 11:06
Regie: Mike Nichols
Es ist dieser bittere Moment der Erkenntnis sein Leben verschwendet zu haben, der den Film auf eine noch höhere Ebene stellt, die er in seiner bisherigen Spielzeit ohnehin schon längst erklommen hat. Wenn man so erwachsen auf seine momentane Lebenssituation reagieren kann und gleichzeitig noch eine geliebte und verständnisvolle Person an seiner Seite weiß, dann blickt man etwas optimistischer in die Zukunft.
Es ist schon reichlich komisch, wie sehr ich mit zunehmender Alter so gänzlich unterschiedlich auf Filme reagiere. Kam mir der gesamte Anfang mit dem Verhältnis zwischen Benjamin Braddock (Dustin Hoffman) und Mrs. Robinson (Anne Bancroft) noch recht amüsant vor, so kommt mir das heute auch ein wenig konstruiert (das ist es ja im Grunde genommen auch) und seltsam glatt vor. Das mag sicherlich damit zusammenhängen, dass hier die gehobene Mittelschicht des Amerika der 60er Jahre beleuchtet wird. Doch es gibt da auch hier immer wieder die ein oder andere Einstellung oder die eine oder andere Bemerkung oder Geste, welche die Einsamkeit und Unsicherheit Benjamins doch sehr treffend charakterisiert.
Viele sprechen recht verklärend von den Songs, die das Pop-Duo Simon & Garfunkel zum Film beigesteuert haben, aber mir kommt der doch recht verschwenderische Einsatz von „The Sound of Silence und „Scarborough Fair manchmal etwas unglücklich vor. Wohl mit ein Grund dafür, dass der Film ab und an als Todesstoß für die durchkomponierte Filmmusik gilt. In Verbindung mit dem recht cleveren Schnitt und Zeitfortlauf funktionieren vor allem im ersten Drittel diese Songs hervorragend. Am Ende steht dann das konventionelle Erzählkino im Vordergrund, dass mit einem hervorragenden, weil unbestimmbaren, Ende gekrönt wird. Den von Dustin Hoffman geäußerten Wunsch nach einer Fortsetzung kann ich in dieser Hinsicht überhaupt nicht teilen.
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#323
Geschrieben 11. März 2004, 15:00
Regie: The Hughes Brothers)
Ein sehr atmosphärisches Filmerlebnis, das mir immer besser gefällt je öfter ich es sehe. Inzwischen das dritten Mal angeschaut und die Zusammenhänge innerhalb der Story besser verstanden als bei den ersten beiden Sichtungen. Der Film hätte wohl das Potenzial gehabt in England etwas für Aufruhr zu sorgen, aber komischerweise hat man überhaupt nichts von den Inselaffen gehört. Entweder hat die englische Krone unter Königin Victoria wirklich Dreck am Stecken oder das Ganze ist nur die überbordende Fantasterei der beiden Drehbuchautorin.
Ein Kollege hat mir damals den Streifen als eine Fortsetzung von SLEEPY HOLLOW versucht schmackhaft zu machen, was bei mir mit einem Stirnrunzeln quittiert wurde. Im Gegensatz zu Tim Burtons Film, der immerhin ein Jahrhundert vorher spielt, ist das hier alles bierernst gehalten, was natürlich an der realen Person des Jack the Ripper liegt. Darum wirkt der immense Blutgehalt doch sehr erschreckend auf mich.
Auch wenn ich den weiteren Vergleich mit SLEEPY HOLLOW jetzt nicht weiter ausführen möchte, verfügt FROM HELL über ein ebenso hervorragenden Look. Zu keiner Zeit kommt Langeweile auf, auch wenn mich die beiden Auftritte des Elefantenmenschen etwas ärgern.
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#324
Geschrieben 11. März 2004, 15:03
Regie: Irving Kershner
Die Aufmerksamkeit ließ mir dieser eigentlich recht ordentlichen Fortsetzung mit zunehmender Dauer mehr und mehr nach. Es ist nicht mehr sehr viel übrig geblieben von dem bissigen Humor des Verhoeven-Films, aber das war ja eigentlich auch zu erwarten. Der Film machte auf mich heute den Eindruck als ob man sich nicht sicher war, in welche Richtung man den Robocop mit dieser Geschichte bringen wollte. Da gibt es drei Plots, welche man locker den ganzen Film über hätte halten können. Alex Murphy kappt die letzte Verbindung zu seinem alten Leben als Ehemann, die Stadt Detroit droht in die Hände des Unternehmens OCP zu landen, weil das Problem mit der Designerdroge "Nuke" Überhand nimmt und es wird ein neuer RoboCop entwickelt. Aber da es ja eine Verpflichtung gibt, die Action drastisch hoch zu schrauben, macht der Film einen insgesamt größeren Eindruck als sein Vorgänger.
Mit Wohlgefallen nehme ich zur Kenntnis, das alle Überlebenden des ersten Films hier wieder auftauchen. Das gibt dem Film eine Kontinuität, die es mir sehr leicht macht in die Geschichte hineinzukommen. Es gibt auch hier immer noch die überspitzten Ballereien mit allerlei großkalibrigen Waffen, aber der zynische Witz und der Spaß an der Freude fehlen fast gänzlich. In dem Film steckt einfach ein bisschen zuviel auf einmal und Kershner lässt ein ums andere Mal den Jonglierball, den er gerade erst hochgeworfen hat, fallen. Übrigens treten auch hinter der Kamera wieder viele Namen in Erscheinung, die auch beim ersten mit von der Partie waren. Neben Produzent Jon Davison sind auch wieder Phil Tippett und Rob Bottin wieder mit an Bord. An der Kamera hat übrigens Mark Irwin herumgefuchtelt, der an einigen der frühen Cronenberg-Filme mit beteiligt war.
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#325
Geschrieben 12. März 2004, 13:37
Regie: Nicholas Meyer
Nach der über zweistündigen Eierschaukelei des von Robert Wise inszenierten ersten Kinoabenteuers des Raumschiffs Enterprise besann sich Gene Roddenberry und wärmte eine alte Folge der Originalserie ("The Space Seed") auf und führte sie auf der Kinoleinwand fort. Den Platz auf dem Regiestuhl bekam ein Nachwuchstalent und nicht so ein satter Dinosaurier, der schon alle Filmpreise abgesahnt hatte. Und das Resultat ist und bleibt mein Lieblingsfilm aus der jetzt immerhin schon zehn Filme umfassenden Reihe.
Was den Film im Gegensatz zu den anderen fünf Abenteuern der Mannschaft um James T. Kirk so sehenswert macht ist die Tatsache, dass die Figuren sich hier nicht gegenseitig auf die Schulter klopfen und einfach nur eine unterhaltsame Zeit auf dem Bildschirm verbringen. Bei den Rachegelüsten eines Khan Noonian Singh, mit einer sichtlich diabolischen Befriedigung von Ricardo Montalban gegeben, der alles und jeden aus dem Weg räumt, der sich zwischen ihm und Kirk stellt, ist das auch nicht möglich.
Der überraschend hohe Blutgehalt in zwei Szenen, war so vorher auch noch nicht in der Reihe zu sehen und das eigentliche Thema des Films, der Umgang mit einer ausweglosen und tödlichen Bedrohung, wird mit dem nötigen Ernst gespielt. Ab und an findet sich aber auch wieder Zeit einen kleinen Scherz zu machen, der aber im Gegensatz zu den anderen Film nicht störend wirkt. Spannend ist der Film, gar keine Frage und bietet eine toll in Szene gesetzte Raumschlacht zwischen der Enterprise und einem von Khan gekaperten Sternenflottenschiff.
Die optischen Effekte können auf ganzer Linie überzeugen, auch wenn manchmal die eine oder ander Durchsichtigkeit von Objekten auszumachen ist. Im Gegensatz zu anderen Filmen der Reihe verlässt der Film sich aber nicht ausschließlich auf die optischen Effekte, auch wenn sie mit der "Genesis"-Geschichte eigentlich einen guten Nährboden haben.
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#326
Geschrieben 12. März 2004, 18:44
Regie: Mario Bava
Nach diversen Ausflügen mit Bava-Filmen von denen die meisten mir uneingeschränkt zusagten (BAY OF BLOOD, BLUTIGE SEIDE) habe ich bei diesem knallharten Thriller manchmal das Gefühl als ob Bava nicht ein bißchen zu weit geht.
Die physische und psychische Gewalt die "32" (George Eastman) auf die Geisel Maria (Lea Lander) ist mir manchmal zu viel des gerade noch Erträglichen.
Bava, der sonst sein meisterlichen Kameraaufnahmen im Zwielicht gemacht hat, lässt dieses Mal das grelle Licht des Tages auf die Protagonisten dieses Kammerspiels niederbrennen. Eingeengt in einem viel zu kleinen Auto hält Bava die Kamera so nah an die Gesichter der Darsteller, daß einem bei jedem Schwenk der Kamera auf den Rücksitz und wieder nach vorne schwindelig zu werden droht. Und wenn er mal für wenige Augenblicke die Enge des Wagens verlässt steht die Kamera meistens still.
Über das doch recht abrupte und vor allem kalte Ende möchte ich mich nicht auslassen, nur spürt man von Anfang an, daß hier etwas nicht stimmt.
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#327
Geschrieben 12. März 2004, 18:48
Regie: Werner Herzog
Werner Herzogs letzte Zusammenarbeit mit Klaus Kinski präsentiert sich teilweise als ein recht zerfahrenes Filmerlebnis. Die Geschichte des Banditen Francisco Manoel da Silva, genannt "Cobra Verde", teilt sich in zwei Stränge. Sein abrupter Aufstieg als berüchtigter Bandit und erster Vorarbeiter einer Zuckerrohrplantage in Brasilien und sein Wirken als Beschaffer von Sklaven in Westafrika für eben diese Plantagen.
Klaus Kinski, den ich in seinen anderen Rollen in Herzog-Filmen durchaus schätze ist für diesen Part allerdings fehlbesetzt. Erstens ist er mit 60 Jahren zu alt und zweitens kann ich mir kaum vorstellen, daß ein Brasilianer über eine lange blonde Mähne und blaue Augen verfügt. Das stelle ich mir dann doch etwas anders vor.
Herzog schafft es direkt zu Beginn da Silva als Bandit zu etablieren. Nach dem Tod seiner Mutter schuftet er sich bei Knochenarbeit ab und tötet einen Vorarbeiter nachdem er seinen Wochenlohn nicht bekommen hat. In der nächsten Szene sieht man wie Kinski über den riesigen Platz einer Stadt geht und alle Bewohner vor ihm das Weite suchen. Kinski und Herzog nehme ich diesen Geniestreich sofort ab. Als er auf der Zuckerrohrplantage von (José Lewgoy) landet, einem alten geilen Bock, der hinter jedem seiner Dienstmädchen her ist, schwängert da Silva dessen drei minderjährige Töchter nacheinander. Schon komisch, dass die drei Nymphen aber auch auf diesen Hotzenplotz Kinski in dieser Rolle so scharf sind.
Aus Rache schickt der Vater Kinski nach Westafrika, wo er neben seiner eigentlichen Tätigkeit sich mit zwei Eingeborenenstämmen anlegt, die miteinander im Krieg sind. Hier fällt der Film deutlich ab, da Kinksi irrsinges Körpereinsatz die Kontrolle über Herzgos Regieanweisungen zu gewinnen scheint. Oftmals drängt sich Kinski in eine Einstellung, schleudert in einer Szene sogar einen Statisten aus dem Bild. Ein Wahnsinnger, der immer wahnsinniger wird. Da kann auch der Verrat, der an da Silva in der Heimat in Brasilien und vor Ort begangen wird, nicht mehr so recht Aufmerksamkeit bei mir erwecken. Aber auch Herzog verliert sich ein ums andere Mal in Nebensächlichkeiten.
Wie treffend hat es Werner Herzog einmal selbst beschrieben. Kinski steckte wohl schon zu sehr mit dem Kopf bei seinem PAGANINI-Projekt. Das ist schade, denn sonst hätte der Film durchaus das Zeug zu etwas mehr gehabt.
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#328
Geschrieben 12. März 2004, 18:49
Regie: Brian De Palma
THE FURY nimmt im von Brian De Palma eine Sonderstellung ein. Er steht zwischen der Stephen-King-Verfilmung CARRIE (1976), bei der es um einen Teenager geht der über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, und BLOW OUT (1981) bei den es um den Kampf eines einzelnen Individuums gegen ein politisches System geht, daß einen wichtigen Politiker aus dem Weg geräumt hat.
THE FURY versucht diese zwei Elemente zu verbinden und wird diesem Anspruch nicht immer ganz gerecht. Zum einen ist der Film die Geschichte eines Vaters (Kirk Douglas) auf der Suche nach seinem von dubiosen Regierungsagenten gekidnappten Sohn Robin (Andrew Stevens), der über außergewöhnliche Fähigkeiten vefügt. Auf der anderen Seite stellt der Film mit der Figur des Mädchens Gillian (Amy Irving) eine Figur gegenüber, die gerade erst ihre Fähigkeiten entdeckt hat und von diesen äußerst verstört ist. Sie gerät zwischen die Fronten ihrer Angst über ihre Fähigkeiten und gleichzeitig dem Wunsch diese besser zu verstehen.
Während Robin abgeschirmt von der Außenwelt von einem Ärzteteam untersucht und konditioniert wird, welches ihn allerdings kaum kontrollieren kann, sucht Gilliam auf Anraten ihrer Mutter die Hilfe im Paragorn-Institut um hier ihre Fähigkeiten herauszufinden und im Gespräch mit den Ärzten ihre Ängste zu überwinden.
Die Inszenierung besitzt zwar durchaus einige äußerliche Schauwerte, verzichtet aber weitestgehend auf Aktionen. Vielmehr observiert die Kamera und auch wir das Geschehen von Ereignissen die gegenwärtig, aber auch in der Vergangenheit geschehen sind. Die grundlegende Stimmung des Films ist von einer immensen Traurigkeit und Düsternis geprägt, die nur in wenigen warmen Momenten gebrochen wird.
Mit diesem Film arbeitete De Palma vor allen Dingen an seinem visuellen Stil, den er erstmals in SISTERS vorstellte. CARRIE besaß bis auf die Schulballszene keine besonderen visuellen Merkmale, wenn man von den Split-Screen-Aufnahmen absieht, die De Palma bewusst als zweigeteiltes Bild oder durch Abgrenzung von einzelnen Objekten des Sets bzw. der Umgebung und von Gesichtern in Nahaufnahme erzielte. In dieser Hinsicht sehe ich THE FURY als Abschluß einer Findung eines visuellen Stils, den er mit DRESSED TO KILL (1980) und BLOW OUT endgültig perfektionierte.
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#329
Geschrieben 12. März 2004, 18:51
Regie: Stanley Donen
Ein sehr kurzweiliges Filmchen bei dem man sich einerseits köstlich amüsieren kann, was vor allen Dingen an den gut aufgelegten Darstellern wie Cary Grant, Audrey Hepburn, Walter Matthau, James Coburn und George Kennedy liegt, aber auch die zweideutigen Dialogschlachten und das ständige Versteckspiel der ganzen Figuren machen sehr viel vom Reiz des Films aus.
Der Film ist zu einer Zeit entstanden in die er eigentlich nicht so recht passt. Sean Connery hatte als James Bond in seinen ersten beiden Filmabenteuern schon mehr Frauen flachgelegt als Cary Grant in seiner bisher zwanzigjährigen Karriere als Leading Man und der Pessimismus der Harry-Palmer-Reihe um ihren Star Michael Caine hatte noch nicht einmal begonnen. Auch die amerikanischen Flint-Filme mit James Coburn waren noch nicht einmal in Gedanken realisiert, da präsentiert Stanley Donen und Autor Peter Stone dem Publikum eine weibliche Heldin in einem Agententhriller. Von der Moral her ist der Film ganz eindeutig den 50er Jahren zuzuordnen, aber es wird nichts unversucht gelassen um dieses Klischee spielerisch zu durchbrechen. Das ist allerdings niemals geschmacklos der Fall, auch wenn man schon erschrocken ist, wenn als Beweis für das wirkliche Ableben eines Mannes eine Stecknadel in seine Hand gerammt wird.
Wenn ich mir das so recht betrachte ist der Film doch keine so kurzweilige Mixtur aus Romanze, Spionage und Spannung wie schon der von Maurice Binder gestaltete Vorspann und Kinotrailer klarstellt, sondern über eine Frau, die mit dem Ableben ihres Mannes zurecht kommen muss und feststellt, dass sie ganz auf sich allein gestellt ist und eigentlich niemanden trauen kann. Sie fällt zwar Cary Grant einige Male um den Hals, aber man hat es anscheinend nicht gewagt ihm dunkle Züge anzudichten. Der Schock für das Publikum, und wohl auch für mich, wäre viel zu groß gewesen.
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#330
Geschrieben 13. März 2004, 14:14
Regie: John Woo
Seien wir doch mal für einen Moment ganz ehrlich. Wenn man den zu Grunde liegenden Plot und einzelne Momente dieses furiosen Actionfilms einer kritischen Analyse unterziehen würde, müsste man den Film sicherlich auf einen Müllhaufen für Zelluloid-Verbrechen werfen. Aber wenn man mit den Begebenheiten so virtuose umzugehen versteht wie John Woo, dann bin auch ich geneigt mich zurückzulehnen und zwei sehr spielfreudig agierende männliche Hauptdarsteller (Travolta/Cage) beim Pistolen rumfuchteln und ekstatischen Rumquieken zu beobachten. Kann man so einfach die Gesichtshaut auf einen anderen übertragen und mit technischen Hilfsmittel völlig als dieser durchgehen? Natürlich nicht und so werden die Schauspieler werden in ihren Rollen selbst zu Schauspielern.
John Woo hat so glaube ich ein grundsätzliches Problem. Spiegeln seine Filme und die in ihm agierenden Figuren zu sehr die Realität wider, kann ich mich einfach nicht mehr mit ihnen arrangieren. Aber wenn der Look so durchstilisiert ist, wie z. B. bei HARD BOILED lasse ich mich ohne jeglichen Gegenwehr dort hinein ziehen und arrangiere mich mit den storyspezifischen Naturgesetzen. Und das klappt hier vorzüglich.
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