Marx, Adorno, Habermas sind der Soziologen Fraß!
#1
Geschrieben 26. März 2004, 11:33
Kommentare können im dafür eingerichten Thread gerne abgegeben werden...
#2
Geschrieben 26. März 2004, 12:07
Die Sklaverei war kein Missverständnis, es war ein großes Verbrechen.Man wird es nie mit Gesetzen abschaffen können.Die Sklaverei ist eine Eigenschaft des menschlichen Herzens. Auf unseren Untergang! (Werner Herzog, Auszug aus dem Drehbuch zu "Cobra Verde")
Bei Gualtiero Jacopetti und seinem Assistenten Franco Prosperi denken viele zuerst an das Genre des Mondo Films für das beide stilbildend waren. Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass sie, abgesehen von den meist aus Restmaterial bestehenden Fortsetzungen, nur zwei Mondos hervorgebracht haben: „Mondo Cane“ und „Africa Addio“. Die folgenden Filme „Addio Zio Tom“ und „Mondo Candido“ sollten die Grenzen des Genres aufbrechen und haben mit den ursprünglichen Mondos nicht mehr viel gemein.
Konstante in Jacopettis Werk ist die, von Film zu Film unterschiedlich intensive, filmische Reflexion des Leibnitzschen Theorems von der besten aller Welten:
Geschah dies in „Mondo Cane“ noch in Form einer sarkastischen Bestandsaufnahme - in bester Exploitationmanier, unterstützt von rasanten Schnittmontagen und provokanten Gegenüberstellungen verschiedener Kulturen, sollten die Widersprüche unserer Welt aufgezeigt werden -, wandelte sich dieser Ansatz bereits in „Africa Addio“.
Die teils grelle Stilisiertheit der Bilder wich einer was die Inszenierung anbelangt neuen Nüchternheit und Düsternis. Söldner, Wilderer, Hinrichtungen, Armut und Tod prägen den Film. Afrika zur Endphase des britischen Kolonialismus ist ein Pulverfass, der abrupte Abzug des Kolonialmächte ein Fehler, der unabsehbare Konsequenzen haben wird. Diese pessimistische Grundtendenz wurde schnell als Rassismus, als Verächtlichmachung der afrikanischen Ureinwohner zugunsten der britischen Besatzer gebrandmarkt. In Deutschland kam es zu Kinostürmungen aufgebrachter linker Studenten, die in Jacopetti einen miesen imperialistischen Büttel sahen.
Im 1971 entstanden „Addio Zio Tom“ wurde der Authentizitätsanspruch der Mondos endgültig ad absurdum geführt. Der Film schildert die Erlebnisse eines italienischen Teams von Dokumentarfilmern zur Zeit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts. Herren und Sklaven sowie einige historische Figuren wie Harriet Beecher Stowe bevölkern das apokaylptische Panoptikum. Die direkte Anrede der Kamera, respektive des Zuschauers, meist noch in heiterem Plauderton, erzeugt eine unangenehme Stimmung und bindet den Rezipienten mehr in das Geschen ein, als diesem lieb sein dürfte. Die Normalität, mit der die Grausamkeiten dieser schlechtesten aller Welten präsentiert werden, potenziert das Entsetzen nachhaltig. Jacopetti entwirft hier das Bild einer Welt, in der der Mensch - der kapitalistischen Logik bis ins Extrem folgend - auf eine bloße Ware reduziert ist. Kurz eine Welt, deren weitere Existenz schlicht nicht wünschenswert ist.
Ein interessanter Kniff ist, dass die Sklaven in keinster Weise als „edle Wilde“ inszeniert werden, sondern ihrerseits keinerlei Solidarität untereinander an den Tag legen. Gehässige und triebhafte Wesen, die den Äußerungen ihrer Herren über sie auch noch entsprechen. Dadurch kann sich der Zuschauer nicht auf die Seite des zwar versklavten, dafür aber moralisch untadeligen Sklaven schlagen und ein gutes Gewissen haben. Durch die Verkommenheit aller Beteiligten wird diese bequeme Option kategorisch unterlaufen.
So erweist sich auch der Rassismusvorwurf letztlich als haltlos. Was viele hinter all dem beinharten Zynismus gerne übersehen: Jacopetti ist im Grunde seines Herzens Moralist!
#3
Geschrieben 26. März 2004, 16:18
Ich weiß gar nicht, was einige Leute immer haben. Langweiligster UF ever etc etc. Völliger Nonsense. Trotz seiner, sagen wir mal etwas inkohärenten Narration und Spannungsarmut schafft der Film es mich bis zum Schluß zu fesseln. Nicht wenig trägt dazu die sagenhafte Musik des Duos Hübler und Schwab bei, zu deren Klängen wir Soledad Miranda und Eva Stroemberg durch die tollsten 70er Jahre Settings wandeln sehen. Dabei kommen Sonnenbrillen zum Einsatz, wie man sie nur träumen kann...
Franco selbst spielt den undurchsichtigen, schmierigen Memmet, der mehr über die geheimnisvollen Geschehnisse um die Witwe Dracula zu wissen scheint. In einer unbeschreiblichen Szene will er Ewa Stoemberg warnen, bevor er von seinem Vorgesetzten barsch an die Arbeit zurückkommandiert wird:
„Gehen Sie nicht zu der Insel! Dort regieren Wahnsinn und Tod. Treffen Sie mich nachher im Weinkeller“
Später wird Memmet zudringlich und offenbart sein schreckliches Geheimnis. Auf der geheimisvollen Insel spitzen sich die Dinge derweil zu...
Man merkt schon, Franco drückt ordentlich aufs Gas, hat aber durchaus künstlerische Ambitionen. Ausgefallene Kameraeinstellungen, bedeutungsschwangere Aufnahmen eines Papierdrachens und eines Skorpions legen davon beredtes Zeugnis ab. Starker Film mit traumartiger, psychedelischer Atmosphäre.
#4
Geschrieben 26. März 2004, 19:10
Als das Halbblut Keoma nach den Wirren des Bürgerkriegs in die Heimat zu seinem alten Vater und seinen drei ungeliebten Stiefbrüdern zurückkehrt, wird er von neuem mit Tod und Verderben konfrontiert. Das Land ist von einer Pockenseuche heimgesucht, ein skrupelloser Verbrecher hat die Macht an sich gerissen und pfercht die Erkrankten mit Hilfe seiner Gang in einem Lager ein, um sie dem Tod zu überlassen. Mit Hilfe seines alten Freundes, dem Sklaven George, nimmt Keoma den Kampf auf und muss sich im Finale seinen verhassten Brüdern stellen...
Der von Regisseur Enzo G. Castellari gedrehte Western „Keoma –Melodie des Sterbens“ nimmt innerhalb des Italowesternkosmos in vielerlei Hinsicht eine exponierte Stellung ein. Mit niedrigem Budget und ohne festes Drehbuch realisiert weist der Film einige äußerst interessante Komponenten auf. Zunächst seien die imponierenden Scopeaufnahmen genannt, die höchst suggestive Bildkompositionen ermöglichen. Durch die Rolle der alten Frau, die den Tod symbolisiert und an entscheidenden Abschnitten des Films erscheint, gewinnt die Handlung eine zusätzliche metaphysische Dimension. Oft noch unterstrichen durch christliche Ornamentik, so wird Keoma z.B. von seinen Brüdern in Kreuzespose an einen Baum gefesselt...
Castellari bedient sich darüber hinaus einiger weiterer Zitate. So erinnern die in verschiedenen Geschwindigkeiten ablaufenden, ausgedehnten Zeitlupenaufnahmen nicht von ungefähr an Sam Packinpahs „The Wild Bunch“. Der Score der Angelis Brüder orientiert sich hingegen an Bob Dylans Soundtrack zu „Pat Garrett & Billy the Kid“
Das Setting des Western ist düster, durchwebt mit leichten Elementen des Gothic Horror. Gedreht wurde in zwei vom Verfall bedrohten Westernstädten nahe Rom. An die Dunkelheit und Grausamkeit eines „Mannaja“ oder eines „Leichen pflastern seinen Weg“ reicht der Film dennoch lange nicht heran.
Enzo G. Castellari hat mit „Keoma“ einen der besten Vertreter seines Subgenres geschaffen: Einen Twilightwestern der seinesgleichen sucht!
#5
Geschrieben 26. März 2004, 20:39
Ach du dicker Vater, Jugend trainiert für Olympia! Was Umberto Lenzi hier auftischt ist schon ein Vergnügen der ganz eigenen Sorte. Doch zunächst zum Inhalt. Es packt einen sofort...
Am Flughafen einer nicht näher genannten Stadt wird die Ankunft eines Flugzeugs mit wissenschaftlichen Koryphäen, Medizinern und Soldaten erwartet. Was noch niemand weiß: Alle Insassen sind Opfer von radioaktiver Strahlung, der Folge eines missglückten Atomexperiments, geworden.
Nachdem die Besatzung vom Polizeichef zum Verlassen des Flugzeugs aufgefordert worden ist, springen die zu Zombies mutierten Insassen heraus und fallen alle umstehenden Personen, bewaffnet mit Sicheln und Knüppeln (es ist im ganzen Film dieselbe Sichel) an.
Zum Glück ist ein von Hugo Stieglitz gespielter Reporter nebst Kameramann anwesend und kann das Geschehen auf Film festhalten. Sagenhaft, wie Stieglitz ungelogen geschlagene 10 Minuten, wie Pik Sieben mit dem Mikrophon in der Hand, dem bunten Treiben zusieht und ab und an mal ganz verdattert und mit pikiertem Gesichtsausdruck „Unglaublich!“ sagt.
Hier muss noch erwähnt werden, dass es sich nicht um Zombies im klassischen Sinne handelt, sondern um Verstrahlte, die das Blut ihrer Opfer in Vampirmanier schlürfen. Anscheinend sollen so die durch die Bestrahlung verursachten schlechten Blutwerte ausgeglichen werden. Darüberhinaus sind sie verdammt schnell...
Anschließend wird zur Sendeanstalt geeilt, wo Stieglitz nur blanke Ignoranz entgegenschlägt. Sein Newsflash wird zugunsten des mit enger, grellbunter Sportkleidung ausgestatteten Fernsehballetts unterbrochen. Für diese Tat muss der Sender bitter bezahlen. Aus dem Nichts tauchen die Verstrahlten auf und dezimieren das Ballett sowie den Rest der Belegschaft. Hier wäre noch ein glatzköpfiger Verstrahlter zu erwähnen der schaut, als hätte man ihm die Vorhaut gehörig auf links gedreht...
Wie durch ein Wunder kann sich unser Reporter mit seinem VW Käfer retten und eilt ins Stadtkrankenhaus um seine dort arbeitende Freundin vor der drohenden Ungemach zu warnen. Zu spät! Auch hier alles voller Strahlemänner. Zum Glück kann Stieglitz aber seine Freundin retten.
In einem Nebenplot werden die Bemühungen des Militärs gezeigt mit Hubschraubern nach Überlebenden zu suchen. Wenig interessantes, unbedingt erwähnenswert ist aber der Dialog eines Offiziers mit seiner Geliebten, einer Künstlerin:
Sie: „Wenn ich sie mir (die Skulptur) anschaue, so als neutraler Beobachter, habe ich das Gefühl sie ist gar nicht mein Werk, sondern das Werk einer anderen, einer völlig fremden Person.“
Er: „Das ist ja fast Science Fiction, Darling“
Sie: „Metaphysisch würde ich sagen...
Gegen Ende werden Stieglitz und seine Freundin von den Militärs gerettet, doch Lenzi hält noch einen bösartigen Clou bereit...
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Lassen sie die Impressionen einfach eine Zeit auf sich einwirken. Vielen Dank!
#6
Geschrieben 27. März 2004, 09:32
Vulgärpsychologische Fragmente waren schon immer gerne Bestandteil in den italienischen Gialli, neigten aber aufgrund ihrer Dominanz dazu andere erzählerische Elemente in den Hintergrund treten zu lassen. Dadurch verlor diese einstige Neuerung an Schärfe, wurde Klischee...
Seit die junge Jane (Edwige Fenech) bei einem durch die Unachtsamkeit ihres Mannes Richard (George Hilton) verursachten schweren Autounfall ihr ungeborenes Kind verloren hat, ist es um das gemeinsame Eheleben nicht mehr gut bestellt. Traumatisiert von diesem Erlebnis wird Jane immer wieder von Albträumen heimgesucht, in denen ein Mann mit stahlblauen Augen (Ivan Rassimov) versucht sie mit einem Messer umzubringen. Doch der Killer lässt sich auf einmal nicht mehr nur in den Träumen sehen, sondern stellt der jungen Frau auch in der Realität nach. Die Grenzen von Traum und Wirklichkeit verwischen.
Völlig aufgelöst vertraut sich Jane ihrer Nachbarin (Susan Scott) an. Diese rät ihr die Gänge zum Psychiater einzustellen und stattdessen eine schwarze Messe bei einer Satanssekte um den undurchsichtigen McBain (Julian Ugarte) zu zelebrieren. Doch dort wird ein doppeltes Spiel getrieben...
Der 1972 entstandene Film „Die Farben der Nacht“ ist ein Giallo der gehobenen Kategorie, dem die durch den Sektenplot bedingten okkulten Elemente einige interessante Facetten geben. Eine Atmosphäre von Beklemmung und Realitätsverlust durchzieht den Film und gewährt tiefe Einblicke in die Psyche der Protagonistin. Pointiert unterstrichen durch den Score von Bruno Nicolai.
Giallotypisch ist der Film sehr durchgestyled und bietet einige schöne und vielseitige Kameraeinstellungen. Besonders in den surrealen Albtraumsequenzen und diversen äußerst gelungenen Landschaftsaufnahmen zeigt sich echte Könnerschaft. Kein Zufall, hat doch Regisseur Martino sein Handwerk unter anderem bei Mario Bava von der Pike auf gelernt.
Sergio Martino hat mit diesem Film einen faszinierenden Giallo geschaffen, der sich nicht damit begnügt sattsam bekannte Klischees abzuspulen, sondern dem Genre noch den ein oder anderen wichtigen Impuls geben kann.
#7
Geschrieben 27. März 2004, 15:51
In letzter Zeit hat sich meine de Palma Sammlung nur auf seine Thriller einreduziert. Etwa „Carrie“ erschien mir zuletzt doch recht zäh und schlecht gealtert. Zu hysterisch und aufgeregt, teils peinlich und blöd. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich bin mit dem Film nie richtig warm geworden. Habe allerdings im Moment wenig Lust an diesem Umstand etwas zu ändern.
„Raising Cain“ gewinnt mit jeder Sichtung, früher von mir ob seiner comichaften Charaktere und Plottwists verlacht, offenbart der Film mehr und mehr seine Tiefe. Hier wird auch das Traum-Realitätsspiel nicht so derart überstrapaziert wie z.B in „Femme Fatale“. Interessant wie blass und im Grunde überflüssig der Charakter Stephen Bauers ist...
„Obsession“ nimmt momentan den Platz des besten de Palmas sein. Seine erste wirkliche Hitchockrezeption, nicht nur bloßes Rip-Off. In welche Untiefen hier der Hitchcocksche Vertigohorizont ausgelotet wird ist fast beängstigend. Auch das Understatement in den Bildkompositionen macht ihn zu seinem visuell ansprechendsten Film.
„Snake Eyes“ ist lange nicht so schlecht wie immer behauptet wird! „Femme Fatale“ strapaziert wie bereits angesprochen die Traum-Realität Masche etwas zu sehr. Dieses Rumgegeile zwischen Romina Stavros und Antonio Banderas ist aber mal nur peinlich...
„Blow Out“, „Dressed to Kill“ und „Body Double“ haben nicht an Wirkung verloren. Wer keinen Sleaze mag wird mit ihnen teilweise nichts anfangen können. Grade „Dressed to Kill“ kommt recht schmierig daher - Wissend lächelnde Männer mit Brusthaar und Sonnenbrillen etc...
#8
Geschrieben 27. März 2004, 19:00
Larry Stanciano (Franco Nero) ist ein harter, ehemaliger Drogenfahnder aus San Francisco, der sich nach einem unverschuldeten Gefängnisaufenthalt als Privatdetektiv mehr schlecht als recht über Wasser hält. Eines Tages wird er von seinem ehemaligen Vorgesetzten in den Dienst zurückberufen. Stanciano soll den Kopf eines weltweit operierenden Drogenimperiums zur Strecke bringen. Während seiner Ermittlungen in Genua findet er heraus, dass er als Marionette in einem tödlichen Spiel benutzt wird...
Der italienische Polizeifilm der 70er und frühen 80er Jahre ist ein äußerst vielschichtiges und missverstandenes Sujet. Oft als reaktionäre Schreierei nach dem starken Staat verschrien, übel beleumundet aufgrund allzu leichtfertigem Umgang mit Selbstjustiz und anderer Unkorrektheiten, waren es doch meist Regisseure aus dem linken politischen Umfeld, die diese Filme realisierten. Eine bemerkenswerte Ambivalenz, die dieses Genre so schillernd und ergiebig macht.
Enzo G. Castellaris „Der Tag der Cobra“ kommt allerdings etwas zahmer, als andere Genrevertreter daher. Auf diverse political incorrectness wird dennoch nicht verzichtet. So prügelt sich Franco Nero schon mal mit einem drogensüchtigen Transvestiten durch einen Nachtclub oder schimpft einen Türsteher gar „Spastiker“ . Auch auf den üblichen Machismo wird nicht verzichtet. So liegt Nero mit Schnäuzer und reichlich Brusthaar mit einem Flittchen im Bett und gibt Sätze wie „Meine Wunden sind alt, wie guter Wein“ von sich.
Nach einem gut in Szene gesetzten Auftakt verliert der Film zunächst ein wenig an Tempo, zieht aber gegen Ende noch einmal deutlich an. Grade beim Showdown zeigt sich Castellaris Talent für handfeste Actionszenen.
Kein herausragender, aber ein doch grundsolider Genrevertreter. Unbedingt sollte noch der bizarre Titelsong erwähnt werden: „I am a Cobra!“
#9
Geschrieben 28. März 2004, 09:25
Harter Tobak! Der ostfriesische Bauer Karl (Karl Dall) ist Verehrer des Schlagersternchens Linda-Lu. Als diese ihm endlich ein Autogramm mit einer netten Widmung zukommen lässt, knallt Karl durch, versetzt seine Melkmaschine und fliegt nach Ibiza. Dort findet er bei einer Gruppe Jugendlicher Anschluss, wird aber nur ausgenutzt und gerät fortwährend in haarsträubende Situationen...
Der Film, man merkt es schon, ist reinster Trash. Die Witze sind wirklich auf allerniederstem Niveau, zumeist in Form von Kalauern dargebracht:
Karl: „Papa, ich fahr nach Ibiza“
Vater: „Komm zum Abendessen wieder!“
Karl: „Papa, ich fahr nach Ibiza“
Vater: „Keine Pizza. Es gibt Grünkohl“
Bedienung: „Was darf es sein? Dry Gin?“
Karl: “ Wieso drei Gin? Ich will nur einen!“
Ansonsten wird noch mit hanebüchener Situationskomik und viel nackter Haut aufgewartet. Das Schauspielerensemble besteht aus der notorischen Bea Fiedler, Isa Haller, Helga Feddersen und Olivia Pascal. Gottlieb Wendehals gibt den eifersüchtigen Gatten, der seiner nymphomanen Frau nachstellt.
Wirklich abenteuerlicher Unfug, der aber mit der Zeit, eine merkwürdige Sogkraft entfaltet! Karl Dall selbst ist auf den Film offenbar nicht mehr gut zu sprechen...
#10
Geschrieben 28. März 2004, 11:21
Vier amerikanische Durchschnittsteenager reisen durch das amerikanische Hinterland um einen Reiseführer über kuriose Attraktionen zu schreiben. Als sie bei Captain Spaulding's "Museum of Monsters and Madmen", einer Tankstelle mit einer integrierten Freakshow, die Legende des ortsansässigen, wahnsinnigen Killers Dr. Satan hören, lassen sie sich den Weg beschreiben. Nachdem sie einen Anhalter mitgenommen haben, kommen sie an ein heruntergekommenes Farmhaus. Niemand von ihnen wird die Nacht überleben...
Bemerkenswert ist, dass Zombie die Narration des Films einem relativ konventionellen, stetig ansteigenden Spannungsbogen folgen lässt, diesen aber an zwei neuralgischen Stellen bricht:
Die „Showtime!“-Sequenz, in der diverse Familienmitgliedern den Gästen eine bizarre Nummernrevue präsentieren, bedeutet eine Unterbrechung der ansonsten kohärenten Atmosphäre des Grauens.
Schöpften Terrormovies ihren Schrecken doch zu einem nicht unerheblichen Teil aus dem raffinierten Wechsel zwischen Bezügen auf reale Ereignisse, amerikanische Serienmödermythologie und reiner Phantasie, so lässt der Film hier bewusst die entsprechende Austariertheit – Der Terrorfilm als Umschlagplatz zwischen Realität und Fiktion - vermissen.
Der Regisseur ordnet seinen Film damit im amerikanischen Universum der Popkultur ein, in dem Figuren wie Leatherface eine feste Größe sind, den despotischen Schrecken aber, den sie vor ihrer Mythosgenese ausstrahlten, längst eingebüsst haben.
Später jedoch, beim minutenlang andauernden Moment vor der Exekution eines zur Hilfe herbeigeeilten Polizisten, wird der Wahrheitsgehalt der Formel Killer = Pop Gegenstand einer kritischen, fast meditativ anmutenden, Reflexion. Die sich in die Vogelperspektive entfernende Kamera unterstreicht dies nachhaltig.
„House of 1000 Corpses“ ist in allen Teilen dem amerikanischen B-Movie verpflichtet. Genregrößen wie Karen Black, Sid Haig oder Bill Mosely geben sich die Klinke in die Hand, unzählige Verweise auf andere Vertreter des Horrogenres sind auszumachen. Diverse, auf unterschiedlichen Formaten gedrehten, Filmeinsprengsel, teils solarisiert und verfremdet, unterstreichen die Pluralität des Werkes.
Grausam und erbarmungslos, selbstreflexiv, ohne sich in übertrieben ironischen Manierismen zu brechen, entfesselt Rob Zombie ein infernalisches Panoptikum, das für den Zuschauer ein hochgradig unangenehmes, stark somatisches Erlebnis ist.
House of 1000 Corpses“ ist ein Meisterwerk postmoderner Filmkunst, dürfte aber nicht für alle Kinogänger goutierbar sein!
#11
Geschrieben 28. März 2004, 19:35
Deutschland in den frühen 70er Jahren: Außenpolitische Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg, innenpolitisch Anschläge der RAF, Rasterfahndung, Staatsräson. Eine bleierne Zeit. Warum das ganze also nicht in bester Exploitationmanier fiktionalisieren und dabei den Rubel kräftig rollen lassen, mag sich Rolf Olsen bei der Realisierung dieses Filmes gedacht haben. Das Konzept sollte aufgehen...
Erzählt wird die Geschichte des zu allem bereiten Gewaltverbrecher Heinz Klett (Raimund Harmstorf), der nach seiner spektakulären Flucht aus dem Gefängnis einen richtig großen Coup landen will. Mit dem Gastarbeiter Luigi (Gianni Macchia) und dessen schwangerer Freundin Heidi (Christine Böhm), die endlich der Enge ihrer kleinbürgerlichen Existenz, ihrem „Sklavendasein“ entfliehen wollen, plant er einen brutalen Banküberfall. Dritter Mann wird Heidis von der Bundeswehr desertierter Bruder (Amadeus August). Doch bei einem Überfall auf einen amerikanischen LKW zwecks Waffenbeschaffung gibt es den ersten Toten. Es wird nicht der Letzte sein!
Mit tatkräftiger Unterstützung der italienischen „Daunia70“, die für Klassiker wie „Milano Kaliber 9“ verantwortlich zeichnete, legt Rolf Olsen hier einen Reißer allererster Güte vor. Da auf exploitative Schauwerte nicht verzichtet werden soll, gibt es Gewalt und abstruse Sprüche bis zum Abwinken. Allein Harmstorfs teils wirklich abenteuerliche Einlassungen machen den Film zu einem unvergesslichen Ergebnis. Andererseits will der Film aber auch auf moralische Botschaften der Marke „Verbrechen lohnt sich nicht“ nicht verzichten, was aufgrund des gebotenen Spekulationsoverkill eher amüsiert.
Auch die meist von Heinz Klett hervorgebrachten Bezüge zu damaligen politischen Geschehnissen verfehlen ihre Wirkung nicht. Unter anderem werden häufig Anspielungen auf den Banküberfall in der Prinzregentenstraße gemacht. Höhepunkt stellt jedoch eine im Stil des Kolportagereports gefilmte Sequenz dar, in der Schaulustige über ihre Meinung zur Todesstrafe befragt werden. Die meisten Bürger befürworten sie. Auch das ist aus Dokumentarfilmen über die RAF Zeit bekannt.
Der Film nimmt sich zunächst Zeit, um die Motive seiner Protagonisten darzulegen. Luigi und seine Freundin haben es satt immer nach der Pfeife anderer tanzen zu müssen und schlecht behandelt zu werden. So ist Heidi allerlei Gehässigkeiten im Büro ausgesetzt, während Luigi bei seiner Arbeit von einem Kunden (Regisseur Rolf Olsen) nach Gutsherrenart „Arschloch“ geschimpft wird. Auch Heidis Bruder Christian ist mit seiner Desertation ein von der Gesellschaft Ausgestoßener.
Am meisten lässt jedoch Raimund Harmstorf die Puppen tanzen. Seine Darstellung des teils kühl berechnenden, teils eruptiv aggressiven Schwerverbrecher Heinz Klett ist eine Klasse für sich. Wenn er wutentbrannt und mit feuerrotem Haar in einen Raum stürmt, dann brennt sofort die Luft. Unterstrichen wird dies durch Nahaufnahmen seiner im Schritt ausgebeulten Lederhose, die beziehungsreich durch eine Kamerafahrt auf sein triumphierendes Gesicht unterstrichen werden. Nun weiß auch der Letzte, Klett ist ein omnipotenter Psychopath, dem man besser nicht in die Suppe spuckt...
Ein großartiger Exploitationfilm aus deutschen Landen, den man Kadetten wie Dieter Wedel, Helmut Dietl und wie sie alle heißen mal tüchtig um die Ohren schlagen sollte! Echter Rock 'n' Roll!
#12
Geschrieben 29. März 2004, 21:44
Krieg, das letzte große Abenteuer für harte Männer!
Ein nicht näher bekannter südamerikanischer Staat in den Händen einer skrupellosen Militärdiktatur. Doch eine Guerillerobande um den Rebellenanführer Carrasco (Söldnerfilmstar Lewis Collins) setzt alles daran der Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen und den Präsidenten zu stürzten. Doch hinter diesem stehen die Milizen seines grausamen Handlangers Silveira (Klaus Kinski). Als die Rebellen einen strategisch wichtigen Staudamm sprengen, gibt der Präsident Silveira freie Hand um die Aufwiegler endgültig auszumerzen.
Dieser lässt nicht lange bitten: Bauerndörfer, die den Befreiungskämpfer Unterstützung gewähren, werden dem Erdboden gleichgemacht, ein mit Kindern besetztes Flugzeug in die Luft gejagt, um die Tat den Guerilleros anzuhängen. Gnadenlose Kämpfe entbrennen, an deren Ende für Carrasco eine Begegnung mit Silverea steht...
Erwin C. Dietrich lässt es ordentlich krachen! Warum werden heute nicht mehr solche Filme gemacht? Eine Gruppe von Genregrößen in einen Urwald verfrachtet und mal so richtig die Puppen tanzen lassen. Unter der Regie von Antony Dawson (Antonio Margheriti) realisiert, offenbart sich der Film als handwerklich äußerst versiertes Stück Actionkino. Besonders die Explosionen und Gebäudezerstörungen - hier wäre die imposante Staudammsprengung zu nennen - sind auf höchstem Niveau. Diese Special Effects wurden mit großen Modellbauten realitätsnah umgesetzt. Eigentlich ein Glück, dass der für den Job zuerst vorgesehene Bruno Mattei absagen musste. Margheriti ist nämlich der deutlich bessere Regisseur.
Die Story ist im Grunde Nebensache: Rebellen gegen Staat. Punkt! Das Ensemble um Lewis Collins, Klaus Kinski, Manfred Lehman und John Steiner ist aus vielen Filmen bewährt und liefert genau das, was sich der geneigte Exploitationfreund wünscht.
Ein immer wieder gern gesehener Film!
#13
Geschrieben 30. März 2004, 09:22
Dieser Western wird mit Sicherheit nicht für jedermann goutierbar sein, stellt er doch einen völlig atypischen Genrebeitrag da. Vom Verleih aus Gründen des Profits mit dem Namen Django ausgestattet, hat „Se sei vivo spara“ mit dem Corbucci-Klassiker nicht das geringste gemeinsam. Ohne klare lineare Handlung, keinem herkömmlichen Spannungsaufbau folgend, stark surreal und metaphysisch entzieht sich „Töte Django“ nahezu allen narrativen Konventionen...
Nach einem geglückten Überfall auf einen Goldtransporter, werden der Fremde (Thomas Milian) und seine mexikanischen Freunde, von ihren amerikanischen Partnern betrogen. Da diese die Beute nicht teilen wollen, lassen sie die Mexikaner ihr eigenes Grab schaufeln und schießen sie anschließend brutal zusammen. Doch auch das Glück der Verräter und ihres Anführers Oaks (Piero Lulli) ist nur von kurzer Dauer. In einem Ort namens „The Unhappy Place“ wollen sie frische Pferde für die Weiterreise kaufen. Doch statt sie mit der gewünschten Ware auszustatten macht die ganze Stadt auf die Banditen Jagt und lyncht sie. Das Gold reißen sich der Barkeeper Tembler und der Geschäftsmann Hagerman unter den Nagel.
Der Fremde wird indes von zwei Indianern gefunden und gesund gepflegt. Da er, so glauben sie, im Reich des Todes war, folgen sie ihm als Diener und gießen ihm Kugeln aus Gold. Der Spur seiner Verräter folgend, kommt er im „Unhappy Place“ an und gerät zwischen alle Fronten...
Was Regisseur Giulio Questi, der unter anderem den Giallo „La morte ha fatto l'uovo“ („Death laid an egg“) realisierte, hier auffährt, befindet sich weit jenseits aller bekannten Westernklischees bzw. hintertreibt diese durch ihre Pervertierung ins Gegenteil. So findet die Gang um Oaks, die in den meisten anderen Western der Gegenspieler des Helden wäre, schon zu Beginn des Films ein grausames Ende von Hand der Stadtbürger, die sich letztlich als die wirklich verkommenen Charaktere erweisen. Auch der genreübliche Machismo wird von Questi zynisch unterlaufen: So lassen sich etliche offensichtliche Anspielungen auf Homosexualität finden. Evan, der Sohn des Gastwirts, wird nach seiner Entführung von den Männern des Gutbesitzers Sorrow sexuell belästigt und wahrscheinlich vergewaltigt. Am nächsten Morgen bringt er sich um...
Auch wartet der Western mit unerwartet expliziten Grausamkeiten auf: Nachdem einer der Banditen schwer verletzt ein Duell mit dem Fremden überlebt hat, wird er zum Stadtarzt gebracht. Als die Umstehenden feststellen, dass goldene Kugeln in seinem Körper stecken, reißen sie dem Verwundeten die Geschosse mit bloßen Händen aus dem Fleisch. Die Skalpierung eines Indianers ist an Härte ebenfalls schwer zu übertreffen.
Nach Aussagen Questis fiktionalisiert der Film in Teilen dessen Erlebnisse während des Partisanenkrieges im WW2. So tragen etwa die Männer Sorrows alle schwarze Einheitskleidung, eine Anspielung auf die Uniformen der faschistischen italienischen Kampfbünde.
Zu erwähnen wäre noch die kreative Kameraarbeit Franco Delli Collis, dessen handwerkliches Geschick die Bildsprache Questis zur vollen Entfaltung bringt. Auch der Schnitt wartet mit ungewöhnlichen psychedelischen Effekten auf.
Ein filmisches Unikum!
#14
Geschrieben 31. März 2004, 22:10
Als der Kopfgeldjäger Mannaja (Maurizio Merli) in das vom despotischen Ausbeuter Ed McGowan beherrschte kleine Silberminenstädtchen Crashville kommt, legt er sich gleich mit dessen Handlanger Waller (John Steiner) an. Dieser treibt die Bewohner des Ortes mit Hilfe seiner Privatarmee zu gesundheitsschädigender Arbeit in der Mine. Mannaja beschließt diesen Zuständen ein Ende zu machen. Was niemand weiß: McGowan hat Mannajas Vater auf dem Gewissen. Doch auch McGowans Tage sind gezählt, denn im Hintergrund spinnt jemand eine teuflische Intrige. Es kommt zu Kämpfen aus denen niemand als Sieger hervorgehen wird...
Dieser Spätwestern von Sergio Martino erinnert in mancher Hinsicht an Enzo G. Castellaris Film „Keoma“. Erneut findet man eine stark gotische Stimmung vor: Nebel, Schlamm, Dunkelheit. Auf die metaphysische Komponente wird zwar verzichtet, dafür lehnt sich der Score – ebenfalls von den Angelis Brüdern – klar an Castellaris Film an.
Bemerkenswert ist die grausame Grundstimmung, die den Film durchzieht. Neben „Leichen pflastern seinen Weg“ wohl einer der dunkelsten Western, die je gedreht wurden. Es gibt kaum ehrliche Personen. Die meisten Charaktere sind undurchsichtig, falsch, bigott. Die Liebe Mannajas zu einer Prostituierten hat keine Chance. Sie wird vor seinen Augen von Verbrechern umgebracht, nachdem diese das Versteck der Beute erfahren haben. Mannaja selbst muss unter Folter zusehen. Er wird bis zum Hals in Sand eingegraben, das Gesicht zur Sonne, die Augenlider mit Streichhölzern aufgesperrt...
Martino spart in seinem Film nicht mit Gewalt. Diese kommt aber nie ironisch überlegen daher, wie man es etwa aus den Leone Western gewöhnt ist, sondern ist viehisch und brutal.
Klassische Helden gibt es nicht, jeder der Beteiligten muss am Ende des Films einen hohen Preis zahlen. Besonders erwähnenswert ist noch John Steiner in der Rolle des verschlagenen Waller. Von zwei großen, schwarzen Hunden begleitet umgibt ihn eine verstörende Aura der Kälte und Dämonie.
Einer meiner Westernfavoriten: Kompromisslos, grausam, durchdacht...
#15
Geschrieben 03. April 2004, 21:28
Gefiel mir deutlich besser als sein Vorgänger, den ich mir aber noch einmal genauer ansehen muss. Der erste Teil der Trilogie hatte nach dem vielversprechenden Auftakt einen zu zähen Mittelteil. Diverse Aspekte in der Beziehung zwischen den Brüdern wurden nur angerissen, teilweise unglücklich umgesetzt. Alles in allem zu mühsam und langatmig. In "Dead or Alive 2: Birds" erschien mir die Narration stimmiger, interessanter umgesetzt - sowohl inhaltlich, als auch technisch. Besonders die Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten waren anrührend - vergleichbares habe ich in dem Kontext noch nicht gesehen. Miike macht hier zum Glück nicht den Fehler in die Kitschfalle zu treten. Nach "DOA 1" dachte ich schon Miike könne keine Geschichten erzählen. Zum Glück bin ich eines besseren belehrt worden...
Nach "Audition" ein weiterer herrvoragender Miike!
#16
Geschrieben 06. April 2004, 17:16
So, da gab es also mal wieder italienische Söldnerexploitation im Hause Marx. Diesmal „Die Rückkehr der Wildgänse“(Cobra Mission) vom umtriebigen Regisseur Fabrizio De Angelis aka „Larry Ludman“.
Auch Jahre nach Ende des Vietnamkrieges sind immer noch etliche amerikanische Soldaten in den Händen des Vietcong. Ein unerträglicher Zustand, wie die altgedienten Genre-Recken Manfred Lehmann, Christopher Connoly, John Steiner und Oliver Tobias finden. Da die von ihnen verkörperten Charaktere im zivilen Leben allesamt nicht klar kommen, ist der gemeinsame Entschluss schnell getroffen: Zurück nach NAM und den Reisfressern mal kräftig in den Arsch treten! Mit Hilfe eines Verbindungsmanns, einem französischen Priester (Donald Pleasance!), gewinnt man schnell ein Bild der Situation: Um die gefangenen Kameraden zu befreien führt der Weg zurück in die gelbe Hölle des vietnamesischen Dschungels...
Tja, was soll man da sagen? Ein ultrareaktionäres, billiges, schmieriges und zynisches Machwerk, dessen fragwürdige politische Botschaft kurioserweise von Italienern dargebracht wird. Aber trotzdem oder gerade deswegen ein großer Spaß für den Connaisseur solcher schmuddeliger Ballerepen!
Besonders die wirklich extrem plakative Aufbereitung alter Feindbilder und politischer Ideologien mutet so tapsig und drollig an, dass sie nun keiner wirklich Ernst nehmen kann. Darüber hinaus strotzt der Film vor spekulativen und teils durchaus rassistischen Sprüchen der amerikanischen Befreier gegenüber den Vietnamesen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, werden die zu Anfang des Films aufgebrachten kruden Verschwörungstheorien am Ende auch noch bestätigt: Nicht der tapfere Soldat hat den Vietnamkrieg verloren, sondern die Politiker! Hier kann dann auch der selige Gordon Mitchell als undurchsichtiger amerikanischer General brillieren...
Fazit: Ein ganz gewaltiger Klopper!
#17
Geschrieben 06. April 2004, 22:23
Ich erinnere:
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#18
Geschrieben 07. April 2004, 17:00
Jetzt bin ich leider enttäuscht, umso ärgerlicher, da es wahrscheinlich auch noch meine eigene Schuld ist.
Zum ersten Mal vor circa einem knappen Jahr durch Presse und andere Berichterstattung mit dem Film bewusst konfrontiert worden, hat sich seitdem ein interessanter Bewusstseinswandel vollzogen. Zunächst hatte sich meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die ästhetisch-formalen Komponenten konzentriert: Ich hörte von einer entfesselten Kamera, Einstellungen komplett ohne Schnitt, wegweisenden digitalen Effekten und so weiter. Für so etwas bin ich immer zu haben, ich liebe Filme, die sich hauptsächlich auf rein visueller Ebene offenbaren. Besonders das Stilmittel, die emotionale Enthemmtheit der Hauptcharaktere, durch eine, dem Gemütszustand entsprechende, hektische Kameraarbeit zum Ausdruck zu bringen faszinierte mich.
Wenig später kamen die ersten Berichte von Kinogängern, die ob der gesehenen drastischen Grausamkeiten und überhaupt durch die ganze Tragik der Erzählung tief bewegt waren. Andere wiederum sahen in dem Film eher exploitativen Müll, heiße Luft. Man kennt das ja aus entsprechenden Forumsdiskussionen und diversen Reviews. Natürlich war ich über die Handlung des Films inzwischen vollständig informiert: Einerseits will man sich den Kopf ja immer freihalten, um möglichst unvoreingenommen in einen Film zu gehen - hat man aber bereits ein gewisses Maß an Informationen aufgesogen gibt es kein zurück mehr und man giert nach immer mehr Input.
Dann, mit der Zeit, entwickelte der, immer noch ungesehene Film, eine Eigendynamik, wucherte unterschwellig in meinen Gedanken und nahm immer monströsere Dimensionen an. Ich hatte zum Schluss geradezu Hemmungen mir die DVD auszuleihen!
Jetzt habe ich endlich „Irreversible“ gesehen und bin enttäuscht, dass er nicht mit dem Film in meinem Kopf übereinstimmt. Chance vertan...
#19
Geschrieben 10. April 2004, 17:52
Chu Ling (Chen Ping) wird auf dem Weg nach Hause von 5 Unholden vergewaltigt und mit einer Syphillisabart, genannt "Vietnam Rose", infiziert. Sie schwört ihren Peinigern tödliche Rache. Mit Hilfe eines verkrüppelten Nachtclubbsitzers, der sie in Kung Fu unterweist, macht sie die Verbrecher ausfindig und bringt einen nach dem andern um...
Mensch, das war mal wieder ein Film nach meiner Fasson. Schön schmierig und spekulativ. Besonders das extrem coole Flair weiß auf Anhieb zu begeistern. Man trägt den Schick der 70er Jahre: Schlaghosen, Polyesterhemden, dazu großmächtige Sonnenbrillen –auch Nachts ! Alles untermalt von flottem Beat...
Die Vergewaltiger sind auch noch so eine Kategorie für sich, tragen sie doch alle extrem abstruse Namen: Zum Beispiel Heroine, Atom oder Pimp... Darüber hinaus sind sie alles echte - dünne Oberlippenbärte tragende – Schmierlappen. Genreüblich bekommen die Sittenstrolche dann auch vom Rachengel tüchtig was aufs Skrotum. Die Klötze der Peiniger werden u.a. mit Spitzhacken und Scheren malträtiert als gäbe es kein Morgen. Aber auch funky Gimmicks wie tödliche Spielkarten kommen zum Einsatz.
Das macht Spaß, das hat Stil!
Und: Gegen den Seventies Gangsterstyle kann diese ganze hochgejublete Matrix-Darkroom-Leder-Coolness aber mal ganz gewaltig einpacken.
#20
Geschrieben 12. April 2004, 09:17
Donnerschlag, was für ein horrender Blödsinn! Gottlieb Wendehals kann alles: "Mit dem kleinen Hammer auf den großen Zeh!"
#21
Geschrieben 12. April 2004, 18:50
Heute war die Sichtung von Robert Aldrichs Mickey Spillane Verfilmung dran. Da ich auf Cop/Private Eye Thriller und auf Film Noir stehe - wobei das Rattennest ein eher untypischer Vertreter ist, war ich auf den Film sehr gespannt.
Als dem Privatdetektiv Mike Hammer nachts eine unbekannte Frau auf einer einsamen Landstrasse vor sein Auto läuft, werden beide kurze Zeit später abgefangen, in ein Haus gebracht und unter Folter verhört. Danach werden Hammer und seine Begleiterin in einen Wagen gesetzt und einen Abhang hinunter geschoben. Sie überlebt nicht, Hammer kommt durch. Sein einziger Hinweis: Das kryptische „Remember Me“ der ermordeten Frau.
Entgegen aller Ratschläge von Polizei und Freunden haut Hammer mit brachialem Vorgehen tiefe Schneisen durch die Unterwelt. Doch die Verstrickungen sind weitaus größer und gefährlicher als Hammer ahnen kann. Die nationale Sicherheit steht auf dem Spiel...
Spillanes Privatdetektiv Mike Hammer ist keine besonders sympathische Figur. Von Statur kräftig und brutal, charakterlich selbstgezogen und rücksichtslos - so wird er gleich zu Beginn des Films von der Anhalterin beschrieben. Trotzdem ist er nicht davor gefeit selbst betrogen und hintergangen zu werden, wie der Verlauf des Films zeigen wird. Aldrichs Film fügt sich nicht in das klassische „Hardboiled“-Schema ein. Die Beziehungen der Figuren innerhalb des Films sind beliebig, unbedeutend. Sicher, die undurchsichtige Frau, der toughe Detektiv, alles ist vorhanden, nur konsequent gegen den Strich inszeniert und dadurch schillernd und schwer fassbar.
Besonders auffällig wird das auch beim MacGuffin des Films: Dient dieser meist nur als inhaltlich unbedeutender Aufhänger für die Suspensespielchen des Regisseurs, gleicht er in Aldrichs Film der Büchse der Pandora und leitet ein unerwartet apokalyptisches Ende ein. Sämtliche erwarteten Klischees werden unterlaufen, der Zuschauer weiß nicht woran er ist, alles steht auf dem Kopf. Visuell wird dies noch durch Licht-Schatten Effekte und ausgefallene, verwinkelte Kameraeinstellungen betont.
Ein narrativ und formal ausgefallener, düsterer und für das Alter teils erstaunlich brutaler Film. Ein spiegelverkehrter Film Noir. Anti-Noir sozusagen...
#22
Geschrieben 13. April 2004, 20:55
Angesichts solch herausragender Filme frage ich mich warum das asiatische Kino bei uns – und das schließt leider weite Teile der hiesigen Filmpublizistik ein – immer noch eine derartige Geringschätzung erfährt!
#23
Geschrieben 15. April 2004, 07:27
Was soll man groß sagen? Schwertkämpfe, Hobby-Amputationen und fiese buddhistische Mönche (sind eigentlich keine, sondern Männer eines gegnerischen Warlords, der seinen Einfluss in der Region ausbauen will). Dazu ein mit Fallen gespickter Tempel...
Auch sehr schön war wieder das Motiv vom gütigen Herrscher, der mit seinen ihm treu ergebenen Männern gegen einen korrupten Statthalter vorgeht. Die etwas gaye Haartracht der beiden Begleiter des Helden war ebenfalls nett anzusehen!
So, jetzt wird es mal wieder Zeit für eine SB TOP-TEN:
- 1. Vengeance
- 2. Intimate Confessions of a Chinese Courtesan
- 3. The Boxer from Shantung
- 4. The Kiss of Death
- 5. All Men are Brothers
- 6. Secret Service of the Imperial Court
- 7. 36th Chamber of Shaolin
- 8. Clans of Intrique
- 9. Five Shaolin Masters
- 10. The Twelve Gold Medallions
#24
Geschrieben 17. April 2004, 13:21
Die Handlung des Films dürfte ja hinlänglich bekannt sein. Inhaltlich wird ja immer gerne auf die angeblich extremen Gewaltdarstellungen verwiesen. Richtig ist, Miike überzeichnet dabei deartig, dass man schon arg simpel gestrickt sein muss, um das Gezeigte wirklich Ernst zu nehmen. Darüber hinaus taugen die Protagonisten des Films in keinster Weise als Identifikationsfiguren, entspringen ihre Taten doch ausnahmslos einer derangierten Psyche. Der von Western, Hongkong Kino oder jüngst von Quentin Tarantino kultivierte Machismo mit seiner Stilisierung des Auftragskillers zum apokalyptischen Racheengel wird konsequent unterlaufen. Sie sind weinerliche, kaputte Wracks. Miike operiert hier in einer Sphäre absoluter Künstlichkeit, in der gängige Moralvorstellungen völlig fehl am Platze sind. Durch die unterdurchschnittlichen CGI-Effekte wird dieser artifizielle Charakter noch weiter unterstrichen.
Fasziniert hat mich dann auch eher die Tatsache, dass der Film unglaublich reich und vielfältig ist. Was der Regisseur hier an Ideen unterbringt, kriegen andere in ihrer ganzen Filmkarriere nicht auf den Weg. Dabei ist der Film nicht nur laut, bunt und grell, sondern hat durchaus ruhige Momente, in denen auch ernste Themen wie Leistungsgesellschaft und Mobbing behandelt werden. Miike gibt dabei seine Figuren nie der Lächerlichkeit preis und hält sich angenehm zurück. Erhobene Zeigefinger sucht man hier vergebens. Andererseits kann ich schon nachvollziehen, wenn Leute Probleme mit dem Film haben. Konsensfähig ist das Gebotene mit Sicherheit nicht.
Hält man sich aber dagegen vor Augen, was für spießige Nichtigkeiten täglich in unseren Feuilletons erbrochen werden, so sieht die Sache freilich anders aus. Biederes Erzählkino der Sorte "Goodbye Lenin" mögen sich die Erzeuger demnächst doch besser einfach an den Hut stecken. Ich kann verzichten!
#25
Geschrieben 17. April 2004, 13:46
Mann, das hat vielleicht Spaß gemacht. Gewagte Mode, skurille Charaktere sowie interessante Einfälle en Masse. Und Tadanobu Asano ist ja mal über jeden Zweifel erhaben...
#26
Geschrieben 17. April 2004, 20:24
Gegen den Willen von Orson Welles durch die Universal Studios komplett umgeschnitten, wurde "Touch of Evil" nach einem von Welles verfassten ausführlichem Memorandum erst Jahre später wieder in seinen Ur-Zustand gebracht. Es ist nicht immer leicht seiner Zeit voraus zu sein.
In einer heruntergekommenen mexikanischen Grenzstadt wird ein Geschäftsmann in seinem Auto von einer Bombe zerissen. Der mexikanische Drogenfahnder Vargas (Charlton Heston) und seine Frau, die ihre Flitterwochen in der Stadt verbringen, werden Zeugen des Mordanschlags. Vargas beginnt zu ermitteln. Wenig später macht er Bekanntschaft mit Hank Quinlan (Orson Welles), dem ortsansässigen amerikanischen Polizeichef. Als Vargas beginnt Quinlans Kreise zu stören und ihn der Indizienfälschung überführen kann, gewinnen die Ereignisse eine verhängnisvolle Eigendynamik, unter der vor allem Vargas Frau zu leiden hat...
Allein mit der zurecht berühmt gewordenen Eröffnungsszene macht das Genie Orson Welles direkt klar wo der Hammer hängt: Man wird Zeuge einer langen, zugleich als Exposition fungierenden, ungeschnittenen Kamerafahrt durch ein Stadtviertel. Der Zuschauer ist somit gleich von Beginn an in das Geschehen involviert. Immer ist er dabei: Beim Verstecken der Bombe, die gesamte Fahrt durch die Stadt über und auch beim Vorstellen von Vargas und seiner Frau. Das Egebnis ist ein ungeheurer Suspense - schließlich ist unklar ob und wann die Bombe explodieren wird.
Überdies ist der Film von bemerkenswerter Ernsthaftigkeit und Düsternis: Drogen, Erpressung, Amtsanmaßung und Rassismus waren wohl zu heikle Themen für Universal. Die moderne und bis dato ungesehene Montage tat ein wahrscheinlich ein Übriges...
Ansonsten gebe es noch viel zu sagen. Nur soviel: Welles Darstellung des korrupten Cop Hank Quinlan jagt einem auch heute noch mächtige Schauer über den Rücken. Unnahbar, brutal, feist und wiederlich füllt er mit seiner Präsenz den ganzen Raum aus. Ein ungemein physisches Erlebnis.
Einer meiner liebsten Genrevertreter, immer noch taufrisch und kein bischen gealtert!
#27
Geschrieben 21. April 2004, 17:32
In einer immer kompexer werdenden Zeit bietet dieser Film wohltuend einfache Lösungen an. Ein Umstand, der sich natürlich auch entsprechend in der Story niederschlägt: Arnold spielt John Matrix, einen ehemaligen Top-Militär. Seine Tochter wurde von dunklen Gestalten entführt und Matrix muss sie zurückholen. Dabei verlässt er sich auf ein in zahlreichen Actionfilmen bewährtes Mittel: Nackte Gewalt! Sein Gegenspieler ist ein ehemaliger Kamerad aus Johns Spezialeinheit, der nicht verknusen konnte, dass er rausgeschmissen wurde. Besagter Übelmann hat einen Schnäutzer und trägt den ganzen Film über ein Kettenhemd(!)…
Was aufällt ist, dass in keinem anderen mir bekannten Film Muskeln deartig zum Fetisch erhoben werden. In minutenlangen Bildern weidet sich die Kamera in Nahaufnahmen von Schwarzeneggers schweißglänzenden Bizeps- und Brustmuskeln, die beim Gebrauch großkalibriger Maschinengewehre rhythmisch zucken.
Im Gegensatz zum heutigen, größtenteils zahnlos gewordenen, PG-13-Actionkino, kommt "Phantom Kommando" erstaunlich zynisch und brutal daher. Arnold darf seine Gegner unter anderem mit Macheten und Sägeblättern dezimieren. Überhaupt spielen Waffen eine große Rolle. Auf der Insel des Oberbösewichts angekommen, stattet sich Matrix erstmal mit einem vierläufigen Raketenwerfer, einer Pumpgun, diversen Pistolen und Maschinengewehren, Handgranaten und Plastikspengstoff samt Fernzündern sowie einem unglaublich großen Messer aus. Genanntes Arenal wird gegen Hundertschaften von Gegner zum Einsatz gebracht, was des öfteren von einem spekulativen Spruch Schwarzeneggers gekrönt wird.
Unglaublich spassiges Actionkino der ganz rabiaten Sorte. Bei der Sequenz zu Beginn des Films, wenn Matrix mit seiner Tochter beim Rehe füttern und Eis essen gezeigt wird, muss ich immer Tränen lachen...
#28
Geschrieben 22. April 2004, 16:45
Zur Story sag ich nix, is sowieso nebensächlich. Einziger Sinn der Handlung ist es ohnehin nur die "fliegende Guillotine" - den wirklichen Hauptdarsteller der Films - vorteilhaft in Szene zu setzten. Zum Glück wird dann auch überreich Gebrauch von dieser Teufelsmaschine gemacht. Wenn das Teil zum Einsatz kommt ist wirklich Matthä' am letzten meine Herren! Hunde, Menschen, Holzpfähle, überall kommt die Rübe mit Karacho runter. Leider etwas unblutig, da hätte ich mir dann doch mehr versprochen. Trotzdem ein unglaublich vergnüglicher Blödsinn, zwar völlig inkohärent und schwachsinnig, das aber mit Stil!
Und die Guillotine ist ja mal eines der geilsten Gimmicks ever...
#29
Geschrieben 25. April 2004, 15:05
Gleich vorweg: Helmut Bergers Darstellung der Wandlung des sexuell desorientierten, psychsich leich derangierten Martin von Essenbeck zum skrupellosen SS-Offizier gehört mit zum Unheimlichsten, was ich in letzter Zeit gesehen habe. Hier wird auch der durchweg in den Film eingewobene Sexualität-Macht Komplex am deutlichsten ersichtlich. Allerdings manifestiert sich dieser durch den Einfluss der nazistischen Ideologie und ihrer pathologisch-mythischen Todessehnsucht auschließlich im Destruktiven. Man denke an Martins Vergewaltigung seiner Mutter oder auch an das Ende der SA-Orgie. Überhaupt potenziert der Einfluss der Nazis die ohnehin schon moralisch stark bedenklichen Strukturen innerhalb der Familie von Essenbeck ins gradezu Groteske.
Ungewohnt für einen Film dieser Thematik ist auch die Inszenierung. In opulenten Bildern entspinnt Visconti einen Reigen aus Faschismus, Dekadenz und Shakespearschem Drama. Alles ist melodramatisch stilisiert und ins Symbolische überhöht. Wie ich gelesen habe, wurde damals gerade dieser Umstand wiederholt kritisiert. Man könne die Schrecken des 3.Reiches nicht auf solche Weise wiedergeben! Und es ist richtig, die meisten Filme die zu dieser Zeit spielen, versuchen sich durch eine möglichst nüchterne, bemüht historisch korrekte Darstellung aus der Affäre zu ziehen. Visconti wird aber, so denke ich jedenfalls, durch seine stilisierte Inszenierung totalitärer Macht dem nazistischen Ungeist eher gerecht, als es andere Filme tun.
Besonders anrührend fand ich die Szene, als Sophie von Essenbeck auf dem Weg zu ihrer "Heirat"- das Gesicht zur Totenmaske geschminkt - trotz aller Demütigungen immer noch versucht die Etikette zu wahren und den Anwesenden Gästen freundlich zulächelt. Nach der Hochzeit wird sie und ihr Mann tot sein...
#30
Geschrieben 28. April 2004, 14:51
Diesmal ein früher Miike, sein Kinodebüt. Ich muss zugeben, dass ich zuerst skeptisch war. Viele Meinungen deuteten im Vorfeld auf einen eher öden, uninspirierten Film hin. Es ist richtig, der Film hat tatsächlich seine Längen und dabei handelt es sich nicht um schöne, meditative Sequenzen, wie man sie etwa von Kitano kennt, sondern um schlichte Langeweile. Andererseits sind bereits etliche Elemente vorhanden, die etwas später und technisch ausgereifter, zu Markenzeichen diversen Filmen Miikes werden sollten.
Besonders natürlich der krude Humor: Man denke an den riesigen Haufen menschlicher(!) Scheiße auf der Straße, den gefährlichen kleinen Kerl auf der Wache oder den exhibitionistisch veranlagten Gangster. Auch homosexual activities finden sich zuhauf, wobei die Schwulen dabei ziemlich schlecht wegkommen und äußerst unvorteilhaft in Szene gesetzt werden. Alles in allem eher durchwachsen, aber trotdem in die richtige Richtung weisend...
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