Geschrieben 02. April 2004, 09:10
cul-de-sac - roman polanski
der anfang von cul-de-sac ist grossartig. mitten im niemandsland sind zwei verletzte gangster mit ihrem kaputten auto unterwegs. schon diese anfangsszene nimmt alles vorneweg, worum es in diesem film geht:
es sind die figuren: lionel stander beeindruckt als ruppiger und schmuddeliger gangster, vorallem seine stimme ist herrlich. sein partner ist ein kleiner, älterer mann, der während des ganzen filmes am sterben ist. Diese zwei kauzigen ganoven machens sichs nun im abgelgenen schloss, welches von einem reichen aussteiger und seiner freizügigen und jungen frau behaust wird. er ist ein eher schüchterner und friedliebender mensch, der vermutlich auf der suche nach ruhe und auf der flucht vor dem alltag, dieses abgelegene, alte schloss gefunden hat. seine frau, sie sind frisch verheiratet, ist eine recht kindische und fröhliche französin, welche das leben in diesem kleinen paradies geniesst, sicher auch dank der jungen männlichen bekanntschaften, die regelmässig zu ihnen zu besuch kommen.
es ist der humor: dieses aufeinandertreffen dieser anfangs vier, später nur noch drei leute ist witzig inszeniert. polanskis humor ist sicher eigenartig und nicht immer leicht zugänglich. absurdität ist meist haupsächlich für das lachen verantwortlich. in cul-de-sac ist der humor aber vergleichsweise doch bekömmlicher als in seinen anderen filmen, da er sich teilweise nahe an simpler slapstick bewegt. Das kommt in cul-de-sac sehr gut, es passt hervorragend zu den figuren.
und vorallem ist es die inszenierung: bald wird klar, dass es bei cul-de-sac nicht in erster linie um eine spannende, tragische oder lustige geschichte geht. es geht viel mehr darum, zu zeigen, wie wunderbar kino sein kann, rein von der inszenierung und von den figuren her. roman polanski zeigt, was sich mit ein paar schauspielern und perfekter kulisse alles machen lässt. dieser film wurde nicht gedreht, weil eine geschichte von menschen erzehlt werden wollte. zuerst war die idee für einen film, und dann wurden die figuren erfunden, die voll dem film dienen. der film dient also nicht den figuren, die figuren dienen dem film. so tauchen zum beispiel besucher auf, was herrliche absurde film-situationen ergibt. diese haben auch einen kleinen jungen dabei, welcher nur flausen im kopf hat. und als dieser zu doppelläufigen flinte greift und zum spass auf die anwesenden leute zielt, kann polanski seine ganze inszenationstechnische brilianz ausschöpfen.
der ganze film führt immer wieder storytechnisch in eine sackgasse (eben cul-de-sac), doch am ende dieser sackgasse, die in den meisten filmen nur ärgerlich wär, ist meist eine filmisch herrliche situation, die für viele filmfreunde einen grossen genuss bietet, der grossartige anfang hat also gar nicht unbedingt zu viel verprochen.
deshalb ist cul-de-sac auf den ersten blick ein schwacher film. doch wenn man genau hinschaut, ist cul-de-sac eine schwache geschichte, aber als film genial.
8/10