Regie: Joel Schumacher - DVD Columbia
![Eingefügtes Bild](http://img71.imageshack.us/img71/6799/flatliners20vm.jpg)
"Nein, Oliver, du darfst die Brille wirklich nicht behalten. Der Joel will die später dem Michael Douglas aufsetzen!"
Today is a good day to die...
... konstatiert Kiefer Sutherland zu Beginn des Films und wird seine Worte später in die Tat umsetzen. Allerdings will und wird er zurückkehren, um der Welt von dem (möglichen) Leben nach dem Tod zu berichten.
Dazu schart er eine Reihe von Medizinstudenten um sich (die dafür allerdings allesamt gut zehn Jahre zu alt aussehen), die der klassischen Hollywoodschen Stereotypisierung des Mystery-Triller-Genres entsprechen: der rebellische Typ, der Beau, der Skeptiker, der rundliche witzige (für mich allerdings nicht)Sidekick und das unterdrückte hübsche, unschuldige Fräulein. Diese Gruppe soll dafür sorgen, dass er auch heil wieder zu nach hause kommt und den Vorgang zudem dokumentieren.
Nachdem Sutherland von seinem Erlebnis als absolutem Kick spricht, beginnen ihm die Kollegen nachzueifern, nur um danach feststellen zu müssen, dass ihr Freund ihnen etwas schwerwiegendes verschwiegen hat, denn: du bringst deine Sünden mit in dein Leben zurück und zwar PERSONIFIZIERT.
So sieht sich der eine mit einem damals gehänselten Jungen konfrontiert, der ihm schmerzhafte Besuche abstattet, die andere wird vom toten Papa heimgesucht, dann ist da einer, der sich immer beim Vögeln gefilmt hat und jetzt die Quittung von den zahlreichen jungen Damen bekommt und zu guter letzt muss sich einer auch noch in aller Öffentlichkeit auf's Übelste von einer alten Mitschülerin beschimpfen lassen...
Schumacher zählt zu den kontrovers diskutiertesten Mainstream-Regisseuren Hollywoods und glorifiziert in seinen Werken zumeist die Selbstjustiz. Dies hat er hier außen vorgelassen; die Qualität der meisten seiner Filme aber leider auch. Hätte ich dem Film bis kurz vor Schluss noch eine wohlwollende 6er Wertung ausgesprochen, so sorgt ein hanebüchenes Ende nochmal für eine Abwertung (für Joel will ich mal hoffen, dass ihm da die Studiobosse reingeredet haben).
Darstellerisch ist Flatliners eine einzige Enttäuschung. Sutherland steht meistens völlig neben sich, wirkt phasenweise extrem unglaubwürdig in der Rolle des ambivalenten Draufgängers und Platt ist eine Nervensäge höchsten Grades. Der Typ ist sowas von entbehrlich... er scheint einzig und allein da zu sein, um dem düsteren Ton des Films durch ein paar Platt(e) (sic!) Witzchen etwas Lokerheit aufzuerlegen. Julia Roberts als eine von mir meistverachtetsten Hollywood-Sternchen agierte so schlecht, dass man auch einen Pappaufsteller an ihrer Stelle hätte einsetzen können. Der hätte wenigstens etwas glaubwürdig gewirkt. Roberts setzt ihrer Leistung mit der unsäglichen Wiederverienigungsszene mit dem Vater die Krone auf (wozu man auch anmerken muss, dass Schumacher diese Szene, wie schon den Schluss durch einen kaum zu überbietende Kitschfaktor vermurkst hat).
Der Baldwin taugte nicht mal als Schönling und so blieb am Ende nur Kevin Bacon, der dem Film ein wenig darstellerische Klasse einbrachte.
Die Story ist anfürsich sehr interessant und so beginnt der Film auch: chorale Gesänge mit epischer Musik, in einer temporeichen Montage bieten sich uns Bilder von griechischen (Götter?)Statuen und wie Sutherland in seinem Mantel in der Totalen in der Schöpferpose auftaucht... das bietet einen sehr vielversprechenden Einstieg.
Leider wollte Schumacher seinen Film als eine einzige Traumsequenz inszenieren (der Nebeleinsatz als Holzhammermethode). Alles wirkte so unwirklich, dass es dem Film deutlich an Atmosphäre nahm. Der reichlich vorhersehbare Horror ergab sich beinahe zwangsläufig. Überraschende Schockmomente: Mangelware!
Und dennoch konnte die Geschichte fast 90 Minuten lang einigermaßen gut unterhalten, wäre ... ja wäre da nicht der Schluss, der alle guten Ansätze über den Haufen warf. Dieser moralische Faustschlag ist schier unerträglich. Und so steht unter'm Strich dann doch nur die typische uncouragierte Hollywood-Dutzendware.
5/ 10