See you at the movies
#151
Geschrieben 02. April 2004, 16:54
Regie: Joel Schumacher - DVD Columbia
"Nein, Oliver, du darfst die Brille wirklich nicht behalten. Der Joel will die später dem Michael Douglas aufsetzen!"
Today is a good day to die...
... konstatiert Kiefer Sutherland zu Beginn des Films und wird seine Worte später in die Tat umsetzen. Allerdings will und wird er zurückkehren, um der Welt von dem (möglichen) Leben nach dem Tod zu berichten.
Dazu schart er eine Reihe von Medizinstudenten um sich (die dafür allerdings allesamt gut zehn Jahre zu alt aussehen), die der klassischen Hollywoodschen Stereotypisierung des Mystery-Triller-Genres entsprechen: der rebellische Typ, der Beau, der Skeptiker, der rundliche witzige (für mich allerdings nicht)Sidekick und das unterdrückte hübsche, unschuldige Fräulein. Diese Gruppe soll dafür sorgen, dass er auch heil wieder zu nach hause kommt und den Vorgang zudem dokumentieren.
Nachdem Sutherland von seinem Erlebnis als absolutem Kick spricht, beginnen ihm die Kollegen nachzueifern, nur um danach feststellen zu müssen, dass ihr Freund ihnen etwas schwerwiegendes verschwiegen hat, denn: du bringst deine Sünden mit in dein Leben zurück und zwar PERSONIFIZIERT.
So sieht sich der eine mit einem damals gehänselten Jungen konfrontiert, der ihm schmerzhafte Besuche abstattet, die andere wird vom toten Papa heimgesucht, dann ist da einer, der sich immer beim Vögeln gefilmt hat und jetzt die Quittung von den zahlreichen jungen Damen bekommt und zu guter letzt muss sich einer auch noch in aller Öffentlichkeit auf's Übelste von einer alten Mitschülerin beschimpfen lassen...
Schumacher zählt zu den kontrovers diskutiertesten Mainstream-Regisseuren Hollywoods und glorifiziert in seinen Werken zumeist die Selbstjustiz. Dies hat er hier außen vorgelassen; die Qualität der meisten seiner Filme aber leider auch. Hätte ich dem Film bis kurz vor Schluss noch eine wohlwollende 6er Wertung ausgesprochen, so sorgt ein hanebüchenes Ende nochmal für eine Abwertung (für Joel will ich mal hoffen, dass ihm da die Studiobosse reingeredet haben).
Darstellerisch ist Flatliners eine einzige Enttäuschung. Sutherland steht meistens völlig neben sich, wirkt phasenweise extrem unglaubwürdig in der Rolle des ambivalenten Draufgängers und Platt ist eine Nervensäge höchsten Grades. Der Typ ist sowas von entbehrlich... er scheint einzig und allein da zu sein, um dem düsteren Ton des Films durch ein paar Platt(e) (sic!) Witzchen etwas Lokerheit aufzuerlegen. Julia Roberts als eine von mir meistverachtetsten Hollywood-Sternchen agierte so schlecht, dass man auch einen Pappaufsteller an ihrer Stelle hätte einsetzen können. Der hätte wenigstens etwas glaubwürdig gewirkt. Roberts setzt ihrer Leistung mit der unsäglichen Wiederverienigungsszene mit dem Vater die Krone auf (wozu man auch anmerken muss, dass Schumacher diese Szene, wie schon den Schluss durch einen kaum zu überbietende Kitschfaktor vermurkst hat).
Der Baldwin taugte nicht mal als Schönling und so blieb am Ende nur Kevin Bacon, der dem Film ein wenig darstellerische Klasse einbrachte.
Die Story ist anfürsich sehr interessant und so beginnt der Film auch: chorale Gesänge mit epischer Musik, in einer temporeichen Montage bieten sich uns Bilder von griechischen (Götter?)Statuen und wie Sutherland in seinem Mantel in der Totalen in der Schöpferpose auftaucht... das bietet einen sehr vielversprechenden Einstieg.
Leider wollte Schumacher seinen Film als eine einzige Traumsequenz inszenieren (der Nebeleinsatz als Holzhammermethode). Alles wirkte so unwirklich, dass es dem Film deutlich an Atmosphäre nahm. Der reichlich vorhersehbare Horror ergab sich beinahe zwangsläufig. Überraschende Schockmomente: Mangelware!
Und dennoch konnte die Geschichte fast 90 Minuten lang einigermaßen gut unterhalten, wäre ... ja wäre da nicht der Schluss, der alle guten Ansätze über den Haufen warf. Dieser moralische Faustschlag ist schier unerträglich. Und so steht unter'm Strich dann doch nur die typische uncouragierte Hollywood-Dutzendware.
5/ 10
#152
Geschrieben 06. April 2004, 19:09
Regie: Krzystof Kieslowski - DVD Artificial Eye
Der Film gefällt mir mit jedem mal besser. Bin wieder völlig erschlagen von der Ästethik, die sich mir bot. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals eine bessere Fotografie in einem Film erlebt zu haben. Piotr Sobocinskis Bilder sind von einer Perfektion, die ihresgleichen sucht!
Zudem wird mir immer mehr die Genialität des Drehbuchs klar. Einfach der Wahnsinn, wie sich bei längerem Darübernachdenken alles zusammenfügt...
Dann diese Anmut von Irène Jacob, deren Spiel mich immer wieder überwältigt, wie auch die Darstellung von Trintignant... wie er wieder zu dem Ort zurückkehrt, der ihm so verhasst ist; sich mit seinen Klägern konfrontiert sieht... ein ergreifender Augenblick...
Die Musik von Zbigniew Preisner während der Modeschau treibt mir regelmäßig Tränen in die Augen...
Kurzum: ein perfekter Film, den ich nach der erneuten Sichtung gar auf #2 meiner persönlichen Top 100 hochgestuft habe.
So emotional wie nach diesem Film bin ich sonst nie, weshalb dieser Eintrag auch entsprechend emotional ausgefallen ist (sieht man mal von der "negativen" Eomtionalität ab, die mich bei bestimmten Filmen überkommt).
Für Trois couleurs: Rouge reicht selbst die Bezeichnung Meisterwerk nicht mehr aus, um ihm meine Wertschätzung aufzuzeigen.
#153
Geschrieben 09. April 2004, 12:38
Regie: Gaspar Noé - DVD Legend
Was für ein Einstieg! Auch wenn es weithin bekannt war, dass Noé sich formal Nolans MEMENTO (USA 2000) bediente, so erstaunte es mich doch, mit welcher Konsequenz er dieses Konzept bebrauchte.
So nimmt der Regisseur es ganz genau und wir das erste, was wir sehen ist tatsächlich einen rückwärts ablaufenden Abspann. Doch das scheint Noé nicht genug zu sein. Unter dem Einsatz eines atemberaubenden Scores beginnt der Film seinen unheilvollen Grundtenor zu verdeutlichen. Der Bildausschnnitt beginnt sich zu bewegen: der Blocksatz mit den End Credits kippt zur Seite und es wird unmissverständlich: dieser Film wird dem Zuschauer einiges abverlangen.
Ab jetzt wird die Kamera für 40 Minuten nicht mehr zur Ruhe kommen und mitunter gar 360 Graddrehungen vornehmen. Die Spirale der Gewalt wird bereits vor den ersten Gewaltakten angekündigt.
Die ersten beiden Personen, die wir beobachten und in einem Knast zu sitzen scheinen, wirken extrem unbehaglich. Da wird in aller Ruhe von Inzest gesprochen, von Untaten, die eben auch nur Taten seien und ich war nicht unbedingt unerfreut, als wir diese beiden Insassen verlassen und sich die Kamera in Vogelperspektive von diesem Ort wegbewegt und uns zum Hauptschauplatz des Films führt. Hier muss sich etwas grausames abgespielt haben. Wir sehen einen paralysierten Mann auf einer Bahre liegen, während ein anderer unter Polizeigewahrsam steht. Eine Menschenmenge hat sich gebildet. Doch ist es ob der steten Unruhe der Kamera nur schwerlich ausmachbar, was hier eigentlich abläuft, was wir wenig später dann jedoch sofort erahnen.
In der dritten Szene sehen wir einen überaus aufgebrachten Mann: Marcus - es ist derjenige, der uns auf der Bahre liegend eingeführt wurde. Er sucht eine Person namens Le Teine. Bei ihm sein Kumpel, der ihn unentwegt beschwichtigt. Er sei doch kein Tier und solle sich zusammennehmen. Das Wie sich diese beiden Männer ihren Weg innerhalb eines schwulen s/m-Clubs sprichwörtlich schlagen müssen übt eine enorme Wirkung beim Betrachter aus. Das Ambiente der abstoßenden Location, die hammerharten Klänge des Scores und diese unheimliche Wut. Dieses Aggressionspotenzial, das sich früher oder später entladen werden wird.
Als dies geschieht mutet Regisseur Noé dem Zuschauer eine der härtesten Gewaltszenen zu, die jemals die Leinwand erblickten. Nach einem Armbruch, müssen wir mit ansehen, wie ein Mensch (der sich im Nachhinein als Unschuldiger herausstellt, womit der Noé einer Rechtfertigung des Racheakts geschickt umgeht) wortwörtlich zu Brei geschlagen wird. Hätte die Szene auch nur etwas länger gedauert, ich hätte es wohl nicht mehr ertragen.
Woher stammte diese bestialische Wut (die im Übrigen von dem zuvor als besonnen dargestellten Freund des aufgebrachten Mannes ausging)? Auf den Grund müssen wir noch warten und zuvor mitansehen, wie die beiden Männer aus dem Club auf der Suche nach jemanden sind. Auch wenn der aggressive Ton des Films bereits kurz zuvor kulminierte, so reißt die ungemein düstere Stimmung nicht ab.
Später erfahren wir den Grund der Tat und bekommen eine übel hingerichtete Frau zu sehen, die analog zu Marcus, auf eine Trage liegend fortgeschafft wird. Auf Grund der Reaktion dieses Mannes wird sofort klar, dass es sich um seine Frau oder Freundin handeln muss. Die Bilder lassen das Unbehagen beim Zuschauer wird wieder anwachsen und man ahnt, was es wohl noch zu ertragen gilt (wenn dies überhaupt möglich sein wird).
So dauert es auch nicht mehr lange und wir beobachten wie das Opfer in sein Verderben läuft. Dabei drängt uns Noé quasi in die Rolle eines Voyeurs. So sehen wir Alex, wie die Frau heißt, lange Zeit nur von hinten und bewegen hinter ihr in einen U-Bahnschacht, der in rötliches Licht getaucht ist, womit das spätere Rotsehen ihres Freundes bereits vorweg genommen wird (auch wenn die Szene im Film schon zu sehen gewesen ist).
Als diese dann einem streitenden Paar begegnet ist sofort kalr, dass wir hier ihren Peiniger erleben, der ihr auch direkt zusetzen wird. Das erste mal wird die Kamera nun in einer Position verharren. Der Voyerismus auf die Spitze getrieben. Eine fast zehnminütige Vergewaltigungsszene läuft nun ab. Im Hintergrund erhaschen wir kurz eine Person, die sich schnell von dem Tatort entfernt. Dem Zuschauer wird also deutlich offeriert, dasselbe zu tun. Oder bleibt er in seiner voyerisitischen Position? Die Entscheidung liegt bei uns. Niemand zwingt uns, dieser schrecklichen Sequenz beizuwohnen. Amn reflektiert darüber, wie man sich selbt als die Person, die wir kurz sahen verhalten hätten.
Nach dieser Szene macht sich ein deutlicher Bruch bemerkbar und zum ersten mal bekommt man ansatzweise eine psychologische Zeichnung der Protagonisten. Die Beziehung der drei Personen werden immer klarer skizziert und am Ende (Anfang) des Films kehrt sich Irreversible gänzlich um. Nicht nur, dass er endlich zur Ruhe gekommen ist (die langen Einstellungen wirken nach der Hektik der ersten Stunde sehr wohltuend), nein, es vollzieht sich nun ein Kontrast zum Anfang (Ende) des Films, der krasser nicht hätte ausfallen können. Ein liebendes Paar, nackt auf dem Bett liegend. Später wird das Unschuldsmotiv durch eine angedeutete Schwangerschaft der Frau verstärkt bis sich der Film in der vorletzten Szene vollend umgekehrt hat: in satten Farben sehen wir, wie sich Kamera langsam über Alex schwebend, die auf einer grünen Wiese liegt von ihr entfernt, um dann im zunehmenden Tempo über ihr zu kreisen, bis wir nur noch ein weißes Flackern wahrnehmen. Dann ein kurzes - beinahe schon sublimiert - eingeschobenes Bild des Kosmos. Schwarz. Zeit zerstört alles ist dann zu lesen. Schluss.
Was soll ich von diesem Film halten? Ich weiß es (noch) nicht genau.
Ich denke schon, dass Noé ganz bewusst mit seinen Gewaltszenen provozieren will, doch dass derjenige, der Skandal! schreit, ihm deshalb auch mächtig in die Karten spielt.
Ireversible hat unübersehbare faschistoide und schwulenfeindliche Tendenzen und wenn man das Auftreten von Noé verfolgt, so weckt sein Erscheinungsbild ebenfalls gewisse Assoziationen.
Formal ist der Film jedoch meisterhaft, da ich nie zuvor eine derart bedrückende Atompshäre in einem Film beiwohnen durfte und die mich sehr an Filme wie FESTEN (DK 1997) und DAS EXPERIMENT (D 2001) erinnerte.
Allerdings denke ich auch, dass dieser Film weniger Anspruch hat, als es der Regisseur behauptet und der Slogan "Zeit zerstört alles" ist genauso nichtssagend wie redundant.
So würde ich Irreversible in einem erstem Fazit als formal beeindruckend, gut gespielten, aber inhaltlich fragwürdigen Film bezeichnen, der mich mit Sicherheit noch für einige Zeit beschäftigen wird.
#154
Geschrieben 10. April 2004, 01:03
Regie: Tim Burton - Jetzt im Kino (Columbia)
Holla! Das hätte ich Tim Burton beileibe nicht zugetraut. Da hat der Querdenker mit dem Hang zum morbiden doch glatt einen knallbunten und herzlichen Filme abgeliefert, den ich dieser Art zuletzt von Jeunet erleben durfte.
Es ist allerdings nicht gerecht diese beiden Filme zu vergleichen, da sie einen völlig anderen Ansatz verfolgen und so soll es auch bei dem Verweis darauf bleiben, dass ich in punkto Herz (wenn man mit diesem Begriff denn einen Film beurteilen vermag) gleichermaßen angetan war. Dieses Gefühl, das einem nur wenige Filme vermitteln und von denen man auch gerne mal als "good-feel-movie" spricht, das versprüht Big Fish im Übermaß.
Ein Märchen voller schräger Charaktere, Orte und Aktionen; mit viel warmen Humor, Esprit und Kuriositäten versehen. Dazu optisch wahrer Augenschmaus, ein Ensemble in bester Spiellaune und ein wunderschönes Script. Was für ein Film! Da hat Burton nach etlichen (teilweise sehr guten, teilweise indiskutablen) Filmen doch noch so etwas wie ein Meisterwerk hinbekommen. Burton als Geschichtenerzähler, der im Film von dem wunderbaren Albert Finney verkörpert wird. Durch dessen Lebenslauf führt wiederum Ewan McGregor, der sich als Glücksgriff erwies und deutlich macht, dass es bei Burton eben doch nicht immer Johnny Depp sein muss.
Big Fish ist Eskapismus pur, eine Wundertüte, die zuweilen etwas an den Coenschen Kosmos erinnert, allerdings ohne deren Raffinesse daherkommt. So ist der Film denn auch aalglatt geraten, ganz ohne Ecken und Kanten (in diesem Film findet sich unter mindestens zwei Dutzend Charakteren gerade mal ein Unsympath!), ohne großen Anspruch, sondern einfach nur herzlich unterhaltsam.
Nach über einem Drittel des Kinojahres 03 nun doch endlich der erste "Zehner-Kandidat".
10/ 10
P. S.: meine drei Magic Moments:
Alison Lohman öffnet die Fenster und wir sehen McGregor in eienm Meer gelber Narzissen - ihren Lieblingsblumen
McGregor im koreanischen Anführerzelt. Dort wird er mit zwei Kampfsportlern konfontiert, denen er ganz gekonnt "das Licht ausknipst."
Der Abschied vom alten Bloom auf den Armen seines Sohnes.
#155
Geschrieben 11. April 2004, 13:04
Regie: George Romero - DVD LaserParadise
Obwohl ich nicht gerade ein großer Freund des Zombiefilms bin, hat mich dieser Film damals doch sehr positiv überrascht und auch heute, fünf Jahre nach der ersten Sichtung hat Dawn of the Dead nicht von seiner Klasse verloren. Ich schätze ihn nun sogar noch mehr als damals, als ich ihn eher im Zuge des Austestens der persönlicher Grenzerfahrungen bzgl. Filmgewalt ansah. Was ihn von dem Gros der Genrebeiträge heraushebt ist zunächst einmal die Story, bei der es eben nicht vorrangig darum geht, Vorwände für eine reißerische Szene nach der anderen zu finden. Nein, hier bekommt man ein gut durchdachtes Drehbuch und dazu auch noch - höchst selten für dieses Genre - sehr passable darstellerische Leistungen (toll auch, dass sich mit Brückner, Langer und Glaubrecht einige von Deutschlands Topsynchronsprecher dafür hergaben) geboten.
Die Idee mit der Mall ist einfach klasse und bindet die Kritik an der Konsumgesellschaft geschickt in den Gesamtfilmkontext mit ein. Dazu gesellen sich existenzielle und emanzipatorische Fragen sowie ein pessimistischer Schluss, der nur wenig Anlass für Hoffnung lässt.
Zwar geriet der Film teilweise ein wenig unfreiwillig komisch ob des billigen Makeups der Zombiedarsteller und auch Horror war eher eine Seltenheit, doch war er dafür - und dass über eine Distanz von über zweieinhalb Stunden - doch ziemlich spannend: ebenfalls keine Selbstverständlichkeit des Genres.
Nun bin ich natürlich sehr gespannt auf das am Do. startende Remake, das sich ja zum Glück nur an Romeros Film orientiert und kein "eins-zu-eins"-Remake darstellen soll. Etwas skeptisch bin ich wegen der kurzen Laufzeit, aber dafür haben sich immerhin Edelmimen wie Sarah Polley dafür hergegeben. Naja, nächste Woche bin ich schlauer!
Das Original ist jedenfalls ein beachtlicher Film, der zurecht als Klassiker des Horror/Splatterfilms gilt.
9/ 10
#156
Geschrieben 11. April 2004, 21:56
Regie: Gus van Sant - Jetzt im Kino (Kinowelt)
Starker Tobak!
Zwar ist im Abspann zu lesen, dass alle Charaktere und Ereignisse, die sich im Film abspielen frei erfunden sind, doch sind die Parallelen zu dem Littletonmassaker jederzeit überdeutlich erkennbar.
Wir erleben einen Tag im Leben von Highschool-Kids, wie sie ihren Schulalltag bestreiten. Durch van Sants geschickte Kameraführung, die den Film stark dokumentarisch darstellt, ist der Zuschauer sofort mitten im Geschehen. Er verfolgt die Handvoll Protagonisten, wie sie durch die weiten Gänge des Schulgebäudes laufen, wie sie ihren Aufgaben nachgehen und am Ende begleitet er die beiden Täter auf ihrem Weg zur Schreckenstat.
Genauso nüchtern und emotionslos van Sant den Alltag der Schüler schildert, so verfährt er auch mit den Tötungsszenen, die beinahe beiläufig ablaufen. Dass dabei auf Stilmittel wie Zeitlupenästhetik verzichtet wurde verstärkt dabei die Authenzität der Ereignisse. Überhaupt ist es von der ersten Szene an sehr schwer, das Gesehene als Fiktion einzuordnen. Van Sant lässt es jedoch nicht zu, dass der Zuschauer eine emotionale Bindung zu einem der Charaktere aufbaut und drängt ihn stets in die Rolle des neutralen Beobachters.
Natürlich lassen einen die finalen Tötungsakte nicht kalt, ganz im Gegenteil. Man versteht es nicht. Kann nicht nachvollziehen, wieso es dazu kommen konnte. Dies umso weniger, da der Regisseur Motive nur andeutet.
So bleibt nach dem Film der Eindruck einer düsteren Bestandsaufnahme einer Zeit, in der es jederzeit zum Knall kommen kann.
Gus van Sants Film nannte seinen Film Elephant, was die Reihe der Banalitäten seines Werks widerspiegelt. So wohnt allen Dialogen eben diese Banalität inne. Eine Gesellschaft also, in der für den psychologischen, offenen Dialog keine Sensibilität mehr vorhanden ist. Probleme bleiben unausgesprochen und manchmal kulminiert dies in Taten, die zunächst unerklärlich scheinen.
So verstehe ich Elephant als Plädoyer für die gegenseitige Öffnung. Jedoch nicht nur im schulischen Alltag.
#157
Geschrieben 12. April 2004, 14:04
Regie: Ridley Scott - DVD Warner
Kann man sich in Filme verlieben?
Keine Ahnung, aber wenn, dann ist es bei diesem um mich geschehen. Störte mich beim ersten Sehen noch das Fehlen von Martin Kessler als Cage's "Stammprecher" (der ihm stimmlichim Übrigen wirklich enorm ähnelt), so hat sich dies jetzt dank des O-Tons der DVD auch erledigt.
Matchstick Men ist einer dieser Filme, die gar nicht mal besonders anspruchsvoll sind und dies auch gar nicht sein wollen. Aber wenn ein Film den persönlichen Nerv zu 100% getroffen hat, dann ist einem das auch egal und man möchte ihm einfach nur noch seine Hochachtung zollen.
Diese aber vor allem Ridley Scott, der mit diesem Film neue Pfade einschlug und ungeahntes Talent zum Vorschein brachte. Dass dieser harte Hund, sonst auf eher düstere Filme spezialisiert, einen derartig heiteres, charmantes, witziges und höchst unterhaltsames Werk abliefern könnte... ich hätt es ihm vorher niemals zugetraut.
Zwar als Mini-Projekt realisiert wirkt Matchstick Men doch wie eine 1-A-Hollywood-Produktion. Formal brilliant (was v. a. an Cutterin Dody Dorn liegt) und von einer Spielfreude geprägt, die zeigt, wie harmonisch es beim Dreh zu gegangen sein muss. Nic Cage toppt mal eben seine Leistung aus Adaptation (USA 2002, Spike Jonze) und Alison Lohman ist DIE Entdeckung des Films (das sah auch Scott so, wie man der Film-Doku entnehmen kann). Da wirkt Sam Rockwell schon beinahe wie ein Sidekick, so sehr zehrt der Film von den Szenen zwischen Cage und Filmtochter Lohman.
Nun ist der Film ziemlich gefloppt, was wohl vorrangig auf den Schluss zurückzuführen ist, der viele irritiert haben soll. Dabei setzt erst der Twist dem Film die Krone auf. Und für diejenigen, die sich nach einem Happy End mit Vater und Tochter sehnten, hält Scott ja in der letzten Einstellung immerhin noch einen versöhnlichen Abschluss parat.
Alles in allem ist Matchstick Men kein Überfilm und obwohl er vielen gefallen hat (zumindest was ich aus diversen Filmforen entnehmen konnte), wird er niemals ein Film von großer Nachhaltigkeit sein. Das ist Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes) auch nicht. Aber irgendwie mag den auch jeder.
Ich jedenfalls liebe diese beiden Filme!
10/ 10
#158
Geschrieben 13. April 2004, 15:16
Regie: Joseph Zito - DVD Paramount
Habe bis zur 46. Minute durchgehalten, danach wurd's mir zu blöd.
Immerhin bekam ich den dümmsten Dialog der Filmgeschichte zu hören, ist doch auch was. Bin aber zu faul, jetzt den ganzen Wortlaut wiederzugeben, auf jedenfall ging der so etwa fünf Minuten und endetet damit, dass jemand als "Dead Fuck" bezeichnet wurde und diesen Namen auch nicht mehr los wurde...
Das horrormäßigte an dem Film war übrigens, dass das Versprechen, dies sei der finale Abschluss nicht eingehalten wurde und bis heute noch sechs Fortsetzungen plus Spin-Off folgten!!!
#159
Geschrieben 13. April 2004, 17:55
Regie: Sam Mendes - DVD DreamWorks
Ich bin für diesen Film damals viermal ins Kino gegangen, was noch immer meinen persönlichen Rekord darstellt.
So traurig American Beauty auch ist, er hat einen sehr hohen Unterhaltungswert, wodurch man ihn auch in kürzeren Abständen schauen kann. Überhaupt ist das Gewicht zwischen Komik bzw. Humor und nachdenklichen Passagen sehr ausgewogen und ich denke, dass im Endeffekt wohl nur ein Europäer - wie es Mendes ist - einen derartig scharfsinnigen Blick auf das Vorstadtleben in den USA werfen konnte.
Schon Lynch zeigte auf, was unter der glatten Oberfläche in Suburbia brodelt, doch wo er dies als wahren Höllentrip illustrierte, geht Mendes die Sache subtiler an. Nach und nach entblößt er alle Charaktere, blickt in ihre Seelen und bringt alles zu einem fatalistischen Ende, das jedoch trotz aller Sympathien für das Opfer ein befriedigender Schluss ist. Schließlich ist nichtmal der gute Lester über die Tat böse und seine letzten Worte treffen den Zuschauer mitten ins Herz. Schön!
American Beauty ist ein absoluter Glücksgriff und in seiner Qualität bislang eine Ausnahmeerscheinung des US-Kinos. Solche Filme erblicken alle Jubeljahre die Leinwand.
10/ 10
#160
Geschrieben 14. April 2004, 20:04
Regie: Richard Donner - DVD Warner
Tja, so kann das gehen: man geht mit so gut wie keinen Erwartungen an einen Film und zack! Schon ist man überaus überrascht.
So geschehen bei Assassins, den ich damals in meiner Dumpfbacken-Gutfind-Phase (in der ich zumindest versuchte alle Sly- und Arniefilme zu sehen) immer verpasst hatte und nun von einem guten Freund zugesteckt bekam.
Zunächst eines vorweg: Stallone zeigt hier überdeutlich, dass er nicht schauspielern kann. Bei der Anfangsszene hätte sich jeder (gute) Darsteller die Hände gerieben, soviel Potenzial birgt sie. Und was macht Sly? Dackelblick - as always. Im weiteren Verlauf des Films bekommt er es dann auch noch mit zwei Schauspielern ganz großen Kalibers zu tun und wird immer kleiner. Als es zur finalen Face-to-Face-Konforntation in der Bank kommt, die mich ein wenig an die Café-Szene aus HEAT (USA 1995, Michael Mann) erinnerte, da spielte Banderas den armen Sly in Grund und Boden. Und es war ersichtlich, wie unwohl dem Muskelprotz dabei war. Rumgerutsche im Sessel, ein gequältes schiefes Lächeln (dabei erforderte die Rolle eine "coole" , selbstsichere" Darstellung) und das Duell der beiden Killer war bereits entschieden.
Aber ich möchte den Film jetzt nicht darauf reduzieren, denn er ist neben dem überragenden Banderas vor allem eins: sauspannend! Kann mich nicht entsinnen, in letzter Zeit einen Film gesehen zu haben, der über die volle Distanz einen derartig hohes Niveau halten konnte. Und das von Richard Donner. Hätte ich dem Burschen gar nicht zugetraut, da er ja eigentlich auf Klamauk-Action-Kino spezialisiert ist.
Und dann diese eine Szene, bei der ich auf die Knie gesunken bin: der Showdown im alten Hotel. Auf der Suche nach Banderas. Die Kamera verfolgt Sly und Julianne aus der Vogelperspektive und auf einmal ist Banderas im Bild - über ihnen. Eine Wahnsinnseinstellung!!!
Tja und überhaupt ein verdammt guter Film! Die Actioneinlagen gut platziert, eine kleine Hommage an THE FRENCH CONNECTION (USA 1971, William Friedkin) und Sly versucht sich als Taxi Driver (was natürlich auch mächtig in die Hose geht).
Ansonsten hat Moore ein bisschen gebraucht, um sich in diesem Genre einzufinden, am Ende aber das beste aus ihrer Rolle gemacht und auch tapfer gegen die zuweilen etwas dämlichen Dialoge angekämpft.
Das Ende war dann auch etwas vorhersehbar und aus der Klischeekiste, aber unterm Strich ein sehenswerter Film mit einem Banderas zum Zungeschnalzen!
9/ 10
#161
Geschrieben 16. April 2004, 20:37
THE PASSION OF THE CHRIST 7/ 10
IRREVERSIBLE 9/ 10
ELEPHANT 6.5/ 10
Gleich folgt die Kritik zu Dwan of the Dead...
#162
Geschrieben 16. April 2004, 21:05
Regie: Zack Snyder - Jetzt im Kino (UIP)
Tja, wo soll ich anfangen?
Dieser Film rockt! Und zwar gewaltig! Schon der Trailer ließ einiges erwarten, doch die ohnehin schon hohen Erwartungen wurden dann noch weit übertroffen.
Snyder kommt wie Romero sofort zur Sache. Nur wenige Minuten vergehen bis zur Apokalypse. Aus der Vogelperspektive erleben wir den Ausnahmezustand. Nichts geht mehr. Autos mit Flüchtlingen rasen ineinander, Menschen rennen um ihr Leben, Suburbia gleicht einem Kriegsschauplatz.
Eingeführt wird lediglich die Protagonistin Anna (Sarah Polley), doch auch damit hält sich der Film kaum auf und so sehen wir auch sie recht bald auf der Flucht, auf der sie auf eine Gruppe stößt, die sich zur örtlichen Mall durchschlägt, wo sie sich verschanzt. Dass sie hier auf unfreundliches Wachpersonal trifft, ließ mir Übles schwanen, hatte doch Boyle erst seinen an sich guten 28 DAYS LATER (UK 2002) mit einem überdrehten Ende abgewertet. Doch Snyder überspringt diesen möglichen Plotpunkt und konzentriert sich lieber auf das Abwehren der Untoten, die bald zu hunderten vor dem Einkaufszentrum lauern.
Hier kommt der Film dem Original auch am nächsten, hält sich jedoch mit Konsumkritik zurück und skizziert nur kurz das Leben in der Mall. Das Remake setzt mehr auf Spannung und bietet auch mehr als vier Personen (ein sehr erfreulicher Umstand!). Natürlich ergeben sich Konflikte in der Gruppe, doch werden diese nur angedeutet und im Endeffekt schweißt man sich zusammen, um der Apokalypse zu entfliehen. Dabei weicht Snyder wieder deutlich vom Original ab, indem er einen klasse inszenierten, sehr actionlastigen Showdown liefert, aber dennoch am pessimistischen Schluss der alten Version festhält.
Trotz schneller Schnitte ist der Film in seinen zahlreichen Gewaltdarstellungen sehr krass ausgefallen und stellt Filme wie das TCM-Remake oder Kill Bill Vol. 1 locker in den Schatten. Formal ist Dawn of the Dead auf einem beachtlichem Niveau, wobei insbesondere die Kameraführung gefällt, die sich stets den Umständen anpasst und von Bildern aus der Vogelperspektive, über POV-Shots, bis hin zu Totalen reicht, die das Scope vollends ausreizen.
Die Zombies kommen gut rüber, wirken keine Sekunde unfreiwillig komisch, so wie ich es im Original empfunden habe und das Gerenne (Bruch der Goldenen Regel) erwies sich als notwendig, um die Bedrohung darzustellen (hier war es NICHT möglich, mal eben durch die Masse zu laufen und dabei ein paar Untote umzuschubsen).
Schockmomente sind rar gesät, dafür gut platziert und wo mir schon die Darsteller der 78er Fassung gefielen, so bewegt sich das Remake in dieser Hinsicht auf sehr hohem Niveau. Allen voran Indie-Film-Ikone Sarah Polley, die aus ihrer Rolle alles herausholt und alle Klischees gekonnt umschifft. Sie wirkt stets glaubwürdig, verzichtet auf "coole Sprüche" und bietet sich sofort als Identifikationsfigur an. Auch die restlichen (zumeist unbekannten) Darsteller waren gut gewählt und sehr erfreulich auch, dass der Film von vielen Cameos durchzogen war (v. a. der von Emge, der sich selbst zitiert war klasse!).
Insgesamt präsentiert sich der Film als bestes Unterhaltungskino, das sich bewusst gekonnt vom Original entfernt und gar nicht erst versucht dieses zu übertreffen. Ich kann dem Film rein gar nix vorwerfen und so bleibt nur ein einziges Manko: mit 95 Minuten ist er viel zu kurz!
10/ 10
P. S.: Wie geil waren denn bitte schön die Opening Credits, die mit "The Man comes around" perfekt unterlegt waren???
#163
Geschrieben 17. April 2004, 00:10
Regie: Patty Jenkins - Jetzt im Kino
Charakterstudie mit einer beeindruckenden Charlize Theron, die mich ziemlich verärgert hat.
Based on a true Story
So heißt es zu Beginn des Films. Aber 'based' schließt Verfälschungen nicht aus und für die Dramaturgie werden dann auch schonmal Dinge ganz anders dargestellt.
So empfinde ich die Darstellung der Serienmörderin Wuornos als ärgerlich, weil zu sympathisch. Wie in den letzten Szene versucht wird, auf die Tränendrüse des Zuschauers zu drücken, das war schon penetrant und wertet einen anfürsich nicht schlechten Film gehörig ab.
Hätte man den Film nicht einer (wahren) Mörderin 'gewidmet', sondern einfach eine Geschichte über fiktive Charaktere erzählt: es hätte Monster weitaus besser bekommen. Denn vor allem zu Beginn weiß der Film sehr zu gefallen; die Backflashsequenz traf mich mitten ins Mark, nahm aber schon das vorweg, was ich oben moniert habe.
Natürlich ist es legitim, nach Gründen für derartige Taten zu suchen, doch dürfen dadurch Morde an Unschuldigen gerechtfertigt werden? Wohl kaum. Zwar versucht Jenkins Wuornos als ambivalenten Charakter darzustellen, doch misslingt ihr dies im Endeffekt, da sie sich nicht dazu durchringen kann, einen konsequenteren Schluss zu wählen und sich ganz der typisch Hollywoodschen Gefühlsduselei hingibt.
So bleibt unterm Strich eine unvergessliche Charlize Theron, eine unter alle Sau spielende Christina Ricci (mann, war die schlecht!) und das Ärgernis darüber, einer Serienkillerin ein Denkmal zu setzen.
5/ 10
#164
Geschrieben 18. April 2004, 09:26
Regie: Atom Egoyan - DVD New Line
Dieser Film lässt mich immer ziemlich ratlos zurück. Zu verschachtelt ist die Geschichte über Verlust, Trauerarbeit und Zorn. Doch ist es gerade das, was The sweet Hereafter so sehenswert macht. Eine Auseinandersetzung mit dem Gesehenen bleibt unausweichlich.
Egoyan erzählt seine Geschichte in ruhigen - überaus ästhetischen - Bildern und verleiht dem Film über die volle Distanz einen sehr melancholische Note. Durch den geschickten Einsatz von Zeitsprüngen schafft es der Regisseur, seinen Film niemals langatmig erscheinen zu lassen, was leicht hätte passieren können. Aber eines sollte direkt klar gemacht werden: dieser Film zieht dich runter.
Doch ist es kein unangenehmer Film, ganz im Gegenteil. Sein Plädoyer für Menschlichkeit in einer von größtem Leid geprägten Situation kommt so unaufdringlich, wie aufrichtig daher, dass man aus dem Film lernen möchte, ihn sich zu Herzen nimmt und immer wieder anschaut.
The sweet Hereafter ist voller Symbolik, einem meisterhaften Drehbuch, das man förmlich sezieren kann und von kraftvollen Darstellungen durchzogen. Ein Filmjuwel, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.
9.5/ 10
#165
Geschrieben 18. April 2004, 12:34
The Breakfast Club (USA 1985)
Regie: John Hughes - DVD Universal
Tja, nach PLANES, TRAINS & AUTOMOBILES (USA 1987, John Hughes) wohl mein meistgesehenster Film. Immer wieder witzig und anrührend. Mit John Bender hält der Film zudem einen meiner absoluten Lieblingsfilmcharaktere parat: " Does Barry Manilow know, that you raid his wardrobe?"
Ein Film, mit so vielen zitierwürdigen Dialogen, dass man ihm am besten gleich auswendig lernen sollte
Der oft monierte märchenhafte Schluss stört mich übrigens herzlich wenig. TBC ist zudem sicherlich einer der bezeichnensten Filme für die 80er.
10/ 10
Identity (USA 2002)
Regie: James Mangold - DVD Columbia
Auch beim zweiten Sehen noch mordsspannend. In meinen Augen ein meisterhafter Thriller, der atmosphärisch, darstellerisch und erzählerisch tadellos fuktioniert.
Der Schluss ist klasse, Amanda Peet süß und Ray Liotta cool!
9.5/ 10
Mulholland Dr. (FRA/USA 2001)
Regie: David Lynch - DVD Concorde
Die vierte Sichtung. Steige immer noch nicht komplett durch, gewinne aber besonders Dank Djmacbest allmählich den Durchblick.
Genauso rätselhaft, wie unterhaltsam und beängstigend.
Von der blauen Box denke ich übrigens mittlerweile, dass diese das "Tor" zur Illusion darstellt, zumal gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Logengast im "Club Silencio" und dem "Dämon" (zumal beide weiblich sind) bestehen.
10/ 10
#166
Geschrieben 22. April 2004, 17:51
Regie: Quentin Tarantino - Jetzt im Kino (BV)
#167
Geschrieben 22. April 2004, 18:57
Regie: Kurt Wimmer - DVD Highlight
Cooooooooool!
Nach dem Dritten Weltkrieg soll es zu keinem weiteren kommen, da dieser von der Menschheit nicht überstanden werden könne (zehn grpße "Reality"-Points!). Deshalb werden Maßnahmen getroffen, um es nicht dazu kommen zu lassen. Emotionen sind von nun an tabu, weshalb die Bevölkerung unter Drogen gesetzt wird und sich gefühllos durch den Alltag schlägt. Weil es aber Aufständische gibt, die sich an Dingen aus der Vergangenheit klammern - seien es Bücher, Fotos oder sonst irgendetwas nettes - müssen diese zum Wohle der Allgemeinheit eleminiert werden. Ohne Prozess natürlich. Besser erst abknallen und dann nicht fragen, was los ist.
Dem Supercop - oder Kleriker, wie man ihn auch nennt - Preston (Christian Bale) kommen allmählich Zweifel an seiner Arbeit und lehnt sich gegen den Staat auf. Bühne frei für einen spektakulären Showdown...
Ein überaus ärgerlicher Film. So wird der totalitäre Staat (mit der Holzhammmermethode als Nazistaat dargestellt: das Hakenkreuz nur leicht abgewandelt, aus dem Führer mach den Vater und die Bücherverbrennungen und Uniformen wurden gleich direkt übernommen) angeprangert und bzgl. seiner rücksichtslosen Methoden kritisch hinterfragt, als einzige Lösungsmöglichkeit jedoch Gewalt angeboten. Diese wird gemäß dem "Matrixistischen" Trend denn auch breit zelebriert. Alles was der Film kritisiert, propagiert er hinterrücks und weist zudem deutlich faschistoide Tandenzen auf: der einzige Schwarze in dem Film ist ein ganz fieser Typ, dazu noch mit deutschem Namen versehen (dämonischer geht's also kaum!) und muss denn auch den "coolsten" Filmtod sterben.
Darstellerische Klasse verabschiedet sich mit Sean Bean bereits nach wenigen Minuten und die Wandlung von Bale zum "Good Guy" ist so glaubhaft wie die US-Präsidentschaftswahl vor vier Jahren. Außerdem gibt Bale im Grunde genommen nur noch einmal den Bateman und sein Widersacher, der Obermotz ist so charismatisch wie unser Toaster.
Equlibrium ist ein Film, bei dem einer gewissen Weltmachtsadministration aus Übersee bestimmt einer abgeht; ich finde ihn hingegen schlicht zum kotzen!
P. S.: allerdings hat immerhin die erste Stunde gut unterhalten und nach Kill Bill Vol. 2 möchte ich ihn auch nicht vollends verdammen.
2/ 10
#168
Geschrieben 22. April 2004, 22:29
Regie: Quentin Tarantino - Jetzt im Kino (BV)
Meine Eindrücke Vol. 2 sozusagen.
Tja, das war für meinen Geschmack gar nichts. Schon die ersten Minuten ließen mir Übles schwanen. Dialoge über Dialoge über Dialoge. Im Grunde ja nichts Verwerfliches, doch wenn einem die Charaktere eh egal sind und die Worte sich recht schnell als abgedroschene Phrasen herausstellen und "das-um-den-heißen-Brei-herum-Gerede" nicht verstummen will, ja dann kommt doch sehr schnell Langeweile auf.
Der Verve, Esprit des Erstlings (wenn man ihn so bezeichnen mag) fehlt hier völlig. Actionszenen sind rar gesät und QT erscheint mir mehr und mehr als selbstverliebter, ausgebrannter Filmemacher, der seinen Zenit überschritten hat und sich zunehmend in Selbstzitaten verstrickt.
Vol. 2 hat mich sehr an JACKIE BROWN (USA 1997, QT) erinnert. Dort konnte das gesamte Werk als Huldigung bzw. Verneigung gegenüber einer Dame gesehen werden und genauso kam mir das jetzt auch vor. Die Coolness von Thurman ist mir ziemlich Übel aufgestoßen (in Vol. 1 störte mich das ob des Actiongewitters noch nicht so sehr) und einige Szenen wirkten auf mich unfreiwillig komisch, von krassen Logikfehlern mal abgesehen (auch wenn der Film nicht "realistisch" sein soll, so sind manche Dinge wirklich unverzeihlich!).
Das Finale war mir zu unglaubwürdig, Carradine schien seine mangelnde Leinwandpräsenz der letzten Jahr(zehnt)e unbedingt aufholen zu wollen und kam mir mit diesem Superman-Dialog mächtig albern vor. Überhaupt funktionierte diese ganze Love Story für mich nicht.
Aber so sehr der inhaltliche Aspekt Geschmackssache ist, so kann nicht ganz verleugnet werden, dass der Film einige Längen hat und ihm eine Straffung besser bekommen wäre.
Dazu fiel der Soundtrack stark ab und für ne Westernhommage war's für mich auch irgendwie zu wenig; da reicht es nicht, mal eben n Morricone-Score einzuspielen. Waren die langen Einstellungen bei Leone noch sehenswert, so wirken sie bei QT doch reichlich abgestanden.
Dieser Film ist voll an mir vorbeigegangen und ich war froh, als es vorbei war. Dass ich mit dieser Meinung so ziemlich alleine dastehe ist mir schon klar, aber man muss ja nicht auf jeden Zug aufspringen
2/ 10
#169
Geschrieben 24. April 2004, 16:55
Regie: Alejandro Amenabar - DVD LP
Faszination Gewalt.
Das ist das Thema von Tesis, der sich mit den Snuff-Filmen beschäftigt. Leider funktioniert der plot nicht so ganz und wirkt zuweilen doch arg konstruiert. Teilweise erinnerte mich der Film stark an die 90er Teenie-Slasher-Welle und formal war das auch nur TV-Niveau. Dieser Who-Dunnit-Aspekt hat für mich nicht gearbeitet und darstellerisch blieben ebenfalls viele Wünsche offen.
Aber der Film hat eine große Stärke und die liegt in der Behandlung des Gewaltaspekts. Er veranschaulicht, dass dem Menschen ein gewisser Voyeurismus inne wohnt und klagt die Scheinheiligkeit der Moralapostel sowie die Medien an. Der Schluss ist denn auch eine wahre Meisterleistung und zu Beginn des Films, als Ana nicht widerstehen kann, doch einen Blick auf den Snufffilm zu werfen, da hinterfragt man sich selbt. Wahrscheinlich hätte man doch genauso gehandelt!
Damit ist Tesis ein ambitionierter und interessanter Film, der die reißerische Komponente etwas hätte zurückfahren müssen, um mich völlig zu überzeugen.
6.5/ 10
#170
Geschrieben 24. April 2004, 20:56
Regie: Spike Jonze - DVD Columbia
So, nach über nem Jahr jetzt endlich die zweite Sichtung! Damals stieß mir - wie später auch bei MATCHSTICK MEN (USA 2003, Ridley Scott) - die deutsche Synchro sehr Übel auf, da hier zum ersten mal Martin Kessler in einem Cage-Film fehlte. Doch war dies damals nicht der einzige Kritikpunkt an dem Film, den ich aufzeigte. So wirkte das Ende für mich nicht passend und störte mich sogar.
Nun habe ich mittlerweile begriffen, dass dies natürlich Teil des überaus raffinierten Scripts ist, welches die in Filmen oft völlig aus dem Kontext gerissenen Komponenten Sex, Drugs and Violence parodiert. Doch mag dies bzgl. des Drehbuchs noch so geschickt sein - mich hat's auch jetzt wieder gestört.
So funktioniert Adaptation als Parodie, Satire oder Verballhornung der gängigen Hollywoodfilmchen zwar perfekt, als Film, der unterhalten will jedoch weniger. Überhaupt wirkte alles sehr zäh auf mich, so dass der Blick zur Uhr nicht nur einmal stattfand. Auch kann ich an Coopers hochgepriesener Darstellung nichts finden und Meryl Streep - ist wie immer - Meryl Streep. Nic Cage dagegen war klasse und auch die Nebenrollen wurden gut besetzt.
Tja. Es ist schon komisch. Zwar bin ich mit dem Film irgendwie nicht richtig warm geworden, doch will ich ihn hier auch nicht schlecht machen. Schon bei BEING JOHN MALKOVICH (USA 1999, Spike Jonze) schien für mich alles auf das zugegeben geniale Buch gesetzt worden zu sein. Hauptsache skurril, hauptsache noch nie dagewesen. Ich staune ob der Einfälle von Kaufman, mag den Film an sich jedoch nicht als völlig überzeugend beschreiben. Er ließ mich zu kalt. Wie eben auch Adaptation.
Immerhin gibt's einen Riesenlacher, als Charles beim Schreiberseminar erfahren muss, dass Voice-Overs das Dümmlichste darstellt, was ein Autor verwenden kann!
6/ 10
#171
Geschrieben 26. April 2004, 14:41
Regie: Pat Proft - VHS
Für mich der lustigste Film überhaupt!
Zwar zünden nicht alle Gags, doch die die es tun dafür umso mehr!
Meine beiden HIGHLIGHTS, bei denen ich so brülle vor lachen, dass mich mein Vater einmal fast aus dem Haus geschmissen hätte:
Nielsen hüpft vom Kanal in den Staudamm. Schnitt: Strand. Rettungsschwimmer. Der Baywatch-Song ertönt. Vollbusige Flittchen schleppen ihre Silikoneinlagen über den Strand. Muskulöse Männerkörper laufen mit Sandschippchen und Eimerchen in Slo-Mo durch die Gegend. Als einer ins Wasser will, ist es ihm zu kalt. Irgendwann zwischendurch taucht Nielsen in nem Schwarm Fische im Wasser auf.
Nielsen verfolgt die "Bösen" in einem hüpfenden Auto, das La-Cucaraca spielt. Durch das Hüpfen ist es schwierig dem Schrankwart das Geld zu geben. Später dann Schnitt auf ein Maisfeld (ACHTUNG: North by Northwest-Parodie!). Von weitem sehen (und hören) wir Nielsens Auto vor sich hinhüpfen (inzwischen habe ich mich bepisst vor Lachen und die Nachbarn sind kurz davor die Polizei zu verständigen). Später wird Nielsen dann von einem Flugzeug gejagt, das sich als Modellflieger entpuppt.
Dieser Film kommt den NAKED GUN-Filmen (USA 1988 - 93, ZAZ) noch am nächsten. Wie gesagt bewegt sich Profts Film nicht auf dem hohen Niveau dieser Reihe, doch ist die Gagrate sehr hoch und Nielsen knüpft an seine darstellerischen Qualitäten als Frank Drebin an.
Die Dialoge sind auch ganz witzig (nachdem auf ihn mit Platzpatronen geschossen wurde, sagt Nielsen später zu der schießenden Person: "Du hast Platzpatronen benutzt! Ich habe mich auf Löcher untersucht, aber nur die üblichen entdeckt.") und zahlreiche Filme (THE USUAL SUSPECTS, THE FUGITIVE, MISSION: IMPOSSIBLE, TITANIC) werden gekonnt durch den Kakao gezogen.
Schade, dass Nielsen seit diesem Film nur noch Scheiße gedreht hat, ist er doch immer noch eine Ikone des Comedy-Genres!
8/ 10
#172
Geschrieben 27. April 2004, 12:19
Regie: Thomas Vinterberg - TV (arte, 26.04.04)
Ein Filmwunder!
Karsten (Thomas Bo Larsen) genießt seinen kurzen Hafturlaub mit seinem psychisch etwas angeknacksten Kumpel Peter (Ulrich Thomsen), indem sie sich gemeinsam bei ihm besaufen.
Als morgens nichtsahnend Karstens Ex-Frau vor der Tür steht und ihm mitteilt, er habe eine elfjährige Tochter namens Louise fällt er zunächst aus allen Wolken, verspricht aber, sich mit ihr zu treffen. Nur blöd, dass er um 14.00 wieder im Knast antanzen muss.
Egal. Mit Peter im Schlepptau trifft er sich mit seiner Tochter (bezaubernd: Mia Maria Back) und muss bald feststellen, dass ihm die Vaterrolle liegt.
So rettet er Louise erst aus den Klauen des bösen Stiefvaters, scheißt auf seine Haft und düst mit Kumpel und Tochter Richtung Schweden, um seine Freundinnen zu besuchen.
Doch Stiefvater Allan hat bereits die Verfolgung aufgenommen...
Das alles mag jetzt wenig originell klingen, doch ist es die Art, wie Vinterberg seine Geschichte erzählt, die diesen Film zu etwas ganz Besonderen macht. Bei ihm wechseln sich saukomische, todtraurige, rührende und spannende Momente ab. Sein Roadmovie ist einfach nur schön; die schrägen Charaktere ergänzen sich wunderbar (die Combo Larsen und Thomsen erinnerte zuweilen etwas an das Duo Matthau/ Lemmon), man fiebert mit ihnen mit, hat sie schnell ins Herz geschlossen und wünscht ihnen alles nur erdenklich Gute.
Dabei ist Zwei Helden, wie der dt. Titel des Films lautet niemals anbiedernd oder kitschig, hält stets den derben dänischen Humor parat und wer hätte gedacht, dass es einer der schönsten Momente der Kinogeschichte sein könnte, dabei zuzusehen, wie zwei Typen auf einem fahrenden Auto stehend in die Landschaft pissen!
Man hätte den Film leicht durch einen unpassenden Schluss ruinieren können, doch auch hier kommt Vinterbergs ganze Klasse zum Vorschein, indem er auch hier großes Geschick bewies und nicht in die Falle des Kitschs tappt.
Betrachtet man zudem seine zweite Regiearbeit FESTEN (DK 1997), so ist es umso erstaunlicher, wozu dieser Filmemacher alles fähig ist. Verschiedener können Filme beinahe nicht mehr sein. Bis auf eines: meisterhaft.
10/ 10
#173
Geschrieben 27. April 2004, 23:21
First Strike (HK 1997, Stanley Tong) VHS
Rumble in the Bronx (HK/USA 1996, Stanley Tong) VHS
Who am I? (HK 1998, Jackie Chan) DVD Columbia
Mr. Nice Guy (HK 1997, Sammo Hung) VHS
Ja, es war mal wieder an der Zeit dem (inzwischen) alten Kung Fu-Komiker zu huldigen und seine besten Filme zu schauen.
Dabei fiel mir recht schnell auf, dass sich die Werke storymäßig gar nicht mal so sehr ähneln, wie ich es in Erinnerung hatte und sie bzgl. dieses Aspekts mitunter sogar ganz passabel daherkommen.
So ist FIRST STRIKE eine gelungene Bond-Parodie, die zwar ebenfalls einen "Superagenten" präsentiert, diesen aber schon in der ersten Szene lächerlich macht: er hat einen Gegenagenten ausfindig gemacht und berichtet seinen Vorgesetzten darüber. Nur blöd, dass er seine eigene Schrift nicht mehr entziffern kann und außerdem ist es auch noch ein ziemlich langer und komplizierter Name...
Später wird er in einer Koalabärunterhose herumrennen, sich mit Pennern um einen Schlafplatz prügeln und wo er eine Ohrfeige einer enttäuschten Dame noch geschickt abfangen kann, so gelingt ihm dies bei dem darauffolgenden Tritt vors Schienbein nicht so ganz (man achte auf Chan's herrliche Mimik: dieser Mann ist ein Vollblutkomiker!!!).
Actionhighlight: der Kampf mit der Leiter.
RUMBLE IN THE BRONX hat mir vom plot her am besten gefallen. Zwar ist er stellenweise unnötig brutal, doch bietet er wirklich hervorragendes Unterhaltungskino, bei dem die Action(stunt)szenen zwar nicht ganz so spektakulär ausfallen wie in den übrigen Filmen, dafür jedoch um einiges stimmiger rüberkommt als die anderen. Dazu eine überaus hübsche Leinwandpartnerin für Jackie, der hier zudem seinen witzigsten Auftritt hat: vor einem Spionspiegel macht er sich im Supermarkt zum Affen; sehr zur Belustigung des Personals (und des Zuschauers). Später muss er sich mit Rockern herumschlagen, hilft den Notbedürftigen und verschrottet im Finale einen Lamborghini Countach (da konnte ich kaum hinsehen, aber es kommt in einem anderen Film noch schlimmer (s. u.)). Toll auch, dass Ash für die obligatorischen Outtakes die Jackie-Hommage "Kung Fu" geschrieben haben. Ein klasse Song, der einen klasse Film klasse abschließt.
Actionhighlight: Jackie auf der Flucht in einem Parkhaus, was mit einem mörderischen Sprung endet.
Mein Favorit war schon immer WHO AM I?, den ich damals sogar im Kino gesehen habe. Zwar zieht sich der Anfang ziemlich hin (da bin ich über die Kürzungen meiner RC 1 gar nicht mal soo böse), doch bekommt man hier wirklich die allerfeinsten Actionszenen geboten: nicht selten ist mir die Kinnlade runtergekippt (übrigens auch bei dem Anblick von Michelle Ferre, die zwar saumäßig spielt, dafür aber hinreißend aussieht, s. u. !). Da gibt es die Handschellenszene in Südafrika, dann die Holzschuhsequenz in Rotterdam und der finale Kampf auf dem Wolkenkratzer, bei dem die Gegner auch schon mal am Rande des Abgrunds wandeln. Dazu wieder reichlich Selbstironie (sogar bei den "Bösen") und eine Prise Moral. Schöner Film, der auch formal (tolle Kamera!) überzeugt.
Actionhighlight: Die Kick des Holzschuhs.
MR. NICE GUY wirkt etwas dürftiger als die beiden obigen Werke, was vor allem daran liegt, dass hier bei dem schon typischen "Über-Destruction-Final" doch reichlich übertrieben wurde. Die Sequenz ist zu lang und wird recht schnell öde. Immerhin gab's davor eine tolle Szene auf ner Baustelle, bei der Jackie mal wieder Kopf und Kragen (und seine Familienjuwelen) riskierte. Die Türenszene ist saukomisch und selbst Dialogwitz war hier anzufinden (Stichwort Körbchengröße!). Dazu ein überaus netter Running Gag mit Regisseur Sammo Hung und eine herrliche Steven Seagal-Parodie von Richard Norton (den hätten sie im Film nur noch Steven Ryback oder so nennen müssen, dann wär's perfekt gewesen). Negativ aufgestoßen ist mir hier der unnötige Zeitlupeneinsatz, der außerdem viel zu häufig Verwendung findet. Und dann gab es eine Szene, bei der es WIRKLICH weh tat: wieder musste ein Countach dran glauben, doch damit nicht genug: es erwischte zeitgleich noch einen Porsche und später zwei hübsche Limousinen ).
Actionhighlight: Die Kreissägenszene. Holla!
Tja, es waren kurzweilige Stunden mit Jackie und auch wenn er natürlich nicht viel mehr als ein Stuntman ist, der seine Kunststückchen zum besten gibt: mir ist das lieber als dieses ganze "Krach-Boom"-US-Actionkino, in dem irgendwelche x-beliebigen Machos n coolen One-Liner von sich geben und die so auffällig gedoublet werden, dass es selbst n Blinder sieht. Bei Jackie ist immer alles echt und selbstgemacht: dafür liebt und achtet man ihn. Zumindest tu ich das!
#174
Geschrieben 28. April 2004, 17:51
Regie: Dennis Hopper - DVD MGM
08/15-Copfilm. Alles schon mal gesehen.
Robert Duvall spielt das was er am besten kann und Sean Penn auch. Der Ruhige und der Heißsporn. Am Ende ist Letzterer bekehrt. Nix neues.
Leider war der Film dazu auch noch reichlich unspannend, formal ziemlich unspektakulär und wenn ich noch einmal "homes" höre flipp ich aus.
Immerhin gabs ein Wiedersehen mit Courtney Gains alais Hans Klopek, auch wenn der überhaupt nicht in das Milieu passte. Ich glaube, die haben den vom THE 'BURBS-Set direkt zu Hopper geschickt, fehlte eigentlich nur das Pinocchio-Outfit.
Ansonsten muss noch erwähnt werden, dass Duvall n klasse Schauspieler ist, dessen Charisma den Film dann auch vor dem Totalreinfall rettet.
Vertane Zeit war das.
4/ 10
#175
Geschrieben 29. April 2004, 19:20
Regie: Gary Fleder - Jetzt im Kino (Fox)
Och nöööööö...
Musste das denn sein?
Da bietet sich einem hochspannendes, überaus sehenswertes Kino, das dann durch die finalen zehn Minuten völlig vermurkst wird. Ein Musterbeispiel dafür, wie ein schlechtes Ende einen an sich hervorragenden Film fast völlig ruinieren kann.
Die Story über die Manipulation einer Geschworenen-Jury ist wirklich intelligent umgesetzt worden, sogar ein paar Twists werden eingestreut. Dustin Hoffman ist großartig (er gewinnt das Leinwandduell mit Hackman um Längen) und John Cusack ist mal wieder der Obersympathieträger (auch wenn er hier zunächst einen ambivalenteren Charakter mimt).
Zudem sind für ein Court Room Drama erstaunlich wenige Szenen vor Ort zu sehen: die Spannung entwicklet sich aus den Geschehnissen hinter den Kulissen. Ich würde gar behaupten, dass ein derart konzipierter Thriller so noch nie dagewesen ist. Alles wirkt erstaunlich (und beängstigend) authentisch: die Manipualtion der Jurymitglieder im totalen Überwachungsstaat.
Fleder deckt geschickt die Mängel im Geschworenensystem auf, scheitert aber daran, der Waffenlobby (die im Film die angeklagte Partei darstellt) noch eins mitzugeben. Bei ihm stellen die Hintermänner klischeehaft gezeichnete alte Säcke dar, die sich genüsslich selbst in die Scheiße reiten.
Nein, Herr Fleder, so einfach ist das nicht! Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, aber dass man einen versöhnlichen Abschluss eines Films ohne einen strahlenden (und das ist noch untertrieben!) Sieger abdrehen kann, hat Michael Mann doch vor einigen Jahren mit THE INSIDER (USA 1999) erst vorzüglich bewiesen. So wirkte Runaway Jury durch den Schluss nicht nur reichlich unglaubwürdig (beinahe märchenhaft), sondern auch noch ziemlich unlogisch. Ich will hier nicht spoilern, aber jeder der den Film gesehen hat, wird wissen was ich meine.
Insgesamt wurde hier eine wirklich starke Story verschenkt. Auch formal wirkte der Film oft wie eine TV-Produktion und nur das Scope verschaffte ein wenig Kino-Feeling.
Anstatt eines guten bis sehr guten Thrillers hat Fleder am Ende nur einen gerade noch überduchschnittlichen Thriller nach dem klassichem Hollywoodschema abgeliefert. Überaus schade!
8.5/ 10 (für die ersten 110 Minuten)
1.5/ 10 (für den Rest)
#176
Geschrieben 30. April 2004, 11:14
Regie: Vincente Minnelli/ Charles Shyer - VHS/ DVD (BV)
Ich dachte, ich mal mal den direkten Vergleich und habe mir beide Filme nacheinander angeschaut.
Dabei musste ich feststellen, dass man sie eigentlich schon ob des großen Zeitunterschiedes (über 40 Jahre) nur sehr schwer miteinander vergleichen kann.
So kommt das Original doch reichlich angestaubt daher und so sehr ich Tracy auch mag, war er niemals so witzig wie Martin, der hier meiner Meinung nach eine Glanzvorstellung gibt. Niemand kann den entnervten, cholerischen Typen so komisch spielen wie Martin, der ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs wandelt. Neben ihm verblassen alle anderen Darsteller, die zumeist sowieso unglücklich gewählt wurden. Diane Keaton hatte natürlich auch eine undankbare Rolle; war nur Stichwortgeber für ihren Leinwandpartner und das zukünftige Ehepaar. Oh Gott! Die schienen aus den Überresten eines Marienhofcastings zu stammen.
Immerhin gab's da noch Martin Short ("Well, welcome to the nineties, Mr. Boonks), der so gut war, dass ihm Martin in ihren gemeinsamen Szenen dann auch das Feld überließ. Schade, dass Minnelli damals nicht mehr aus diesem Charakter gemacht hat, der mit Leo G. Carroll zwar namhaft besetzt war, aber kaum auffiel.
Überhaupt ist das Remake viel stimmiger umgesetzt, was auch durch die wohldosierten Slapstickeinlagen bedingt ist. Der Running-Gag der 50er Version mit den Martinis war zwar ganz nett und gleichzeitig das Highlight dieses Films, doch stellte er kein Vergleich zum Ideenreichtum des Scripts von Nancy Meyers (die heute eine sehr erfolgreiche Regisseurin darstellt) dar.
So bleibt am Ende nur die Erkenntnis, dass Liz Taylor in jungen Jahren verdammt hübsch war, Spencer Tracy besser im dramatischen Fach aufgehoben war und Steve Martin den "King of Comedy" darstellt.
5/ 10
8.5/ 10
P. S.: ein wirklich netter Einfall war übrigens die Verwendung des geschmacklosen Hochzeitsgeschenks aus dem Original auch im Remake.
#177
Geschrieben 30. April 2004, 18:32
Regie: Sören Kragh-Jacobsen - Astra Theater Essen
Die beiden dänischen Schwestern Marie und Sophie haben sich auf einer Bohrinsel genug Geld zusammenverdient, dass sie von nun an in Schottland Fuß fassen wollen.
Hier lebt auch Sophies Angebeteter, der Mechaniker Ken - doch diesen zu finden, stellt sich als schwierig heraus. Das Geld ist schnell versoffen und in der Finanznot nimmt Marie einen dubiosen Job an: sie lässt sich von einem Fürstensohn schwängern, dessen Frau keine Kinderbekommen kann, damit ein Erbe da ist.
Doch als Sophie bei einem Unfall tödlich verunglückt ist ihrer Schwester alles egal. Hochschwanger und zum Wrack geworden will sie nur noch Ken finden, um ihm die Nachricht zu übermitteln. Doch dieser ist bereits ebenfalls verschieden und so gerät Marie an dessen drei Mitarbeiter...
Aber auch die Adelsfamilie hat bereits Jemanden beauftragt, um ein Auge auf die Leihmutter zu werfen...
Ich habe Mifune nicht gesehen, zuvor aber gehört, dass es sich hier um den Mittelteil einer Trilogie handeln soll. Soviel vorneweg: dieser Film erfordert keinerlei Vorkenntnisse und funktioniert als eigenständiger Film.
Meine Erwartungen waren hoch: ein dänischer (wer hier öfter reinliest, wird wissen, wie sehr ich das skandinavische Kino schätze) Film, der auch noch in Schottland spielt (Erinnerungen an WILBUR WANTS TO KILL HIMSELF (DK/SCO 2002, Lone Scherfig) werden wach). Das konnte gar nichts Schlechtes ergeben!
Weit gefeht! Dieser Film hat mich sehr ernüchtert zurückgelassen.
Zunächst einmal ging mir Sophie-Darstellerin Bronagh Gallagher mitm ihrer hibbeligen Art, dem hysterischen Humor und ständigem Gesaufe mächtig auf den Sack und ich war regelrecht froh, als sie abkratzte, womit der Film mich dann auch emotional nicht mehr richtig "in den Griff" bekam: die Meitleidstour zog bei mir nicht.
Hauptdarstellerin Iben Hjejle ist zwar charismatisch und sehr nett anzusehen, doch auch sie hat mich in ihrer Rolle (vor allem bei en Saufgelagen) nicht überzeugen können. Für mich wurde Skagerrak erst interessant, als die drei Mechaniker auftraten: Charakterköpfe, die interessant gezeichnet waren und das erste mal so etwas wie Witz in den Film brachten. Als sie in das Leben Maries treten, ging es mit Skagerrak bergauf. Doch dann trat ein Schönling auf und es war sofort klar, wie der Film enden würde...
Anstatt trotz des sehr stark märchenhaften Charakters des Films einen versöhnlichen Abschluss zu bieten kommt alles wie gehabt: die sympathischen, interessanten - aber natürlich nicht den Schönheitsidealen entsprechende - Dreiergruppe bleibt außen vor und der aalglatte, langweilige Beau kriegt die Schönheit. Kotz!
Dann hätte Kragh-Jacobsen vor allem den Charakter Gabriel nicht so liebenswürdig darstellen sollen, denn ihm hätte wohl jeder die Marie gegönnt.
Ich bin erstaunt, wie sehr sich der Regisseur an Hollywoodkitsch orientierte, anstatt sich auf die stärken des skandinavischen Kinos zu besinnen. Überraschende Momente sucht man hier vergebens, der frische Humor flackert nur kurz auf und einen so unsympathischen Kerl wie Martin Henderson hab ich auch selten erlebt.
Nach diesem enttäuschenden Filmerlebnis bleibt für mich immerhin eine positive Erkenntnis: auch das skandinavische Kino ist nicht unfehlbar und meine Erwartungshaltung ist jetzt erstmal wieder kräftig nach unten geschraubt, so dass ich demnächst auch mal wieder positiv überrascht werden kann.
4/ 10
#178
Geschrieben 01. Mai 2004, 20:24
Regie: Joel Coen - engl. VHS (Universal)
Tja, ich hätte nicht gedacht, dass es mal soweit kommen würde, dass ich bei einem Coen-Film nach 20 Minuten abschalte...
So geschehen vor ein paar Minuten. War ich nach dem Kinobesuch zwar sehr ernüchtert, so konnte ich ihm dennoch einen gewissen Unterhaltungsaspekt nicht absprechen. Dieser eröffnete sich mir diesmal ganz und gar nicht.
Dieser Film stinkt! Clooney ist spitze, keine Frage, aber die übrigen Akteure spielen selbst für Coen-Verhältnisse über das Ziel hinaus (das toppt sogar 'over-acting').
Der Film ist eine Karikatur einer Karikatur, deren Witz beim zweiten Sehen nicht mehr da ist. Zumindest erging es mir so. Ganz schlimm wurde es ab Zeta-Jones Auftritt, die bei mir bald noch Julia Roberts-Status erhält. Talentfrei. Öde. Besser im Quelle-Katalog aufgehoben. So sieht's aus!
Bin ziemlich am Boden zerstört. Meine Lieblingsfilmemacher, deren Werke sich doch gerade dadurch auszeichneten, dass man sie immer immer immer wieder anschauen kann haben hier auf ganzer Linie versagt. Kein genial durchdachtes Script mehr, sondern einfach nur noch ne flache Komödie. So n Scheiß!
Ich befürchte ja auch bei dem Ladykillers-Remake schlimmes... da will wohl jemand auf Teufel komm raus kommerziellen Erfolg haben. Da bin ich ja heilfroh, dass der in den Staaten ziemlich gefloppt ist und hier darauf erstmal verschoben wurde.
Vielleicht peilen die beiden dann, dass sie es sich nicht auch noch erlauben können, ihr kleines, aber sehr treues und sie als Künstler schätzendes Publikum zu vergraulen.
#179
Geschrieben 02. Mai 2004, 14:45
Regie: Russ Mayberry - VHS
Die "Reise nach Arizona" war der Startschuss zur beliebten 80er Jahre-Actionserie THE FALL GUY (dt. EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE). Über 110 Episoden folgten. 5 Jahre lang war die Serie in Produktion.
Mittlerweile hat sie Kultstatus und es ist eine Schande, dass weltweit noch immer keine DVD-Veröffentlichung in Sicht ist.
Was hebt THE FALL GUY nun aus dem Gros der Serienproduktionne der 80er heraus? Nun, was die Qualität der Serie betrifft: gar nix. Die plots sind nicht schlechter oder besser als der meisten Reihen; das Budget glich dem der Konkurrenz und das sieht man auch (Explosionen, Skylines uvm. stammen alle - deutlich sichtbar - aus dem Archiv).
Die Serie fiel im Vergleich zu Genreperlen wie MAGNUM, P. I. stark ab: erstmal storymäßig und dann darstellerisch sowieso. Einfach gestrickte Geschichten, in denen Schwarz-Weißmalerei betrieben wurde, die "Bösen" sich auch so verhielten (böser Blick, fiese Stimme (Manfred Lehmann hatte hier quasi ein Abo auf die Stimme des Bad Guys) und natürlich bedrohliche Begleitmusik) und das Gute stets gewann. Ernstere Themen wurden nur selten aufgegriffen und wenn dann ziemlich plump behandelt, der Serienheld zum Supermann hochstilisiert (das hat mir bei BAYWATCH dann doch besser gefallen), der jeden Konflikt durch ein paar ruhige Worte lösen konnte.
Doch was THE FALL GUY zweifellos ausmachte, waren die spektakulären Actionsequenzen, die z. T. sogar für A-Movies brauchbar gewesen wären. Dazu eine große Portion Witz (allein der Charakter Howie Munson mit seiner Tölpelhaftigkeit, unendlichen Naivität, Arroganz und universellen Studiertheit (er hat selbst Bronzologie und Pferdologie studiert!!!)), ein hübsches Püppchen (die sehr zu meiner Freude auf BHs verzichtete ) und ein HAMMERGEILES Auto. Wenn ich diesen GMC mal irgendwo stehen sehe, werde ich alles dransetzen, ihn zu erwerben. Der Besitz eines solchen Wagens käme einem meiner größten Lebenswünsche gleich!
Dann hat die Serie noch einen hohen Trash-Faktor: da werden die Stuntmen so auffällig gedoublet, dass es schon wieder komisch statt peinlich ist, mindestens eine Explosion pro Folge ist Pflicht (auch wenn die Plausiblität dann manchmal gerne auf der Strecke bleibt) und überhaupt kann man das Ganze irgendwie niemals wirklich ernst nehmen.
Zum Piloten ist anzumerken, dass der auch als Spielfilm gar nicht mal übel ist (mal abgesehen vom formalen Aspekt). Die Geschichte verbindet die Einführung der Personen gekonnt mit einem schnell voranschreitenden plot und ist zudem ziemlich unterhaltsam umgesetzt. Dazu noch eine irre Actionszene, in der ein fahrendes Auto von einem Helikopter abgeschleppt und auf einem Canyon wieder abgesetzt wird
Tja, jetzt bin ich auch Dank eines kräftigen Nostalgieschubes (zumindest in meinem Umfeld war es damals so, dass Ende der 80er montags 17.40 im ZDF immer Colt Seavers angesagt war: die Straßen waren leergefegt ) erstmal wieder heiß auf die Serie. Außerdem ist es immer wieder erstaunlich, wer sich alles zu Cameoauftritten überreden ließ: von James Coburn über Farrah Fawcett bis hin zu Richard Burton.
10/ 10
#180
Geschrieben 04. Mai 2004, 15:43
Regie: Ridley Scott - Krefelder CinemaxX
Erst die zweite vollständige Sichtung und die erste im Director's Cut.
Ich gehöre zu der Fraktion, die ALIENS (USA 1986, James Cameron) dem Erstling vorzieht, wobei ich sogar soweit gehe, das Sequel um Längen besser zu finden.
Obwohl eigentlich ein großer Liebhaber von Kammerspielen und klaustrophobischer Atmosphäre im Film packt mich ALIEN nicht richtig. Spannende Momente stellten eine Seltenheit dar und auch das Finale wirkte auf mich reichlich uninspiriert.
Woran es liegt, dass ich mit dem Film nicht so richtig warm werde? Vielleicht daran, dass ich seinen Nachfolger lange vor der ersten Sichtung von Teil 1 gesehen habe und lange Zeit zu meinen absoluten Favoriten zählt. So waren meine Maßstäbe vielleicht zu hoch. Cameron verbindet Suspense mit perfekt inszenierten Actionsequenzen zu einem überwältigenden Filmerlebnis, das einen kaum zur Ruhe kommen lässt (zumindest in der Originalkinofassung). Scotts Film wird hingegen behäbig erzählt, bietet anfangs endlose lange Einstellungen und kommt nicht richtig in die Pötte.
Immerhin wirkten die Darsteller in ihren Rollen sehr authentisch und es wurde hier endlich mit dem genretypischen Klischees des männlichen Helden aufgeräumt.
5.5/ 10
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