The Room-Files
#391
Geschrieben 12. April 2004, 10:22
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht, warum Mario Bava sich das auf seine alten Tage angetan hat. Sein Film spielt komplett im Freien und zu 90 Prozent in fahrenden Autos. Das kompliziert die Dreharbeiten schon extrem.
Das Ergebnis kann sich aber durchaus sehen lassen. „Wild Dogs“ schildert die Stationen einer Geiselnahme auf spannende Weise. Dabei werden zwar meist nur die klassischen Situationen zwischen Geiseln und Geiselnehmern dargestellt, wer aber sagt, diesw seien nicht spannend, der liegt falsch. Sicherlich kommt dem Film auch zu Gute, daß er ein sehr kleines Budget hatte. So bleibt die Produktion auf dem Boden und kann spannende Szenen mit den geringsten Mitteln heraufbeschwören. Obwohl man feststellen muß, daß hin und wieder die eine oder andere Aufnahme zu fehlen scheint. Oftmals sind die Polizeiautos nur im Off hörbar. Auch weitere Szenen, meist Actionszenen, laufen nicht so rund ab und nur die Geräuschkulisse verrät das eigentliche Geschehen. Ich kann mir also gut vorstellen, daß „Wild Dogs“ doch nicht komplett zu Ende gedreht worden ist. Diese fehlenden Details sind aber größtenteils nur Momentaufnahmen, die der Dramatik des Geschehens kaum Abbruch tun. Auch der Musikeinsatz verstärkt die Wirkung des Filmes. Zu fast jeder Szene hört man fast schon monoton den Score. Das macht die Verzweiflung und die Spannung, die sich im Haupthandlungsort Auto aufbauen um Einiges härter.
Zum Ende trumpft Bava ordentlich auf. Der Schlussgag, wenn man ihn als solchen bezeichnen kann, ist ein unheimlicher Schlag in den Magen und mit dem Ende von „Bay of Blood“ vergleichbar. Mario Bava hat es also 1974 noch immer draufgehabt - auch in so einem für ihn recht untypischen und vor allem realistischen Film.
Samstag, 10.04.2004/13:00 - 14:30 Uhr
#392
Geschrieben 12. April 2004, 17:08
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Obwohl Tim Burtons „Big Fish“ eine Mischung aus „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“, „Forrest Gump“ und noch was (Name doch tatsächlich vergessen) ist, ist es doch der nüchternste und realistischste Film von Tim Burton. Die Rückblenden und Geschichten sind natürlich fantastisch, verspielt, bunt und verschroben aber die Gegenwart, in der die Hauptperson im Sterben liegt, ist schmuck-, glanz-, ja farblos. Diese Tatsache ist nicht negativ, aber ungewöhnlich. Wirklich überrascht war ich, wie ähnlich sich die verschiedenen Schauspieler sehen, die den gleichen Charkater in unterschiedlichen Altersstufen spielen.
Wahrlich nicht so der Renner war die Musik von Danny Elfman. Der sülzt sich gewaltig einen Ast ab. Da wäre unbedingt mehr Innovation nötig gewesen. Zusammen mit so mancher Aufnahme von uramerikanischem Vorgartenidyll wirkt das schnell sehr kitschig und unterbewußt süßlich. Das genaue Gegenteil von „Edward mit den Scherenhänden“ist da manchmal erkennbar...
In der letzten halben Stunde holt sich Tim Burton aber die volle Gunst des Publikums zurück und zeigt mit seinen zwei Finalen, wo und wie der Hase läuft. Da trifft „Big Fish“ denn Nagel auf den Kopf. Was sich da abspielt, sollte man mit bloßen Worten nicht beschreiben. Jedenfalls ist es das Schönste, was mir in der letzten Zeit untergekommen ist. Die Emotionen kochen hoch. Ehrlichkeit, Wahrheit und Schönheit bestimmen das Bild, vollkommen ohne Kitsch. Was für ein Abgang...
Wer wissen will, ob ich geweint habe, soll sich doch bitte eine Aufzeichnung der Infrarot-Kamera beschaffen, denn die sitzt im Kino 14 sehr aufdringlich in der Ecke...
Samstag, 10.04.2004/17:25 - 19:25 Uhr
#393
Geschrieben 13. April 2004, 18:13
Regie: Kim Jee-Woon
Liebes Tagebuch...
Ich glaube, ich leide an einer schweren Krankheit. Schlägt man im Diercke Weltatlas nach, ist sie unter dem Kapitel „asiatische Filmlegasthenie“ zu finden.
Was will mir die Geschichte zweier Schwestern sagen? Ich sah einen verdammt gut und edel gefilmten, atmosphärisch sehr dichten und bis ins Knochenmark gruseligen Psychothriller. Aber ich habe überhauptnichts verstanden...
Ich fasse zusammen: Also, da sind zwei Schwestern, wobei ich mir nicht sicher bin ob die Jüngere nicht vielleicht nur im Geiste der Älteren existiert. Auch hatte ich spekuliert, daß die Stiefmutter nur im Geiste der älteren Schwester böse ist und der Zuschauer im Bezug auf die Stiefmutter immer das Gegenteil sieht, von dem was geschieht. Als ich dann in Sachen Handlungsverlauf vollkommen kapitulierte, reimte ich mir folgende Lösung zusammen: Dies ist alles nur ein Alptraum, wo es nicht weiter schlimm ist, wenn Personen und Zeiten vertauscht und durcheinandergewürfelt werden. Wäre aber alles nur ein Alptraum, dann müßte aber doch wenigstens eine Basis da sein? Etwas, woran man sich festhalten könnte? Man kann doch mich als Zuschauer nicht so verwirrt zurücklassen? Mensch, das darf doch alles nicht war sein.
Könnte mir jetzt bitte mal jemand über die Straße helfen?
Sonntag, 11.04.2004/16:45 - 18:40 Uhr
#394
Geschrieben 13. April 2004, 21:29
Regie: Sharon Maguire
Liebes Tagebuch...
Es ist doch bekannt, daß in Tagebüchern nur Scheiß’ drinsteht!
Das Genre der englischen Liebeskomödie war mir bis heute unbekannt. Nachdem ich keinen Vergleich zu ähnlichen Werken, oder gar Hugh-Grant-Filmen habe, kann ich mit einer gewissen Naivität sagen, daß mir dieser Film gefallen hat.
Diese Hauptperson ist doch schon mal äußerst liebeswert, die Situationen, in die sie stürzt, auch. Daß das Ganze am Ende auf Colin Firth und nicht auf Hugh Grant hinausläuft, zeichnet sich sehr bald und vor allem unübersehbar ab, der Weg, bis es endlich soweit ist, ist aber ein Vergnüglicher. Über das in künstlichen Schnee getunkte Ende läßt sich sicher streiten, will ich aber, gutmütig, wie ich bin, noch mal durchgehen lassen. Überrascht war ich von dem relativ geschickten Einsatz von 1A-Bratzenmusik, die ich im Radio sofort wegschalten würde. (Wie heißen die Tonnen, die "It's raining men" singen? )
Das erste Kapitel in Sachen englischer Liebeskomödie läßt mich positiv überrascht zurück. Jedoch muß ich bemängeln, daß, obwohl fast unentwegt geraucht wird, kaum bis niemals Rauch zu sehen ist. Da geht dem Film nicht nur ein saftig ästhetisches Mittel durch die Latten, sondern auch der Spaß an der Unkorrektheit.
Sonntag, 11.04.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#395
Geschrieben 13. April 2004, 21:32
Regie: Christoph Schlingensief
Liebes Tagebuch...
Mit unglaublicher Energie und größenwahnsinnigen Dialogen stürzt Christoph Schlingensief seine Ossis und Wessis in einen Strudel aus Gewalt und Verrücktheit. Nach „Terror 2000“ und den „120 Tagen von Bottrop“ ist dies nun der dritte Film, den ich von Schlingensief sehen durfte, und sein bislang Bester. Auch neigt er hier hin und wieder dazu, alles dem totalen Durcheinander hinzugeben, ohne die Personen auszuloten. Bald hat er aber die Balance raus und man kann abwägen, wer nun welche Ziele verfolgt.
„Das deutsche Kettensägenmassaker“ ist ein Loblied auf die Hantiererei. Unglaublich sterile und provokante Dialoge werden in tosender Raserei in die Luft geschmettert. Da wird selbst ein „Brigitte, Vater geht es nicht gut“ zum Hurrikan. Obendrauf werden dann die üblichen Provokationen gesetzt. Es gibt liebevoll direkte Spielereien mit der Gossensprache, kuriose Splattereinlagen - alles gebettet in eine Handlung, die mit immensem Tempo von einer absonderlichen Situation in die nächste stürzt. Von den allen großartig rotierenden Darstellern sollen zwei besonders hervorgehoben werden: Susanne Bredehöft, die in selbstloser Demontage mit Ganzkörpereinsatz die Blicke auf sich zieht, wie schwarzes, dreckaufsaugendes Loch. Udo Kier, der im gespielten oder gelebten Vollrauch sich als Rex Gildo die Frisur flambiert. Das hat man noch nicht gesehen, das muß man sehen, das will ich sehen! Und gierig, fasziniert, verstört sitzt man, sich die Haare raufend, vor dem Fernseher und verlangt nach mehr, mehr, mehr!!!
Montag, 12.04.2004/09:30 - 10:35 Uhr
#396
Geschrieben 13. April 2004, 21:34
Regie: Jan Svankmajer
Liebes Tagebuch...
In drei Abschnitten/drei Dimensionen erzählt der Film die Geschichte von der Entstehung des Lebens. Dabei benützt er ganz eigenwillige Animationen. Immer wieder vereinigen sich Dinge, daraus entstehen wieder neue Dinge, daraus entsteht neues Leben, daraus entsteht intelligentes Leben. Dieses Leben ist so intelligent, das es sich bald nicht mehr versteht und so werden aus Dialogen Diskussionen, uns so weiter, und so weiter.
Jetzt, wo ich das geschrieben habe, kann sich natürlich jeder vorstellen, um was es in diesem Film geht und wie das Ganze vonstatten geht. Gut, dann kann ich ja ins Bett gehen.
Montag, 12.04.2004/10:35 - 10:50 Uhr
#397
Geschrieben 14. April 2004, 11:52
Regie: Ivan Reitman
Liebes Tagebuch...
Flotte Mischung aus CGI-Krawall und lustiger Komödie, die auch beim zweiten Male für Aufmunterung sorgt. Daß die Animationen nicht astrein sind, senkt den Unterhaltungswert kaum. Tempo und Spaß bestimmen "Evolution". Mehr muß man dazu nicht sagen...
Ps.:
Julianne Moore ist super!
Montag, 12.04.2004/14:00 - 15:40 Uhr
#398
Geschrieben 17. April 2004, 09:11
Regie: Todd Phillips
Liebes Tagebuch...
Nach dem „... und dann kam Polly“-Desaster gibt es nun die letzte Chance für Ben Stiller. Und er hat diese, in gelungener Zusammenarbeit mit Owen Wilson, genützt. Zwar reitet dieser Film auch auf der Serien-Remake-Welle, ist aber das genaue Gegenteil zu den „Drei Engeln für Charlie“.
„Starsky and Hutch“ nimmt die 70’er nicht nur aufs Korn sondern lebt auch in ihnen. Ganz klar ist das erkennbar an Musik und Mode, aber auch der Film selbst wirkt, als würde er in den 70’ern entstanden sein. Die Handlung ist kaum spektakulärer als die einer damaligen TV-Folge, der Showdown zeigt sich kurz und schmerzlos und sogar die hässliche gelb-beige Schrift wurde wieder ausgegraben. Diese offensichtlichen Rückschritte erweisen sich als der große Vorteil von „Starsky and Hutch“. Er wirkt reingewaschen, bodenständig, glaubwürdig und der Zuschauer kann sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, ohne von diversen Materialschlachten abgelenkt zu werden. Einziges Zugeständnis an die heutige Zeit sind die unkorrekten Scherze der beiden Hauptdarsteller, die ein wenig an den Gegen-den-Strom-Schwimmer „Zoolander“ erinnern.
Nebenbei bemerkt: Juliette Lewis habe ich erst auf den zweiten Blick erkannt. Raus aus der Versenkung! Das ist ein Befehl!
Montag, 12.04.2004/20:45 - 22:25 Uhr
#399
Geschrieben 17. April 2004, 12:19
Regie: Joe D’Amato
Aus dem Tagebuch von Anne und Frank...
„Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“: Eine Sau von einem Film!
Es muß im Herbst 1989 gewesen sein, als ich, zusammen mit „Geisterstadt der Zombies“, zum ersten Mal Kontakt mit „Sado“ hatte - wenn auch nur in Ausschnitten. Diese Freß-, Hack- und Wühlszenen, denen ich damals noch keinen Titel zuordnen konnte, verstörten/verwirrten mich zutiefst - immerhin hatte ich gerade mal 11 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auszupusten. Diese namenslosen Gräuelszenen entdeckte ich dann per Zufall wieder. Genau 10 Jahre später, bei einer berüchtigten Kellersession beim Lieblingsarbeitskollegen. Sichtlich begeistert war ich nicht, denn der Rahmen, in dem sich diese Scheußlichkeiten abspielten, ließ zu wünschen übrig. Jetzt, gute vier Jahre später, wo ich mit D’Amato’s „Man Eater - Der Menschenfresser“ quasi per Du bin, sollte auch dem lieben „Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“ noch eine ehrliche Chance gewährt werden.
Joe D’Amato schreckt vor nichts zurück. So sehr er auch die Dramaturgie vernachlässigt, so umtriebig arbeitet er daran, jedes noch so große Tabu zu brechen. Mit schonungsloser Hinterfotzigkeit unterbreitet er seinen Zusehern ein Werk das vor selbstzweckhaften Brutalitäten nur so strotzt - und immer haben diese einen sadistischen Unterton. Man hört ihn quasi, den D’Amato’s Joe, wie er händereibend hinter seiner Kamera sitzt und hinterhältig lacht, über all die Dreistigkeiten, die er da fabriziert. Nur mit Kopfschütteln kann man verfolgen, wenn Anne, die später Anna, dann wieder Anne heißt, „ausgestopft“ wird, wenn das Girly aus Santa Monica, Los Angeles in Kalifornia zerhackt, in Säure aufgelöst und dann in der Sickergrube versenkt wird, wenn die Joggerin neben einer Toten durchgevögelt wird und dann den Weg durch den Kamin gehen muß. „Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“ ist ultraböse, schmierig und zutiefst schmuddelig. Italo-Sleaze von einzigartiger Statur. Passend dazu wird locker klimpernde Musik von Goblin gereicht.
Eine Stunde lang kann Joe D’Amato sein Publikum auf Trab halten. Danach führt er eine Kriminalhandlung in die Geschichte ein und bringt zum Ende mit höchst klassischen Mitteln noch einen Hauch von Gruselatmosphäre auf den Plan. Wer jemals das Glück hatte, den Schlußschock im Kino sehen zu dürfen, wird ihn wohl sein Leben lang nicht vergessen. Das ist „Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“ - der schrecklichste Film dieser Zeit!
Ps.:
Seltsam, was sich hinter einer Friedhofsmauer alles abspielen kann. Viel seltsamer ist jedoch, was sich alles davor abspielt. Man achte bei Anne(a)’s Beerdigung darauf.
Und jetzt? Sich am besten eine Einlandung zum Dinner bei Franca Stoppi organisieren und sich nach Strich und Faden bekochen lassen...
Mittwoch, 14.04.2004/22:30 - 00:05 Uhr
#400
Geschrieben 18. April 2004, 09:19
Regie: Mel Brooks
Liebes Tagebuch...
Ich sah diesen Film zum ersten Mal, als er vor dreizehn Jahren, oder so, an Weihnachten oder Ostern im Ersten lief. Meiner Oma gefielen diese ganzen Arschloch-Witze überhaupt nicht. Jedenfalls hab ich mir "Spaceballs" aufgezeichnet und mit das Band in den Jahren darauf bis zum Erbrechen angesehen.
Kein Wunder, daß mir fast jedes Detail noch immer bekannt ist. So entlockte mir der Film meist nur ein müdes Lächeln. Zum Ende hin bin ich auch noch eingeschlafen. Na ja, schön ist er trotzdem irgendwie...
Freitag, 16.04.2004/21:30 - 23:05 Uhr
#401
Geschrieben 21. April 2004, 11:58
Regie: Dr. Lucio Fulci
Liebes Buch Eibon...
Nochmal zurück ins Jahr 1989. Zusammen mit "Sado - Stoß' das Tor zur Hölle auf" stieß ich in jener Zeit zum ersten Mal auf die Geisterstadt der Zombies - genauer gesagt, auf die Eröffnungssequenz, welche in deutschen Landen gnädigerweise in Farbe ist. Das Rasseln der Ketten, das Einschlagen der Nägel, das Schreien des Opfers - das alles hängt mir seit damals im Nacken. Ebenso das aggressive Zoomen der Kamera. Verstärkt, vielleicht auch wiedererweckt, wurden diese Eindrücke, als ich eben diese Ausschnitte vor einem Jahr in Berlin auf einer großen Leinwand sehen durfte. So komme ich zo folgender Erkenntnis. "Die Geisterstadt der Zombies" kann trotz überbordender Bluteinlagen, kein Stück von ihrem immensen Gruselfaktor verbergen. Mit offenen Armen läuft der Zuschauer in ein grauenvolles, dichtes Italo-Werk, wie es nur den frühen 80'ern entsprungen sein kann, gleichsam aber trotzdem eine Ausnahme darstellt.
Es ist unglaublich, was Fulci auffährt - von den Gewaltdarstellungen mal vollkommen abgesehen. Großartige Sets (Krankenhaus), wahnsinnige Kameraeinstellungen (Straße) und eine (alp)-traumhafte Inszenierung lassen ganz vergessen, das Gewalt bis zum Erbrechen der zartbesaiteten Seelen angestrebt wird.
Großartigste Momente:
Martha erschreckt vor Plumber Joe, der in der Badewanne (un)ruht;
Sämtliche Szenen mit dem Pippi-Langstrumpf-Mädchen;
Regungslose Zombies in der Villa der blinden Frau, ehemals Sado-Präparat;
Heiligster Moment:
Warbeck und MacColl verlassen das Hotel. Nach und nach gehen dort die Lichter an und Schatten wandelnd vor den Fenstern.
Leider ist zum Ende die DVD verreckt, so daß mir das Ende aus alten Erinnerungen zusammenklauben mußte...
Samstag, 17.04.2004/22:30 - 23:50 Uhr
#402
Geschrieben 21. April 2004, 23:05
Regie: Victor Salva
Liebes Tagebuch...
Der 23. Tag der vorübergehenden Creeper-Herrschaft ist am Anbrechen und weil die Geschichte chronologisch fortgeführt werden will, ist ein so spannender Einstieg, wie beim Vorgänger leider nicht mehr möglich. Dieser Tatsache wird eine ganze Football(?)-Mannschaft entgegengesetzt, der der Creeper auf die Pelle rücken darf. Viele Leute und viele Problemchen kaschieren das Altbekannte.
Geboten wird dann spannende Horroraction - schön getüncht in goldene Farben, sogar der Hund ist blond. Alles gut und nett gemacht, vom Hocker reißt es aber nicht. Überraschenderweise wird Gekröse kaum geboten. War der erste Teil auch so zurückhaltend? *amkopfkratz*
Zum Ende hin scheint es so, als ob die Filmemacher die Übersicht verloren hätten. Die Sache mit der Football-Mannschaft verläuft im Sand. Alle werden seperiert. Ein paar näher erläuterte Charaktere werden vom Creeper geschnappt, andere Helden und Heldinnen beweisen Engagement und der Rest wird schlichtweg vergessen. Da hätte man etwas mehr Hand anlegen müssen.
Gelungene, aber wenig spektakuläre Fortsetzung. Ob man 2024 den Creeper für einen dritten Teil reativieren wird? Ray Wise müßte dann nicht mehr geschminkt werden...
Sonntag, 18.04.2004/01:05 - 02:45 Uhr
#403
Geschrieben 24. April 2004, 12:05
Regie: Zack Snyder
Liebes Tagebuch...
Daß ich das noch erleben durfte! Der Zombie-Film schlechthin, auf einer riesengroßen Leinwand. Obwohl es „nur“ das Remake des „bösen“ Romero-Zombies ist, finde ich diese Tatsache äußerst kurios. Meinen nicht geplanten Enkelkindern werde ich noch davon erzählen!
Das Opening klotzt mit herrlich apokalyptischen Szenen. Die Kamera schwebt über die Szenerie, während alles vor die Hunde geht. Es wird so richtig fabuliert. Danach folgt der aggressive Vorspann. Das Hinklatschen des „Dawn of Dead“-Schriftzuges mußten mein Lieblingsarbeitskollege und ich mit einem Lachen, bestehend aus Ehrfurcht, Unglaublichkeit und Freude begrüßen. Dem Vorspann folgte dann gleich die Shopping Mall. Jetzt kommt der Film seinen Quasi-Vorgänger am Nähesten. Zum großen Teil liegt das an den satten, grellen Farben und den grobkörnigen Bildern. Die oft erwähnte „MTV-Optik“, deren Name eigentlich auch schon veraltet ist, kommt nur am Schluß zum tragen. Vorher gibt es fast nur typischen 70’er-jahre Horror.
Großartig sind die kaum lesbaren Credits. Liegt wohl daran, daß ich nicht lesbare Titel einfach liebe (siehe „Irreversibel“). Ich hätte nicht gedacht, daß die Kettensäge so kraß zum Einsatz kommt. Was der Film also in seinen finalen Minuten auftischt, erstaunt in höchsten Maßen, entspricht dann auch wieder den neuesten Standart der Filmtechnik. Romero-Zombie ade. Endlich mal ein Film für Erwachsene!
Den kritischen Ton des Originals trifft „Dawn of the Dead“ leider nicht direkt. Die ruhigen Szenen im Kaufhaus sind weniger beklemmend. Liegt wohl auch daran, daß die angreifenden Zombies ein bißchen überreagieren und dem Instinkt des Essens mit etwas unlauteren Mitteln nachgehen, und dann nicht mal richtig fressen. Ich will die wiederaufgestandenen Herrschaften jetzt nicht mit den Zombies aus Lucio Fulci’s „Zombi III“ vergleichen, aber auch bei „Dawn of the Dead“ reagieren sie etwas zu situationsbezogen.
Und jetzt, nachdem zwei der drei bösesten Film geremaked sind und bei uns in Deutschland ungeschnitten im Kino laufen durften, frage ich mich, ob und wann (endlich) die Herren und Frauen Zensur ins Rampenlicht der Öffentlichkeit treten um dem Horrortrend Einhalt zu gebieten und die dazugekommenen Filme für vogelfrei erklären? Oder wollen die auch noch die nächsten dreißig Jahre auf den ollen Kammellen rumtrampeln. Ist ja fast wie ein Opa, der noch immer mit dem verschrumpelten Schnuller seiner Kindheit in die Kiste steigt...
Sonntag, 18.04.2004/16:35 - 17:15 Uhr
#404
Geschrieben 26. April 2004, 21:47
Regie: Klaus Gietinger
Liebes Tagebuch...
Soviel Konsequenz hätte ich dem Tatort-Team gar nicht zugetraut. Gegen jede Regel setzt die Geschichte nur wenige Tage nach dem Ende der letzten Frankfurter Geschichte „Tatort - Das Böse“ ein. Und tatsächlich, Ulrich Tukur hat die Eltern von Kommissarin Andrea Sawatzki umgebracht. Dieser mutige Schritt stellt aber leider das Ende einer interessanten Nebenhandlung dar. Das schwierige Verhältnis zwischen der Kommissarin und ihren Eltern, besonders zu ihrem kranken Vater, sorgte immer für bedrückende Dramatik. Ich glaube die Episode „Tatort - Frauenmorde“ war in dieser Hinsicht schier unerträglich. Nun ist’s aber vorbei damit und Frau Sawatzki und Herr Schüttauf ermitteln alsbald in einem neuen Mordfall.
Die Vertrauenslehrerin und Schülerpsychologin einer Schule wird erstochen. Die Kommissarin schleust sich in die Schule als die Nachfolgerin der Getöteten ein. Zur Seite steht ihr der junge Schulkollege Roman Knizka, der ohne der Kommissarins’ Wissen, leider selbst bei der Ermordeten in Behandlung war. Des Weiteren gibt Jürgen Tarrach quasi im Vorbeigehen eine typische aber trotzdem gute Leistung ab, auch wenn er sehr, sehr schubladenhaft besetzt wurde.
„Tatort - Janus“ ist ordentliche und spannende Unterhaltung, die aber schon nach ein paar Tagen aus der Erinnerung verschwunden ist.
Sonntag, 18.04.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#405
Geschrieben 26. April 2004, 21:48
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Es ist ein Fest für Körper, Geist und Seele, wenn Tim Burton den kopflosen Reiter losläßt und ein irrwitzig spannendes Spektakel vom (Holz-) Zaun bricht. Auch ziehe ich meinen Hut von dem herrlich funktionierenden Drehbuch von Andrew Kevin Walker. Selten läuft etwas so problemlos.
Lieblingsszene:
Johnny Depp sitzt im Bett, die Beine angewinkelt, die Decke bis zum Mund hochgezogen: „It was a horseman, a headless horseman. It’s all true!“
Perfekt!
Dienstag, 20.04.2004/20:00 - 21:40 Uhr
#406
Geschrieben 26. April 2004, 21:50
Regie: Larry Wachovski, Andy Wachovski
Liebes Tagebuch...
„Matrix” war spannend, geheimnisvoll und mysteriös. Doch die Wachovskis meinten, es wäre erst der erste Schritt und so kam „The Matrix Reloaded“. Dieser mußte in Sachen Action alles toppen, vergaß aber eine gewisse Lockerheit bezubehalten und erstarrte so fast in Selbstheiligkeit. Auch hatte „The Matrix Reloaded“ noch ne ganz deftige, vielleicht eine ein klein wenig überstudierte Erklärung parat. Na ja, mal aufs Finale warten und sehen was es noch zu sagen gibt. Jetzt ward das Finale gesehen und ich sah, daß es nix mehr zu sagen gab. Dies ist einer der leersten Filme, die ich je sah und mit Sicherheit die teuerste Gurke und das traurigste aller Sequels - ein Sequel, daß, gemessen an dem Umfeld, in dem es entstanden ist, so nicht hätte passieren dürfen.
Mit Sicherheit hätte keiner der zu Pappaufstellern degradierten Darsteller nur einmal das Maul aufmachen müssen. So, wie dem Zuschauer in „The Matrix Reloaded“ die wildesten Erklärungen, nebst schlechter Dialoge um die Ohren gehauen wurde, so wurde hier alles nicht auf weitere wilde Erklärungen reduziert, sondern tatsächlich nur auf schlechte Dialoge. Ich glaube es wird kein wichtiges Wort gesprochen. Mal abgesehen von unglaublich wichtigen Dingen wie „Neo, ich glaube an Dich“ etc/bla bla bla...
Die ganze Schlacht um Zion, oder um was auch da immer gekämpft wurde, ist doch so was von überflüssig. Diesen ganzen Tamm-Tamm nur weil Jada Pinkett-Smith keinen Parkplatz findet? Mal abgesehen davon, daß keiner der eigentlichen Hauptdarsteller in dieses ellenlanges Getöse involviert ist???
Es hat tatsächlich 90 Minuten gedauert bis Neo auf Mr. Smith trifft und dann ein durchaus ansehnlicher Kampf beginnt. Leider sind die beiden Herren in den vorangegangenen Matrix-Geschichten schon so weit erstarkt, daß sie quasi unverletzlich sind. Auch eine Möglichkeit die Spannung ins Exorbitante steigen zu lassen. Und am Ende geht über der New-York-Matrix die Sonne auf. Was mit den einstigen Helden geworden ist, daß weiß keiner. Wo ist Morpheus? Wo ist der Rest der anderen ach so heldenhaften Nasen? Also so eine Scheiße hab ich ja noch nicht gesehen!!!
Und überhaupt:
Signora Bellucci war (mal wieder) überflüssig.
Das DVD-Cover ist häßlich.
Das Orakel kann sich seine Kekse an den Hut stecken!
Mittwoch, 21.04.2004/20:45 - 22:50 Uhr
#407
Geschrieben 28. April 2004, 22:08
Regie: Ingmar Berman
Liebes Tagebuch...
Verschlingendes Psychogramm zweier Frauen. Bergman geht reichlich unkonventionell, oder soll ich sagen, revolutionär ran an seine Geschichte. Er mischt Fiktion und Wirklichkeit sowie Dokument und Theatralik wild in einen Topf und rührt kräftig um - ohne sich an irgendwelche Konventionen zu halten.
Wo keine Regeln mehr sind, braucht man auch keine mehr zu beachten. „Persona“ ist nicht gerade die Verständlichkeit in Person (Wortwitz, Wortwitz) - es macht aber unheimlich viel Lust und Laune dem Trip zu folgen.
Freitag, 24.04.2004/21:00 - 22:25 Uhr
#408
Geschrieben 28. April 2004, 22:10
Regie: Stephan Meyer
Liebes Tagebuch...
Hinter dem reichlich konventionellen Titel verbirgt sich der neueste Fall des Tatort-Teams aus Münster, welches sich in den letzten Jahren durch Produktion von richtig guter Unterhaltung („Tatort - 3 x schwarzer Kater), enorm gemausert hat. Axel Prahl, Jan-Josef Liefers, ChrisTine Urspurch, Mechthild Großmann, Frederike Kempter und Claus Dieter Clausnitzer sind als Team nicht nur fast unschlagbar, sondern auch in der Überzahl. Hier gibt es also nicht nur die berühmten zwei Kommissare, die der Zuschauer von Fall zu Fall begleitet - hier ist schon fast eine ganze Gemeinde vertreten.
Natürlich liefern sich die bekannten Gesichter, wieder die heftigsten Wortgefechte. Sätze wie „Alberich, wenn Sie mir jetzt nicht helfen, mache ich sie noch einen Kopf kürzer“ sind das Salz in der Suppe. Der Rest der Suppe wirkt reichlich konstruiert. Es macht fast den Anschein, daß im Dorf Münster jeder jeden kennt. Hat man nicht gemeinsam studiert, drückte man wenigstens zusammen die Schulbank, traf sich ab und an in der Oper oder knüpfte so manche Zarte Bande, will heißen, sexuelle Kontakte, wie man sie sich hätte garniemalsnienicht träumen lassen. Ja, ich hab’s verstand - Autor und Regisseur Stephan Meyer wollte mit dem Provinzlertum kokketieren (Schreibweise egal!).
Das Ende vom Lied: Eine rasende, weinsaufende Rosel Zech, drei oder vier lesbische Beziehungen und jede Menge an irrwitzigen Dialogen. Leider tut es dem Tatort nicht gut, wenn man immer ihn in das Korsett der berühmten 89 Minuten und 30 Sekunden zwängt und man so manchen interessanten Abschnitt kürzt oder verwirft - fiel hier leider auf!
Sonntag, 25.04.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#409
Geschrieben 30. April 2004, 11:35
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
In zwei Wochen heruntergekurbeltes Relikt vergangener Tage. Man merkt dem Film deutlich an, daß rein gar nichts vorbereitet wurde. Das wäre nicht weiter schlimm, aber Draculas Tochter hat sich eine richtige Handlung aufgebürdet. Dabei übernimmt sich der Film selbst. Die Geschichte ist zwar vorhanden, wird aber nie richtig erzählt. Hätte man komplett auf Handlungselemente verzichtet, könnte man viel lockerer an "La Fille de Dracula" rangehen.
Trotz verkorkster Erzählung bekommt man verzehrfertig, leckere Häppchen gereicht. Zum Beispiel wenn Daniel J. White sinnlos lange in die Tasten haut und der geheimnisvolle Kameramann tattrig um ihn herumschleicht, während in Parallelmontage Anne Libert und Britt Nickols Spaß haben. In diesen Momenten, in denen die Handlung keine Rolle mehr spielt, hat der Film seinen schönsten Momente - sehr schöne sogar.
Montag, 26.04.2004/19:00 - 20:25 Uhr
#410
Geschrieben 30. April 2004, 11:48
Regie: Jess Franco
Liebes Schloß Nymphomanenburg...
Erstmal sollte erwähnt werden, daß die DVD zu "Die teuflischen Schwestern" die bislang qualitativ schlechteste aus der Jess-Franco-Collection ist. Der Film ist zwar genau so sauber restauriert worden wie die Vorgänger, aber das Bild ist leider viel zu dunkel, erdfarben mit 'nem sauberen Grünstich drauf. Bin mir sicher, daß dies das am Ausgangsmaterial liegt. Schade ist es trotzdem.
Ebenfalls schade: Der Film kann leider nicht halten, was der Trailer verspricht. Und das ist problematisch, wenn man den Trailer bereits kennen und vor allem lieben gelernt hat. Die teuflischen Schwestern verplempern in den ersten 30 oder 40 Minuten zu viel Zeit mit Standart-Sexszenen, bevor die herrlich dreiste Erbschaftssache ins Spiel kommt in deren Verlauf sich Millie um den Verstand vögeln soll. Diese abgrundtiefe Boshaftig- und Schmuddeligkeit, die der lockende Trailer suggeriert, erreicht der Film nie.
Trotzdem: Gelobt sei die Eröffnungsszene. Diese hat "Vampyros Lesbos"-Ausmaße. Einfach der Wahnsinn!
Und jetzt? Ich fordere ein Remake - und wenn ich es selbst machen muß!!!!
Dienstag, 27.04.2004/20:15 - 21:40 Uhr
#411
Geschrieben 01. Mai 2004, 02:52
Regie: David Lynch
Liebes Tagebuch...
Ich schrub meinen allerersten Tagebucheintrag zu eben diesem Film - das war noch lange vor den Room-Files und hörte sich so an:
Zitat vom 10.01.2003 aus dem alten F.LM-Forum:
Mulholland Drive:
Betty, Rita, Diane, Camilla, Diane, Camilla, Betty
Zitat Ende
Heute, nach erneuter Sichtung bin ich tatsächlich noch weiter gekommen. Alles dreht sich um das Café Pimkies. Dieses soll das Universum darstellen. In ihm kreisen die Menschen wie Planeten um deren eigene Achse. Ebenfalls vor Ort ist das Böse, in Form des hinter Mauer sitzenden Monsters. In den Händen des Monsters: Das Gute - dargestellt als blaue Box. Blau wie Wasser. Und weil Wasser fließen kann wie Zeit, kann man mit der Box auch suppa die Zeit beeinflussen oder lustig in ihr herumspringen - fließend quasi.
Dann gibt es in "Mulholland Drive" noch zwei unkalkulierbare Faktoren. Die spiegelbildliche Bedienung im Pimkies, welche die Karten mischt und den beeinflußenden Cowboy, welcher die Karten manipuliert (vgl. George W. Bush). Dann gibt es noch Coco, die allesüberwachende Übermutter, die Polizei in "Mulholland Drive", während die wahren Polizisten lethargisch die Faulheit darstellen... usw. usw.
Mal im Ernst. Da ist doch nix dahinter. David Lynch versteht es perfekt Einzelteile einer stupiden Geschichte zu verfremden. Mit logischen Gedankengängen ist das nicht zu erklären, aber ganz einfach zu verstehen - auch ein Talent, das man den Filmschaffenden zugestehen und bei den Filmsehenden voraussetzen muß. Die letzen dreißig Minuten vermitteln die Wahrheit - die ersten hunderundnochwas Minuten führen das ganze unter umgekehrten Vorzeichen fort. Ein abenteuerliches Werk, was genossen werden will.
Das links oben aufgeführte Smiley will sagen "Ich habs verstanden".
Mittwoch, 28.04.2004/19:20 - 21:40 Uhr
#412
Geschrieben 06. Mai 2004, 23:06
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Ich hatte einfach Lust auf etwas Argento. Einfach ein paar Szenen genießen. Da ist es nicht weiter schlimm, daß ich "Opera" stückchenweise sah und zeitweise weggeknackt bin. Sehr schöner, sehr aufwändiger Italoschocker. Genuß und Entspannung pur!
Ps.:
Herrlich, wie Argento Musik zusammenmixt. Paßt überhaupt nicht zusammen und geht genau deshalb mitten ins Herz.
Donnerstag, 29.04.2004/19:00 - 19:45 Uhr
Samstag, 01.05.2004/01:15 - 02:15 Uhr
#413
Geschrieben 07. Mai 2004, 11:46
Regie: Blake Edwards
Liebes Tagebuch...
Vor zwei Jahren sah ich am Tage nach meiner Geburtstagsfeier "Mondo Cannibale IV - Nackt unter Wilden". Letztes Jahr sah ich "Andy Warhol's Dracula" und dieses Jahr "Frühstück bei Tiffany". Was will uns diese Entwicklung sagen? Ganz einfach: Nix!
Ich frage mich, wie es dieser Film zum Klassiker geschafft hat? Jedenfalls bedient er mit seiner nicht vorhandenen Handlung und den beiden schön unkorrekten Hauptdarstellern nicht diese breite Art von Masse, die die Hepburn als Sauberfrau sehen wollen. "Frühstück bei Tiffany" ist ein ungewöhnlicher Mix, dem ich kein Genre zuordnen will. Für eine Romanze ist er zu raffiniert und zu wendig, für eine Tragikomödie ist er zu anspruchslos. Irgendwo mitten drin steckt dann dieses Werk. Blake Edwards hält sich mit Holzhammer-Humor angenehm zurück, mal abgesehen von dem zu aufdinglichen Nachbarn Yunioshi, der von Mickey Rooney dargestellt wird. Der Rest des Filmes ist gefüllt mit federleichten Einfällen. Manche darf man beschmunzeln, an manch andere darf man ruhigen Gewissen ein paar Tränchen verschwenden. Bin überrascht, wie schön dieser Film ist - auch weil er schön anders ist.
Die Katze ist voll putzig. Die hat ja alles mit sich machen lassen...
Ps.: Ich liebe Partyszenen, und bei "Früstück bei Tiffany" sah ich auch eine ganz besonders schöne!
Sonntag, 02.05.2004/15:10 - 17:00 Uhr
#414
Geschrieben 09. Mai 2004, 01:00
Regie: Filipos Tsitos
Liebes Tagebuch...
Der neueste Tatort-Streich aus München nahm sich ein lustiges Partersuchspiel zum Thema. Drei Paare kochen drei Gänge, welche in drei Wohnungen geschellschaftlich verspeist werden. Gar unlustig endet der Abend, als einer von den Neunen tot ist - überfahren von seinem eigenen Auto. Eigentlich funktioniert so was sonst nur bei Monty Python. Wie gut aber, daß Carlo Menzinger (Michael Fitz) ebenfalls zu den neun Leuten des Abends gehörte und nun ermitteln kann. Von Haus auf wird er unterstützt von Ivo Batic (Miro Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Was mir gerade auffällt: Die Rollennamen der drei Herren Kommissare ähneln alle ihren Darstellern. Das aber nur am Rande.
Das bayerische Tatort-Team hat sich mal wieder eine großartige Optik einfallen lassen. Neonblau flimmernde Credits und überaus farbenfrohe Sets erfreuen in dem Mix aus Rückblenden, die zwischen Wahrheit, Fiktion und Spekulation bestehen, und sehr zu meinem Erstaunen u. a. einen Vorgang aus
verschieden Sichtweisen auftischen. Auch sind die vielen Verdächtigen schön schräg ausgearbeitet und die drei Kommissare richtig gut gelaunt. "Tatort - Sechs zum Essen": Spiel, Spaß und Spannung. Well done!
Sonntag, 02.05.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#415
Geschrieben 09. Mai 2004, 01:02
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Liebes Tagebuch...
"Der letzte Mann" ist wirklich ein abenteuerliches Projekt. Kommt er doch tatsächlich ohne Zwischentitel aus. Ebenfalls überraschte mich die Tatsache das Emil Jannings zum Zeitpunkt der Entstehung des Filmes erst 40 Jahre alt war - schier unglaublich, das. Eine großartige Leistung von Seiten der Ausstatter und Maskenbildner ist zu verbuchen.
Der Film geht wirlich ans Herz. Was mit dem Portier geschieht, ist wirklich schlimm dargestellt. Ohne Gnade wird er auf die Ersatzbank des Lebens geschoben. Aus heutiger Sicht ist der Film dann noch kurioser, schon aus zeitlichen Gründen facettenreicher, wie er damals war. Denn heute sieht man
das Altwerden in einem Film, der selbst schon alt geworden ist, und daß in einer Gesellschaft, die immer älter wird. Obwohl altmodisch, aktueller denn je.
Des Weiteren sollte noch die schwindelerregende Kameraführung erwähnt werden, damals noch naiv als "entfesselte Kamera" beworben.
Und nun das Ende. Eine Hymne an das Leben, so wohlwollend und freundschaftlich, daß einem das Herz, welches kurz zuvor noch blutete, vor Freude aufgeht. Ein wahrer Film - eine ideale Realitätsflucht.
Montag, 03.05.2004/19:30 - 21:00 Uhr
#416
Geschrieben 09. Mai 2004, 21:24
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Die zweite Hälfte von „Kill Bill“ enttäuscht vor allem, weil so unglaublich viel gelabert wird. Das ist zwar typisch Tarantino, aber damit kam doch schon „Jackie Brown“ nicht mehr vom Fleck. Muß denn jede Szene immer mit irgendeiner Geschichte, Legende oder Erzählung belastet werden? Ja? Gut dann setzte ich mich jetzt auch hin und beginne extrem zu texten:
„Kenn ihr schon die Geschichte von Bill und der Gitarre? Einer Gitarre voller Blut? Wenn Bill diese Gitarre voller Blut mit in den Osten nahm, mußte er sich entscheiden.“ - Kurze Pause, welche aber ewig lang erscheint - „Und zwar mußte er sich entscheiden, ob er die Gitarre nach links in den Osten, oder ob er sie nach rechts in den Osten tragen wollte. Eigentlich war es immer ein Kinderspiel für ihn. Denn die Tatsache, daß er überhaupt nach Osten ging, befriedigte ihn schon genug. Vergleicht man aber das Links des Ostens mit dem Rechts des Ostens, dann fragt man sich wo man mit einer Gitarre voller Blut besser spielen konnte. Und genau das wußte auch Bill... sülz, sülz, sülz...“
Mal von Tarantino’s zu breit ausgewalzten Ausflügen in das eigene Universum abgesehen, stellt sich „Kill Bill Vol. 2“, im Vorspann liebevoll nur „Vol. 2“ genannt, erneut als gelungene Querbeet-Hommage dar. Viele Genres werden angeschnitten, gestreift oder sauber abgearbeitet. Leider kann Tarantino die hübsch verschachtelte Erzählweise aus „Kill Bill Vol. 1“ nicht im vorhandenen Maße weiterverarbeiten. Eine Denksportaufgabe ist „Kill Bill Vol. 2“ wahrlich nicht. Denke ich an den Vorgänger zurück, oder beispielsweise an „Pulp Ficiton“, dann schaffe ich es nicht die Handlung in die richtige Reihenfolge zu bringen. Hier ist es aber kein Problem. Zum ersten Teil werden kaum neue Aspekte angefügt. Das Potenzial der bereits von der Todesliste gestrichenen Kandidaten, wird in „Vol. 2“ total mißachtet. Lucy Liu und Co. tauchen nicht wirklich noch mal auch. Hier hätte man noch viel geschickter mit Rückblenden arbeiten und den Spannungsaufbau fördern können. Über den glanzlosen und ruhigen Abgang von Bill muß ich mir auch so meine Gedanken machen. Sicher ist es mal etwas Besonderes, das Ende ruhiger als vorherigere Aktionen zu gestalten. Dieser Super-Akupunktur-Schlag ist mir aber einfach zu platt. Mag sein, daß diverse asiatische Material-Arts-Filme aus vergangen oder gar aktuellen Zeiten diese Thematiken ihr Eigen nannten, aber für „Kill Bill“ ist mir das zu schwach.
Ich war mir übrigens lange nicht sicher, ob die Beerdigungsszene tatsächlich eine Hommage an Lucio Fulci’s „Ein Zombie hing am Glockenseil“ sein sollte. Erst als ich Fulci’s Namen im Abspann sah, bekam ich meine Bestätigung - und zwar schriftlich. Sonst: Solider Genre-Mix, der durch Einfallsreichtum und Eleganz überzeugen kann, leider aber nicht perfekt ist und schon gar nicht der Lockerheit der ersten Hälfe standhalten kann.
Dienstag, 04.05.2004/21:15 - 23:30 Uhr
#417
Geschrieben 09. Mai 2004, 22:08
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Es ist vollkommen richtig, diesen Film als schrille Farce zu bezeichnen. Genau das ist er nämlich. Er kommt mir wie die Erotik-Version von „Aktion Mutante“ vor. Respektlos und mutig greift Almodóvar diverse Obsessionen auf und macht daraus mal wieder ein Labyrinth der Leidenschaften. Mir ist das das Aufzählen der ganzen Kuriositäten zu müßig, aber gipfeln tut die ganze Erotik-Chose in einer höchst, na ja, wie soll ich sagen, durchgeknallten Vergewaltigung. Von der Länge her ähnlich wie „Irrevesibel“ wird hier die Hauptperson Kika auf erschreckend lustige Weise von dem zum Triebtäter gewordenen Bruder ihrer lesbischen Haushaltshilfe rangenommen, während der voyeuristische Sohn ihres mordenden Lebensgefährten vom Nachbarhaus zusieht. Fuck, jetzt hab ich doch noch ein paar dieser seltsamen Kuriositäten genannt.
Pedro Almodóvar scheint kaum zu bremsen zu sein, so bunt läßt er es treiben. Viele mögen diesen Film als ungenießbar abstempeln, man kann aber auch Freude an den erotischen Abgründen haben, die hier aufgetan werden. Mir gefällt diese laute „Komödie“, freue mich aber auch über die ruhigeren Filme, die Almodóvar in den letzten Jahren gemacht hat.
Mittwoch, 05.05.2004/19:00 - 20:50 Uhr
#418
Geschrieben 11. Mai 2004, 22:20
Regie: Lawrence Kasdan
Liebes Tagebuch...
Mein Lieblingsarbeitskollege hat schon recht, wenn er sagt, daß das, was bei „Signs - Zeichen“ im Lokalen passiert, genau das ist, was bei „Independence Day“ im Nationalen beziehungsweise Internationalen passiert. „Dreamcatcher“ versucht in einem Film zu zeigen, was sich im Großen wie im Kleinen abspielt, und scheitert fast daran.
Ich war mir anfangs überhaupt nicht sicher, ob Lawrence Kasdan, der Mann für’s Epische, der Richtige für eine Stephen-King-Adaption ist. Aber in den ersten Minuten wurde ich schon vollkommen überrumpelt mit einer packenden, weil geheimnisvollen Geschichte, die überaus beeindruckend fotografiert ist, und das meine ich wirklich so. Vier Freunde machen sich ein schönes Wochenende in einem verschneiten Maine-Wäldchen und es dauert nicht lange, da geht in „Dreamcatcher“ die Post ab. Ein schöner Moment ist zum Beispiel das Vorbeiziehen der Waldtiere. Das gab es zwar schon bei „Bambi“, was aber weiter nicht schlimm ist. Im Anschluß an all diese an den Nerven kitzelnden Geheimniskrämereien bringt der Film seinen ersten Tiefpunkt an den Tag: Auftritt Morgan Freemann. Die ersten beiden Szenen, in denen er hantiert, stören enorm - sie sind quasi der aufdringliche „Independence Day“-Part in „Dreamcatcher“, während wir bislang immer nur die „Signs“-Seite zu Gesicht bekamen. Funktionieren tut diese Kombi aus Klein und Groß erst zum Ende hin, als sich die Handlungsstränge zu vermischen beginnen. Es hätte wirklich gereicht, wenn Morgan Freeman und Co erst kurz vor Schluß in die Geschichte eingeführt worden wären. Die ganze Militärerei davor ist verschenkte Zeit, welche wohl nur in den Film verstreichen darf, weil King es in seinen zehntausendseitigen Wälzer gehackt hatte - ebenso, wie die Rückblenden, die die Kindheit der vier Hauptdarsteller ausleuchten. Daß letztere in den Film übernommen worden sind, darf dann doch begrüßt werden, denn diese Minuten sind handlungsunterstützend und halten die Geschichte nicht unnötig auf.
Des Weiteren mußte ich feststellen, daß Kack- und Furzelemente auch in epischem Horrorkino Platz finden können, ohne aufdringlich irgendeinen komödiantischen Aspekt betonen zu müssen. In diesem Bezug wäre die wirklich bizarre Toilettenszene erwähnenswert, für die es eine Beleidigung wäre, würde man sie nur als witzige Projektionsfläche für Fäkalhumor bezeichnen.
Vom dem Militärunsinn mal abgesehen, bietet „Dreamcatcher“ wirklich gut ausgeklügeltes Horror- und Mystery-Entertainment. Das überraschte mich echt - ebenso die verdammt guten Bilder, durch die sich dieser Film in ein erheblich besseres Licht rückt. Trotz eines Standart-Showdowns und einem überflüssigen Morgan Freeman ein wirklich cooooler Film.
Samstag, 08.05.2004/20:50 - 23:00 Uhr
#419
Geschrieben 13. Mai 2004, 21:13
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Eine durchtriebene Femme Fatale und ein ihr höriger Arzt reißen ein Unschuldslämmchen mittels Hypnose in einen alptraumhaften Strudel aus Sex und Gewalt. Alles schon mal da gewesen? Kein Problem, ist doch alles nur halb so schlimm!
Der konsequente Verzicht, sich den Regeln des Filmemachens zu unterwerfen, erweist sich hier als besonders fruchtbar. Selten erschien ein so ziellos gemachtes Filmchen am Ende so überzeugend wie hier. Die Handlung wird über weite Strecken vernachlässigt. Die Löcher werden mit poetischen Mono- und Dialogen oder mit herrlich unbekümmerten Montagen ausgefüllt. Dazu tönt ein grandioser Soundtrack von Bruno Nicolai aus den Lautsprechern. Wie im (Alp-) Traum wandert man durch das Franco’sche Universum, trifft dabei fast beiläufig auf alte Bekannte, wie Jack Taylor, Andrés Monales und Soledad Miranda. In den Hauptrollen agieren Diana Lorys, Paul Muller und Colette Jack.
„Nightmares comes at Night“ will zwar in keiner Sekunde irgendwas Realistisches zeigen, ist aber in seiner Spontanität so unheimlich ehrlich. Dogma auf Drogen könnte man das nennen. Sehr schön!
Sonntag, 09.05.2004/16:15 - 17:40 Uhr
#420
Geschrieben 16. Mai 2004, 14:12
Regie: Hannu Salonen
Liebes Tagebuch...
Jürgen Vogel spielt einen Kleinkriminellen, der beschuldigt wird, einen heruntergekommenen Maler und Kunstfälscher umgebracht zu haben. Wie es das Klischee so will, ist Vogels Kleinkrimineller ein waschechter Sympathieträger. Er hatte 'ne schwere Kindheit, kam auf die schiefe Bahn und ist im Grunde aber ein herzensguter (junger) Wilder, der sich einfach nur liebevoll um seinen Sohn kümmern möchte. Der, ein Mörder? Niemals!
Bald erfahren die ermittelnden Kommissare mit den Gesichtern von Dominic Raacke und Boris Aljinovic, daß der tote Kunstfälscher im Auftrage eines vierköpfigen Kunstschmugglerringes arbeitete. Und als nach 60 Minuten die ersten drei Köpfe des Ringes bekannt waren, könnte man sich recht leicht zusammenreimen, wer der titelgebende vierte Mann ist, und was er angestellt hat. Das geschieht noch lange bevor die Kommissare das „Geheimnis“ lüften können.
Der vierte Mann hantiert in einem reichlich durchschnittlichen Krimi aus Berlin. Zwar können sich die Herren Kommissare den einen oder anderen Witz um die Ohren hauen - die Ermittlungssituation, in der sie sich befinden, ist aber nicht so prickelnd. Außerdem war die Auflösung zu offensichtlich. In dieser Situation will man als Zuschauer nicht cleverer sein als die Kommissare. Zurück bleibt ein allzu bodenständiger Film, eine nüchterne Episode, vielleicht ein schöner Krimi...
Sonntag, 09.05.2004/20:15 - 21:45 Uhr
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