Regie: Brian De Palma
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Geschrieben 20. Mai 2004, 11:55
Geschrieben 21. Mai 2004, 23:21
Geschrieben 22. Mai 2004, 23:52
Geschrieben 23. Mai 2004, 16:57
Geschrieben 25. Mai 2004, 12:27
Ich kann es nicht oft genug anmerken. Ohne das Medium DVD und ohne das Internet hätte ich viele Filme wohl bis heute nicht kennengelernt. Dazu gehört auch diese kleine Genreperle, die im gleichen Jahr wie der Studiofilm THE LOST BOYS entstand. Genau wie dieser handelt es sich um einen Vampirfilm, der allerdings von dem Wort "Vampir" niemals einen Gebrauch macht und sehr eigensinnig mit den Genrekonventionen herumspielt. Das Ganze wirkt unerhört frisch und man sieht jedem der Darsteller eine ungeheure Spielfreude an.
In einer texanischen Kleinstadt bleiben nicht gerade viele Freizeitbeschäftigungen für einen jungen Mann wie Caleb (Adrian Pasdar) übrig. Größtenteils wird mit Kumpels ein zünftiges Bier auf der Hauptstraße gezischt. Und in so einer Kleinstadt ist es auch kein Wunder, daß ein hübsches Mädchen lange unbeachtet bleibt. Wie in einem Traum steht Mae (Jenny Wright) auf dem Bürgersteig und genießt, scheinbar in aller Ruhe, ein Eis. Caleb beweist sich dabei als ein Junge mit Mut und spricht das hübsche Mädchen an, woraufhin er Dinge in Gang setzt, die einen mitreißenden Film beginnen lassen...übrigens eine sehr hinreißende Szene, wenn er May mit dem Lasso einfängt.
Eigentlich ist es nämlich schon schlimm genug wenn man weiß, daß es sich um einen Film mit Blutsaugern handelt. Deswegen muß ich jetzt auch selber schämen. Doch er ist nicht nur das was den Film interessant macht, denn er kann durchaus auch als ein Western überzeugen. Denn wenn man sich einmal die Gruppe anschaut mit der Caleb in Kontakt kommt, kann man auch behaupten, daß es sich bei denen um Outlaws handelt. Caleb ist aber trotz seiner gleichen Konstitution noch lange nicht akzeptiert, denn er muß selbst töten. Erstens um überhaupt zu überleben und zweitens um in der Gruppe einen gleichberechtigten Platz zu finden. Neben Jessie, dem Anführer der Gruppe, Diamondback, der undurchschaubarsten der Fünf, Severin, einem Hitzkopf und Sprücheklopfer und Homer, einem alten Mann gefangen im Körper eines Kindes, gilt es sich durchzusetzen.
Vor allem aus diesem Konflikt bezieht der Film in der ersten Stunde seine größte Spannung. Jeder beschafft sich seine eigene Art und Weise Nahrung. Nur Caleb zögert immer wieder vor diesem ultimativen Schritt, der ihn endgültig von seiner Familie und der Welt der Menschen trennen würde. Auf recht eindringliche und beunruhigend nüchterne Weise werden diese Szenen nacheinander präsentiert.
Zimperlich gehen die Vamire dabei weiß Gott nicht mit ihren Opfern um. Clever changiert der Film in der acht Minuten langen Barsequenz dabei von Angst über Spaß am Zusehen durch bewusst auf cool getrimmtes Overacting und einer sexuellen Agressivität.
Ein sehr schöner Genrefilm den Kathryn Bigelow hier abgeliefert hat. Ihr erster Film bei dem sie die eigene Federführung hatte und auch noch am Drehbuch selbst mitgearbeitet hat. Vor allem die Besetzung hat mich neben dem eigentlichen Inhalt auf den Film aufmerksam gemacht. Lance Henriksen, Jennette Goldstein und Bill Paxton spielten alle drei ein Jahr zuvor in James Camerons ALIENS recht tragende Rollen. Und ein nicht gerade unerheblicher Grund war für mich auch noch die bezaubernde Jenny Wright, die mir einige Jahre zuvor in der Filmversion PINK FLOYD THE WALL als Backstageluder ("Young Lust", "One of my turns") auffiel, das sich mit Rockstar Pink auf dessen Hotelzimmer begibt.
Geschrieben 25. Mai 2004, 22:55
Westeuropa um das Jahr 1500. Mitten im Mittelalter, überall Kriege und Konflikte und die Beulenpest ist auch in ihrer vollen Blüte ausgebrochen. Das ist interessiert Lord Arnolfini überhaupt nicht, denn der will seine Burg wiederhaben und schickt deshalb eine Armee Söldner, angeführt von Captain Hawkwood (Jack Thompson) aus um seinen Besitz zurück zu fordern. Doch als er eine Gruppe Söldner unter dem Renegaten Martin (Rutger Hauer) hintergeht, schlagen diese mit voller Wucht zurück. Sie entführen die junge Agnes (Jennifer Jason Leigh), die junge Braut von Arnolfinis belesenem und furchtlosen Sohn Steven (Tom Burlinson).
Das ist der bisher beste Film über das Mittelalter, den ich bisher gesehen habe. Während Filme wie z. B. EXCALIBUR zumindest durch eine passable Kameraarbeit überzeugten, mich allerdings in ihrem Inhalt eher langweilten, ist es hier schwer für mich nicht gelangweilt abzuschalten. Dabei ist es gar nicht so einfach eine Figur in diesem Film zu finden, mit der man sich identifizieren könnte. Sie sind weder Gut noch Böse, aber jeden von ihnen wird durch eine ungezügelte Kraft angetrieben. Genau so ungezügelt und an der Grenze des guten Geschmacks bewegt sich das Drehbuch und die Inszenierung von Verhoeven. Wie man es von ihm ja auch immer gewohnt ist. Jeder seiner Filme ist eine Herausforderung, der man sich nicht gerade unvorbereitet stellen sollte. Das ist meine zweite Sichtung innerhalb eines Zeitraums von fünf Wochen und erst jetzt kann ich etwas zu dieser Tour de Force niederschreiben. Mich würde ja mal wirklich interessieren woher Verhoeven und Co-Autor Gerard Soeteman ihre Ideen genommen haben. Sie bedienen sich auf jeden Fall reichhaltig in einem Fundus aus historischen Überlieferungen und heidnischen Aberglauben, daß einen bei all der Zitierwut schon fast schwindelig wird. Und wenn dann noch solch unvergessliche Szenen wie der Liebesschwur unter den aufgehängten, halb verwesten Leichnamen und der das verseuchte Blut aufleckende Hund zu sehen sind, ist man entweder von etwas ganz Großen oder abgrundtief Ekelhaften Zeuge.
Mir hat es auf eine ganz dreckige Art einen unerhörten Spaß gemacht.
Geschrieben 27. Mai 2004, 09:02
Geschrieben 27. Mai 2004, 12:30
Geschrieben 28. Mai 2004, 07:30
Geschrieben 28. Mai 2004, 22:19
Geschrieben 30. Mai 2004, 12:14
Der italienischen Kriminalfilm der 70er Jahre, auch Giallo genannt, ist eines dieser Filmgenre, die ich in den letzten Jahren dankbar angenommen habe um für gut zwei Stunden einen lockeren Thrill jenseits der amerikanischen Genrevertreter zu bekommen. Bis jetzt bin ich damit ja auch gut gefahren, aber es war ja auch unvermeidlich irgendwann einmal einem schwächeren Film zu begegnen. Und das ist hier der Fall.
Die Tänzerin Mara wird durch einen Zufall in einen Mordfall an einen Apotheker verstrickt und schon bald selbst ein Ziel des Mörders. Schutz sucht sie bei ihrem Freund Lukas, der schon sehr bald die Feder in die Hand nimmt und den Fall selbst aufzuklären gedenkt. In der Zwischenzeit geschehen noch zwei weitere Morde und die Spur führt die beiden zu einem entflohenen Sträfling mit dem die ersten beiden Mordopfer schon früher Kontakt hatten.
Mit SOLAMENTE NERO den Antonio Bido nur ein Jahr später inszeniert hat, bin ich eigentlich davon ausgegangen ganz gut aufgehoben zu sein, aber schon in den ersten zehn Minuten beeindruckt der Film mit einer Konfusion, die später sogar in unfreiwillige Komik gipfelt. Beispiele? Gerne. Der Mörder verlässt den Tatort seines ersten Opfers, die Apotheke. Plötzlich ein Schnitt auf eine schreiende Frau, die die Leiche entdeckt. Wie ist die Frau da nur so schnell hineingekommen? Man hat sie auch nicht hineingehen sehen. Und so geht es munter weiter. Der Killer betritt die Wohnung der Tänzerin und wird von dem Hund eines alten Ehepaares überrascht, daß nebenan wohnt und gerade nach Hause kommt. Da kommt nur Furcht für die Tänzerin auf aber keinerlei Spannung denn man hätte die Ankunft des Ehepaares gegenschneiden können.
Unfreiwillig komisch wirkt der Film dann immer wenn diversen Charakteren recht frech über das Mundwerk gefahren wird. Das passiert den Nebenfiguren, aber auch ständig der gnadenlos fehlbesetzten "Heldenfigur" Lukas. Völlig irre, fast schon surreal wird es, wenn er in der Heimatstadt der drei Mordopfer deren alte Häuser aufsucht und allerlei schrägen Vögeln begegnet. Während ihm ein Mann etwas vorlallt wird er beinahe von einem herabfallenen Fenster erschlagen. Dann unterhält er sich mit einem völlig verwirrten Vater und einer senilen Frau, die während sie redet, den Kopf zur Seite wirft und wieder einschläft.
Einerseits müsste man den Andreas Bethmann ja verhauen, daß er so einen Film für sein X-Rated-Label veröffentlicht hat, aber die Wahl des deutschen Titels STIMME DES TODES ist auf jeden Fall besser als der italienische Originaltitel. Bei der "Katze mit den Jadeaugen" denkt man nur an die kurzen Zwischenschnitte, wenn der Killer die Kehlen seiner Opfer durchschneidet. Wieso der Film diesen völlig bescheuerten und irreführenden Filmtitel trägt wird man wohl nie erfahren. Da kann man auch noch so sehr auf den erfolgreichen L'UCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO verweisen; mir will das einfach nicht in den Schädel.
Die Darsteller sind allesamt potthässlich und den hässlichsten von allen lässt man ausgerechnet in der besten Mordszene des Films zu Guiseppe Verdis "Requiem" strangulieren.
Geschrieben 30. Mai 2004, 17:30
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich meine Begeisterung für diesen hervorragenden Film zum Ausdruck bringen soll. Mit beinahe beänstigender Perfektion schüttelt Brian De Palma zehn Jahre nach dem epischen SCARFACE einen weiteren Gangsterfilm aus seinem Ärmel. Der ist zwar nicht ganz so üppg in der zur Schau Stellung von bonzenhafter Lebensweise, aber genauso groß. Wäre Tony Montana nicht umgekommen könnte man ihn durchaus geläutert in Carlito Brigante wieder erkennen. Der Vergleich ist durchaus angebracht ist dieser Film von den gleichen Personen inszeniert worden, wie SCARFACE.
In der auf der DVD mitgelieferten Dokumentation hat mich De Palmas resignierende Einschätzung über den Erfolg des Films bei den Kritikern überrascht. Für mich war der Film schon vor gut zehn Jahren ein tolles Erlebnis in dem ich heute nur eine kurze Szene entdeckt habe, die im Film keinerlei Sinn macht. Ansonsten gibt es nichts was mich negativ über den Film sprechen lassen könnte.
Ich muß gestehen als ich den Film das erste Mal gesehen hatte, war ich vom Ende völlig überrascht. Und das obwohl der Film ja eigentlich mit dem Ende beginnt und als Rückblende angelegt ist. Ich war wohl so sehr von der Verfolgungsjagd aus dem El Paraiso bis zur Grand Central Station so sehr mitgerissen, daß ich Benny Blanco (John Leguizamo) nicht erkannte, der zusammen mit Carlito (Al Pacino), seiner Freundin Gail (Penelope Ann Miller) und seinem Leibwächter Pachanga (Luiz Guzmán) auf dem Bahnsteig zum rettenden Zug rennt und Carlito dann drei Kugeln verpasst. Im Nachinein kann man den Anfang mit Bezug auf das Ende als deja-vu-Erfahrung bezeichnen.
Wenn man den Film aber jetzt schon sooft gesehen hat, kann man sich jetzt an den wunderbaren Steadycam-Aufnahmen gar nicht mehr satt sehen mit denen De Palmas Kameramann Stephen H. Burum den Film zupflastert. Effektvoll lässt er dann auch mal die Kamera in einen 45°-Winkel kippen um die Spannung in der Szene zu erhöhen. Patrick Doyle, Kenneth Branaghs Stammkomponsit, erhält trotz der vielen Latino-Tanzmucke reichlich Gelegenheit sein Können zu demonstrieren. Eines seiner Stücke ist dabei sehr stark an den variantenreichen Rhytmen eines Alex North angelehnt. Ich verzeihe dem Musikproduzenten übrigens völlig vorbehaltlos, daß man Joe Cockers "You are so beautiful" in der wunderbar gefilmten Liebesszene verwendet hat. Hach, wie die Penelope da im Spiegel eingefangen wurde lässt meine Augen jedes Mal wieder aufleuchten. Interessant wäre es ja herauszufinden ob sie irgendwie aus dem Tanzbereich kommt. Immerhin ist sie in Carlitos idealisierten Bild als Balletttänzerin zu sehen, bevor sie dann im Stripclub sehr lasziv die Hüften schwingen lässt. Mir gefällt auch Viggo Mortensen (uns Aragorn) in seiner Rolle als schmieriger Rotzlöffel Lalin, der Carlito auf Geheiß des Staatsanwalts aushorchen will. Sean Penn geht mir mit seinem affektierten Spiel als David Kleinfeld überhaupt nicht auf die Nerven, da er ja sowieso die ganze Zeit auf Droge ist.
Von den den beiden brilliant geplanten und hervorragend ausgeführten Actionszenen will ich erst gar nicht anfangen zu schreiben, da ich sonst wohl zu keinem Ende kommen könnte. Der kurze Zeitlupeeinsatz als Carlito in die Sonnenbrille seines Gegenübers sieht ist neben den vielen, in der Kamera ausgeführten, Split-Screens, wieder typischstes eye candy, für das ich De Palmas Filme so sehr liebe.
Geschrieben 30. Mai 2004, 21:33
Geschrieben 31. Mai 2004, 20:44
Geschrieben 01. Juni 2004, 17:11
Geschrieben 02. Juni 2004, 10:40
Ein wahrlich mitreißender Film, den ich heute nach eineinhalb endlich wieder mal gesehen habe. Damals bereits bin ich bei vielen Szenen schier ausgeflippt und im Zimmer herumgesprungen, daß ich es nicht fassen konnte. Zwar konnte mir bei entsprechender Szene das gerade beschriebene nicht mehr passieren, aber zumindest ist es den Protagonisten im Film anzumerken. Die Story ist dabei in groben Zügen schnell erklärt...
Cameron (Steve Railsback) ist auf der Flucht vor der Polizei und flüchtet Hals über Kopf auf ein Filmset, wo der manische Regisseur Eli Cross (Peter O'Toole) einen Film über den Ersten Weltkrieg dreht. Nachdem wegen Cameron ein Stuntman bei einer Szene ums Leben gekommen ist taucht Cameron mit Hilfe von Eli Cross auf dem Filmset unter, muß allerdings für den getöteten Stuntman einspringen, der auch noch den Helden des Films gedoubelt hat. Er muß in der Folge nicht nur die gefährlichsten Stunts ausführen, sondern lernt auch die attraktive Hauptdarstellerin des Films, Nina Franklin (Barbara Herschey) kennen.
Dieser Film gehört ganz eindeutig dem überragenden, furiosen, sinistren, witzigen Peter O'Toole. Wie ein gefährliches Raubtier ist er auf der Suche nach einem Opfer und in Cameron hat er ein williges Opfer gefunden. Mit seinen ständigen Skriptänderungen treibt er nicht nur den Drehbuchautor immer wieder an den Rand der Verzweifelung, sondern fügt auch immer gefährlichere Stunts in seinen Kriegsfilm ein. Es muß immer wilder und gefährlicher werden.
Der Film ist eine Melange aus den verschiedensten Nebenschauplätzen. Es ist nicht nur ein Film, der die Arbeit der Stuntman würdigt, sondern zeigt auch recht deutlich die Magie am Filmemachen an sich. Das Drehen der Filmszene am Strand ist dafür das beste Beispiel und ließ mich in Jubelrufe ausbrechen. Und immer wieder findet das clevere Skript in der ersten Hälfte Gelegenheit einen in seinen Bann zu ziehen. Da stellen sich Eli und Cameron vor die Kamera und sprechen miteinander und man merkt durch die angeregte Unterhaltung, die die beiden miteinander führen und die mich völlig in den Bann zieht, nicht, wie sie von einem Kran in die Höhe gehoben wird. Schnitt und man sieht den Regieassistenten, der die beiden mit einem Sprechgerät anruft.
In der zweiten Filmhälfte wird es zwar ein kleines bißchen zäh, aber das Ende ist dann wieder an Dramatik und Witz nicht zu überbieten. Was mich ziemlich erfreut ist das recht hohe Rating der imdb-Gemeinde für den Film. Gar nicht wundern kann ich mich über die drei Oscar-Nominierungen für Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller (O'Toole). Zumindest O'Toole hätte einen verdient gehabt. Barbara Herschey wurde in keinem Film wohl besser in Szene gesetzt als in diesem.
Der Film hat einige sensationelle Szenen von denen ich nicht genug bekommen kann. Komisch, daß ich ihn erst so spät erst wieder angesehen habe.
Geschrieben 02. Juni 2004, 21:41
Geschrieben 03. Juni 2004, 22:53
Geschrieben 04. Juni 2004, 16:27
Geschrieben 05. Juni 2004, 01:46
Ja, es hat schon was ein ehemalige Hollywood-Diva in einem Hammer-Film zu sehen. Die Geschichte gibt ja auch ordentlich Potential und mein Interesse hat der Film auch in den ersten vierzig Minuten, aber dann wird es brenzlig. Aber fangen wir doch einfach mit dem Anfang an...
Dieser Film sollte Joan Fontaine, die durch Alfred Hitchcock's REBECCA und SUSPICION in den 40er Jahren ziemlichen Ruhm erlangen konnte, wieder auf die Gewinnerstraße führen. Nicht nur war sie die Hauptdarstellerin des Films, sondern hatte sich auch die Rechte an der Romanverfilmung gesichert. Sie spielt darin die Lehrerin Gwen Mayfield, die nach einem traumatischen Ereignis in Afrika an einer Privatschule in England eine neue Anstellung findet. Einige der Bewohner legen ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag, es kommt zu mysteriösen Todesfällen und eine Schülerin, die mit einem Jungen possiert hat, verschwindet plötzlich. Wie der Titel schon allzu deutlich vorgibt, treiben Hexen in der Gegend ihr Unwesen.
Lange Rede, kurzer Sinn...der Film schafft es zu Beginn ein interessantes, vor allen Dingen ungewöhnliches Lokalkolorit zu verströmen. Man ist genauso gespannt wie die Lehrerin herauszufinden, was hier eigentlich vorgeht. Aber nachdem Gwen Mayfield dem Ganzen auf die Spur zu kommen scheint, tritt der Film höllisch auf die Bremse. Was vorher noch nach amateurhafter Detektivarbeit roch, wird nun in einem Netz aus Amnesie gefangen. Wird Joan Fontaines Figur als Heldin der Geschichte aufgebaut, gibt sie sich lächerlich anzusehenden Finale einer ziemlichen Unentschlossenheit preis. Als der Vorhang des Mysteriösen längst gefallen ist, muß ja noch irgendwie die Schülerin vor dem Opfer bewahrt werden. Allein sich durch das Finale durchzukämpfen war für mich eine ganz besondere Tortur. Dieses Rumgehüpfe hat mich mehr an den Videoclip zu Michael Jacksons "Thriller" erinnert. Dann noch ein paar lässige Beschwörungsformeln in den Saal geschmettert und ich schüttele nur noch mit dem Kopf. Schade, daß der Oberhexe mit dem Hirschgeweih nicht gleich der Kopf abgefackelt ist.
Im kurzen Epilog von sage und schreibe einer Minute ist dann in der Gemeinde wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Kein Wunder, daß die Fontaine danach nie wieder in einem Kinofilm zu sehen war. Spielt in der zweiten Hälfte nämlich grausamst.
Geschrieben 07. Juni 2004, 09:33
Geschrieben 08. Juni 2004, 08:45
Es ist wahrhaftig nicht einfach die Qualität von sogenannten B-Filmen exakt festzustellen, wenn man nicht ein einziges Mal einen Filmschnipsel gesehen und nur mit einem Coverbild einer irgendwann einmal erscheinenden DVD abgespeist wird, das absolut grausig ist. Zu finden ist dieses Bild im DVD-Katalog des Jahres 2000 (!) von Laser Paradise. Es zeigt nicht nur den titelgebenden "Bösewicht" in seiner wahren Form, sondern implizierten einen geradelinigen Horrorstreifen. Und gerade dieser Implizierung verweigert sich der Film überraschend geschickt. Wenn man außerdem immer wieder einem User begegnet, der seiner Benutzernamen nach dem Filmtitel gewählt hat und sich über die gerade geschehene DVD-Veröffentlichung positiv auslässt, kann man für fünf €uro schon einmal einen Blindkauf riskieren. Und dieser hat sich von meiner Warte aus nicht nur gelohnt, sondern mir auch einen hervorragenden Genrevertreter näher gebracht.
Für die örtliche Polizei im Grenzgebiet von Namibia zu Südafrika sind es nichts anderes als Ritualmorde, die schon mehrere Male vorgekommen sind. Für einen Schamanen und einer Pathologin sind es allerdings Beweise, das ein sogenannter "Dust Devil", ein Dämon, der nach Belieben seinen Form wandeln kann, am Werke ist. Parralell verfolgen wir zum einen diesen "Dust Devil" (Robert Burke), der am Rand der vom Wüstensand aufgepeitschen Straßen seine Opfer findet und auch die Autofahrt von Wendy (Chelsea Field), die gerade ihren Mann verlassen hat und nun ziellos umher fährt. Während die Polizei dem Mörder auf die Spur zu kommen versucht, macht sich auch Wendys Ehemann Mark (Rufus Swart) auf die Suche nach seiner verschwundenen Frau.
Nach dieser Begegnung könnte man nun einen zumindest geradelinigen Filmverlauf erwarten, den Richard Stanley auch teilweise bedient, aber vielmehr sind es die innere Kämpfe der Figuren, die diesen "B-Film" so unheimlich interessant verfolgen lassen. Während der ermittelnde Polizeibeamte Joe Niemand (John Matshikiza) bei der Suche nach Hinweisen immer mehr von Erinnerungen an seine Ehe, die durch den sinnlosen Tod des Sohnes bei einem Grenzkonflikt zerbrach, und von seiner allmählichen Entwurzelung seiner Abstammung geplagt und zu Alpträumen angeregt wird, macht auch Wendy in ihrer Beziehung zum "Dust Devil" eine Veränderung durch. Überhaupt ist vor allem die Figur des Polizeibeamten, die am meisten ausgebaute und auch wohl am längsten zu sehende Figur.
Leider gibt die imdb keine Auskunft darüber, was dieser Film gekostet hat. Ist er von seinem Plot und den darin auftretenden Schauspielern doch ganz eindeutig dem B-Film zuzurechnen, zeigt Richard Stanleys formale Umsetzung ein großes Können. Es stehen ihm nicht nur Kranaufnahmen und zwei Helikopteraufnahmen zur Verfügung, sondern anscheinend hat er sich den Luxus geleistet bei einigen Szenen auf den richtigen Moment zu warten. Es gibt einige wunderbare Einstellungen von der Hitze erfüllter, flirrender Luft, Wüstensand, der vom Wind über die Straße gefegt wird und vieles der gleichen mehr. Eine düstere und bedeutungsschwangere Atmospähre zu verbreiten ist ihm zweifelsohne bei mir gelungen. Mir fielen im gesamten Verlauf nur zwei Dinge negativ auf: Simon Boswells Synthesizermusik verbreitet einen hervorragenden Klangteppich, der allerdings bei melodischen Momenten etwas billig daherkommt. Und bei Unfall des Viehlasters mit Wohnwagen, der immerhin die große Explosionsszene des Films darstellt, ist der Schnitt etwas verunglückt. Das der "Dust Devil" in seiner Erscheinung eher nach einem Revolverhelden aus einem Italo-Western entsprungen zu sein scheint, nehme ich eher belustigend in Kauf. Es ist aber auch effektreich kontastriert, wenn er beabsichtigt zur Tat zu schreiten.
Die vorliegende Fassung auf dieser recht annehmbaren DVD beinhaltet den von Richard Stanley zusammengetragenen Director's Cut. Hier ist auch die von John Matshikiza gesprochene Narration enthalten.
Als kleine Randnotiz meinerseits möchte ich anmerken, daß Marianne Sägebrecht einen ziemlich glaubwürdigen Part als Pathologin spielt und daß ich zwei Darsteller bemerkt habe, die ich schon aus früheren Filmen kannte. Chelsea Field, die einige Jahre zuvor in Blake Edwards' SKIN DEEP zu sehen war und Willam Hootkins, der als FBI-Agent in RAIDERS OF THE LOST ARK Harrison Ford in der Universität über die Bundeslade befragt.
Geschrieben 09. Juni 2004, 09:53
Der Plot ist so dünn wie DIN-A-4-Papier. In Berlin wird ein neues Lichtspielhaus, das Metropol, neueröffnet. Zur Eröffnung findet sich ein recht bunt gemischtes Publikum aus Teens, Twens, Mittdreißigern, Mittvierzigern usw. ein. Über Flyer, die ein mysteriöser, entstellter Mann mit Metallmaske verteilt hat, ist man über den genauen Beginn der Vorstellung informiert. Im Foyer werden einige Utensilien bestaunt. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf eine Dämonenmaske, die, wie sich später herausstellt, jeden Träger in einen Dämon verwandeln wird. Und das der gezeigte Film und die Realität so eng beieinander liegen merkt man sehr bald. Während sich die Zuschauer an dem Horrorfilm erfreuen, der vier Teenager zum Grab von Nostradamus führt, verwandelt sich zeitgleich wie im Film die Trägerin der Maske im Foyer in einen Dämon.
Ein wahrlich dünnes Filmchen, daß einzig und allein für das Herzeigen der spektakulären Make-up-Effekte verwirklicht wurde. Und bei den Effekten geht es wahrhaftig rund. Aufplatzende Wunden, aus denen eklig grüne Flüssigkeit austritt, blutende Fingernägel, Zähne, die herausfallen und ekligen Reißzähne Platz machen. Die Palette ist beinahe endlos. Sehr rasch fallen viele Besucher den Dämonen zum Opfer. Ist man anfangs noch unschlüssig, wem der Film nun folgt, kristallisieren sich zwei Pärchen heraus, die im Kinosaal zueinander gefunden haben.
Erst einmal wird versucht auf die Galerie zu entkommen und dort wird mehr schlecht als recht jeder Zugang verbarrikadiert. Irgendwann entschließt man sich klugerweise doch noch das Heil in der Flucht zu suchen.
Viel gibt der Film nicht her, außer jeder Menge Gebrüll, Gekreische und ziemlich splatterigen Effekten. Aber die wissen doch in gewisser Weise den schmutzigen Teil meiner Psyche zu befriedigen. Einen Sinn ergibt das Ganze nicht. Soll es wohl auch gar nicht, vor allem dann nicht, wenn noch eine Gruppe Möchtegern-Punks vorgestellt wird, die erstmal ziellos auf dem Ku'damm umherjuckeln und sich zu Billy Idol's "White Wedding" mit Koks aus der Cola-Dose den Schädeln zudröhnen. Irgendwie finden die auch noch den Weg ins Metropol. Und aus irgendeinem Grund stürzt da noch ein Helikopter durch das Dach. Wieso? Keine Ahnung.
Macht aber Spaß, vor allem mit diesem Hardrock-Soundtrack. Fast bin ich versucht mit mitzumoshen. Das der Film in Berlin spielt macht ihn mir irgendwo auch sehr sympathisch. Hat man auch nicht alle Tage, daß so ein Spektakel hier gedreht wird. Ist eigentlich die U-Bahn-Station "Heidelberger Platz" immer noch so schön anzusehen?
Geschrieben 10. Juni 2004, 10:08
Lange nicht mehr gesehen und ganz vergessen wie zweigleisig der Film doch daherkommt. Erst einmal wird man mit über 40 Sekunden Schwärze und einem düsteren Orchesterton begrüßt bevor sich eine Spinne daran macht, die Fliegen die ihr ins Netz, daß sie an einem Kruzifix gesponnen hat, gegangen sind, einzuspinnen. Diese Anfangssequenz gibt auch schon den Grundton des folgenden Films mehr als deutlich wieder.
Gerard Reve (Jeroen Krabbé) ist ein bisexueller und alkohlabhängiger Schriftsteller, der eine heftige Affäre mit der Besitzerin eines Schönheitssalons eingeht. Kennengelernt hat er sie bei einem Werbetermin für sein neues Buch. Ständig wird er von zum Teil homoerotischen Christusvisionen und Warnungen der Heiligen Maria heimgesucht, die ihn in dem Glauben lassen, daß Christine (Renée Soutendijk) ihn wie auch ihre drei Ehemänner vor ihm ermorden will. Nicht nur daß er durch die aggressive sexuelle Haltung von Christine immer mehr in einen Strudel aus Leidenschaft und Todesangst gezogen, nein, auch die Konkurrenz eines anderen Liebhabers von Christine, zu dem sich Gerard auch noch selber hingezogen fühlt, lassen ihn immer mehr den Bezug zur Realität verlieren.
Verhoevens letzter holländischer Film zeigt ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Immerhin zehn Jahre hatte er zusammen mit einem fast schon zur Familie avancierten Team aus Machern und Darstellern verbracht, ehe dieses versierte Kunstwerk entstanden ist. Wie immer bewegt sich Verhoeven und sein Drehbuchautor Gerard Soeteman dabei an der Grenze des guten Geschmacks. Mir persönlich stockt der Atem, wenn Jeroen Krabbé dem als Jesus personifizierten Herman (Thom Hoffman) am Kreuz in der Kirche hängend die Unterhose herunterzieht und nachher mit ihm in der Gruft Oralsex praktiziert. Allegorische Bilder vermischen sich zusammen mit allerlei Homoerotik zu einem faszinierend verstörenden Charakterbild eines Mannes, der ohne jegliche Motivation lebt und "die Wahrheit belügt". Ob er nun wirklich die Fliege im Netz einer Spinne ist, mag ich da kaum festzustellen. Es ist da leider nicht so eindeutig, wie in dem ähnlich angelegten BASIC INSTINCT, der eher das Thrillergenre bedient und sich nicht so sehr als Charakterstudie hervortut.
Grandios bewerktstellig ist der Übergang von Realität zu Gerards Vision über die Ankunft im Hotel Bellevue. Ein simpler optischer Trick genügt um Gerard in die Fotografie, die er gerade noch angestarrt hat, hinein zu versetzen.
Geschrieben 10. Juni 2004, 21:10
Geschrieben 12. Juni 2004, 09:18
Wie kann man im Covertext, der wunderbar gestalteten DVD-Box nur behaupten, daß sich die Bewohner des Apartmenthauskomplexes eine Dokumentation über die schrecklichen Ereignisse des ersten Teils anschauen?
Die sehen sich einfach einen Spielfilm an, der auf makabre Weise die gleichen Ereignisse wie in der folgenden Geschichte suggerieren will. Allerdings wirkt die Verbindung zwischen der filmischen Realität und der Film-im-Film-Realität noch schrecklich unlogischer als im Vorgängerfilm. Aber ist ja auch egal, denn der Spaß und Thrill soll doch hier überwiegen. Und das tut er auch...
Von Berlin geht es jetzt nach Frankfurt, einer Stadt in der ich noch niemals gewesen bin und sie deshalb im Film auch überhaupt nicht wiedererkenne. Könnte auch Bayreuth, Ulm oder Stuttgart sein. Macht aber auch keinen Unterschied, da bis auf eine Szene überhaupt kein Lokalkolorit eingefangen wird. Und diese Szene auf dem Markt hätte man sich auch getrost sparen können. Das Rezept des Vorgängers wird hier sinnvollerweise übernommen. Nur der Ort wird von einem engen Kino in einen Wohnkomplex verlegt, der doch mehr räumliche Möglichkeiten. Im Prinzip gibt es mit der Tiefgarage, dem feststeckenden Fahrstuhl, den Treppenhäusern und verschiedenen Wohnungen vier Handlungsorte, die der Film bedient. Es bleiben gut sechzehn Personen übrig, die lose vorgestellt werden und sich schon bald mit den Dämonen, die in einer schamlos von David Cronenberg's VIDEODROME abgekupferten Sequenz den Weg in die "reale" Welt finden, herumschlagen müssen.
Lustig ist ja, daß zwei Darsteller vom ersten Teil, der farbige Kinobesucher und der Anführer der Punks, hier wieder einen Auftritt in teilweise anders gearteten Rollen absolovieren. Der Schwatte führt den komplexeigenen Trimm-dich-fit-Raum und der Punk ist jetzt der Nachtwächter. Ziemlich verantwortungsvolle Positionen für solche Gestalten, denn eine Veränderung der Persönlichkeit oder des Verhaltens ist angesichts der Bedrohung bei den beiden überhaupt nicht auszumachen. Dann gibt es noch ein junges Ehepaar, welches sich in freudiger Erwartung auf baldigen Nachwuchs befindet, eine Jungen im Alter von 7 - 8 Jahren, der alleine zu Hause ist eine Familie mit junger Tochter (die kleine Asia Argento) und Sally und ihre Geburtstagpartygesellschaft.
Ich frage mich ob die Filmemacher das ganze ausgeknobelt haben, wer von den Protagonisten am Ende überleben soll. Anders kann ich mir die Rohheit im Tode so manches liebgewonnenen Charakters gar nicht anders vorstellen. Ich habe sie jetzt nicht besonders liebgewonnen, weil sie mir mit persönlichen Dramen nahegestanden sind, sondern weil sie in der hanebüchenen Inszenierung und der drolligen deutschen Synchronisation unfreiwillig komisch ans Herz gewachsen sind.
Ganz so blutig und furios splatterig kommt der Film im Gegensatz zu seinem Vorgänger aber nicht mehr daher. Die Verwandlungsszenen (eine davon in ziemlich schlechter Stop-Motion-Animation) haben aber immer noch eine ziemlich deutliche, unmittelbare Wirkung. Warum platzt eigentlich wie im ersten Teil aus einem der Besessenen auch so ein Mistvieh heraus? Haben die zuviel ALIEN gesehen? Die Szenen im Fahrstuhlschacht zwischen dem jungen Ehemann und der Prostituierten (die diesen für einen Callboy hält ) fand ich allerdings sehr gut gefilmt. Und allemal glaubwürdiger, wenn man das so behaupten kann, als die Motorradszene im Vorgänger.
Das Ende ist auch sehr viel hoffnungsvoller. Mit dem Beginn eines neuen Tages und einem neuen Menschenleben lässt es sich doch viel optimistischer in die Zukunft blicken. Ich frage mich an dieser Stelle auch nicht, was mit den beiden Autos passiert ist, die in einen Unfall vor dem Hochhaus verwickelt waren. Da kam nämlich auch keine Auflösung mehr. Genausowenig mit dem Typen, der den Ex-Freund von Sally ("Ich kann ja so fantastisch Auto fahren.") abfangen soll und der kleinen Asia Argento, die wohl noch immer in der Tiefgarage steckt.
Geschrieben 13. Juni 2004, 01:40
Mit so einem Zeitdokument wie diesem hier, fällt es mir immer sehr leicht zu sagen: "Mann, zu der Zeit hätte ich auch gerne gelebt. Wie gerne wäre ich auch dabei gewesen.". Doch nach dreieinhalb Stunden stellt sich doch auch eine ziemliche Ernüchterung ein. Damit meine ich jetzt gar nicht mal die wirklich tolle Dokumentierung dieser drei Trage voller Frieden und Musik, sondern die Erkenntnis, daß von dieser einstigen geistigen Haltung kaum noch etwas übrig geblieben ist. All diese Ideale auf die man so gerne wehmütig zurückblickt, sind heute überhaupt nichts mehr wert. Im Gegenteil: man wird für ein Festhalten an solchen Idealen heute eher belächelt. Doch genug hiervon...
Nun....drei Tage voller Frieden und Musik. Es beginnt so wunderbar idyllisch im Sonnenschein, wird von einem Gewittersturm fast davongefegt und am Ende versinkt es im Müll. Passt allegorisch ja fast auf das eben von mir Geschriebene. Mich fasziniert bis auf wenige Musiknummern mehr das Drumherum um diese drei Tage. Man bekommt schon einiges mit, aber ich hätte mir gewünscht, daß man für den Director's Cut mehr Kolorit und nicht ausschließlich Musik verwendet. Vor allem deswegen, weil bis auf zwei Musiknummern sich bei mir kaum eine neue Stimmung einstellen will. Canned Heat, die wirklich wie Berserker die gesamte Bühne abrocken, sind da noch die erstaunlichste Bereicherung. Das der Kameramann da nicht niedergewalzt wurde, grenzt schon fast an ein Wunder. Aber nach der Intermission beginnt dann der eigentlich Director's Cut. Jefferson Airplane, die man vorher nur eintreffen hat sehen können werden zwei Nummern zugestattet. Ist nur Scheiße, wenn Grace Slick, die ich mit denen immer assoziiere, anscheinend völlig bekifft in der Gegend rumsteht. Dann noch Janis Joplin...nach vier von sechs Minuten habe ich doch glatt die Kapitelsprungtaste betätigt. Das Gekrächze ging mir zu sehr auf den Geist. Nur noch ein bißchen warten, bis Hendrix mit seiner Gitarre ein paar Breitseiten schlägt. Ich kriege das noch alles voll mit, nur ist am Morgen des letzten Tages schon mehr als die Hälfte der Besucher weg. Der Müll im Hintergrund der Zuschauer ist da ein deutliches Indiz für.
Das Kolorit weiß mich wie schon gesagt immer am meisten zu faszinieren. Michael Wadleigh, der das Konzert erst zu hochgesteckten Ehren verwirklichte und dem dann die gesamte Organisation über den Kopf wächst. Da gibt es dann noch eine kurze Szene mit jungen Frauen, die an Blüten zupfen ("He loves me...he loves me not."), der Ansager mit der Bassstimme erinnert mich immer an Sam Elliott, die Interviews mit den Bewohnern des kleinen Ortes. Wenigstens ist man mit dem Ziel des Films gerecht geworden. Alles einfangen. Positives wie negatives. Das gelingt bei den Stadtbewohnern. Einige können sich über die jungen Menschen nicht beschweren, andere wiederum sind nur genervt oder regen sich über die Pot-rauchenden Jugendlichen auf.
Manchmal ist auch Vietnam ein Thema. Der Port-o-san-Mann....ein Sohn hat er auf dem Konzert, ein anderer fliegt in Vietnam Helikopter. Country Joe Macdonald ("Gimme a F...gimme an U....!")...Harald Schmidt hat über seinen kurzen Auftritt mal was Treffendes geschrieben.
Langeweile stellt sich bei mir nur ganz selten ein, Humor dafür schon eher. Joan Baez trällert ein unschuldiges Lied. Schön, aber ich hätte ihr weiter zugehört, wie sie von ihrem Mann erzählt, der gerade im Knast sitzt. Aber diese kurze Unschuld vom Lande braucht man, denn sonst wirkt der unglaubliche Stilbruch zu The Who überhaupt nicht. Das zweite mal nach Canned Heat werden die Lautsprecher ordentlichst beansprucht. Richtig agil, wie sich Daltrey und Townsend geben. Keith Moon, den alten Berserker sieht man leider nur im Hintergrund wirken. Aber dafür hört man sein wildes Trommeln. Mit Sha-Na-Na kommt mal kurz 50er-Jahre-Feeling auf. Passt auf den ersten Blick nicht so ganz, aber Sly & The Family Stone sind ja auch mit von der Partie.
Ich schreibe eigentlich fast nur von der Musik, obwohl ich ja von den jungen Menschen, die ständig eingefangen werden mehr mitgerissen wurde. Aber wegen dem verschwenderischen Split-Screen kann man kaum wiedergeben, was man alles aufgenommen hat. Hier und da mal ein Fetzen, das Schlammrutschen nach dem Wolkenbruch. Wenn man sich mal die Kapitelübersicht der DVD so anschaut, bemerkt man auch, daß die Musik den Löwenanteil ausmacht. Ist ja auch in Ordnung, denn schließlich sind die Leute dafür ja alle zusammen gekommen. Und ohne sie, hätte man auch nicht diesen tollen Film.
Dreieinhalb Stunden schönste Nostalgie für eine Zeit, die man gar nicht selber erlebt hat. Reicht jetzt auch erstmal wieder für ein paar Jahre.
Geschrieben 13. Juni 2004, 16:50
Geschrieben 14. Juni 2004, 21:25
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