Oskars Filmtagebuch
#211
Geschrieben 26. Mai 2004, 09:18
Eine ganz schwache Fortsetzung, die sich in langwierigen Szenen verliert und die "Magic Moments" des ersten Teils missen lässt. Ich fand den Film aber auch sehr desorientierend - ab einem gewissen Zeitpunkt wusste ich nicht mehr, worauf die Handlung eigentlich hinsteuerte und wer denn nun eigentlich Lady Snowblood war, da sich später eine Dame zum Stab hinzugesellte, die Meiko Kaji sehr änhlich sah. Sehr schöner Score allerdings, der mich an alte Nintendo-Zeiten erinnert hat.
#212
Geschrieben 26. Mai 2004, 09:59
L'avventura hatte mich ja mehr oder weniger begeistert. Deshalb wollte ich mir LA DOLCE VITA, der thematisch mit dem Antonioni-Film verwandt ist, noch einmal sehen, nachdem die erste Sichtung nur als Unfall bezeichnet werden konnte. Ich hatte mir vor über einem halben Jahr die England-DVD gekauft, von der unsäglichen Qualität (falsches Bildformat, katastrophale Bild- und Tonqualität) nichts ahnend. Nach ca. 90 Minuten habe ich dann, von den schlechten Bildkompositionen (...falsches Bildformat...) und der narrativen Ziellosigkeit verärgert, aufgegeben.
Diesmal habe ich die deutsche DVD geschaut, die nicht nur das korrekte Bildformat verwendet, sondern auch durch ein messerscharfes Bild besticht. Mir offenbarte sich ein Filmgenuss sondergleichen. Ich liebe starke Schwarzweiß-Kontraste, und auf der dt. DVD sieht der Film einfach fantastisch photographiert aus. Stellenweise habe ich mir eingebildet, ich könnte die Atmosphäre des nächtlichen Roms riechen. Sehr gut gefallen hat mir auch die bereits angesprochene Ziellosigkeit der Handlung, die dafür sorgt, dass man sich während der drei Stunden keine Gedanken um die enorme Länge des Filmes macht. Hätte Fellini sich für einen kohärenten Spannungsaufbau entschieden, wäre dem Film sicherlich nach 90 Minuten die Puste ausgegangen, da er einen wahren Reigen an Bildern und Handlungssträngen auf den Zuschauer loslässt. Doch so hätte Fellini meinetwegen weitere 3 Stunden hinzufügen können, ohne dass ich mich gelangweilt hätte. LA DOLCE VITA hat mich diesmal also hervorragend unterhalten, und ich glaube, dass meine kleine Antonioni-Exkursion keinen kleinen Anteil an diesem Erfolg hat.
#213
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:18
Nun ja, was soll ich zu einem Allen-Film noch großartig Neues schreiben...? Der macht doch wirklich mehr oder weniger immer den selben Film. Mag ja sein, dass einige Leute derartige Künstler (also solche, die sich um ein homogenes Gesamtwerk bemühen, indem sie immer dieselben Themen durchexerzieren) ob ihrer Standhaftigkeit bewundern. Ich ja irgendwie auch - Miikes, Kubricks und Hitchcocks Filme sind sich jeweils sehr ähnlich, dennoch ist beinahe jeder ihrerer Filme ganz anders. Darin liegt die Stärke solcher Regisseure, meine ich. Bei Allen ist das anders: Ich habe mittlerweile ungefähr 10 seiner Filme gesehen und einige könnte ich jetzt gar nicht voneinander unterscheiden. HANNAH AND HER SISTERS wird in meiner Erinnerung in absehbarer Zeit auch sicherlich zu dieser wenig bemerkenswerten Auswahl Allenscher Werke gehören, auch wenn ich ihn heute, ein paar Tage nach der Sichtung, noch ziemlich gut finde. Das Drehbuch ist, wie von Allen nicht anders zu erwarten, hervorragend - wie er die Schicksale verschiedenster Menschen miteinander verknüpft, immer wieder brillant. Aber irgendwie ist das für mich auch nichts mehr Neues, das hat er (um nur die mir bekannten Filme aufzuzählen) bereits in RADIO DAYS, CRIMES AND MISDEMEANORS und CELEBRITY getan. Aber nun gut, was hat mir noch gefallen? Auf jeden Fall die Schauspielerführung - sehr souverän, was hier auch mir weniger liebe Schauspieler leisten. Mein größter Kritikpunkt (neben den bereits genannten) gilt allerdings dem ungeheuer lieblosen, irgendwie auch anachronistischen Look des Filmes. Das ist ja den meisten Allen-Filmen der Fall, dass er sich um die visuelle Komponente seines Werkes einen Dreck schert, doch hier ist es wirklich extrem. Eine völlig starre Kamera, die das Geschehen aus konventionellsten Perspektiven aufnimmt, und eine wahrhaftig infame Farbmischung, für die wohl der Production Designer und der Kostümbildner verantwortlich gemacht werden müssen. Braun, gelb, grau, dunkelgrün - die ätzendsten Farbmischungen, die ich seit Hitchcocks The man who knew too much-Remake und den HK-Filmen John Woos erleiden musste. Ansonsten ist mir die Allen-typisch verstaubte Jazz-Musik sauer aufgestoßen, die er in jedem seiner Filme einzusetzen scheint (wenn er nicht gerade einen Film über Russen dreht), ohne Rücksicht auf die jeweilige Thematik. - Fazit: Immer wieder ein heimeliges Erlebniss, einen Allen-Film zu schauen, obwohl der Mann als Künstler zurückgeblieben ist.
#214
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:25
Ich hatte ja eigentlich etwas in der Art von DePalmas RAISING CAIN erwartet, aber auch so wurde ich bitter enttäuscht... Gut, die HK-Scheibe ist schlicht skandalös, so dass ich von Tsukamotos visueller Brillanz leider nichts zu sehen bekam. Woran der Film krankt, ist seine unscheinbare Handlung - wenn man sich schon für so etwas entscheidet, muss man das ganze so inszenieren können, dass der Zuschauer selbst die größtmögliche Unplausibilität nicht mehr hinterfragt, sonder sich ihr einfach hingibt. Da Gemini in dieser Hinsicht misslungen ist, fand ich den Film ziemlich unintelligent, um mal nicht ausfallend zu werden... Die Frau in der Hauptrolle sah aber toll aus, irgendwie gar nicht japanisch, ganz sonderbar.
#215
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:32
Toller Allen-Film, würde ich gleich nach Love & Death einreihen. Ich glaube allerdings, dass Allen an der verhältnismäßig guten Qualität dieses Filmes keinen so großen Anteil gehabt hat; Dialoge und Handlung wiederholen nämlich hoffnungslos bereits Dagewesenes. Was mir zugesagt hat, war die edle S/W-Photographie, für die Bergman-Stammmitarbeiter Sven Nykvist verantwortlich ist, und die Auswahl an jungen, schönen Schauspielern - normalerweise interessiert sich Allen ja nur für das Schicksal von Senioren. Toller Mittelteil mit Leo DiCaprio, der hier, wie alle anderen wohl auch, sein Real life alter ego persifliert.
#216
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:39
Recht kurzweilige Noir-Studie, die die Trockenheit verschwisterer Genrebeiträge auf die Spitze treibt. Und dieses (wohl typisch französische?) Understatement hat mir ausgesprochen gut gefallen! Leidiglich an einer Lappalie habe ich mich gestört: Der Protagonist sieht nicht wie ein Pianist aus. Das mag sich womöglich ein wenig faschistisch anhören, aber ich habe nur die ganze Zeit gedacht: "Man kann einem Pianisten gar nicht unähnlicher sehen als Charles Aznavour im Detektivmäntelchen!"
#217
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:50
Ich hatte mal wieder Lust, in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, da habe ich mir neulich einfach den ersten Teil der POLICE ACADEMY - Reihe mitgenommen ... und musste leider feststellen, dass ich mit den darauffolgenden Teilen wohl besser vertraut bin. Denn an das, was ich in diesem Erstling sah, konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Sehr nett: Der Schwarze, der sämtliche Geräusche imitieren kann, ist mir von allen Polizeischülern immer noch am liebsten. Allerdings wurde mir diesmal eine Illusion genommen: Als Kind dachte ich immer, der Schauspieler würde die Geräusche höchstpersönlich produzieren - spätestens als er im Finale Maschinengewehrschüsse nachmacht, war dieser Glaube an die Existenz eines solchen allmächtigen Geräuscheimitators dahin. Viele Charaktere sind im Erstling noch nicht zu sehen, z.B. dieser langhaarige, weinerliche Polizist, bei dessen Stimme ich immer zusammenbrechen musste, so lustig habe ich deutsche Synchro in Erinnerung. Ich werde mir wohl die Box mit allen Teilen zulegen müssen, ich möchte unbedingt die vierte Folge mit Sharon Stone als Fernsehreporterin sehen, die habe ich nämlich als sehr gut in Erinnerung.
#218
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:55
Hat beim zweiten Mal stark nachgelassen. Würde ich versuchen, genau zu beschreiben, was mir diesmal missfallen hat, müsste ich wohl darauf hinweisen, dass durch die schlampigen Bildkompositionen das unendlich weite Raumerlebnis, welches bereits im Abspann durch die (um noch einmal darauf hinzuweisen: stellenweise absolut fantastische) Filmmusik vorgelegt wird, verwehrt bleibt - oder so. Das finde ich jetzt aber zu kompliziert und belasse es bei der Festellung, dass ich mir den Film so schnell nicht mehr anschauen werde.
#219
Geschrieben 28. Mai 2004, 10:12
Altersheim-Surrealismus par excellance ... macht nicht gerade Lust auf 'nen weiteren Jodorowsky.
#220
Geschrieben 28. Mai 2004, 21:41
Die Bedeutung von Filmen, die politische Themen ansprechen und als Mahnmal für "historisches Bewusstsein" gelten wollen ist für mich persönlich gleich null. Abgesehen davon will sich mir die angebliche filmische Brillanz dieses Werkes nicht erschließen - Resnais montiert schwarzweiße Archivaufnahmen abwechselnd mit zeitgenössischen Farbaufnahmen des Konzentrationslagers in Auschwitz und lässt einen belehrenden Off-Sprecher überaus mahnende Worte drauf losquasseln, die von guter, weil auf faszinierende Weise neutral klingender Musik des deutsch-österreichischen Komponisten Hans Eisler untermalt werden. Ich fürchte, viele Zuschauer verwechseln die ungeheure Kraft der schrecklichen Bilder mit filmischer Qualität. Ich bin darauf nicht reingefallen.
#221
Geschrieben 28. Mai 2004, 22:13
Der erste Film über Nazis, der mich begeistert hat! Die Probleme mit den Warner-Amarays (erst das dritte Exemplar hat einwandfrei funktioniert) gehören hingegen zu meinen unangenehmsten Erfahrungen mit DVDs. Wenn man seit einer Stunde und sechsundzwanzig Minuten einen grandiosen Film schaut und ausgerechnet in dem Moment die DVD hackt, wo Ingrid Thulin sich entblättert, möchte man am liebsten auf VHS-Kassetten umsteigen (obwohl man solche nie geschaut hat).
#222
Geschrieben 03. Juni 2004, 19:26
Muss ich mir jeden Scheiß anschauen? Eigentlich nicht, und deshalb habe ich heute beschlossen, zukünftig derartigem Scheiß Einhalt zu gebieten und ihn rechtzeitig auszuschalten. Bei RED RIVER war schnell die Schmerzgrenze erreicht, nämlich nach lediglich 30 Minuten. Ich hatte gehofft, der Film sei auf dem Niveau eines RIO BRAVO, doch weit gefehlt: Einen klischeeüberladeneren Western habe ich noch nicht gesehen. Angefangen bei den vollkommen uninteressanten Dialogen (und gerade die Dialoge hatten mich bei RIO BRAVO begeistert), die obwohl recht elaboriert, keinen der Charaktere mit Leben erfüllen konnten. Daran leidet zumindest der Anfang dieses Filmes. So was kann natürlich schnell durch visuelle Qualität kompensiert werden, doch auch in dieser Hinsicht scheitert der Film. Alles schon unzählige Male gesehen - ob nun der Schnitt, Bildkomposition, Beleuchtung, vollkommen ideenlos und fad'. Nee also echt...
#223
Geschrieben 03. Juni 2004, 19:36
Ich habe mich keinen Augenblick lang gelangweilt - habe kein einziges Mal auf die Stopptaste gedrückt, an etwas anderes gedacht oder mich auch nur einen Zentimeter auf meinem Stuhl bewegt, so stark fand ich den Film. Stark im Wortsinne: Was dem Zuschauer hier an überwältigenden Bildern, hübschen nackigen Frauen und brutalen Zynismen geboten wird, ist einfach fantastisch. Die Balance zwischen sleazigem Trash und ambitionierten Kunstkino wird meisterhaft gewahrt, und so fühle ich mich so gut unterhalten wie schon lange nicht mehr. Und über Meiko Kaji muss ich wohl kein Wort verlieren... und werde damit auch ihrer dargebotenen Rolle gerecht, in der sie nur selten Worte äußert - eher bringt sie ihre Gefühle mit Blicken zum Ausdruck, die sowohl töten als auch anziehen.
#224
Geschrieben 03. Juni 2004, 20:25
Ein potenzieller Lieblingsfilm.
Solche erkenne ich daran, dass sie mir während der Sichtung kaum gefallen, während sich bereits am nächsten Tag ein Gefühl der Überwältigung breit macht. Der Film ist ja auch in allem sehr reduziert und so kann man es mir nicht verübeln, dass ich nicht sofort begeistert war. Heimlicher Hauptdarsteller des Filmes ist die ganz eigene Topographie, die die Figuren umgibt, allen voran die Schilfblätter und der See, der das Geschehen von der "Wirklichkeit" abzugrenzen scheint, gewissermaßen eine unübertretbare Grenze darstellt. Im ersten Drittel wird der umgebenden Natur außergewöhnlich viel Aufmerksamkeit gewidmet, neben symbolischen hat das sicherlich auch noch atmosphärische Gründe: Schnell geben wir uns dem phantastischen Duktus hin und begreifen den Handlungsort als Spielwiese für Märchenhaftes, Unerhörtes, letztendlich ja auch Grausames. Beeindruckend auch die Gesichtstopographie der Darsteller, die allesamt perfekt gecastet wurden und uns eben allein durch ihr Gesicht so viel zu erzählen vermögen, weshalb tiefgründigere Dialoge von mir gar nicht vermisst wurden. Die Darsteller schwitzen viel - eigentlich kein außergewöhnlicher Umstand, bemerkenswert jedoch, wie unerbittlich ihnen der Schweiß von der Stirn läuft, so was sieht man in Filmen selten. All die angeführten Punkte sind dafür verantwortlich, dass die gewiss einzigartige Atmosphäre des Filmes uns das Geschehen wirklich miterleben und auch "riechen" lässt - nach Ishiis FREEZE ME ein weiterer Film, der dank hervorragend ausgearbeiteter Körperlandschaften gewinnt.
#225
Geschrieben 03. Juni 2004, 21:25
Wie ROMA, nur unendlich langweiliger. Mal wieder ganz schön gefilmt, aber recht zusammenhangslos aneinandergereihte Szenen, deren verstaubter und debiler Humor einfach nur abschreckt, machen nun mal schwerlich einen guten Film. Fellini ist alles andere als ein guter Erzähler.
#226
Geschrieben 03. Juni 2004, 21:38
Tanzen ist mir das Allerunangenehmste, und die dazugehörige Musik raubt mir auch nur sehr selten den Atem. Gut, dass Saura einen solch hervorragenden Tanzfilm wie CARMEN gedreht hat, an meiner Begeisterung für den Film sehe ich nämlich wieder einmal, wie es sich auszahlen kann, Fremdem gegenüber offen zu sein. Die Filmhandlung, in der eine Frau namens Carmen und ihr Geliebter die Hauptrollen spielen, verschmilzt mit der Handlung des zu probenden Stückes - natürlich Bizets "Carmen". Wie Saura den Zuschauer verwirrt, indem er urplötzlich zwischen den beiden Ebenen hin- und herchangiert, ist so kunstvoll wie organisch gelöst, dass ich jetzt nur in Begeisterung schwelgen kann: magnifíco!
#227
Geschrieben 03. Juni 2004, 21:46
Ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn dieser Film beim nächsten Mal keinen Eingang in meine Top 10 finden würde. Das ist ja wohl das Stylishste, Atemberaubendste und schlicht und ergreifend Schönste, was ich bisher in diesem Jahr gesehen habe. Mehr dazu demnächst!
#228
Geschrieben 06. Juni 2004, 09:58
Weiß jemand, warum dieser endlos bekloppte Drecksfilm "Zatoichi" heißt? Endweder ich bin blind, oder da kommt tatsächlich fast gar kein Zatoichi drin vor!
#229
Geschrieben 10. Juni 2004, 20:03
Manchmal genügen 19 Minuten, um die Qualität eines Filmes einschätzen zu können. In diesem Falle hätten es sogar 10 Minuten getan, aber ich wollte sicher gehen, dass ich mit einem Abbruch der Sichtung nichts Falsches tun würde. Auf Orson Welles hätte ich dennoch gerne gewartet, nur habe ich zur Zeit Besseres zu tun, als mir eine Parodie anzuschauen, die es schafft, noch bemitleidenswerter zu sein als die Originalfilme, die ihr zu Grunde liegen.
#230
Geschrieben 15. Juni 2004, 12:21
Blade Runner (Ridley Scott)
Barry Lyndon (Stanley Kubrick)
Vertigo (Alfred Hitchcock)
Maborosi (Hirkokazu Koreeda)
Pola X (Leo Carax)
Ley Lines (Takashi Miike)
Eyes Wide Shut (Stanley Kubrick)
Taxi Driver (Martin Scorsese)
Psycho (Alfred Hitchcock)
The Apartment (Billy Wilder)
Freeze Me (Takashi Ishii)
Metropolis (Rintarô)
L'avventura (Michelangelo Antonioni)
Lost Highway (David Lynch)
Shining (Stanley Kubrick)
Carrie (Brian DePalma)
Straw Dogs (Sam Peckinpah)
Suspiria (Dario Argento)
Love & Death (Woody Allen)
The Hidden Fortress (Akira Kurosawa)
Videodrome (David Cronenberg)
2001: A Space Odyssey (Stanley Kubrick)
Texas Chainsaw Massacre (Tobe Hooper)
Dekalog (Krzysztof Kieslowski)
Flamenco (Carlos Saura)
Kiki's Delivery Service (Hayao Miyazaki)
Death in Venice (Luchino Visconti)
Rainy Dog (Takashi Miike)
La Dolce Vita (Federico Fellini)
Full Metal Jacket (Stanley Kubrick)
Citizen Kane (Orson Welles)
L'Argent de poche (Francois Truffaut)
Repulsion (Roman Polanski)
Persona (Ingmar Bergman)
Graveyard of Honour (Takashi Miike)
Clockwork Orange (Stanley Kubrick)
Blair Witch Project (Daniel Myrick / Eduardo Sánchez)
Solaris (Steven Soderbergh)
Coffy (Jack Hill)
Perfect Blue (Satoshi Kon)
Nosferatu: Phantom der Nacht (Werner Herzog)
Yakuza Graveyard (Kinji Fukasaku)
The Godfather Part II (Francis Ford Coppola)
Topazu (Ryu Murakami)
Stanley Kubrick: A Life in Pictures (Jan Harlan)
Freddy Got Fingered (Tom Green)
Zerkalo (Andrej Tarkowski)
Alien: Resurrection (Jean-Pierre Jeunet)
Kikujiro (Takeshi Kitano)
Cannibal Holocaust (Ruggero Deodato)
#231
Geschrieben 16. Juni 2004, 18:48
Da habe ich doch erst kürzlich eine Liste mit 50 besonders gelungenen Filmen zusammengestellt, und wenige Stunden später schaue ich mir einen Film an, der sicherlich zum Atemberaubendsten gehört, was ich je gesehen habe. Es sind zunächst gegeben: Eine Babysitterin, die von einem Killer drangsaliert wird und den Tod von zwei Kindern nicht verhindern kann. Sieben Jahre später flüchtet der Killer aus der Irrenanstalt. Klingt verdächtig nach John Carpenters HALLOWEEN, nicht wahr? Das Überraschende dabei: Beide Filme entstanden ungefähr zur selben Zeit, Plagiarismus seitens Walton ist somit auszuschließen. Umso faszinierter sah ich, wie Walton das Haus, in dem das Unglück geschehen wird, immer wieder in Standbildern zeigt, die jenen aus HALLOWEEN zu entnommen sein scheinen.
Sehr spannend auch, wie der Film LOST HIGHWAY vorwegzunehmen scheint (gewagte These): In der Mitte des Filmes sehen wir den Killer nackt vor einem Spiegel, wie er mit der rechten Hand sein Gesicht streift, um sich der eigenen Existenz zu versichern. Plötzlich erinnert er sich an den Mord: wie er blutüberströmt neben den beiden Kinderleichen sitzt, da sieht er geradezu wie ein Vorfahre von Fred Madison aus. Sollte David Lynch diesen Film nicht kennen, werde ich wohl Myrick und Sanchez glauben müssen, die noch immer darauf bestehen, vor Fertigstellung von BLAIR WITCH PROJECT nie von einem Film mit dem Titel CANNIBAL HOLOCAUST gehört zu haben... Eine weitere, allerdings unbedeutendere Parallele zu LOST HIGHWAY: Es gibt einen verhältnismäßig kurzen Teil A1, dem ein längerer, ruhigerer Teil B folgt, um in den Teil A2 zu münden, der wie eine Inversion des Vorgängers erscheint.
Ein paar Worte zum Film an sich: In wunderschönen kräftigen Pastelltfarben photographiert, entspinnt sich eine unerträglich spannende Handlung, die äußerst intelligent gängige Genre-Klischees paraphrasiert (was mich wiederum an BLUE VELVET erinnert hat) und in seiner Untersuchung der psychischen Konstitution des Mörders ambitionierter nicht sein könnte. Die ersten 20 Minuten, in denen besagte Babysitterin per Telefon vom Killer bedroht wird, wurden zu Recht viel gerühmt, wohingegen der Mittelteil immer wieder ob seines angeblich zu zähen Tempos und geringeren Interessewertes kritisiert wurde. Was mich, um ehrlich zu sein, nicht im Geringsten wundert, wo der Film doch gerade durch den Verzicht auf exzessive Suspense und die offensichtliche Tempodrosselung sein Augenmerk auf das legen kann, was ihn letztendlich zu einem Meisterwerk macht (also die genaue Analyse der geistigen Beschaffenheit des Mörders).
Höchst außergewöhnlich sind auch die Hauptcharaktere in ihrem Erscheinungsbild. Der Killer wird von einem - in Ermangelung eines besseren Ausdrucks - "auffallend gewöhnlich" aussehendem Schauspieler verkörpert, der durch sein nervöses und geradezu unbewusst wirkendes Schauspiel die doch recht klischeehafte Unebenheit des konventionellen Serienkillers zu nivellieren sucht. Nicht umsonst deliriert er in Trance-Zustände, in denen er sich von der eigenen Inexistenz zu überzeugen sucht. Der Detektiv ist korpulent, was höchst amüsant in einer Szene zum Tragen kommt: Er gerät zu schnell ins Schwitzen und muss die Jagd, die von der Tötung des Killers gekrönt werden sollte, abbrechen. Er ist gewissermaßen ein unbedeutender, farbloser Charakter, ein Unsichtbarer, Impotenter, der sich erst in der letzten Szene dieses verkannten Meisterwerks entladen darf. Und was für ein abruptes Ende.
#232
Geschrieben 16. Juni 2004, 19:15
Ist mir diesmal merkwürdig fremd geblieben... Großartiger Film, keine Frage, aber Kieslowski ist bei aller (ihm größtenteils nur von Kritikern und wohlwollenden Zuschauern bescheinigten) Menschlichkeit ein kalter Künstler gewesen. Wer schon mal ein Interview mit ihm gesehen hat, den wird die Kälte in seinen Filmen auch nicht wundern.
Interessant war auf jeden Fall für mich, mal den Sprecher spielen zu dürfen. Hab' den Film nur mit englischen Untertiteln und es wollte jemand mitgucken, der des Englischen nicht mächtig ist...
#233
Geschrieben 16. Juni 2004, 19:28
Wahnsinns-Debütfilm! Hier wird bereits so selbstsicher und effektiv mit der Filmsprache umgegangen, dass es einem die Sprache verschlägt. Dumont ist es gelungen, ein Sozialdrama um perspektivlose Provinzjugendliche zu drehen und dabei einen frischen, auf abgenutzte Klischees verzichtenden Umgang mit seinen Charakteren zu pflegen. Die Schauspieler sind allesamt Amateure, und ihre Dialoge scheinen dem "wahren Leben" entnommen. In filmischer Hinsicht ist LA VIE DE JESUS recht simpel gehalten, auf Musikuntermalung wird verzichtet und dennoch erzielt Dumont einen zutiefst künstlerischen, geradezu spirituellen Effekt. Bewundernswert, wie glaubwürdig und überzeugend Dumont provokative Szenen in die Handlung einzubetten vermag. Bestes Beispiel: Die Hardcore-Sexszenen. Sie unterstreichen das Mechanische, Zwanghafte, nur vermeintlich Erlösende im Sex zwischen Freddy und Marie. Bin schon gespannt, was mich mit L'HUMANITÉ und 29 PALMS erwartet.
#234
Geschrieben 16. Juni 2004, 19:36
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, weshalb dieser Film zu Wilders bescheideneren Werken gehören soll. Für mich erreicht er beinahe die Klasse eines THE APARTMENT und ist sogar höher einzustufen als der zugegebenermaßen hervorragende SOME LIKE IT HOT. Überrascht hat mich der bitterböse und zynische Grundton des Filmes, der nur gelegentlich von stilsicher platzierten Gags aufgelockert wird. Am Ende sind mir fast die Tränen gekommen... kaum einer vermag es heutzutage, derart traurige Happy-Ends zu inszenieren.
#235
Geschrieben 16. Juni 2004, 19:48
Warum ist in vielen Szenen das Licht dermaßen aufgehellt worden? Ich konnte diesem Kunstkniff keinen rechten Sinn zuweisen, auch rein emotional sehe ich das als falsche Entscheidung an. Das hätte nämlich einer der visuell atemberaubendsten Filme der letzten Jahre werden können. Ansonsten hat mich der Film mehr oder weniger begeistert. Ich wurde in die augenscheinlich ganz sonderbare Welt des japanischen Schulwesens eingeführt und habe mich dort trotz zahlreicher Probleme sehr wohl gefühlt. Eine neue Welt ist für mich aufgegangen - wenn das kein gutes Zeichen ist.
#236
Geschrieben 16. Juni 2004, 19:57
Diesen tristen Hochsommer werde ich mit L'Avventura verbringen. Ein starker Trost.
#238
Geschrieben 17. Juni 2004, 11:47
Wenn ich mir vergegenwärtige, wie kunstvoll Argento in TENEBRE einen autoreflexiven Diskurs in eine spannende Giallo-Handlung einzubetten vermag, muss ich mich unweigerlich fragen, warum ein Godard diesen manirierten Quark mit dem Titel LE MEPRIS gedreht hat, der eher einer filmwissenschaftlichen Abhandlung als einem Film gleicht.
Leider habe ich gestern zum ersten Mal gespürt, dass es mit mir und TENEBRE nicht wirklich weiter geht. Der Film hat einfach zu vieles, was ich nicht nachvollziehen kann, was mich wiederum veranlasst zu glauben, dass diese Probleme mit meiner Unkenntnis des Giallo-Genres zu tun haben könnten. Außerdem schien mir der Film gestern etwas dynamikarm, was aber sicherlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass ich gezwungen war, den Lautstärkepegel möglichst weit runterzudrehen.
#239
Geschrieben 17. Juni 2004, 11:57
Diesmal zusammen mit meinen drei Cousins geschaut, die über Greens Theater nicht wirklich lachen konnten. Ich habe mich natürlich wieder prächtigst amüsiert, obwohl ich den Film nunmehr zum vierten Mal gesehen habe. Die Szene im Krankenhaus, wo Tom Green seine Entbindungskünste unter Beweis stellt, gehört zum Ekeligsten und schlichtweg Atemberaubendsten, was jemals auf Zelluloid gebannt wurde. Green überschreitet an dieser Stelle die Grenze des Lustigen und taucht in Splatter und blankem Horror ab.
#240
Geschrieben 17. Juni 2004, 12:04
Äußerst angenehme Überraschung, dieser Film, der vorgibt, lediglich eine Blödelkomödie für Jugendliche mit derangiertem Geschmack zu sein und sich doch tatsächlich für seine Charaktere interessiert. Neben der brillant montierten Szene mit der Webcam und dem unfreiwilligen Exhibitionisten Jim hat mich vor allem das charmante Ende begeistert, und das, wo ich doch so ein fanatischer Party-Hasser bin.
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