Sonnenalle/ Leander Haußmann
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Sie urinieren auf den antifasistischen Schutzwall....
Es war einmal im Osten - und es war wirklich so. Ich war gerade mal 14 Jahre alt, als ich das erste Mal mit meinen Großeltern die innerdeutsche Grenze überschritt. Wir hatten damals bekannte in Eisenach und für mich war es eine Reise in eine andere Welt. Wir fuhren bei Hof (Bayern) über die Grenze. Wenn man heute so an Hof vorbeikommt, dann kann man sich das gar nicht mehr vorstellen, dass da mal bis an die Zähne bewaffnete Grenzsoldaten herumstanden. Der erste Kommentar: Ausweiß bitte... dann haben sie verbotene Zeitschriften dabei - natürlich nicht.... öffnen sie bitte mal den Kofferraum, und der war voll mit Lebensmitteln aller Art. Es dauerte eine Weile, dann lies man uns passieren - meine Oma, Opa und ich......
So dann nach ein paar Metern wurde unser Auto unglaublichen Erschütterungen ausgesetzt. Ich wunderte mich was das wohl war, doch als ich die Löcher in der Staße sah war alles klar. Ostdeutsche Straßen waren rückblickend betrachtet hervorragende Teststrecken für die Stoßdämpfer. Hielt das Auto durch, konnt man sicher sein gute Qualität zu besitzen.
Als wir dann so nach zwei Stunden Fahrt endlich in Eisenach ankamen, ging es gleich zur Polizei um sich einen Stempel im Pass abzuholen. In der Regel machte das mein Großvater. Ich stand nun mit meiner Großmutter rum und da fiel mir ein Plakat auf. Groß und breit stand darauf: der 17 Juni - ein Werk des Imperialismus. Ich sagte: Oma das stimmt ja wohl nicht (hatte gerade den 17 Juni in der Schule durchgenommen). Da zog meine Großmutter auf, und gab mir einen Schlag auf den Kopf. Ruhe, das sagt man hier nicht und lächelte......
Die nächste Station war nun der Geldumtausch. 1:1 war der Wechselkurs - was ich damals schon für leicht übertrieben hielt, aber na ja. Dann kamen wir endlich bei unseren Verwandten an. Ich stand nun da und kuckte mich so um. Meine Großeltern brachten einen ganzen Tisch voll Sachen mit, so dass sich der ganze Tisch durchbog. Horst zeigte mir seinen Fernseher und auch den schwarzen Kanal, den gab es wirklich.
Wenig später hatte ich meinen ersten Freigang in Eisenach. Überall war zu lesen: es lebe die sozialistische Bruderschaft und dann die beiden Fahnen der DDR und UDSSR. Es war alles sehr befremdlich und dieses Zweitakterbenzin, das überall zu riechen war, tat seinen Rest. Nach einer Zeit fragte ich meine Tante aus dem Osten: du sag mal, weshalb, habt ihr eigentlich einen Zirkel und einen Hammer auf der Fahne? Sie sagte, das ist ganz einfach: mit dem Zirkel haben sie uns eingekreist und mit dem Hammer auf den Kopf gehauen, damit wir ruhig sind....
Und so lief es eigentlich immer ab, wenn wir in den Osten fuhren. Ich war da noch zwei-drei Mal und freute mich von Mal zu Mal mehr darauf. Lernte ich doch den sehr eigenen Humor der Menschen dort zu schätzen sowie die Gastfreundlichkeit. Auch viel mir auf, dass man insgesamt viel entspannter miteinander umging - was ich sehr genoss. Zudem, gab es in Eisenach die besten Semmeln der Welt und meine Tante machte unglaublich gute Schnitzel.......
Fazit: dieser Film ist für mich eine Reise in meine Jugend - in ein Land, das es heute nicht mehr gibt.....