"Now it's dark!"
#451
Geschrieben 15. Juni 2004, 23:50
Regie: Bill Plympton
Earl Jensen ist Familienvater und Astronaut. Nachdem er sich von seiner tapferen kleinen Tochter Josie verabschiedet hat und mit einer Rakete ins All geschossen wurde, wird er von Dr. Frubar, dem Leiter der Mission, hintergangen. Er sorgt dafür, daß sämtlicher Treibstoff aus der Raumkapsel entweicht und schiebt die Schuld für sein Verbrechen auf die kleine Josie. Ohne Aussicht auf Rettung verabschiedet sich Earl Jensen von den Mitmenschen auf der Erde in einer bewegenden letzten Botschaft.
Doch zwanzig Jahre später kehrt Jensen völlig überraschend wieder auf die Erde zurück und mit Hilfe von mutierten Aliens startet er einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen Dr. Frubar. Mit Hilfe von Josie und ihrem Freund Darby ist er in der Lage ein ziemliches Blutbad anzurichten.
Meine erste Reaktion nachdem ich den Film gesehen hatte, war ziemliche Verärgerung. Nicht so sehr wegen der kruden, ungelenkigen Animation, die man getrost als stilvoll bezeichnen kann. Es waren die Szenen mit Earl Jensen, der ziemlich notgeil seine abgerichteten Außerirdischen bespringt. Was ich zunächst als Verärgerung bezeichnet habe, resultierte aus dem Schock den ich bei der Szene hatte. Aber eigentlich hätte ich bei dem vorher gesehenen wissen müssen, daß Plympton nichts und niemand heilig ist.
Plympton fährt ein Arsenal der unglaublichsten Einfälle und visueller Gags in den Film ein, die einerseits schön subtil daherkommen und dann wieder mit voller Breitseite meine Nerven strapazieren. Böseste Satire ist allenthalben auszumachen...die nervende Reporterin wird von den Aliens zerstückelt, weil sie etwas zu sehr auf den Sitz ihrer Frisur bedacht war, Dr. Frubars Geschäftspartner, die wie der Doktor ein großes Geschäft in der Raumfahrt wittern, werden ebenfalls niedergemetzelt. Doch nicht auf der Seite der Bösen wird ordentlich ausgeteilt. Auch die Helden der Geschichte werden mit allerlei Ecken und Kanten ausgestattet. Josie verführt ihren Freund zu hemmungslosen Sexorgien während einer Verfolgungsjagd und Jensen dressiert seine Viecher mit Fotos seiner Feindbilder. Werbung, Profitgier, Maßlosigkeit und was weiß ich nicht noch alles sind die Ziele von Plymptons schockierender Aninamtionssatire. Drastische Feinde müssen zwangsläufig mit drastischen Mitteln bekämpft werden. Und das äußerst blutig und lustig.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#452
Geschrieben 16. Juni 2004, 20:17
Regie: William Richert
Ein Film dessen Enstehungsgeschichte viel interessanter als sein eigentlicher Inhalt ist. Zumindest für mich, denn die Story um Nicholas Keegan (Jeff Bridges), der nach den Mördern seines Halbbruders Timothy sucht, ist manchmal alles andere als prickelnd umgesetzt. Sollte sie aber eigentlich, denn immerhin war Timothy der Präsident der Vereinigten Staaten und wurde von 19 Jahren auf offener Straße erschossen. Hört sich verdächtig nach einer Geschichte an, die Präsident John F. Kennedy wirklich zugestoßen ist. Immerhin basiert der Film auf den gleichnamigen Roman von Richard Condon, dem Autor solcher Politthriller wie "The Manchurian Candidate" und "Prizzi's Honor".
Nicholas ist zugegen als ein mysteriöser zweiter Schütze des Attentats auf seinem Sterbebett die Verschwörung aufdeckt. Nun erhält er von seinem Vater die Erlaubnis, der Sache nachzugehen. Doch immer wieder wenn er einen Hinweis nachgegangen ist, wird entweder er das Ziel eines Mordanschlags oder seine Gesprächspartner springen über die Klinge.
Der Plot ist mit so vielen Wendungen, Überraschungen und Rückblenden ausgestattet, daß ich ein ums andere Mal ins Schleudern gerate und nicht mehr zu Folgen im Stande bin. Das verärgert mich ziemlich, da ich doch so gerne dem Gezeigten einen Schritt vorraus sein möchte. Manchmal ist es richtig toll, manchmal aber auch ziemlich spannungsarm, wenn man vier Minuten am Stück einen Flashback zuschaut, aber lieber in der Handlung weiter vorangetrieben werden will.
Wenn mich die Umsetzung nicht so vom Hocker hauen kann so tut es doch die unglaubliche Besetzungsliste, die sich in diese eineinhalb Stunden ein Stelldichein gibt. John Huston, Anthony Perkins, Toshiro Mifune, Eli Wallach, Ralph Meeker, Richard Boone, Joe Spinnell, Sterling Hayden, Elitabeth Taylor (!!!), Tomas Milian etc. Viel für's Auge in einer nicht immer plausiblen Geschichte. Nur Richard Boone wirft mir in einer wahrhaft grotesken Szene kurz vor dem Finale einen rettenden Anker entgegen. Hinter der Kamera geht es übrigens genauso prominent zu. Robert Boyle ist Production-Designer und Kameramann war Vilmos Zsigmond.
Die Hintergrunddokumentation "Who killed WINTER KILLS?" ist stellenweise interessanter als der ganze Film. Der Film wurde wegen Finanzierungsproblemen dreimal gestoppt und kam erst zwei Jahre verspätet heraus. Jeff Bridges bekam diese Hauptrolle direkt nach dem Remake von KING KONG. Um doch noch den Film fertigzustellen, drehte William Richert die leichte Komödie THE AMERICAN SUCCESS COMPANY um genügend Geld für Nachdrehs zusammen zu bekommen. Die vorliegende DVD ist der Beweis, daß er es geschafft hat. Das macht mir den Film trotz einiger Längen doch irgendwo sympatisch.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#453
Geschrieben 17. Juni 2004, 22:47
Regie: Alfred Hitchcock
Sitzen Harald Juhnke und Eddi Arendt sturzbesoffen im Kino und schauen sich "Der unsichtbare Dritte" an und versuchen dabei krampfhaft einen miserablen Sketch abzuliefern. Dabei hätte man doch einfach einige Szenen aus besagtem Film einspielen müssen. Das wäre zum einen witziger gewesen und man hätte sich die beiden alten Knacker erspart. Das bleibt mir immer noch nach so vielen Jahren im Kopf. Dabei haben die beiden alles andere als besagten Film gesehen, denn die ständig trötende Musik war ganz sicher nicht von Bernard Herrmann. Der wäre ganz sicher subtiler umgegangen.
Dieser Hitchock-Film ist nicht nur wegen meines User-Namen (in der deutschen Synchronisation falsch ausgesprochen) mein absoluter Lieblingsfilm von ihm, sondern auch wegen der absoluten Meisterklasse, die diesen Film so sehr auszeichnet. Dabei scheint der Film mit einer Leichtigkeit inszeniert worden zu sein, die nur noch überrascht. Von den überfüllten Straßen der Madison Avenue geht es zu aberwitzigen Verfolgungsjagd quer durch die Vereinigten Staaten mit einem sensationellen Höhepunkt am Mount Rushmore. Ich finde es ja immer wieder erstaunlich, wie Hitchcock seine altbekannte Formel variieren kann ohne damit zu langweilen. Der Film ist wirklich die Quintessenz seines amerikanischen Schaffens. Farbenfroher als hier werden seiner späteren Filme nie wieder sein. Nie wieder werden sie diese unvergleichliche Mischung aus Komödie, Suspense, unterschwelliger Erotik und Bewegung erreichen.
Ist REAR WINDOW, der fast ausschließlich an einem Ort spielt, ein Film bei dem ich mich niemals satt sehen kann so gilt das bei dieser Verfolgungsjagd ganz genauso. Nur das Hitchcock den Handlungsort um einen unbekannten Faktor vervielfacht.
Mir fiel übrigens auf, daß zwei Filmemacher Szenen aus den Film geklaut haben müssen. Steven Spielberg benutzte für RAIDERS OF THE LOST ARK die Szene, in der die Polizisten auf dem Chicagoer Bahnhof die Gepäckträger anhalten, weil sie gerade den nur noch in seinen Unterhosen steckenden Schaffner entdeckt haben. Und ich bin überzeugt davon, daß Stanley Kubrick die wilde Autofahrt von Alex und seinen Droogs im Durango 95 in A CLOCKWORK ORANGE bei diesem Film abgekuckt hat.
Ernest Lehman schreibt ein helles Gegenstück zu seinem dusteren Drehbuch für SWEET SMELL OF SUCCESS. Später sollte er noch WHO'S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF? schreiben. Alleine am Drehbuch merkt man, daß der Film gar nicht schlecht laufen kann. Soviel Wortwitz und versteckte, homoerotische Anspielungen habe ich in kaum einen anderen Film ausgemacht. Da will ich auch nur mit einem Zitat meinen Eintrag beschließen.
Roger Thornhill: That's my trademark. R. O. T.
Eve Kendall: Roger O. Thornhill. What does the "O" stand for?
Roger Thornhill: Nothing.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#454
Geschrieben 19. Juni 2004, 13:46
Regie: Ronnie Yu
Jules Winfield ist Elmo McElroy (Samuel L. Jackson). Und das wollte er niemlas sein. Ein Ami, der nach Europa geht und sich mit schmalbrüstigen Europäern abgeben muß. Nun für's Dope würde er ja nach Europa gehen, aber wenn er hört das die Europäer auf ihre Fritten Mayonaise anstatt Ketchup tun, kommt ihm die Galle hoch. Genauso kommt ihm die Galle hoch, als er das britishe Nationalgericht fish and chips oder überbackenes Schweineblut essen soll.
Aber er ist ja geschäftlich in Liverpool. Drüben in den Staaten hat er gerade seinen Boss, den Lizard (Meat Loaf), und dessen Geschäftspartner abgefackelt und begibt sich in die Cockney-Hauptstadt um einen großen Rauschgiftdeal abzuschließen. In seinem Kopf schlummert die Formel zu einer neuen Designerdroge, die Acid, Koks und Speed um ein Vielfaches übertrifft. Jetzt muß er sich mit Felix DeSouza (Robert Carlyle), einem Fahrer seines örtlichen Geschäftspartner, britischen Skins, der örtlichen Bullerei und einer schönen Auftragskillerin namens Dakota (Emily Mortimer) herumschlagen.
Ronnie Yu scheint mir ein ganz passabler Handwerker zu sein. Und wie das bei Handwerkern nun einmal der Fall ist finden die kaum zu einer eigenen Handschrift. Sein letztjähriger FREDDY VS. JASON war ein enormer Gröhler. Davor haucht er der kleine Dämonenpuppe Chucky in BRIDE OF CHUCKY neues Leben ein. Nun also diese kleine Fingerübung in Sachen neumodischer Gangsterfilme von der Insel ihrer Königlichen Hoheit. Irgendwo angesiedelt zwischen Danny Boyle, Guy Ritchie und einem Schuß Tarantino-Coolness soll das was rüberspringen. Teilweise gelingt das, teilweise nervt es mich an. Rhys Ifans, der tumbe Mitbewohner von Hugh Grant in NOTTING HILL spielt hier einen tumben Gangster mit, der sich in indischer Yoga-Verrenkungen übt. Im Filmdienst war mal zu lesen, daß es da ein ganz unterhaltsames Hin- und Her zwischen Brits und Amis gibt. Nur ist das größtenteils auf die erste Filmhälfte beschränkt. Gegen Ende hin wird die Action-Keule herausgeholt. Schade, daß dann kaum etwas von dem Wortwitz, bis auf einige Beleidigungnen eines übergewichtigen Politzisten übrigbleibt.
Kurzweilige Unterhaltung, die manchmal reichlich abstrus zusammengeschnitten wurde. Trotzdem ist das immer noch sehr unterhaltsam. Und mit 88 Filmminuten auch ein nicht gerade großes Verbrechen, dem man sich schämen müsste. Emily Mortimer ist außerdem 'ne Hübsche.
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#455
Geschrieben 20. Juni 2004, 16:59
Regie: Jonathan Demme
War es eigentlich in irgendeiner Form abzusehen, daß das hier ein besonderer Film werden würde? Ich meine in den 1980ern, einem Filmjahrzehnt das größtenteils durch knallharte Action-Reißer geprägt war und in dem nichts mehr von der Aufbruchsstimmung der 1970er übriggeblieben war, kommt mir dieser Film wie ein enorme Frischzellenkur vor. Es gab zwar ein paar gute Filme im abgelaufenen Jahrzehnt, aber ich kann die bei mir nur an zwei Händen abzählen.
Wenn ich mir heute diesen Film so anschaue, ist schon der Vorspann mit den übergroßen Typen der Buchstaben und der unheilschwangeren Musik von Howard Shore ein Aufbruch markiert. Der Film beginnt düster in den nebelverhangenen Abhängen eines Hindernisparcours und wird im Verlaufe der Handlung um kein bißchen aufgehellt. Ich meine gibt es irgendeine leichte Szene, die frei von irgendwelcher inneren Anspannung ist, die einem für kurze Zeit etwas die Unsicherheit nimmt? In keinster Weise. Jede noch so im Ansatz "leichte Szene" ist von einer gewissen Unbehaglichkeit geprägt.
Mir scheint außerdem, daß ein Film wie dieser Film nur darauf gewartet hat irgendwann einmal inszeniert zu werden. Schablonenhaft wirkt er dabei in keinster Weise, da er auf der Spitze einer Pyramide steht, die seitdem Stein um Stein mit neuen Verfilmungen über Serienkillern weiter aufgebaut wird. Mit dem Wissen, daß Roman wie Film teilweise auf wahren Begebenheiten beruhen kann ich dem Film heutzutage noch deutlich mehr abgewinnen und mich immer über die Naivität mancher Menschen amüsieren, die sich sichtlich davor ekeln würden, wenn sie über einige pikante Details Bescheid wüssten.
An dem Film habe ich eigentlich überhaupt nichts Negatives auszusetzen, bis vielleicht auf die Tatsache, daß mir das "auf die Spur des Killers zu kommen", der einzige kleine Schwachpunkt ist. Ob es nun wirklich in der Motivation des Serienkiller Jame Gumb zwingend notwendig ist, den Insektenkonkon einer Mottenart in den Rachen seiner Opfer zu platzieren, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Eine Visitenkarte, welche in dieser Form verwendet wird, führt zwangsläufig irgendwann dazu, daß man entdeckt wird.
Aber wenn man einmal bemerkt, wie sich alle nachfolgenden Filme wie THE CELL, RESURRECTION oder THE BONE COLLECTOR darauf eingeschossen haben, kann man hier auch wieder von einem Novum sprechen.
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#456
Geschrieben 21. Juni 2004, 18:14
Regie: Lucky McKee
Der Covertext der deutschen DVD wirbt damit, daß der Film in bester Tradition von Genre-Highlights wie CARRIE, RE-ANIMATOR und FRANKENSTEIN steht. Diesen Filmen bin ich ja nun nicht gerade abgeneigt, nur hat mich der Vergleich doch immer wieder abgeschreckt. Da der Film schon einige wohlwollende, um nicht zu sagen euphorische, Begeisterungsstürme hier genossen hat und ein Preis von 2,99€ in der örtlichen Videothek nun auch kein besonderes finanzielles Risiko darstellt (für den Preis kann ich mir auch einen Titel ausleihen), habe ich ihn mir einfach mal mitgenommen. Und ich bin mehr als positiv überrascht worden.
Zwar liegt das Gesehene nun schon vier Tage zurück, aber unter dem fulminanten Eindruck den dieser Film bei mir hinterlassen hatte, war ich erst einmal unfähig etwas anderes als "Großartig!" in die Tasten zu hauen. Und wenn ich jetzt wieder genauer in mich hineingehe und nach einer Reaktion suchen müsste, würde wieder nichts anderes kommen als ein "Großartig!". Der Film hat einfach keine Schwachpunkte. Punkt. Da gibt es einfach nichts zu verbessern und wenn dann wäre das nur eine Verschlimmbesserung.
Angela Bettis ist in der Titelrolle eine einfach umwerfende Erscheinung. Für diesen kurzen Zeitraum von knapp neunzig Minuten nehme ich ihr diesen Charakter vollends ab. Und das auch, weil Lucky McKee (komischer Name, das) alles Notwendige tut um diese Figur verständlich zu machen.
Ein wunderbares Erlebnis mit einer einzigartigen Stimmung. Und wenn ich mir jetzt noch einmal Gedanken über den Vergleich mit den oben genannten Filmen mache, kann ich feststellen, daß dieser durchaus berechtigt und gar nicht so unpassend ist.
Das obere Porträt von May erinnert mich ziemlich an Peter Gabriel. Der sah nämlich 1972/1973 als Leadsänger von Genesis genauso aus.
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#457
Geschrieben 22. Juni 2004, 15:54
Regie: James Whale
When you hear a sound that you just can't place
Feel something move that you just can't trace
When something sits on the end of your bed
Don't turn around when you hear me tread
Now I'm in your room and I'm in your bed
And I'm in your life and I'm in your head
Like the CIA or the FBI
You'll never get close never take me alive
Hah hah hah hello
Hah hah hah OK
Hah hah hah hello hello hello hello
Never had a real good friend, not a boy or a girl
No-one knows what I've been through, let my flag unfurl
So I make my mark from the edge of the world
From the edge of the world
From the edge of the world
Now I'm on your track and I'm in your mind
And I'm on your back but don't look behind
I'm your meanest thought I'm your darkest fear
But I'll never get caught you can't shake me shake me dear
I'm the invisible man I'm the invisible man
Incredible how you can see right through me
Watch me
I'm the invisible man I'm the invisible man
It's criminal how I can see right through you
Look at me look at me
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#458
Geschrieben 23. Juni 2004, 13:26
Regie: Brian De Palma
Der Film gefällt mir immer besser je öfter ich ihn zu Gesicht bekomme. Zwar ist der Film nun nicht ganz so sehr tiefgehend wie z. B. BODY DOUBLE oder frühere Filme des Meisters, aber wenn man die fehlende Substanz außer Acht lässt, kann man eine große Freude an De Palmas Spiel mit Erwartungen und visuellen Spielereien haben. Alleine die Exposition ist es eine wahre Freude und sollte schon grund genug sein sich diesen Film anzuschauen.
In der furiosen Anfangssequenz bekommen wir und der Filmheld alle wichtigen Informationen geliefert, die später immer wieder um einige Details von anderen Beteiligten ergänzt werden. Einige sagen das was sie tatsächlich gesehen habe, andere lügen unseren Helden ganz bewusst an. Das Spiel mit dem was sich unter der Oberfläche verbirgt, da war der gute Brian De Palma ja schon immer ein Meister. Wie in einem schönen Mosaik fügt er Stein um Stein hinzu. In der ersten Version wird unser Filmheld und auch wir mit dem Nötigsten versorgt und nach der kriminellen Handlung, muß nun erst einmal mit Detektivarbeit das Ganze aufgelöst werden. Doch anstatt der Sache auf den Grund zu gehen, wird Schicht auf Schicht draufgepackt. Das geht ungefähr eine Stunde so weiter, bis man sich endlich der Auflösung der Geschichte widmet. Was weiß der geschlagene Boxchampion Lincoln Tyler (Stan Shaw), wie hat Sicherheitsleiter Kevin Dunn (Gary Sinise) gehandelt, wer ist die mysteriöse Frau?
Und damit das ganze nicht langweilig wird, lässt De Palma seine gesamte Darstellerriege mal so richtig aufdrehen. Wie der tasmanische Teufel aus den Bugs-Bunny-Cartoons fegt Nicolas Cage als Detective Ricky Santorro durch die große Halle und Casino-Gänge auf der Suche nach Verdächtigen. Da fällt mir immer ein Interview mit Martin Scorsese ein, der Cage aufgrund seiner Performance in diesem knalligen Thriller für BRINGING OUT THE DEAD engagierte. Und gar nicht mal so anders ist seine Rolle in FACE/OFF.
Am Drehbuch hat mal David Koepp rumgefeilt, der neben JURASSIC PARK auch schon CARLITO'S WAY, PANIC ROOM geschrieben hat und mit STIR OF ECHOES sich selbst schon recht erfolgreich als Thrillerregisseur bewiesen hat. Zu De Palmas Stamm-Kameramann Stephen H. Burum kann ich auch nichts anderes als "Phänomenal!" sagen. Von extremen Close-ups bis zu unerhört Weitwinkelaufnahmen reicht sein Repertoire. Und mit der Steadycam ist er auch immer hurtig zur Stelle.
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#459
Geschrieben 25. Juni 2004, 17:27
Regie: Peter Weir
Es ist eine gute halbe Stunde her seitdem dieses filmische Gedicht endete, daß mich doch sehr traurig und glücklich zugleich zurückließ. Traurig, weil ich mit diesem Film die Erkenntnis gewonnen habe, daß alle Filme, mit Ausnahme von THE TRUMAN SHOW vielleicht, die Peter Weir in den USA realisiert hat, viel zu glatt sind, zu oberflächlich, zu konform. Die lassen sich sehr leicht in ein bestimmtes Muster zwängen, wo sie zugegebenermaßen auch recht gut aufgehoben sind, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Jedenfalls nicht so wie dieser hier. Glücklich weil einige der Figuren ihre Freiheit gefunden zu haben scheinen...
Es ist der Valentinstag des Jahres 1900 und eine Gruppe junger Mädchen aus einer kleinen australischen Benimmschule macht sich zu einem Ausflug bereit, der sie an ein Felsmassiv des Mount Macedon führen wird. Im Laufe des Tages werden drei Mädchen und eine Gouvernante spurlos verschwinden. Jede Suchakton wird ergebnislos bleiben. Einige Tage später wird doch noch ein Mädchen gefunden werden, aber sie kann sich an nichts mehr erinnern, was das Geheimnis nur noch größer erscheinen lässt.
Peter Weir ist überhaupt nicht daran interessiert uns aufzuklären, was mit den Verschwundenen geschehen ist und das ist auch gut so. Vielmehr arbeitet er höchst erfolgreich daran eine erotische und gänzliche traurige Stimmung aufzubauen. Ich für meinen Teil kann mir gut vorstellen was geschehen ist. Die Mädchen lassen sich nicht in ihre künftigen Zwänge drängen und nutzen die Gelegenheit, die sich ihnen bietet, um allen Verpflichtungen, die sich bald wie eine Bürde um ihren Hals schlingen wird zu entkommen. Und die Personen aus ihrem unmittelbaren Umfeld werden auch nicht mehr dieselben sein. Zumindest für Mrs. Appleyard (Rachel Roberts) und für das Mädchen Sara hält Weir ein definitives Schicksal bereit. Das wir niemals erfahren werden, was Miranda und Michael für ein Geheimnis verbunden hat und das sich Sara und ihr Bruder Michael, die im Waisenhaus getrennt wurden, niemals begegnen werden, lässt soviel Raum für offene Fragen, die nur durch eine erneute Sichtung vielleicht beantwortet werden können.
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#460
Geschrieben 26. Juni 2004, 18:31
Regie: Fritz Lang
Zum 100sten Geburtstag von Peter Lorre
Was mich immer wieder an Fritz Langs ersten Tonfilm faszinieren wird, ist der äußerst scharfe und zugleich auch beängstigende Blick auf eine Gesellschaft, die mit einer Bedrohung, der sie nicht gewachsen zu sein scheint, nicht fertig wird und sich am liebsten mit einfachsten Mitteln solcher Probleme entledigen will.
Zur Zeit der Weimarer Republik entstanden, ist bei Fritz Lang scheint wohl noch so etwas wie ein unerschütterliche Glaube an die Mühlen der Justiz und vor allen Dingen der Gerechtigkeit vorhanden zu sein. Kein Wunder, daß er mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Ausland floh und dann in den Vereinigten Staaten weiter Filme machte.
Lang lässt nichts außer Acht, die uns bekannte Form der Gewaltenteilung in Legislative, Judikative und Exekutive kritisch zu hinterfragen. Das nicht die Polizei, sondern erst die Ganoven der Millionenstadt Berlin den Kindermörder Beckert (Peter Lorre) fangen können ist einer dieser dramaturgischen Kniffe. Der Prozess der Unterwelt unter dem Vorsitz des Bandenanführers Schränker (Gustav Gründgens) ist da ein weiterer Kniff, wie auch letzten Endes der anklagende Satz von Frau Beckmann.
Wenn man sich einmal mit den schauspielerischen Gepflogenheiten der damaligen Zeit arrangiert hat, wird man ein ums andere Male Zeuge einer überspitzten Abbildung der Realität. Wie mißtrauisch man doch gegenüber Mitmenschen plötzlich wird und diese als Mörder versucht zu beschuldigen dürfte wohl nicht anders ablaufen als in Wirklichkeit. Das Lang hier noch einen ziemlich bulligen Kerl in der Untersicht aufnimmt und so riesenhaft gegenüber dem älteren Herrn erscheinen lässt, verstärkt die Wirkung ungemein effektiv. Auch wenn ich das Spiel manchmal doch etwas affektiert finde, überrascht mich doch ein ums andere Mal der doch recht harsche Umgangston. Mir scheint das ein Satz wie "Ich könnt' kotzen!" im Kino der Nationalsozialisten und später zur Zeit des Wirtschaftswunders nicht so gern gehört worden wäre.
Ich bin mir nun nicht so ganz sicher ob Fritz Lang überhaupt daran interessiert war einen Grund für das Morden in Beckert dramaturgisch zu verarbeiten. Deswegen kommt mir der entsprechende Ausbruch Beckerts in der Gerichtsszene auch nicht so sehr wie eine Entschuldigung vor, sondern mehr wie das verzweifelte Suchen nach einem Ausweg, der ihn vor dem Lynchmord bewahrt. Er macht auch nicht den Fehler den Mörder sympatisch erscheinen zu lassen, sondern ihn vielmehr als einen von inneren Qualen zerfressenden Menschen zu zeigen.
Meiner Meinung nach geht es Fritz Lang darum der Gesellschaft im Angesicht einer kriminellen Bedrohung einen psychologischen Spiegel vorzuhalten, aber eine kritische Auseinandersetzung mit den rechtsstaatlichen Institutionen nicht zu vernachlässigen. Das ist ihm, wie ich finde, großartig gelungen und gibt immer wieder Stoff für hitzige Diskussionen bei entsprechenden Ereignissen in der heutigen Zeit.
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#461
Geschrieben 28. Juni 2004, 18:55
Regie: James Cameron
Tja, da macht der gute Sean S. Cunningham ein Jahr zuvor seinen B-Monsterfilm DEEP STAR SIX und bekommt postwendend von Ex-B-Filmer James Cameron eine saftige Ohrfeige serviert. So sehr ich das kleine Monsterfilmchen von Cunningham für seine Naivität und Krudheit schätze, so sehr verehre Camerons ernsthafte Herangehensweise mit dem Ziel den definitiven Unterwasserfilm zu drehen. So kommt mir das zumindest vor, denn laut Camerons eigener Zielsetzung war THE TERMINATOR seine Statement für einen definitiven Roboter-Film. Warum sollte sein Ehrgeiz also hier geringer ausfallen?
Die Crew der Unterwasser-Ölbohrinsel Deep Core erhält vom Militär und der Unternehmensleitung den Auftrag ein verunglücktes Atom-U-Boot der US-Marine auf etwaige Überlebende zu untersuchen. Unterstützt werden der Haufen Haudegen von einem Vier-Mann-starken Team von Navy Seals. Doch bald muß der von der Oberfläche durch einen Sturm abgeschnittene Haufen die Feststellung machen, daß sie nicht alleine auf dem Meeresgrund sind...
Ridley Scott hat sein ALIEN und seinen BLADE RUNNER. James Cameron hat, neben THE TERMINATOR, eben disen Film. Mit beiden Filmen lotete er die Grenzen des technisch Machbaren aus und setzte Maßstäbe, die bis jetzt noch nicht gebrochen worden sind. Auch wenn das Renny Harlin mit DEEP BLUE SEA versucht hat. Aber all das technische Equipment nutzt alles nichts, wenn man nichts besonderes zu erzählen hat. Nun muß man bei diesem Film auch noch zwei verschiedene Versionen (die längere Fassung aus dem Jahr 1992) berücksichtigen, was die Sache für mich etwas heikler gestaltet.
Beide Versionen haben eine nicht ganz typische Liebesgeschichte zwischen Virgil Brigman (Ed Harris) und seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau Lindsay (Mary Elisabeth Mastrantonio) zu erzählen. Manchmal habe ich so beim Betrachten ihrer stetigen Zankereien und Dispute das Gefühl eines dieser Spencer-Tracy/Katherine-Hepburn- o. Doris-Day/Rock-Hudson-Vehikel zu sehen. Nur das Cameron hier auf jeglichen Klamauk verzichtet hat, der sich in irgendeiner Zeitperiode verankern ließe und so den Film irgendwann altern lasse würde. Doch frei von Humor ist das Ganze zum Glück nicht, denn wer will unter Wasser schon einem ständigen Ehestreit beiwohnen. Interessant ist aber, daß erst mit der erweiterten Fassung, der Liebesgeschichte ein solch enorme Bedeutung gegeben wird.
Doch in einem Punkt, nämlich der politischen Einstellung des Anführers der Navy Seals (Michael Biehn), der "die Roten" für alles Unerklärliche verantwortlich macht, lässt sich noch ein direkter Bezug zur Entstehungszeit des Films machen. In dieser Hinsicht ist die verlängerte Fassung nicht gerade ratsam, da sie letzten Endes verdeutlichen will, daß Aliens für die Schlichtung eines fiktiven Konflikts zwischen Amerikanern und Sowjets verantwortlich sind und nicht Menschen, wie uns einige wenige Jahre später der Zusammenbruch des Ostblocks gezeigt hat.
In der Logik des Films machen uns zumindest all diese wissenschaftlichen Kleinigkeiten Sinn, weil sich Cameron die Zeit nimmt diese ausführlich vorzustellen. Man ist ein Teil dieser Unterwasserwelt und fühlt sich niemals verloren, da Cameron ein sicherer Führer durch diesen Dschungel voller Gänge, Schotts und Verbindungsräume ist.
Tja, jetzt habe ich doch mehr geschrieben als ich eigentlich selber erwartet haben. Und auch nicht so sehr über meine Eindrücke über das Gesehene selbst (außer im Absatz davor), sondern vielmehr wie meine eigentliche Intention beim Tippen dieser Zeilen in eine völlig andere Richtung schwenkte. Auf jeden Fall muß ich noch festhalten, daß sich James Cameron mit diesem Film wohl schon auf dem Weg zu seinem TITANIC-Projekt befand, welches immerhin für zwei Filme und eine von ihm produzierte TV-Dokumentation gut war. Es wird Zeit, daß er mal wieder von sich hören macht und nicht wieder unter Wasser geht. Denn es dürfte äußerst schwer werden, sich selbst zu schlagen.
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#462
Geschrieben 30. Juni 2004, 01:10
Regie: Michelangelo Antonioni
Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon etwas über diesen Film gelesen habe. Da ich bisher nie die Gelegenheit hatte den Film überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen, wurde die Anschaffung der DVD zu einer logischen Konsequenz. Und wenn ich nicht gewusst hätte worum es in diesem Streifen überhaupt geht, hätte ich nach einer Viertelstunde abgeschaltet. Aber so musste ich mich durch diesen Film kämpfen.
Würde sich solch ein Arschloch wie dieser Modefotograf (David Hemmings) vor meiner Fäusten befinden, würde ich ihm doch erstmal ordentlich einen auf die Zwölf geben. Ein fauler Sack, der sich einen Spaß daraus macht seine Mitarbeiter und vor allen Dingen seine Models piesackt, herumkommandiert und mit seiner launischen Art quält. Verdammt, ich hätte allen Grund diesen Kerl zu hassen. Und das ist der Held der Geschichte mit dem man nun die ganze Spielzeit des Films über verbringt. Auf jeden Fall ist dieser Charakter ein Garant dafür, daß ich immer interessierter zuschaue. Denn ich weiß ja was irgendwann auf mich zukommen wird. Ich sehne es förmlich herbei, aber Antonioni lässt sich quälend viel Zeit.
Das eigentliche Ereignis, nämlich die Szene im Park ist eigentlich unspektakulär. Viel interessanter ist diese Frau (Vanessa Redgrave), die vom Fotografen verlangt, daß dieser ihr den Film aus dem Fotoapparat aushändigt. Für kurze Zeit vergesse ich vollkommen, was mir vorher über den Film bekannt war und entdecke hier und dort kleine Nebensächlichkeiten, die mich immer mehr fesseln.
Das fast gänzliche Fehlen irgendwelcher vordergründiger Spannungsmomente verlangt von mir eine erhöhte Aufmerksamkeit, da ich doch sehr schnell spüre, daß Antonioni nicht gewillt ist irgend etwas erklären zu wollen.
All diese Stimmungen des Films sind allerdings erst nach dem beeindruckenden Schluß des Films bei mir entstanden. Alle Beweise, wie z. B. die Leiche, die Fotos und Negative sind verschwunden, da beobachtet der Fotograf wie gebannt eine imaginäres Tennisspiel von Pantomimendarstellern. Da wird man dann bewußt, was der gute Antonioni mit mir angestellt hat.
Ich bin immer noch perplex.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#463
Geschrieben 30. Juni 2004, 17:19
Regie: Jess Franco
Diese herrlich krude Mischung aus Sex, Gewalt und stylischer (wie ich dieses eingedeutschte Englisch doch hasse) Atmosphäre zeichnet bis jetzt alle Filme von Jess Franco aus, die ich mit Soledad Miranda in der Hauptrolle gesehen habe. Irgendwie schaffen es diese Filme aber fast überhaupt nicht, daß ich mich gelangweilt fühle. Liegt sicherlich auch daran, daß dieser hier nur 73 Minuten läuft. Allerdings strapaziert der gute Jess in den ersten zwanzig Minuten mein Nervenkostüm ungemein.
Soledad Miranda spielt hier junge Witwe Johnson, die vier Arbeitskollegen ihres verstorbenen Mannes aus Rache umbringt. Dieser war ein Wissenschaftler, der verbotene Experimente an menschlichen Embryonen getätigt hat und daraufhin von der Ärztekammer ausgeschlossen wurde. Ihre unermessliche Hingabe über den Tod hinaus macht sie blind für die offensichtlichen Verbrechen ihres Mannes. Nacheinander lockt sie ihre vier Opfer, gespielt von den Franco-Veteranen Howard Vernon (Prof. Walker), Ewa Stromberg (Dr. Crawford), Paul Müller (Dr. Houston) und Jess Franco (Dr. Donen) selbst, in ihr Netz aus Sex und Schmerz, spielt kurz mit ihnen und bringt sie dann um.
Mit Logik darf man an dieser Art von Streifen absolut nicht herangehen. Das habe ich bei anderen Franco-Filmen gemerkt und das wurde mir auch hier wieder allzu bewusst. Wenn man nämlich mit Logik an so etwas herangeht, läuft man schreiend die Wände hoch. Nein, wie auch bei den anderen drei Filmen mit der schnuckeligen Soledad Miranda muß ich mich hier vom Gefühl der Inszenierung treiben lassen. Und da beweist Franco einiges Gespür. Kamerazooms bis der Arzt kommt, sehr schöne Drehorte, wie z. B. die Aussenfassade des Hauses auf der einsamen Insel und das schlanke Gebäude in dem der Ärztekongress stattfindet.
Und dann gibt es natürlich auch noch Sachen, die so haarsträubend sind, daß sie schon wieder lustig sind. Anschlußfehler sind allenthalben zufinden, sowie Szenen, die durch einen konfusen Schnitt ruiniert werden. Von der Lahmarschigkeit der ersten zwanzig Minuten, die den Wissenschaftler mit seinen inneren Stimmen zeigen will ich gar nicht erst anfangen.
Doch einen Anker hat der Film...nämlich die Soledad Miranda. Entweder stiehlt sie nackig jede einzelne Szene oder ihre grenzenlos kalten und von Rache durchtränkten Augen sind ein Garant dafür, daß der gute Jess neben einer reichlich konfusen Story noch ein gutes Auge für das Platzieren seiner Darstellerin hat. Sie alleine ist schon Grund genug sich den Streifen mal anzuschauen.
Nebenbei sei noch erwähnt, daß der gute Horst Tappert (ja, uns Stefan Derrick) in seiner Nebenrolle als ermittelnder Kommissar absolut fehlplatziert wirkt. Und dann dieses bescheuerte Grinsen, daß er in seiner ersten Szene auf seinem Gesicht zaubert.
Unbehaglich wird mir auch in so manchen Abschnitten. Die Embryös in den Einmachgläsern oder Soledad, die nackt neben ihrem toten Mann auf dem Bett sitzt sind da beste Beispiele. Und beim Schlußbild habe ich fast den Gedanken, ob Jess Franco hier in die nahe Zukunft geschaut hat.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#464
Geschrieben 01. Juli 2004, 14:54
Regie: Brian De Palma
Interessanterweise gehört dieser Film zu den eher weniger von mir gesehenen Filmen meines Lieblingsregisseurs. Ob ich damit einer gewisse Abstumpfung in meinem Rezeptionsverhalten vorbeugen will kann ich nicht genau sagen, denn der Film selbst ist ein hervorragendes Beispiel von De Palmas Können.
Der Toningenieur Jack Tarry (John Travolta) wird des Nachts Ohrenzeuge eines Autounfalls bei dem der Präsidentschaftskanditat MacRyan ums Leben kommt. Eigentlich war er auf der Brücke um Geräusche für einen Horrorfilm zu sammeln an dem er gerade arbeitet. Jack gelingt es allerdings aus dem in einem Fluß versunkenen Auto, eine junge Frau zu retten. Von den Medien und den ermittelnden Behörden wird der Unfall schnell als Unglück abgetan, doch Jacks Tonaufzeichnungen erzählen eine ganz andere Geschichte und verdichten sich zu einem Attentat.
Hitchcock-Epigone De Palma wandelt dieses Mal auf den Spuren Michelangelo Antonionis BLOW-UP. Dort wurde ein Modefotograf im London der Swinging Sixties ungewollt Zeuge eines Mordes, den er mit seiner Fotokamera festgehalten hat. Brian De Palma geht in die umgekehrte Richtung und lässt das ganze als Tonereignis aufzeichnen. Doch damit nicht genug, bastelt sich der gewiefte Jack aus den Fotos des Unfalls, die der ebenfalls "zufällig" anwesende schmierige Fotograf Manny Karp (Dennis Franz) gemacht hat, einen kurzen Film, der das Ereignis nun auf audiovisueller Basis erfahrbar macht.
Das einzige was man diesem vorzüglich gespielten und fotografierten Film (Vilmos Zsigmond an der Kamera) vorwerfen könnte ist, daß seine Verschwörungstheorien am Ende überhaupt nicht aufgelöst werden. Daran war De Palma glaube ich auch gar nicht interessiert. Man bekommt zwar mit, daß der Präsidentschaftskandidat aus dem Rennen geworfen werden soll, aber nicht einem Attentat zum Opfer fallen soll. Das geht ganz alleine auf das Konto des zwielichtigen Burke (John Lithgow), der offenbar über einen kapitalen Schaltfehler verfügen muß. Um die Polizei zu beschäftigen stranguliert er wahllos Frauen, was seinen Auftraggeber sichtlich unruhig werden lässt, bis dieser sich aus der Sache ausklinken will.
Mich würde mal interessieren wieso De Palma gerade auf die Stadt Philadelphia und die Festivitäten um die Liberty Belll gekommen ist. Getreu dem Hitchcock-Motto einen Thriller um eine berühmte Begebenheit oder Ort spielen zu lassen? Es scheint fast so, denn ein nebenher gefilmtes zeitgeschichtliches Porträt ist der Film überhaupt nicht. Meines Wissens hat das De Palma auch in keinem seiner Thriller absichtlich so vorgehabt.
Ich verstehe den Film neben seinem Plot einer Verschwörungsgeschichte eigentlich eher als tragischen Liebesfilm zwischen Jack Tarry und der von ihm geretteten Sally (Nancy Allen). Sie lernen sich bei einem schrecklichen Ereignis kennen und haben leider kaum Gelegenheit etwas Zeit miteinander zu verbringen und sich so näher kennen und lieben zu lernen. Das sich die beiden aber sympatisch sind, spürt man in den wenigen Augenblicken an denen sie nicht über die eigentlichen Probleme nachdenken. Es kostet mich daher immer wieder eine enorme Überwindung durch das Ende zu kommen. Während nach der letzten gemeinsamen Aufnahme mit John Travolta und Nancy Allen bin ich, obwohl des eindeutigen Zitats aus TO CATCH A THIEF, immer am Boden zerstört und musste mir gestern Abend doch die eine oder andere Träne von der Wange wischen.
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#465
Geschrieben 03. Juli 2004, 01:24
Regie: John Carpenter
Nach dem ausgedehnten Prolog des Films, dachte ich mir bei den ganzen Highschool-Mädchen, dargestellt von Jamie Lee Curtis, P. J. Soles und Nancy Loomis, schon wieder, wie schrecklich alt der Film im Vergleich zu heutigen Film wirkt. Ich will dem Streifen damit gewiss kein Unrecht tun, aber der manchmal arg zähe Ablauf von einer Szene zur Nächsten, ließ mich ziemlich unruhig werden, da mich dieser ganze Highschool-Quatsch nämlich sehr anödet. Aber ich erinnerte mich glücklicherweise an die ungeschriebenen "Horrorfilmregeln", welche ja mit der cleveren Genre-Parodie SCREAM mir das erste Mal so richtig bewusst geworden sind.
All die nervenden Sachen wie kindisches Rumgekicher, vorehelicher Sex, Haschrauchen und sinnlose Dialogsätze mit sich selbst, werden bestraft werden. Das hat mich ziemlich bei der Stange gehalten, wie auch die exquisite Kameraarbeit von Dean Cundey und die minimalistische Filmmusik von Carpenter, die nur aus einer guten Handvoll von Motiven besteht. Und wenn man dann noch den ein oder anderen Filmfehler entdeckt, ist man auch für einige Augenblicke anderweitig beschäftigt. Ist einem noch nie aufgefallen, daß Michael Myers schon seine weiße Maske aufhat, bevor der Sheriff den Einbruch im Laden untersucht, bei dem Masken und einige Messer gestohlen wurden?
Da man die Filmhandlung natürlich schon längst auswendig kennt und bei Carpenters extrem langsamen Inszenierungsstil auch keine eigene Spannung aufkommen möchte, muß ich mich zwangsläufig an die beiden Eckpfeiler Kamera und Musik festklammern. Die Darsteller, mit Ausnahme von Donald Pleasance als Dr. Sam Loomis, sind nämlich wegen ihrer Ungeschliffenheit austauschbar und keinesfalls, so gerne als Rohdiamanten bezeichnete, Wunderwaffen. Die müssen ihre Belanglosigkeiten dem Zuschauer sooft ins Hirn hämmern, daß man sich ihren Filmtod geradezu herbeisehnt. Aufgelockert wird das Ganze aber mit einigen schönen Gags des sich gegenseitigen Erschreckens. Loomis jagt den Kindern vor dem Myers' Haus Angst ein, nur um dann vom Sheriff erschreckt zu werden. Ähnliche Beispiele sind auch an anderer Stelle zu finden, die entweder direkt o. indirekt etwas mit Myers' An- oder Abwesenheit zu tun haben.
Die Schocks blieben heute größtenteils aus (bis auf die Szene mit der Regenrinne in Myers' Haus) und so labt man sich am gelegentlichen Auftauchen von Michael Myers. Immer von einem sogenannten "Stinger" begleitet.
Nur in der letzten Viertelstunde erzeugt der Film immer wieder einen bleibenden Eindruck eines guten Horrorfilms. Wenn sich Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) zum Nachbarhaus aufmacht und die drei Leichen ihrer Freunde findet, um sogleich von Michael Myers angegriffen zu werden. Und im Finale wird dann Sam Loomis zum Erzfeind von Michael Myers gemacht, indem er ihn wissend in die Dunkelheit hinaus blicken lässt.
Als der Abspann rollt und das Halloween-Thema noch einmal in voller Kraft erklingt habe ich meinen Projektor bereits ausgemacht. Der Raum ist dunkel, aber die Musik spielt und irgendwie ist mir in der Dunkelheit, die nur von zwei kleinen Leuchten an meinem Verstärker etwas durchbrochen wird, doch irgendwie unwohl zu Mute.
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#466
Geschrieben 03. Juli 2004, 17:18
Regie: Peter Weir
Ich muß zugeben, daß ich äußerst skeptisch war als ich vernahm, daß Peter Weir einen Seefahrerfilm mit Russell Crowe in der Hauptrolle inszeniert. Es kam mir so abwegig vor, daß er sich für eine Geschichte interessieren könnte und diese dann auch noch halbwegs meistern könnte.
Das britische Kaperschiff HMS Surprise hat im Jahr 1805 die Aufgabe erhalten, eine neue französische Fregatte, den Dreimaster Archeron aufzubringen. Dieses neue und vor allen Dingen äußerst kampfstarke Schiff würde im Seekrieg von Napoleon gegen die restlich europäischen Nationen, von denen nur noch England Napoleon die Stirn zu bieten imstande ist, das Gleichgewicht verändern. Die Archeron ist der Surprise in jeder Hinsicht überlegen. Mehr als 300 Mann Besatzung und doppelt so viele Kanonen hat sie an Bord. Ihre neuartige Bauweise macht sie nicht nur wendiger, sondern auch an allen Seiten fast undurchdringbar für die britischen Geschütze. Und an Kommandant wie Jack Aubrey (Russell Crowe), der das Verlieren nicht gewohnt ist, setzt bald nicht nur sein Leben, sondern auch das der Mannschaft aufs Spiel um das französische Schiff zu jagen und zu stellen.
Peter Weirs Filme stellen eigentlich immer zwei verschiedene Welten in einem Konflikt miteinander dar. Und das ist auch hier der Fall. Dabei ist das französische Schiff so etwas wie der berühmte Mittel zum Zweck um die Zustände an Bord in Unruhe zu versetzen. Ein Fähnrich wird von der Mannschaft als der Jonas aus der Bibel bezeichnet, ein Unglücksrabe, der immer das Pech hat Tod und Verderben wie ein Magnet an sich zu ziehen. Der Kommandant liegt in einem ständigen Disput mit seinem Freund und Borddoktor Stephen Maturin (Paul Bettany).
Ich für meinen Teil war von dem verhaltenen Beginn in der Nebelbank, die in eine erste Konfrontation mit der französischen Fregatte gipfelt sofort von diesem Film angetan. Das nun folgende Katz- und Mausspiel welches zum einen mit einer klugen List von Jack Aubrey gewonnen wird und dann zu einer schönen Sturmsequenz am Kap Horn umschwenkt, wo sich die Spur der Fregatte verliert, erhält dann bei den Galapagos-Inseln ihre Haupthandlungsort.
Hier entscheidet sich zum einen das Schicksal der beiden Schiffe, wie auch die Glaubwürdigkeit des Portäts britischer Kriegsschiffe dieser Zeit. Da ist es nicht nur damit getan beeindruckende Seeschlachten zu zeigen, sondern auch etwas vom Bordleben an sich zu zeigen. Und das tut Weir mit einer solchen Detailversessenheit bei der ich ganz und gar bereit bin, mich in seine Hände zu begeben. Die Matrosen beim Verschlingen ihrer Standardrationen zu beobachten ist ebenso unterhaltsam wie den Aubreys Geschichten über das Idol der britischen Seefahrer, Lord Nelson, zuzuhören. Seemannsgarn wird dabei glücklicherweise kaum gesponnen.
Erstaunlich finde ich die Tatsache, daß man der Filmcrew gestattet hat vor Ort auf den Galpagos-Inseln zu filmen. Meines Wissens dürfte das die bisher einzige Spielfilmproduktion sein, die an einem solch geschützten Territorium arbeiten durfte.
Im Nachhinein finde ich etwas schade, daß ich den Film nicht auf der Großen Leinwand gesehen habe und ihm seinen Konkurrenten PIRATES OF THE CARRIBEAN den Vorzug gab. Die von mir oben geschilderte Skepsis war nämlich völlig unbegründet.
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#467
Geschrieben 03. Juli 2004, 21:41
Regie: Edward Zwick
Die Traumfabrik Hollywood ist immer in irgendeiner Art und Weise daran interessiert, verschiedene Stile in ihre Schema X einzubinden. Das tut man um Zuschauer für die Filme zu gewinnen. In der heutigen Zeit werden Filme nicht nur für den amerikanischen Markt alleine konzipiert. Das erlauben schon alleine die horrenden Produktionskosten und die irrsinnigen Gagen der Stars nicht mehr. Also wird ein Film mit möglichst breiten Appeal erdacht, der global die Massen in die Multiplexe lockt. Seit dem Ang Lees ... so breite Anerkennung von Publikum, Presse und Kritikern gewonnen hat und die THE MATRIX Martial arts für ein Mainstream-Publikum salonfähig gemacht hat, hat Hollywood nun den asiatischen Markt für sich entdeckt. Nicht nur das jetzt die bedeutenden Stars in Hollywood arbeiten, auch Filme mit einem asiatischen Flair bekommen grünes Licht. Cruise/Wagner-Productions sind auf diesen Trend aufgesprungen und präsentieren nicht nur eine asiatische Geschichte, sondern auch noch einen historischen Film. Ganz schön ambitioniert. Aber wie wirkt das nun auf mich?
Nathan Algren (Tom Cruise) ist ein Söldner...zumindest kann man ihn solchen bezeichnen, denn für Geld macht er so ziemlich alles. Seit der Niederschlagung der Indianeraufstände versucht er seine Dämonen im Alkohol auszutreiben. Er nimmt einen Auftrag eines japanischen Geschäftsmannes an, um einen aufständischen Stammesführer in Japan umzubringen und so einen Handelsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und dem Kaiser von Japan zu ermöglichen. Mit einer schlecht ausgebildeten Truppe des Kaisers unterliegt Algren den angreifenden Samurai und wird von ihnen gefangengenommen. Das er nicht umgebracht wird verdankt er dem Umstand, daß er einen den Schwager des anführenden Samurai Katsumoto (Ken Watanabe) im Kampf tötet. Gefangen und durch den einbrechenden Winter im Dorf der restlichen Samurai gefangen ist er zum einen Anschauungsobjekt von Katsumoto, der seinen Feind kennenlernen will, und zum anderen lernt Algren die ihm fremde Lebensweise der Samurai kennen.
In gewisser Weise habe ich das Gefühl, daß dieser Film dreizehn Jahre zu spät kommt. Die Geschichte eines Mannes, der eine ihm völlig fremde Kultur kennenlernt und sich in diese Gesellschaft einfügt, wurde bereits eindrucksvoll als Western in DANCES WITH WOLVES erzählt. Und dort gelang das meiner Meinung nach auf treffender.
Der betont neugierige Blick des Westens auf die japanische Kultur mag vielleicht ehrlich und respektvoll erscheinen, aber er bleibt doch immer eine westliche Sichtweise der Dinge vor Ort. Die Kamera fängt die Samurai als fleißiges Volk ein, immer freundlich, wortkarg, in ihren Traditionen aufgehend. Der Blick bleibt aber meist zu oberflächlich. Nicht nur das, er wirkt am Ende richtig aufgesetzt. Wie mit einem Zuckerguß versehen. Die Schlacht ist verloren, der Kaiser an die Tradition der Samuria erinnert und der "Held" kehrt zurück in das Dorf zur Witwe des von ihm getöteten Mannes. So stellt es sich zumindest die Figur des Erzählers Simon Graham (Timothy Spall) vor.
Was bleibt am Ende übrig für mich? Einen ganz passablen Unterhaltungsfilm mit einem großen Star gesehen zu haben, dem wieder einmal alle anderen zu dienen haben. Wer ist der letzte Samurai? Falsch, nicht Katsumoto wie ich erst gedacht habe, sondern Nathan Algren. Hach, wie schön. Und Tony Goldwyn wird seinem Ruf als Nemesis nach GHOST wohl nie wieder los werden.
Der Film möchte ein GLADIATOR und ein SHICHININ NO SAMURAI zugleich sein, aber verliert sich nach einem guten Anfang im Niemandsland der Blockbuster-Produktionen. Der Versuch etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen, ehrt bei so manchem Ärgernis nur bedingt.
Ach, ja bevor ich es vergesse. Herzlichen Glückwunsch zum 42. Geburtstag Mr. Cruise.
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#468
Geschrieben 05. Juli 2004, 17:40
Regie: Kinji Fukasaku
"Graveyard of Honor" ist der zweite Film, den ich von Fukasaku san nach seinem letzten Film BATORU ROWAIARU gesehen habe. Die DVD viel mir ja schon vergangenen Samstag ins Auge, aber da standen erst noch andere Titel auf meiner Liste. Aber heute habe ich mir die Scheibe direkt mitgenommen und bin völlig wertfrei an den Streifen herangegangen.
Der zweite Weltkrieg ist gerade einmal ein Jahr vorüber und Tokio wird von einem offenen Krieg vieler Yakuza-Banden heimgesucht. Verkompliziert wird das Ganze noch durch die Anwesenheit der amerikanischen Besatzungsstreitmacht. Der Film dreht um die Figur des Aufsteigers Ishikawa (Tetsuya Watari), der keine Gelegenheiten auslässt seiner Yakuza-Familie Ärger zu bereiten. Er legt sich nicht nur ständig mit der direkten Konkurrenz aus dem Stadtteil Shinjuku an, was ihm prompt 18 Monaten Zuchthaus einbringt, sondern greift nach seiner Entlassung aus Geltungsdrang auch noch seinen eigenen Paten an. Ein schweres Vergehen in Gangsterkreisen, was ihn vogelfrei unter den Yakuza macht. Für diesen Angriff bekommt er nicht nur 10 Jahre Zuchthaus sondern auch eine Verbannung aus der Unterwelt aufgebrummt.
Es ist mir völlig egal was für einen Status der Film im Yakuza-Genre genießen mag. Ich kenne diesen Status nicht und das macht es mir ziemlich einfach mich nicht so sehr davon einnehmen zu lassen. Etwas mehr als neunzig Minuten läuft das Ganze und verursacht mir nach dreißig Minuten schon Kopfpinne. Gewalttätigkeit an allen Ecken und Enden ist ja schön und gut, aber die Beziehung zwischen Ishikawa und der Geisha Chieko (Yumi Tagikawa) ist ein richtiges Ärgernis. Immer auf der Flucht sucht er erst zufällig Unterschlupf bei ihr. Sie ist völlig veränstigt, woraufhin er sie vergewaltigt. Später ist er schwer verwundet und wohin flüchtet er sich? Richtig, zu Chieko. Wie der Status der Frauen in Japan es wohl ubedingt erfordert, versteckt sie ihn bei sich und pflegt ihn gesund. Super!
Der Film mag sicherlich in seiner irrsinnigen Kameraarbeit ein tolles Erlebnis sein (wie hier das Bild von links nach rechts in Schräglage bei Actionszenen gezwängt wird ist schon beeindruckend), aber das alles ist so sinnlos, wenn die Geschichte keinen Sinn ergeben will. Wieso will der Ishikawa nur eine eigene Familie gründen? Wieso frisst er die Gebeine seiner inzwischen an Tuberkolose verstorbenen und eingeäscherten Frau Chieko (ja, der "arme Tropf" hat sie kurz vor ihrem Selbstmord geheiratet)? Wieso überlebt Ishikawa den Angriff auf dem Friedhof? Und wieso gibt es diesen unsinnigen Epilog, der ihn sechs Jahre später vom Dach des Zuchthaus springend zeigt?
Fragen über Fragen, deren Antworten mich bis auf die Szene mit der Asche seiner Frau nicht wirklich interessieren. Tetsuya Watari benimmt sich wie ein Toshiro Mifune auf Sparflamme und die Kameraarbeit hätte ruhig durchgängig in Schwarz/Weiß sein können.
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#469
Geschrieben 06. Juli 2004, 14:49
Regie: Takashi Miike
Mein zweiter Miikie-Film nach OODISHON und ein doch recht freies Remake von Kinji Fukasakus JINGI NO HAKABA. Frei in der Gestaltung der Charaktere und der Verlegung der Filmhandlung in eine zeitnahe Ära.
Im Gegensatz zum Fukasaku-Film setzt sich Miike meiner Meinung nach ambivalenter mit dem Yakuza-Genre auseinander. Rikuo Ishimatsu (Goro Kishitani) rettet in jungen Jahren einem Yakuza-Boss das Leben und steigt rasch die Karrieleiter im Syndikat auf. Im Gegensatz zu Ishikawa habe ich bei Ishimatsu das Gefühl, daß er sein Leben permanent auf der Überholspur lebt. Alles ist für ihn eine Herausforderung. Sich direkt mit einem hohen Mitglied eines anderen Syndikats anzulegen ist für ihn ebenfalls kein Problem. Das er daraufhin fünf Jahre Gefängnis ohne mit der Wimpern zu zucken absitzt, schafft ihm ordentlichen Respekt bei seinen Leuten ein.
Das er es sich dennoch mit seinem Boss Sawada verscherzt, ist eine der willkommenen Neuerungen dieser Neuverfilmung. Er möchte sich von seinem Boss Geld leihen um seine Frau Chieko (Narimi Arimori), aus einem Club im Vergnügungsviertel in Tokio freizukaufen. Erst rastet er aus, weil ihm die Gefolgsleute des Bosses einen falschen Aufenthaltsort nennen und später schießt er seinen Boss an, als dieser ihm das Geld geben will. Ishimatsu glaubt, daß er einen Pistole hervorholen wollte. Nun sucht Ishimatsu bei seinem ehemaligen Knastkollegen Narimura Unterschlupf. Nun spitzt sich die ohnehin schon angespannte Situation zwischen den Syndikaten immer weiter zu.
Während mit Tesuja Watari im Verlauf der Filmhandlung des Originalfilms immer mehr auf die Nerven fiel, was ich zu einem nicht gerade kleinen Teil auf das bescheuerte Drehbuch schiebe, gibt Goro Kishitani hier ein nuancenreiche Galavorstellung an Gesichtsausdrücken. Sehr detailreich mit einer Anzahl beeindruckenden Einfälle weiß diese Geschichte um Schuld, Sühne und Rache mich sehr mitzureissen. Miike verzichtet klugerweise darauf den Film mit Texttafeln zu versehen, die den Film in ein zeitliches Schema pressen. Das macht vor allem die Schlußszene, die auch am Anfang des Filmes steht, so beeindruckend und eher nachvollziehbar, als die Szene im Original.
Und der Satz "Was für ein Spaß. Dreißig Jahre Hölle auf Erden!" ist hier viel treffender.
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#470
Geschrieben 08. Juli 2004, 21:27
Regie: William Wyler
Dreieinhalb quälend lange Stunden nach dem Motto "Leben, Lieben und Leiden in 65mm" im alten Judäa. Der Film zeigt doch recht eindrucksvoll, wie die Zeit manchmal nicht wie im Fluge vergehen will. Warum ich mir das wieder einmal angetan habe?
Was mir aber gefallen hat, daß William Wyler ein Regisseur ist, der sich Nahaufnahmen immer für den Höhepunkt einer Szene aufbewahrt und damit eine hervorragende Wirkung erzielt. Das fällt ganz besonders in der Konfrontation zwischen Judah (Charlton Heston) und seinem einstigen Freund Messala (Stephen Boyd) auf, als dieser ihn vor die Wahl stellt ob er für oder gegen ihn ist.
Von all den Monumentalschinken ist mir dieser, trotz des minutenlangen Rumschmachtens zu betörenster Geigenmusik immer noch am liebsten, denn er enthält zumindest zwei hervorragende Filmsequenzen, die erstens durch ihre Umsetzung und Montage, und zweitens mit Filmmusik und Geräuschen eine enorme Sogwirkung bei mir erzeugen.
Die erste ist der Test der Galleerensklaven von Quintus Arius (Jack Hawkins). Gerade auf dem Flaggschiff angekommen, lässt er die Sklaven von normaler, doppelter, Angriffs- und Rammgeschwindigkeit schneller rudern. Mit dem unterstützenden Musikstück von Miklos Rosza, dem Hämmern des Taktschlägers, den Peitschen der Aufseher und dem Keuchen der Sklaven gewinnt die Szene mit dem ersten Ruderschlag sofort an Aufmerksamkeit.
Die zweite Szene ist natürlich das berühmte Wagenrennen in Antiochia, bei dem Judah Ben-Hur gegen seinen Erzfeind Messala und einige andere Pferdegespänne antritt. Hier beeindruckt mich neben den sensationellen Aufnahmen mehr die unerschrockene Kaltschnäuzigkeit von Drehteam, Darstellern und Stuntmen mit der diese außergewöhnliche Sequenz aufgenommen wurde. An so etwas würde sich heute niemand mehr heranwagen.
Da die Kamera immer weit weg von den Akteuren ist haben die viel Gelegenheit mit dem ganzen Körper zu schauspielern. Wohl mit ein Grund, daß man da eher hängenbleibt als an einer endlosen Anzahl von Nahaufnahmen, die immer die Unfähigkeit der Akteure vertuschen wollen.
Ein ziemlich blutiger Film sogar, wie ich immer wieder überrascht feststellen muß. Als Judah in der sinkenden Galleere die Ablösung aus ihrem Bodenverlies befreit, fehlt dem ersten Befreiten die linke Hand.
Eine absolute Überraschung war für mich heute die Szene mit dem Blinden, der ein Almosen möchte. Nachdem er hört, daß Judah mit seiner leprakranken Mutter und Schwester vor ihm steht, schüttelt er kurz seinen Becher, in dem Judah eine Geldmünze getan hat und kippt ihn dann aus. Das ist mir erst jetzt richtig aufgefallen.
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#471
Geschrieben 09. Juli 2004, 13:27
Regie: Mario Bava
Mario Bavas "Planet der Vampire" ist ein Sammelsurium der charmantesten Peinlichkeiten. Aber gerade diese Peinlichkeiten sind so enorm übertrieben, daß sie schon wieder liebenswert sind. Peinlich ist der Linolyumfußboden des Raumschiffs, der sich verdächtig wellt wenn man darüber läuft. Peinlich sind viele der Dialogzeilen, welche die zum Teil fehlbesetzten und sichtlich überforderten Schauspieler aufsagen müssen. Aber es gibt auch viele Dinge, die mich bei der Stange halten können, ja mich sogar verliebt und belustigt das Treiben auf dem Bildschirm beobachten lassen.
Die beiden Raumschiffe Galliot und Argos werden von der Gravitation des Planeten Aura zur Landung gezwungen. Während Captain Markary (Barry Sullivan) als einziges Besatzungsmitglied der Argos bei der erzwungenen Landung nicht in Bewusstlosigkeit versinkt und seine Mannschaft wieder auf Vordermann bringen kann, ist von der Galliot nichts mehr zu hören. Eine fremde Macht bemächtigt sich der Körper der Raumfahrer wenn diese entweder bewußtlos, schlafend oder sogar tot sind. Während immer mehr Besatzungsmitglieder der unheimlichen Macht zum Opfer fallen ist an eine gesicherte Rückkehr zur Erde nicht zu denken, ehe das Raumschiff nicht repariert worden ist.
Der Film ist Low Budget der ersten Güte, aber mit Mario Bava auf dem Regiestuhl, hinter der Kamera das Licht ausrichtend und mit dem Füllfederhalter über dem Skript bleibe ich gerne sitzen. Auch wenn einige der Modellaufnahmen mit den zusammenkopierten Aufnahmen der Darsteller so gar nicht maßstabsgetreu wirken wollen. Es ist diese wunderbare Atmosphäre aus dem vielschichtigen Licht- und Farbenspiel, zusammen mit einer enormen Portion an Trockeneisnebel und einer kargen Felslandschaft, die mich immer mehr und mehr gefangen nimmt.
Wie bemerkte Dan O'Bannon, einer der Drehbuchautoren von ALIEN, doch einmal: "Wir haben überall geklaut wo es nur ging." Ganz besonders hat man wohl hier geklaut, denn viele Einzelheiten der Story finden sich in dem vierzehn Jahre später entstandenen Horrorfilm von Ridley Scott wieder. Eine Funknachricht lockt die Menschen erst an den Planeten heran, dann untersuchen zwei Raumfahrer ein außerirdisches Raumschiff (die beiden offensichtlichsten Parallelen) und versuchen dann verzweifelt, den unbekannten Feind zu bekämpfen. Der Schluß ist übrigens genauso herrlich schockierend und fies, wie das Make-up der von der unheimlichen Macht beeinflußten Raumfahrer.
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#472
Geschrieben 11. Juli 2004, 17:42
Regie: Bob Clark
Laut dem Cover der Blue-Underground-DVD nimmt dieser Film für sich in Anspruch, als einer der ersten mit Vietnam-Trauma umgegangen zu sein. Ziemlich anspruchsvolle Vorschußlorbeeren, die der Film leider nicht ganz einzulösen vermag. Denn er ist nichts Halbes und auch nichts Ganzes.
Charles und Christine Brooks (John Marley u. Lynn Carlin) haben nur noch wenig Anlaß zur Freude, seitdem ihr sein Andy (Richard Backus) seinen Dienst als Soldat in Vietnam versieht. Als sie die Nachricht von seinem Tod erhalten sind sie völlig am Boden zerstört, doch eines Abends steht Andy, zur völlig Überraschung, lebend vor ihnen. Doch an Andys Verhalten wird sehr schnell deutlich, daß ihn seine Zeit im Einsatz sehr mitgenommen hat.
Ds Problem, welches mir im Nachhinein richtig bewusst geworden ist, an einer vorurteilsfreien Rezeption des Films liegt bei mir darin, daß ich den grundlegenden Plot des Films schon kannte. Ich habe irgendetwas anderes erwartet, was mir der Film nicht gegeben hat und wohl auch nicht imstande war abzuliefern. Die ersten dreißig Minuten sind durchaus fesselnd, weil sie den familieren Umgang untereinander darstellen. Nach dem Motto: "Wie kommen die Eltern und auch Andys Schwester Cathy mit dem Heimgekehrten zurecht?" Die Szene am Wohnzimmertisch wo alle vier für einen kurzen Moment lachen, wird durch den kalten Gesichtsausdruck Andys sehr effektvoll beendet. Dann allerdings begibt sich der Film in seinen Horrorplot, der in seiner unspektakulären Herangehensweise sich sehr schnell als zäh wie Brei herausstellt. Andy ist nämlich sehr wohl in Vietnam umgekommen und muß nun, um eine halbwegs gesunde Gesichtsfarbe zu behalten, seinen Mordopfern Blut abzapfen und sich dieses selber injizieren.
In welcher Weise geht der Streifen nun an das Vietnam-Trauma heran? Reichlich unzureichend und wenn, dann niemals direkt. Eigentlich hätte Andy aus irgendeinem Krieg untot zurück kehren können. Das hätte keinen direkten oder gar indirekten Bezug auf seinen Inhalt nehmen können. Man lauscht allerdings zweimal kurzen Augenblicken von Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg (der Betrunkene im Diner) und dem Koreakrieg (der Postbote der Familie Brooks) hinterher.
Andys Vater Charles sieht sich der direkten Konfrontation mit seinem Sohn nicht mehr in der Lage, irgendetwas von sich selbst in ihm zu entdecken, während Mutter Christine sich immer wieder schützend vor Andy stellt und erst am Ende den schmerzlichen Verlust erkennen muß.
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#473
Geschrieben 12. Juli 2004, 20:53
Regie: Roy Ward Baker
Dieser Film, der fünfte aus der DRACULA-Filmreihe der britischen Hammer-Studios, gilt bei Fans und Kritikern gleichermaßen als schlechtester Beitrag der Reihe. Der Grund liegt zum einen darin, daß dieser Film völlig gegensätzlichen Erwartungen folgt und mit dem Stoff von Bram Stoker ziemlich eigenwillig umgeht. Wenn man allerdings auf die früheren Teile blickt, sind die Herren Produzenten und Drehbuchautoren auch nicht gerade zimperlich mit der Romanvorlage umgegangen. Außerdem wurde fast alle der Filmfiguren mit recht eindrucksvollen Charakteristika ausgestattet und der Trend zu einem erwachseneren Publikum sollte mit diesem Film vollzogen werden.
Die eigentliche Story ist wieder mal das Altbekannte, nämlich die nicht sehr variantreiche Geschichte von einem Pärchen, Simon und Sarah, daß Paul, den Bruder Simons, in Draculas Schloß sucht. Wie er da hingekommen ist, ist schon eine amüsante Geschichte für sich selbst. Simon ist ein ziemlicher Frauenheld und hat sich mit der Tochter des Bürgermeisters eingelassen. Als er vor den Bediensteten des Bürgermeisters flüchtet, springt er aus dem Fenster durch das Dach einer Kutsche. Die Pferde gehen durch und Simon kann so einer ziemlich unangenehmen Situation vorerst entkommen. Er landet dann in einem kleinen Dorf, wo er nach einer weiteren schwerenöterischen Episode mit einer Wirthausbediensteten wieder an die frische Luft gesetzt wird. Bald darauf findet er sich in Draculas Schloß wieder, wo er sichtlich irritiert, die eigenartige Gastfreundschaft Graf Draculas (Christopher Lee) annimmt.
Das ist nur eine von den recht unterhaltsamen Details, die diesen ziemlich blutigen Vampirfilm auszuzeichnen. Hilfe findet das junge Pärchen zunächst überhaupt nicht. Die männlichen Bewohner des Dorfes sind nach einem Massaker an ihren Familien zu ungehobelten Feiglingen geworden und auch der Dorfpriester weiß keinen anderen Rat, als um die Gnade Gottes zu beten. Unverhoffte Hilfe erhalten die zwei durch Draculas Diener Klove (Patrick Throughton), der sich in ein Porträtfoto von Sarah verliebt. Das weckt den Rebellen in ihn und bringt einen überraschenden Hang zum Sadismus seines Herrn und Meisters ans "Tageslicht".
Auch wenn ich allenthalben über die schlechte Qualität des Films gelesen habe, kann ich doch sagen, daß mir der Film an sich sehr gefallen hat. Denn gerade dieses Spiel mit der Romanvorlage hebt den Film aus seinen Vorgängern und Nachfolgern heraus, die sich immer in irgend einer Art und Weise bemüht haben, eine werkgetreue Verfilmung sein zu wollen. Wohl auch aus diesem Grund, wird der Film von Christopher Lee und den Hammer-Fans verachtet. Die können mit all den zerhackten Gesichtern, den blutbespritzten Dekolteés und Graf Draculas eigenwilligen Waffenarsenal (Dolch und Säbel) nichts anfangen. Ich fand es trotz einiger Längen in der ersten Hälfte sehr unterhaltsam. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund habe ich jeden Moment erwartet, daß der Dorfpriester wie in Peter Jacksons BRAINDEAD, mit Kung-Fu-Attacken gegen die lächerlich anzuschauenden Fledermäuse kämpft. Ist aber nicht passiert.
Die Nahaufnahmen von Christopher Lees roten Augen sind absolut toll, James Bernards Filmmusik sehr mitreißend und der Filmtod von Dracula äußerst spektakulär. In den Vereinigten Staaten lief der Film als Double Feature zusammen mit dem ähnlich negativ aufgenommenen HORROR OF FRANKENSTEIN.
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#474
Geschrieben 13. Juli 2004, 19:56
Regie: Sam Raimi
Holla, was ist denn mit der Leinwand los? Nicht nur das sie sich verkleinert, sie wird an den Seiten breiter. Die erste Veränderung noch bevor überhaupt die Strahle-Frau zu sehen ist. Der Vorspann ist auch eine kleine Überraschung, denn er hält nocheinmal in sehr schönen Zeichnungen, die Schlüsselmomente aus dem ersten Film parat und bindet diese sehr geschickt in die netzartigen Grafiken ein. Mit der Musik von Danny Elfman ist dann auch noch für Kontinuität gesorgt und ich fühle mich schon ziemlich wohl...
Peter Parker (Tobey Maguire) hat es schwer alles unter einen Hut zu bringen. Fotograf bei einer großen New Yorker Zeitung, Student an einer angesehen Universität, einen Job als Pizzalieferant. Seiner Tante May (Rosemary Harris) droht die Zwangsräumung und seine heimliche Liebe zu Mary Jane (Kirsten Dunst), will er auch nicht eingestehen. Ach, übrigens muß er auch noch an jeder Straßenecke seiner Verpflichtung als der Wandkrabbler Spider-Man hinterhergehen. Kein Wunder, daß ihm da irgendwann die Kräfte schwinden und er seiner Bestimmung ein Held zu sein nicht mehr nachkommen will, gäbe es da nicht seinen Freund Harry Osborn (James Franco), Sohn des getöteten Grünen Kobolds, der geschworen hat seinen Vater zu rächen und den genialen Wissenschaftler Otto Octavius (Alfred Molina), der durch einen Unfall mit vier metallenen Armen verwachsen ist, die ihn fortan beherrschen.
Zwei Jahre nach SPIDER-MAN also die schon zu erwartende Fortsetzung. Die hatte ja schon einiges in Sachen charakterstarker Zeichnung vorgelegt. Deshalb war ich bis vor einigen Tagen auch ziemlich skeptisch ob die Fortsetzung da noch mithalten kann, denn Drehbuchautor David Koepp war nämlich nicht mehr mit von der Partie. Aber alle Befürchtungen kann ich von meiner Warte aus, wie eine schlechte Erinnerung, einfach wegwischen. Allenthalben war von mehr Action und mehr Spezialeffekten zu lesen, aber mir viel das überhaupt nicht auf. Man verbringt deutlich mehr Zeit mit dem arg gebeutelten Superhelden, hier immer mehr wider Willen, als einem lieb sein kann. Manchmal war ich schon fast enttäuscht, daß nun eine Actionszene folgen muß. Viel lieber hätte ich noch Zeit mit dem zweifelnden Peter Parker verbracht, der im Traum seinen Onkel Ben die Hand ausschlägt, aber später von seiner Tante May im Hinterhof ihres Hauses wieder auf den richtigen Pfad gebracht wird. Wie sagt sie noch so schön: "Die Menschen brauchen Helden."
Und das bekommt der Wandkrabbler in einer sehr schönen Szene zu spüren. Man befürchtet ja eigentlich schon, daß J. J. Jameson (J. K. Simmons), der Herausgeber des Daily Bugle, recht mit seiner Hetzkampagne gegen Spider-Man und mit seiner hohen Zeitungsauflage, den Menschen aus der Seele spricht. Doch als Spider-Man im Kampf mit Doc Ock einen fürherlosen Zug stoppt und durch die Anstrengung in Ohnmacht fällt, sind es die geretteteten Menschen, die sich zwischen ihm und Doc Ock stellen. Es ist natürlich keine Mühe für Doc Ock die Leute zur Seite zu schieben, aber diese Szene hat eine wundervolle Symbolkraft.
Die von Howie Munson hier geäußerte "Solidaritätsgehabe". In der von mir oben angeführten Szene sind sie solidarisch, aber das was Howie wohl meint ist Patriotismus. Und der ist im Film überhaupt nicht zu finden. Aber warum genießt der Film denn nun einen so unerhörten großzügigen Ruf? Es ist verdammt nochmal ein Film über einen jugendlichen Superhelden, der sich mit alltäglichen Problemen herumzuschlagen hat. Und das spielt in New York, wie übrigens auch die Comicreihe. Sich deshalb an ein paar sternenübersäten Bannern aufzuhängen finde ich doch irgendwo kleinkariert.
"Die Menschen brauchen Helden." Das nach den Anschlägen vom 11. September dann ein solcher Held endlich auftritt, beflügelt die Menschen, spricht ihre innersten Wünsche an. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt, war der Film deshalb ein großer Erfolg.
Der dritte Film um "die Spinne" ist schon für 2007 angekündigt. Da allen wichtigen Beteiligten schon unterschrieben haben, braucht es nun also nur noch ein vernünftiges Skript. Dann dürfte eigentlich nichts schiefgehen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#475
Geschrieben 15. Juli 2004, 21:50
Regie: Terry Gilliam
Terry Gilliam ist ja immer ein Garant für die abstrusesten Einfälle und Situationen, die weit jenseits eines Massengeschmacks liegen und immer einen garstigen Kommentar auf die moderne Gesellschaft abgeben. Da ist diese große Fabel über den kleinen Kevin (Craig Warnock), der sich einer Bande von sechs zeitreisenden Zwergen mehr oder weniger freiwillig anschließt, eine weitere Episode über Gilliams obsessiven Kampf gegen oben genannte Mächte. Wie schon bei LIFE OF BRIAN ging auch hier ohne George Harrisons Produktionsfirma Hand Made Films wohl wieder mal fast gar nichts. Und auch hier zaubert der gute Terry mit bescheidensten Mitteln eine effekt- und einfallsreiche Geschichte.
Das sich der fantasiereiche und für Zeitgeschichte interessierende Kevin den Zwergen anschließt ist schon fast verständlich bei diesen Eltern. Die verbringen ihre Abende am liebsten damit, sich agressive Spielshows im Abendprogramm anzuschauen und diskutieren über die neueste Ausstattung an Küchengeräten. "Ganz schnell weg!" will man da herausrufen. Und auf geht es in ein irrwitziges Abenteuer durch die Jahrhunderte. Man landet bei Napoleon (genervt: Ian Holm), der über Minderwertigkeitskomplexe wegen seiner geringen Körpergröße leidet, trifft auch den steifärschigen Robin Hood (köstlich: John Cleese) und König Agamemmnon (amüsiert: Sean Connery), der in Kevin seinen Thronfolger gefunden zu haben scheint. Alles potentielle Opfer der Zwerge, die mit einer geheimnisvollen Karte, die sie ihrem Boss geklaut haben, umherziehen und durch Löcher in der Zeitgeschichte reisen, um so möglichst straffrei andere auszurauben. Allerdings werden sie vom Evil Genius (schräg: David Warner) beobachtet, der mit Hilfe der Karte endlich aus seinem Gefängnis, der Festung der Ewigen Finsternis, ausbrechen könnte und die gesamte Welt mit allerlei technischem Firlefanz überschwemmen würde, den die Leute sowieso nicht brauchen.
Hat Gilliam als eine Hälfte des Regisseurduos bei MONTY PYTHON AND THE HOLY GRAIL und das erste Mal alleine bei JABBERWOCKY noch fleißig geübt, so spielt er hier gekonnt seine Stärken aus. In den skurrilsten Szenerien eine höchstes Maß an Witz und Einfallsreichtum zu transportieren und dabei das vorbestimmte Ziel nicht aus den Augen verlieren. Der Film legt ein ziemlich hohes Tempo vor, was es schwer macht alle Details aufeinmal aufnehmen zu können. Siebenmal oder achtmal habe ich den Streifen nun schon gesehen und kann immer noch etwas entdecken, was mir vorher nicht so aufgefallen ist. Seien es die herabhängenden Extremitäten im Schiff des Kannibalenehepaares oder ganz offensichtlich von ALIEN inspirierte Helm, den David Warner trägt.
Fühle ich mich nach manchem Film von Terry Gilliam wie durch einen Fleischwolf gedreht und völlig aus der Puste, kommt mir nach diesem Filmchen immer ein Verlangen nach "mehr" auf.
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#476
Geschrieben 17. Juli 2004, 20:43
Regie: James Mangold
"Deutsche Komödie über 'nen Typen, der das Liegen lernen soll...?!? Hau mal ab mit dem Scheiß, wir wollen 'nen fetten Reißer sehen!!!"
So knallhart überstimmt, widme ich diesen Tagebucheintrag den holden Kollegium des heuten anwesenden Besuchs in der Tornhill'schen Kemenate (sorry Kunkulum).
Während am heutigen Tage in den Nachrichten von schlimmen Waldbränden im Westen der USA berichtet wurde (genaugenommen in der Nähe von Carson City, der Hauptstadt des Bundesstaates Nevada), schüttet es im Film wolkenbruchartig die ganze Nacht hindurch. Das zwingt eine ziemlich illustre Gesellschaft von Personen dazu, eine Nacht in einem Motel an irgendeiner abseits gelegenen Landstraße zu verbringen. Wie James Mangold diese Gesellschaft in den ersten zwanzig Minuten mit diversen Parralelmontagen und Flashbacks einführt und so den Ausgangspunkt dieses Thrillers markiert ist so ziemlich das originellste an dem Film, der sich bald auf ein stinknormales Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip beschränkt. Denn eine der Personen hat es darauf abgesehen, daß niemand lebend diesen Ort, vor allen Dingen, diese Nacht überlebt. Oh, um dem Film zugute zu halten hat er noch etwas originelles zu bieten. Eine recht beeindruckende Zahl von Darstellern (John Cusack, Ray Liotta, Pruitt Taylor Vince, Jake Busey etc.), die man schon seit gut zwanzig Jahren aus dem ein oder anderen Film kennt. Einige haben auch schon gemeinsam in einigen Filmen agiert.
Wenn sich der Film nur darauf beschränken würde, nichts anderes als ein stinknormaler Thriller zu sein wäre ich ja noch zufrieden, aber gerade mit dem Handicaps des Täters, komme ich mir letzten Endes doch ziemlich verarscht vor. Ist man anfangs dazu geneigt das Gezeigte in Frage zu stellen, muß der dramaturgische Einschub mit der richterlichen Anhörung unbedingt am Ende des Films noch in einer viel zu glatt eingeschobenen Auflösung ad absurdum geführt werden. Man baut schon im Vorspann mühsam eine Vergangenheit des Täters auf, die man mit der gesamten Filmhandlung dann mühsamst demontiert. Nicht mit mir...!
Aber man kann nun von einem Typen wie James Mangold, sieht man sich sein Gesamtwerk als Regisseur einmal genauer an, einen cleveren Umgang mit so einem Sujet, daß nur auf unmittelbare Schocks aus ist, nun einmal nicht erwarten.
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#477
Geschrieben 18. Juli 2004, 16:48
Regie: Michael Bay
Bah, mir dröhnt der Schädel. Nicht weil der Film so schlecht ist, sondern weil er meine Aufnahmefähigkeit was Schnittorgien, Kamerafahrten, Rumgeblödel von zwei schwerbewaffneten Niggern, Miami im blendensten Sonnenschein, herumfliegenden Autos, gefüllten Leichensäcken im Straßenverkehr, muskelbepackten Cops, wild um sich ballernden Kubanern, Haitianern, Russen und was weiß ich nicht noch alles nach knapp einhundertundzehn Minuten übersteigt. Und der Film läuft dann noch eine halbe Stunde...
Hängt wohl damit zusammen, daß Michael Bays rasanter Stil in seinen starken Momenten nun auf visuelle Reize aus ist und so seine Geschichte erzählt. Dazwischen gibt es die ein oder andere bemüht lustige Szene, die irgendwie das ganze Tohuwabohu zusammenzuhalten versucht, aber mich dann doch irgendwo anödet. Die Filmlogik verabschiedet sich schon nach den ersten drei Minuten, aber es macht Spaß Michael Bay beim Rumspinnen zu zuschauen. Da fliegen die Pistolenkugeln aus Mike Lowrys Kanone, durch eine Horde von gefüllten Wassergläsern, durch Marcus' Arsch und schließlich im Hals eines Ku-Klux-Klan-Gangsters.
Wie sagt man doch so schön: "Style over substance". Passt hier wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge. Es ist aber auch recht faszinierend, wie Bay mit Lichtgeschwindigkeit in nur einer Szene die Stimmung wie auf einer Waage aus dem Gleichgewicht bringen kann. Eben noch tanzt mann mit ein paar halbnackten Mädels in einem Club und im nächsten Augenblick landet ein Opfer von Ecstasy-Konsum auf der Straße. Oder wenn Will Smith beherzt nach den Ecstasy-Päckchen in den Körpern der Leichen sucht. Euphorie und Ernüchterung sind manchmal so dicht beieinander.
Wenn ich mir Oskars Filmtagebucheintrag näher auf mich wirken lassen, ist vor allem der zweite Teil mit dem "großen Schock" auch bei mir zutreffend.
Auf jeden Fall hat mich der Film ein wenig mit Michael Bay versöhnt. So sehr, daß ich mich auch noch mal an THE ROCK und ARMAGEDDON heranwagen werde. Aber nur in wohldosierten Abständen.
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#478
Geschrieben 18. Juli 2004, 20:40
Regie: Hendrik Handloegten
LOL...ich wollte gerade mit einem völlig anderen Satz diesen Tagebucheintrag beginnen, da fällt mir die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen. Aber dazu mehr am Ende des Eintrags.
Helmut ist gerade mal Anfang 30, aber schon befindet er sich am sprichwörtlichen Scheideweg. Früher waren es die Midlife-Crisis der Männer um die Vierzig, die mich zum Lachen brachten...heute eben die kleinen Probleme der Männer um die Vierzig. Ob es vielleicht etwas damit zu tun hat, daß ich in einem halben Jahr auch die Große 3 vorne dranstehen habe? Egal...Helmut blickt zurück auf seine Frauengeschichten. Wir steigen im Jahr 1982 ein. In Teeniejahren verliebt er sich ziemlich heftig und ziemlich ehrlich in Britta, die Schulsprecherin. Mir gefällt ja die Szene als er nach dem ersten Kuß mit seinem Fahrrad nach Hause fährt und die leichte Brise in den Bäumen seinen Gefühlen Flügel verleiht. Ich war bei meinem ersten Kuß vierzehn Jahre alt und es hat an dem betreffenden Tag ziemlich stark geregnet (es war übrigens die zweite, kürzere Pause in der Schule). Ich hatte mich mit Silke auf einem Spielplatz zurückgezogen (ja, wir haben unerlaubt den Schulhof verlasssen) und wir wollten uns in einem dieser kleinen bunten Holzhäuschen unterstellen und den Schauer abwarten. Irgendwie haben wir uns dann umarmt und unsere Lippen trafen sich zufällig. Wir standen glaube ich noch fünf Minuten nach der Pausenklingel umschlungen unter dem Häuschen. Der Regen hörte einfach nicht auf und so kamen wir natürlich viel zu spät zu der letzten Doppelstunde (welches Fach das war, weiß ich überhaupt nicht mehr). Als wir zurückliefen habe ich mich trotz der Nässe glaube ich genauso gefühlt wie Helmut.
Tja, genauso wie im Film wurde auch aus dieser Liebelei nichts (über die Stufe des Petting kamen wir nicht hinaus). So exzessiv mit anderen Frauen habe ich nun nicht gerade rumgevögelt (Helmuts Definiton von "Ficken und Liebemachen" find ich ziemlich lustich ). Irgendwo sehe ich mich wie Helmut im Stadium bevor er seine letzte Freundin und Verlobte Bettina kennenlernt. Die große Liebe wartet irgendwo noch auf mich. Doch genug der beinahe schonungslosen Offenheit, die ich ob meines Eindrucks dieses schönen Filmchens hier beinahe an den Tag gelegt habe.
Der deutsche Film der letzten Jahre kann anscheinend wieder etwas. Nach Tom Tykwers LOLA RENNT habe ich so das Gefühl, daß neben dem alten Gesocks der Achtziger und Neunziger nun endlich die Zeit reif ist kleine Geschichten im großen Format zu präsentieren. Da sticht vor allem X-Filme ziemlich heraus. Die haben einige schöne Filme mitfinanziert, die ich mir noch unbedingt anschauen sollte. Der vor einigen Tagen wieder mal angesehene GOOD BYE, LENIN! war beim zweiten Mal nämlich gar nicht so schlecht, wie ich ihn erst machen wollte.
Nee, also der Film ist auch schon eines schönes Stückchen neues deutsches Kino. Verblüfft, ja beinahe erschrocken bin ich, daß ich den Darstellern, bis auf Florian Lukas' Mücke, ihre Teenierollen durchweg abgenommen habe. Wenn ich in Helmuts Zimmer mit seinen "Was-ist-Was?"-Büchern blicke sehe ich da auch einen Teil von mir.
Und nun zur oben angedeuteten Erkenntnis...Helmut rennt nach der letzten Begegnung mit Britta nach Hause zu seiner schwangeren Verlobten. Im Hintergrund sieht man ein Wahlkampfplakat der SPD aus dem Jahr 1998. Darauf ist Helmut Kohl als Desktopbild abgebildet und nun steht der Wähler vor der Entscheidung, ob er das Programm wirklich beenden will. Na?
Am Ende sind wir dann wohl im Hier und Jetzt angekommen. Vorher haben R.E.M. ihre "Pop Song 89" in den Soundtrack geplärrt, jetzt sing Wir sind Helden eine Hymne für Menschen mit den kleinen Schicksalen, die gerade nochmal die Biege geschafft haben. Was man im Spiegelbild einer Pfütze so alles erkennt.
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#479
Geschrieben 19. Juli 2004, 16:23
Regie: Rob Sitch
Wie schön, daß eine australische Komödie nicht unbedingt über einen Krokodiljäger handeln muß, um wirklich lustig zu sein. Kommt mir das Krokodiljäger zuweilen manchmal arg verkrampft vor, so kann man sich mit diesem kleinen Filmchen, das niemandem weh tut, so richtig entspannen.
Es ist Juli 1969 und die Mondlandung der Apollo-11-Mission steht unmittelbar bevor. Der kleinen australische Stadt Parkes fällt bei diesem Ereignis von Weltbedeutung eine nicht ganz unbedeutende Rolle zu. Denn Parkes hat das größte Radioteleskop der südlichen Hemisphäre und arbeitet höchst offiziell mit der amerikanischen Weltraumbehörde NASA zusammen, um für einen reibungslosen Austausch von Funk- und Telemetriedaten, sowie von Fernsehbildern zu sorgen, wenn das Raumschiff der südlichen Halbkugel der Erde zugewandt ist. Reibungslos verlaufen diese paar Tage natürlich überhaupt nicht, denn sonst hätte man ja keine Komödie. In der Woche des Mondflugs kündigen sich nicht nur der amerikanische Botschafter und der australische Premierminister als Besucher an, was schon für genug Aufregung sorgen würde, nein, auch die Mannschaft des Teleskops, muß sich mit zwei gewaltigen Problemen auseinandersetzen, die den Erfolg der Übertragung gefährden.
Der Film lebt vor allen Dingen von der schrulligen Überzeichnung der Figuren. Wenn man nicht gerade über die Bedeutung der Mission in Amateurphilosophie verfällt, kann man sich nach Herzenslust an den Charakteren erfreuen. Da leidet man dann schonmal mit, wenn der junge Mathematiker der Mannschaft versucht ein hübsches Mädchen für ein Date einzuladen. Man lacht über die ziemlich erfolglosen Versuche des Sicherheitsmannes, der keinen Unbefugten das Betreten des Geländes erlaubt und ständig am Funk hängt. Oder der junge Kadett, der hoffnungslos in die knatschige Tochter des Bürgermeisters verknallt ist.
Die einzigen "ernsthaften" Anker in dieser stürmischen Handlung sind sicherlich Sam Neill und Partick Warburton. Denen wird als einzigen die Chance gegeben, sich nicht zum Affen zu machen. Und der andere Star ist natürlich das Teleskop selbst. Der Film wurde immerhin auf dem Gelände der echten Schüssel gedreht. Das sind dann auch gleichzeitig die schönsten Szenen, dieses kleinen Juwels aus down under.
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#480
Geschrieben 21. Juli 2004, 20:41
Regie: Leni Riefenstahl
Tja, mehr als drei Jahre hat die DVD nun in meiner Vitrine zugebracht. Es wurde mal dringend notwendig, den gesamten Film anzuschauen und nicht nur hier und da einige Ausschnitte in den vergangenen Jahren einzustreuen. Ob und wie weit das jetzt mit den nahenden Spielen in Athen zu tun hat, kann ich nicht sagen. Wie wirken nun 115 Minuten Sportdokumentation in ihrer Rohform, die bewiesenermaßen die heutigen Reportagen von Sportveranstaltungen im Fernsehen beeinflußt haben auf mich? Ziemlich mitreißend kann ich nur sagen.
Vom ausgedehnten Prolog des antiken Olympia mit den (nachgestellten) ersten Athleten und einigen Gymnastikübungen (die Leni hüpft da sogar nackig mit rum), wandert das Olympische Feuer von Griechenland, über Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Österreich, die Tschecheslowakei nach Deutschland ins Olympiastadion von Berlin. Überrascht war ich über den Anteil an doch recht flüssiger Animation, der sich mir hier bot. Die Musik von Herbert Windt schwillt pathetisch und überhöhend mal auf, mal nieder. Einige Bilder sind schon gigantisch. Der letzte Träger der Flamme hält beim Betreten des Stadions kurz inne, bevor er sich über die Sandbahn der Läufer zu den Treppenstufen aufmacht, wo gleich die Flamme brennen wird.
Und da beginnt auch schon der sportliche Teil des Films. Siebzehn Disziplinen werden nun in den nächsten achtzig Minuten nacheinander abgearbeitet. Ich gehe mal davon aus, daß die einzelnen Wettkämpfe mit Ausscheidungen und den jeweiligen Finalen seinerzeit auch über mehrere Tage ausgetragen wurden. Leni Riefenstahl hat sich jedenfalls dazu entschlossen jede Disziplin Stück für Stück abzuhaken.
Auf begleitende Filmmusik wird, bis auf kurzen Auszügen der Nationalhymnen, erst einmal völlig verzichtet, dafür plärrt aber ein mit zunehmender Dramatik immer lauter werdender Reporter, seine Worte in meinen Gehörgang. Bei Disziplinen wie dem Diskus- o. Hammerwerfen beschränkt man sich nur den Athleten zu zeigen. Mit den Kameras war es wohl nicht möglich, die jeweiligen Sportgeräte noch zu erfassen. Das die Kamera manchmal Schwierigkeiten hat die Athleten zu erfassen, zeigt sich vor allem z. B. beim 1500-Meter-Lauf. Ziemlich überraschend und sehr gelungen finde ich den Einsatz von Zeitlupenstudien, die hier und da eingestreut werden. Sehr gefällig ist das beim Weit- bzw. Dreisprung, beim 110-Meter-Hürdenlauf der Männer oder beim Hochsprung zu beobachten. Dann aber erhöht Leni Riefenstahl bei den beiden Staffelläufen augenscheinlich die Geschwindigkeit. So flink können selbst heutigen Athleten nicht über eine Tartanbahn flitzen.
Um eine Live-Atmosphäre zu erschaffen war man sich anscheinend auch nicht zu schade die Schlachtenbummler einzelner Nationen nicht nur visuell einzufangen, sondern das ganze auch als Ton hörbar zu machen. Mich würde einmal interessieren ob diese einzelnen Hochrufe nicht später eingefügt worden sind.
Recht witzig ist der Einsatz von Filmmusik beim Beginn des Speerwerfens. Herbert Windt als Erfinder des "mickey mousings"? Dramatisch und spannend wird die Musik dann beim Marathonlauf.
Gekleckert wurde bei diesem Mammutprojekt fast überhaupt nicht, sondern nur geklotzt. Liest man sich einmal all die Vorbereitungen ansatzweise durch, die für die filmische Dokumentierung getroffen wurden, kann man sich ungefähr vorstellen, daß es wohl kein Zuckerschlecken war.
Das die Spiele von den Nationalsozialisten nur ein politisches Ränkespiel war, ist für meine Meinung über die Umsetzung erst einmal belanglos, aber so ganz will ich sie auch nicht ausklammern. Man sieht Hitler, Goebbels und Göring zwar einige Male, aber mir scheinen sie in kurzen Augenblicken doch ziemlich mitgerissen zu sein. Man beachte einmal, wie Hitler immer aufgeregt über sein rechtes Knie streicht. Was mir eher ziemliches Stirnrunzeln bereitet hat, war diese eine "rassische" Bemerkung beim 800-Meter-Lauf der Männer. Ansonsten ist der Film, abgesehen vom Hakenkreuz, welches die deutsche Flagge ersetzt, frei von "rechten Zeugs".
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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