AUTO FOCUS (USA 2002/ R: Paul Schrader/DVD: CTHE/22.08.04)
Lenny: Sex is not the answer.
Bob Crane: I know that Lenny, it's the question. 'Yes' is the answer.
Im Gegensatz zu Schraders bisherigen Arbeiten (soweit ich sie kenne) haftet diesem Biopic um den Serien- und B-Movie-Star Bob Crane (großartig: Greg Kinnear) eine ungemeine Leichtigkeit an, die erst mit dem langsamen Verlust der Bodenhaftung in Cranes Leben einhergehend mit der vorzüglichen visuellen Gestaltung des Films zu verblassen beginnt.
Sex, Lies & Videotape - Rita Wilson, Greg Kinnear
Schrader beginnt dabei poppig bunt, Mitte der 60er Jahre, Crane bekommt die Rolle in der Serie
"Hogan's Heroes" und steigt damit allmählich zum Fernsehstar auf, das Leben verläuft noch in geregelten Bahnen, es gibt ein paar böse Heftchen in der Garage, man wird ertappt, zur Rede gestellt und - gut religiös wie man nun mal ist - zur "Beichte" geschickt, das war's.
Der langsame Verfall beginnt dann mit Cranes Begegnung mit dem Videotechniker John Carpenter (grandios schmierig: Willem Dafoe); Carpenter verschafft Crane in Form von zahlreichen willigen Damen die Gelegenheiten, die er vorher nicht hatte und ermöglicht ihm seine sexuellen Phantasien auszuleben. Zunächst noch ein ausgefallener Fetisch, wandelt sich deren Spleen, die gemeinsamen Eskapaden auf Video aufzuzeichnen, insbesondere für Crane schließlich zur ausgewachsenen Obsession, die mehr und mehr von ihm und seinem Leben Besitz ergreift und nach dem Verlust von Familie und Starruhm schließlich den Mittelpunkt bildet.
Schmile! - Willem Dafoe
Wie Crane dabei, zunächst noch mehr naiv verhalten auf Carpenters Verlockungen eingehend, letztlich jedes Maß verliert und schließlich scheitert ist zunächst amüsant und schließlich überaus tragisch anzusehen, in jedem Fall aber ungemein facetten- und detailreich inszeniert.
Paul Schraders 14. Regiearbeit ähnelt vom Stil her ein wenig Milos Formans Filmen über Larry Flynt und Andy Kaufman, was einerseits daran liegen mag, dass deren Geschichten etwa die selben Zeitspannen umfassen, andererseits aber auch an der oben erwähnten unterhaltsamen Leichtigkeit, mit der Schrader seine Geschichte zunächst angeht. Zudem verzichtet Schrader ebenso wie auch Forman das getan hat auf jeglichen moralischen Zeigefinger seiner Figur gegenüber - bis zum bitteren Ende...
Bemerkenswert an der DVD ist in diesem Fall die absolut vorbildliche Ausstattung, sage und schreibe 3(!) Audiokommentare, 50 Minuten Doku zum realen Hintergrund und den mysteriösen Umständen um Cranes frühen Tod sowie ein Making Of und entfallene Szenen sprechen da für sich und lassen kaum Wünsche offen - umso bemerkenswerter, da es sich eher um einen "kleinen" Titel aus der Arthaus-Ecke handelt.
Räääspekt@CTHE - DIE merke ich mir vor!!